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Pulsnitzer Wochenblatt Fernsprecher: Nr. 18. Bezirks-Anzeiger und Zeitung. Telegr.-Adr.: Wochenblatt Pulsnitz. Erscheint: Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. Mil „Jllustr. Sonntagsblatt", „Humoristischen: Wochenblatt" und „Für Haus und Herd". — Abonnement: Monatlich 45 Pf., vierteljährlich 1.25 bei freier Zustellung ins Haus, durch die Post bezogen 1.26. Blatt Amts des König!. Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsuitz. Inserate für denselben Tag sind bis vormittags 10 Uhr aufzugeben. Die fünf mal gespaltene Zeile oder deren Raum 12 Pf. Lokalpreis 10 Pf. Reklame 25 Bei Wiederholungen Rabatt Zeitraubender und tabellarischer Satz nach be sonderem Tarif. Erfüllungs-Ort ist Pulsnitz, kitt' itoit umfassend die Ortschaften: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Vollung, Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalde, Ohorn, Obersteina, Nieder 6ltll1S01Ul4 s lll Ulits t steina, Weißbach, Ober-u. Niederlichtenau, Friedersdorf-Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-Dittmannsdorf Druck und Verlag von L. L. Förster's Erben (Inh.: I. M. Mohr.) Expedition: Pulsnitz, Bismarckplatz Nr. 265. Ar. 135. Sonnaöend, den 9. November 1907. vrabtbericdt des Pulsnitzer WockenblaNes. Dresden, 9. November, »/,11 Uhr vorm. Potsdam. Die Kronprinzessin ist heute Vormittag '/-10 Uhr von einem Prinzen ent bunden worden. (W. B.) Das Wichtigste vom Hage. Sachsen verhandelt mit Preußen über den Beitritt zu einer allgemeinen deutschen Güterwagen-Gemein schaft. Tcr Kaiser wohnte gestern auch der Rekrutenvereidi gung in Potsdam bei. Die Zusammenkunft Kaiser Wilhelms mit König Af- fons am 17. November in Windsor-Castle wird völlig privaten Charakter tragen. Ter Unhold, der am 26. Juli d. I. die Mordanschlüge auf Kinder im Nordostcn Berlins verübte, ist in der Person des 22 jährigen Buchdruckers Paul Minow, eines Epileptikers, ermittelt werden. Tie „Nat.-Ztg." fordert vom Justizrat Bernstein eine Ehrenerklärung für den Grafen Moltke und den Fürsten Eulenburg. Staatssekretär Dernburg ist gestern früh 6 Uhr 42 Minuten auf dem Lehrter Bahnhof in Berlin eingetroffen. Tie russische Negierung verfügt in der neuen Duma über eine Dreiviertel-Mehrheit. Auf der Wolga ist Eisgang eingetreten. Eine wichtige Lekre der Lohnbewegung unS Loknkämpke. Die riesig großen Risikos und Interessen der- in dustriellen und gewerblichen Unternehmer haben gegen über den mit großer Macht austretenden Arbeiterverbänden, Gewerkschaften usw. in Lohnstreitigkeiten und Streiks dazu geführt, daß sich auch die Arbeitgeber zu mächtigen Verbänden zusammengeschlossen haben, und die damit zunehmende Einigkeit unter den Unternehmerverbänden hat im Vereine mit den Aussperrungen anmaßender und widerspenstiger Arbeiter dazu geführt, auch den Gewerk- werkschasten und sonstigen Arbeitergenossenschaften die Grenzen ihrer Macht zu zeigen. Und siehe da, es ist da raus der Anfang zu etwas sehr erfreulichem entstanden. Arbeiter wie Arbeitgeber haben die Gemeinsamkeit ihrer Interessen erkannt, und es haben bei Lohnkämpfen doch viele Einigungen stattgefunden. Die Statistik bekundet, daß im Jahre 1906 in 8543 Fällen Forderungen gestellt worden sind. Hier sind die Fälle gemeint, in denen die Arbeiter Forderungen auf Verbesserung der Lohn- und Arbeitsbedingungen an die Unternehmer richteten, sowie auch die Fälle, in denen die Unternehmer Forderungen auf Verbilligung der Arbeitsbedingungen an die Arbeiter stellten. In 110 Fällen wurden die Forderungen zurück, gezogen. Von den verbleibenden 8433 Fällen sanden 4558 oder 54,1 Prozent ihre Erledigung durch erfolg. Weiche Verhandlungen mit den Unternehmern und durch stillschweigende Zugeständnisse seitens der Unternehmer, während es in 3875 oder 45,9 der Fälle zur Arbeitsein stellung oder zur Aussperrung kam. Also über die Hälfte der vorjährigen Lohnbewegungen, wurden auf friedlichem Wege erledigt und zwar in einem den Arbeiten günstigen Sinne. Das scheint uns doch zu beweisen, daß die Ar beitgeber im allgemeinen bereit sind, berechtigten Wün schen der Arbeiter entgegenzukommen. Andererseits haben die Erfolge der 3875 Ausstände 13 297 862 Mark Un kosten verursacht und 289 537 männliche und 26 505 weibliche Personen in Mitleidenschaft gezogen. Von diesen Ausständen waren 2256 Angriffsstreiks von denen 1181 erfolgreich, 588 teilweise erfolgreich und 330 erfolg los verliefen; von 104 Streiks ist das Ergebnis unbe kannt. Von den 1040 Abwehrstreiks waren 589 erfolg reich, 128 teilweise erfolgreich, 286 erfolglos und 45 in ihren Folge unbekannt. Vollen Erfolg hat demnach nur die Hälfte der Streiks gebracht, beinahe der sechste Teil ist ganz erfolglos geblieben. Ersieht man schon aus den Ziffern, daß der Weg friedlicher Vereinbarungen für die Arbeiter wesentlich besser ist, als der des Ausstandes, so ist diese alte Wahrheit noch weit deutlicher erkennbar, wenn man die für die Arbeiter auf beiden Wegen erzielten Errungenschaften ins Auge saßt. Obwohl die friedlichen Abmachungen nicht mehr als die Hälfte der sämtlichen Lohnbewegungen bilden, beträgt die Summe der auf friedlichem Wege erzielten Errungenschaften durchschnitt lich mehr als das dreifache des durch Streiks erzielten Ergebnisses. Daß die in der vorliegenden Statistik ver zeichneten zahlreichen Streiks in vielen Fällen hätten ver mieden werden können, wenn die Gewerkschaftsleiter zu Entgegenkommen sich bereit gezeigt hätten, statt es auf die Machtprobe ankommen zu lassen, braucht nicht erst nachgewiesen zu werden. Oertticdes unO Sücvsisctzes. Pulsnitz Mit gestern ist wieder ein weitere» Glied der Krankenfürlorge in unsrer Stadt geschaffen worden. Es ist die» ein Krankentransportwagen, welcher der Ueberführung von Kranken nach auswärtigen Anstalten und Kliniken dienen soll, später auch der Ueberführung von Kranken von den Dörfern in» dcmnächstige Krankenhaus. Derselbe ist geschaffen worden durch Beiträge vonseiten der Stadt und der hiesigen Kranken» kaffen, bezw, Firmeninhabern. Der Wagen ist von Herrn Wagen bauer Diinler gebaut nach dem Muster reichlich bewährter Kranken» wagen, und auch die innere Ausstattung ist auf das praktischste geschaffen worden. Er ist innen mit weißem Emaillelack gestrichen, sodaß er aufs genaueste desinfiziert werden kann. Zwei Kranke lönnen gleichzeitig transportiert werden, und zwei Personen können zur Ueberwachung des oder der Kranken dienen. Außer- dem ist im Wageninnern auch ein Verbandkasten für etwaige Unfälle während deS Transporte« eingestellt. Die Krankentrans porte sollen in der Hauptsache von der Sanitätskolonne au»ge- führt werden, doch kann auch die Schwester oder ein Kranken» Wärter dem Transporte beigegeben werden. BiS auf Weiteres bat den Wagen Herr Dimler in Verwahrung. Gesuche um Ueberlaffung der Wagens sind in Rathause anzubringen. Wenn auch der eine Wunsch nur einseitig gehegt werden wird, daß er nur so selten al» möglich möge gebraucht werden, so ist doch mit Genugtuung vorauSzusehen, daß, wenn sich ein Transport not wendig machen sollte, derselbe auch aus» schonendste und sicherste nunmehr auSgeführt werden kann und nicht wie es in den bi», herigen Fahrzeugen meist der Fall war, unter Schmerzen und denkbar schwierigster Ueberwachung de» Kranken, ganz abgesehen davon, daß naturgemäß überhaupt ein Wagen nur äußerst un gern zu einem Krankentransport hergegeben wurde. Nähere Be stimmungen werden in nächster Zeit noch vom Stadtrat getroffen und bekannt gegeben werden. -vir. Pulsnitz. Die Leitung der städtischen Fort» bildung»schule bittet unS, darauf hinzuweisen, daß den Teilnehmern am neu eingerichteten Zeichenunterrichte die Art und Weise der benötigten Unterrichlsgegenstände keines wegs vorgeschrieben worden ist. Den Schülern ist ein Verzeich» ni» anerkannt guter Lernmittel nach reiflicher Prüfung übergeben worden mit dem ausdrücklichen Bemerken, daß diese Unterrichts- gegenstände nur empfohlen, aber nicht vorgeschrieben würden. Die Schulleitung kann natürlich nur das beste und dabei preitwürdigste Material empfehlen. Aber von „Härten" in dieser Beziehung zu reden, ist völlig unberechtigt, da von vornherein der Direktor allen ansuchenden Teilnehmern Hilfe bei Anschaffung von Lernmitteln zugesagt hat, soweit ihm Geldmittel zur Verfügung stehen; e» ist noch kein Bittender von ihm abge wiesen worden. Daß aber ohne Zeichenbrett, Reißzeug, Reiß schiene und Winkel kein gewerbliche» Zeichen getrieben werden kann, ist doch selbstverständlich. — Zur Teilnahme haben sich 39 Schüler gemeldet. — Die Zahl der Rekruten, welche in diesem Jahre von de» Eltern al» einzige Ernährer reklamiert worden sind, ist außerordentlich groß. Obgleich den Au»hebung«behörden Vie strikte Anweisung gegeben ist, auch die häuslichen Verhältnisse der Gestellungspflichtigen genau zu prüfen, kommt e» doch oft vor, daß die» — allerdings ohne Verschulden — nicht durch greifend genug geschieht, sodaß Rekruten noch wieder entlasten werden müssen, wenn sie schon einen Teil der Ausbildung ge nosten haben. In solchen Fällen müssen natürlich Nacheinziehungen statlfinden, die von den davon Betroffenen oft nicht allzu freudig ausgenommen werden. Soldaten, welche die einzigen Ernährer der Familien sind, d. h. nicht der eigen gegründeten, sondern der elterlichen, werden in die Heimat nur beurlaubt und müssen sich schriftlich zum Unterhalte der Eltern verpflichten. Vernach lässigen sie jedoch ihre Pflicht, so können sie bi» zum Ablauf derjenigen Kalenderjahre», in dem sie das 25, Lebensjahr voll- Verantwortlicher Redakteur H. w. Mohr in Pulsnitz. 59. Jahrgang 100 Kilo. Hafer 100 Kilo. Heu 100 Kilo. Pfg. Mk. Mk. Pfg. Zittau: 17 Pfg. Löbau: 17 dem — Verjährung der Forderungen Bautzen: 18 Kamenz: 17 5 6 6 5 69 06 81 56 67 83 43 96 Stroh 5 Mk. 5 „ 5 , 5 „ 30 46 25 25 auS Jahre 1905. Nach 8 201 de» Bürgerlichen Gesetzbuches läuft am 31, Dezember 1907 die zweijährige Verjährungsfrist der in Z 196 de» Bürgerlichen Gesetzbücher aufgesührten Forderungen für au» dem Jahre 1905 entstandene Leistungen ab. Der Ge setzgeber hat absichtlich die kurze zweijährige Verjährung nicht wie die Verjährung andrer Forderungen mit dem Tage der Ent stehung der Forderung, sondern mit dem Ende de» Kalender jahre» beginnen lasten. Würde das erstere der Fall sein, so würde der kleine Geschäftsmann Tag für Tag seine Bücher da raufhin durchsetzen müssen, ob etwa eine Forderung vor der Verjährung steht. Läuit jedoch die Verjährung, wie es unser Gesetzbuch anordnet, am Ende de» Kalenderjahre» ab, so braucht diese Prüfung nur einmal vorgenommen zu werden. Soweit derartige Forderungen aus dem Jahre 1905 noch nicht getilgt sind, müssen die Gläubiger sich bemühen, sie einzutreiben oder wenigsten» die Verjährung zu unterbrechen. Die» kann außer gerichtlich geschehen, indem man die Schuldner zu einer Aner kennung der Forderungen, sei e» durch Abschlag»- oder Zint zahlung, veranlaßt. — Der Hauptgewinn der Lotterie dekLan» de»vereinL für WohlfahrtHeinrichtungen zum Besten sächsischer Staatsbeamter, deren Angehörige und Hinter bliebene — ein Salon-Flügel im Werte von 1250 Mark — fiel auf die Nummer 6279 in die Kollektion deS Herrn Station« - assistenten Winkler in Großenhein. — Die diesjährige H e r b st v e r s a m m l u n g de» Sächsischen Lande»verbande» für staatliche Pension-Versicherung der Privatangestellten wird Sonntag, den 1. Dezember, im Kaufmännischen Vereinrhause in Chemnitz i. Sa. stattfinden. Die damit verbundene große öffentliche Versammlung beginnt vormittag» punkt 11 Uhr. Herr Reichstagsabgeordneter Sittard-Aachen hat da« Hauptreferat übernommen; den üblichen Bericht wird der Vorsitzende de« Sächsischen Landelverbande«, Herr Redakteur TieSler-DreSden, geben. Nachmittag« um 3 Uhr beginnen die Verhandlungen. — Die Heizung der Personenwagen, die be kanntlich seit längeren Jahren von den Lokomotiven au« erfolgt, hat begonnen. Diese legt der Staattbahnverwaltung große Opfer auf, die bei strenger Kälte eine gewaltige Höhe erreichen und sich mit der Zunahme der Züge usw immer mehr steigern. Die Kosten de« verbrauchlen Brennmaterials für Zugkraft beliefen sich im Jahre 1906 auf 8 125 536,26 Mk. gegen 7599 65S,39M. im Vorjahre und solche des verbrauchten Material« für Schmieren, Putzen, Verpacken, Beleuchten usw. der Fahrzeuge sowie für Er wärmung der Personenwagen auf 860 620,15 Mk. gegen 823 202,06 Mk. Die Verwaltung läßt e« an Fürsorge für die Reisenden während der kalten Jahreszeit also nicht fehlen, die Aussicht über die Heizung »st eine sehr scharfe. Unterstützt kann jedoch die Aufgabe der Lokomotivführer werden, wenn e« sich da« reisende Publikum zur Pflicht macht, Türen und Fenster nicht unnötig offen zu halten. Da« Au«strömen de« Dampfe« führt häufig zu Gefahren beim Em- und Auisteigen, indem die Fußtritte mu Ei» überzogen werden. Al» Hilfsmittel gegen diese Gefahr dient daS Streuen von Sand, allein die» kann auf Unterwegtstationen, wo doch auch ein reger Verkehr statt» enden, noch nachträglich zum vollen Heere»dienst herangezogen werden. Au ch der Umstand, daß sie sich vielleicht inzwischen verheiratet h"ben, entbindet sie nicht von der eingegangenen UnterhaltungSpflicht. In dringenden Notfällen können Soldaten auch al« einzige Ernährer der Großeltern und Geschwister befun den und unter der gleichen Voraursetzung beurlaubt werden. — „Ehrenkreuz". Der König hat angeordnet, daß da» Allgemeine Ehrenzeichen von jetzt an die Bezeichnung „Ehren» kreuz" erhält. Zur Erhöhung der Auszeichnung kann dem bron zenen Kreuze die königliche Krone beigesügt werden (Ehrenkreuz mit der Krone). Wird einem Inhaber de« Allgemeinen Ehren zeichen« ohne Kriegsdekoration (bez. der Ehrenkreuzer ohne Kk/egi» dekoration) nochmal« daS Ehrenkreuz mit der KriegSdekora^ ion verliehen, so erhält er da« Orden«zeichen mit zwei hinter dem Mittelschilde befestigten gekreuzten Schwertern. Da« vorher be sessene Ehrenzeichen bez. Ehrenkreuz ist dann zurückzugeben. — Für den Monat Oktober sind behuf» Vergütung des von den Gemeinden resp. Quartlerwirten innerhalb der betreffenden LieferungSverbände im Monat November an Militärpferde zur Verabreichung gelangenden Pserdefutter» in den Hauptmarktorten der LieferungSverbände deS Regierungsbezirks Bautzen folgende Durchschnitte der höchsten Preise für Pferde» futter mit einem Aufschläge von fünf vom Hundert festgesetzt worden: