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Bezirksanzeiger — — — «,fch<i«t an k«H«« ««»»tag — — — Um Falle höher« Gewalt, Krieg, Streik vH« sonstiger irgend Welcker Störung det Betriebes d« Zeitung oder der Besörderung-einrtchtungen, h«t der Bezieher keinen Anspruch auf Lieserung oder Nachlieferung der Zeitung oder «us Rück zahlung de« Bezugspreises. — Wöchentlich 0.S8 RM bei frei« Zustellung ; bei Abholung wöchentlich 0.88 RM; durch die Post monatlich 2.Ü0 SM ftrtbleibend Bank »Konten: Pulsnitzer Bank, Pul-nitz und Commerz» und Privat-Bank, Zweigstelle Pulsnitz Anzeigen-Grundzahlen in Die 41 ww breite Zeile (Moffe'S Zeilenmeff« 14) 1 mm Höhe 10 in der Amtshauptmannschaft Kamenz 8 H/r amtlich 1 mm 30 und 24 L-Z; Reklame 28 Tabellarischer Satz 80»/, Aufschlag. — Bei zwangsweiser Einziehung der Anzeigeugebühren durch Klage oder in KonkurSfLllen gelangt der volle Rechnungsbetrag unter Wegfall von Preisnachlaß in Anrechnung. Bis r/,10 Uhr vormittags eingehende Anzeigen finden am gleichen Tage Ausnahme Vas Pulsnitzer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast u. des Finanzamtes zu Kamenz des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz sowie der Gemeinderüte Grotznaundors und Weißbach behördlicherseits bestimmte Blatt Hauptilatt und tlteste Zeitung in den Ortschaften de» Pulsnitz« AmtSgerichtSbezirk»: Pulsnitz, Pulsnitz M S., Großröhrsdorf, Bretnig, H-uSwalde, Ohorn, Oberstrin«, Niederstetna, Weißbach, Over» und Rkederltchtenau, KriedttSdorf, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-DittmannSdorf «efchrftlstelle: Pul-nitz, Albertstraße Rr. S Druck und Verlag von ». L. 8 örster » Erben (Inh, I. W. Mohr) Schriftleiter:J. W. Mohr in Pulsnitz Nummer 288 Freitag, de« 27. Dezember 1S2S 81. Jahrgang Das Wichtigste In der Weihnacht,nacht fand in Gent ein blutiger Zusammenstoß zwischen lettischen Matrosen und belgischen Polizeimannschasten statt. Mehr als 100 Schüsse wurden gewechselt Endlich konn ten süns lettische Matrosen überwältigt und verhaftet werden. Zwei von ihnen find schwer verwundet. Der belgischen Abordnung für die Haager Konferenz werden Mi nisterpräsident Jaspar, Außenminister Hyman«, Finanzminist« Houtard und der Minister Francqui angehören. Wie verlautet, hat der amerikanische Millionär Rockefeller der Pariser Universität einen Betrag von 150 Millionen Franken in Ausficht gestellt, der sür den völligen Neubau der medizini- schen Klinik Verwendung finden soll, fall« die französische Re gierung bereit ist, einen ebenso hohen Betrag zu bewilligen und die «farblichen Grundstücke zu beschaffe«. Das Versorgungsschiff der Byrd Expedilion »Eloanor Bolling*, das zur Zeit in der Bucht von Dunedin liegt, hat nach Berich ten aus Wellington aus Neuseeland ein Funktelegramm ausge- sangcn, das besagt, daß zwei Wallfischjägerdampfer mit großen Eismaffen zusammengefioßen und gesunken find. Die Besatzungen beider Schiffe konnten sich zunächst retten, doch ist ihr weiteres Schicksal ungewiß. Einer in Madrid eingegangenen Meldung zufolge ist der 992 To. große norwegische Frachtdampser .Aslaug" mit seiner aus 24 Mann bestehenden Besatzung am Mittwoch morgen gesunken. Bisher konnte nur eine Leiche geborgen werden. Leber große Teile Englands ging in der Nacht zum ersten Weih- nachtslag unv In v-n frUhrn Mlvrgen stunden ein sehr schwerer Sturm hinweg. Besonders heimgesucht wurde das südliche Irland. In den Straßen von Tipperary wurde durch abgedeckte Dächer, herumgeworfene Ziegelsteine und abgerissene Baumäste bedeutender Schaden angerichtet. Teile der Stadt find über schwemmt. Wie aus LHIKago gemeldet wird, wurden im Jahre 1929 in Cook (Illinois) 9669 Ehen geschieden. Die Weihnachtsglocken sind verklungen. Nun sind die Lichter am Baume herabgebrannt, und dennoch hält uns der Zauber der Weihnacht umfangen. Gar zu schwor füllt uns der Abschied vom Kindheitsland, in das wir uns traumbefangenen Sinnes inbrünstig zurückversetzt hatten. Man möchte nicht gerne an die nüchternen und har ten Dinge des Alltags und Weltgetriebes erinnert sein. All tag und Weltgetriebe haben in diesem Jahre vor der Schwelle des schönsten Festes nicht Halt gemacht, sondern mit rauhen Händen in das zarte Gewebe gegriffen, das unsere Wunschträume gewoben hatten. Alltag — das heißt schwere wirtschaftliche Lage aller schaffenden Stände und arbeiten- den Kreise in unserem Vaterlands; Weltgetriebe — das be deutet die innere Friedlosigkeit Europas und die uns noch immer nicht zuteil gewordene Anerkennung der deutschen Lebensrechte und unserer berechtigten Ansprüche auf Freiheit von drückender Fron und wirtschaftlicher Aussaugung. Nicht allzu vielen wird es unter diesen Umständen ver gönnt gewesen sein, das schönste weihnachtliche Vorrecht aus- zuüben: aus vollem Herzen mtt vollen Händen Gaben auszu» streuen. Wohl drängte man sich in diesem Jahre zu den Läden und Geschäften, die vorsorglich ihre Läger gefüllt hatten, doch der Kauflust entsprach nicht die Kaufkraft. Jedermann mußte sich Beschränkung auserlegen, und nur dis lütter notwendigen Alltagsdinge fanden starken Absatz, wäh rend vieles, ach, gar zu vieles als unerschwinglicher Luxus nicht gekauft wurde, was einem in früheren und besseren Jahren, wenn nicht als lebensnotwendig, so doch als zur Lebensfreude unentbehrlich erschienen war. Auch die noch immer wachsende Arbeitslosigkeit beschattete den Lichterglanz dieser Tage. Ob wohl die Gedanken eines jeden von uns, der den trauten Familienkreis zum Feste versammelt sah, zu jenen vielzuvi«en hinübergewandert sein mögen, die in bitterster Not auf jeden Lichterglanz verzichten mußten, oder zu jenen, die in kalter Sturmesnacht ihren schweren See- mannspflichten nachgingen, oder auch zu jenen, die in frem- «n Landen mit brennendem Herzen die alte, nie vergessene Heimat suchten- Wie unendlich groß die deutsche Heimat ist, wird uns in der Weihnachtszeit lebhaft offenbar: Ueber- all, wo man Deutschland rm Herzen trägt, ist deutsche Stätte. -Unsere über die ganze Welt verstreuten Landsleute stierte» .auch in diesem Jahre deutsche Weihnachten, und wenn im tiefsten Afrika, in den Steppen Südamerikas oder an den Ufern des Jangtse auch keine deutschen Tannen- vaume im Lichterglanz erstrahlten, sondern exotische Ge- Wächst an ihre Stelle traten: ein deutscher Christ- ha um war doch überall in der ganzen Welt angezündet, wo man in deutscher Zunge innerstem deutschen Erlebe« Ausdruck verlieh. Wem es Zeit und Geld gestatteten, benutzte wohl die tzeit, um bei fröhlichem Sportgetriebe oder auf. wanderfroher sthnachts- Weihnachtsfrühmeffen, an denen wir in den Kir Rundfunk teilnehmen konnten. Ein« besondere M »i ii LkMlM MWAn Nerle Reichskabinett und Haag — Veröffentlichung der französischen Note über die Seeabrüstung mehralssonsti m A lltag. Hier bescherten Offiziers frauen, dort Sportvereine, hier hie Heilsarmee, dort die Iu- gendvereine, hier das Rote Kreuz, dort die Hausfrauenver eine, hier die Parteiorganisationen, dort die Sportvereine, hier die Kriegerorganisationen, dort die Polizei an bedürftige Angehörige. Schön waren fürwahr die Lhriftnachtsstiern und di« " " ' " - denen wir in den Kirchen und im " „Ihr Kinderlein kommet, o kommet doch all* und all die schönen Weihnachtslieder sind verklungen, oder sagen wir vielmehr, sie werden nunmehr abklingen wieder in den grauen Alltag hinein. Aber die Weihnachtsfreude ist doch bei vielen von uns eine große Freude gewesen, und wenn wir im Kreise unserer Familie oder sonstwo das Weihnachtsstst feierten, dann waren wir uns bewußt, daß es frohe Festtage waren. Auch die Armen und Notleidenden hatten ihr Weihnachtsstst; denn Weihnachten ist ein Fest, das in seiner inneren Froh heit all« Volkskreise ohne Unterschied erfaßt. Unter den brennenden Kerzen der Weihnachtsbäume wurden wir wieder wie die Kinder, und freuten uns mit den Kin dern bei den vielen Weihnachtsbescherungen, die von den einzelnen Vereinen veranstaltet wurden, freuten uns dar über, wenn Knecht Ruprecht kam, seine Gaben an die Kleinen verteilte, und wenn wir die Freude aufleuchten sahen in den Auaen des deutschen Nachwuchses. Hunderttausende gingen aus einem inneren Bedürfnis heraus am Heiligabend und an den Weihnachtsfeiertagen in die Kirche. Hunderttausende hörten zu gleicher Zeit die Weihnachtsprogramme im Radio, und der Rundfunk war ganz und gar auf das Weihnachtsstst eingestellt. Da erklang die wundervolle Weihnachtsmusik, da hörten wir die lieblichen Weisen der Weihnachtszeit, da wur den wir so recht bewußt, was das Weihnachtsfest dem deut schen Volke bedeute. Nicht nur in Deutschland wurde Weihnachten gefeiert. Wo Deutsche im Auslande zusammen waren, in Afrika, auf hoher See, in Amerika, Australien, China, Asien, überall ver sammelten die Deutschen sich und feierten das deutsche Weih nachtsfest. Und wie wurde das deutsche Weihnachtsstst bei uns zu Hause gefeiert? Zu allererst im deutschen Familienkreise. Aber man hatte auch dafür gesorgt, daß die Armen und Bedrängten, die das Weihnachtsstst nicht im Kreise der Familie erleben konnten, oder die keinen menschlichen Anhang mehr haben, etwas der Weihnachts freude teilhaftig wurden. In den Krankenhäusern, in den Eefangenenanstalten, m den Erziehungsheimen, bei der Heilsarmee, bei den Blinden, bei den Armen, in den Obdachlosenasylen, bei der Polizei, in den Rcichswehr- garnisonen, überall fanden besondere Weihnachts veranstaltungen statt, überall verbreitete der Weih nachtsbaum Licht und Glanz um sich, überall horchten die Menschen auf bei der Weihnachtskunde: „Ehre sei Gott in der Höhe, Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen." Üeberall sangen wir aus unseren Herzen heraus „Stille Nacht, heilige Nacht", „O du fröhliche, o du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit", und dann folgten die fröhlicheren Weih nachtslieder, und hier und dort sang man das lustige Lied wohl: „Wenn Weihnachten ist, wenn Weihnachten ist, dann kommt zu uns der heilige Christ, dann zünden wir den Tannenbaum an, und hängen Aepfel, Nüsse, Pfefferkuchen dran. Dann kriegen wir eine Muh, und dann kriegen wir eine Mäh, und dann kriegen wir eine wunderschöne ^.lching- terätätäh!" Glücklich waren diejenigen, die zu Weihnachten das nötige Kleingeld hatten, um in der deutschen Weihnachtslandschaft das Heft zu verbringen. Der Weihnachtsreiseverkehr war auch in diesem Jahre sehr stark und Zehntausende waren in dre deutschen Gebirge und in den deutschen Wald gefahren, um dort das deutsche Weihnachtsfest zu begehen. Ihnen wurde noch die besondere Freude zuteil, daß es in den deutschen Gebirgen geschneit hatte und schneite, so daß sie so recht auf ihre Kosten kamen. Gibt es etwas Prächtigeres für die Augen, als wenn sie zu Weihnachten über eine schone verschneite Gebirgs- oder Waldlandschaft schweifen können? , Dor dem Weihnachtsstst und zu Weihnachten waren auch der Barmherzigkeit und Mildtätigkeit Tür und Tor i geöffnet, feier wurde in der Reichshauptstadt begangen, wo das Ko- mitee der russischen Kinderhilst für die heimatlosen russischen Kleinen eine Weihnachtsbescherung organisiert hatte. Diese heimatlosen russischen Kinder konnten wenigstens das Weih- nachtsfest festlich begehen, während leider in Rußland, im Sowjetrußland von heute, das Weihnachtsstst verpönt ist und dem russischen Volke, soweit, wie das möglich ist, durch amt liche Verfügungen die feierliche Begehung des Weihnachts festes verboten war. Hindenburg feierte Weihnachten im Kreise seiner s Familie. Berlin. Die Weihnachtsfeiertage haben in der Reichs- Hauptstadt einen in jeder Beziehung ruhigen Verlauf ge- nommen. Reichspräsident von Hindenburg verbrachte die Feier im Kreise seiner Familie. Der größte Teil der Minister war die Feiertage über in Berlin geblieben. Nur Reichsfinanzminister Äloldenhauer hatte sich in seine Kölner Heimat begeben. Er dürfte jedoch unmittelbar nach dem Fest wieder nach Berlin zurückkehren. In der Frage der Nachfolge des Staatssekretärs Popitz wird die Entschei dung erst gegen Ende der Woche fallen. Mmichr AnSeskanrln besucht Meuturg Die zweiteHaagerKonferenz ist von dem bel gischen Ministerpräsidenten Jaspar endgültig auf den 3. Ja nuar, 5 Uhr nachmittags, einberufen. Eine Vollsitzung der Konferenz findet zu dieser Stunde in dem Großen Saal der Ersten Holländischen Kammer im Vinnenhof statt. Sämtliche Delegattonen werden infolgedessen spätestens am 3. Januar vormittags im Haag eintreffen. Die Delegationen werden mit Rücksicht auf die Bedeu tung der Verhandlungen vielfach von den Ministerpräsidenten geführt. Die österreichische Delegation, die an den Verhand lungen wegen der Ostreparationen das allergrößte Interesse hat, wird unter der Leitung von Bundeskanzler Schober stehen, der entweder vor der Reise nach dem Haag oder aus der Rückreise dem Reichspräsidenten von Hindenburg und der Reichsregierung einen offiziellen Besuch machen wird. Mit der Anwesenheit des Bundeskanzlers Schober in Berlin werden die deutsch-österreichischen Handelsvertragsverhand lungen, die seit längerer Zeit unterbrochen waren, wieder er- öffnet werden. MeaveMaM eine öeutWMMMMW Die Uraufführung des Stückes von Angermayer „Der rote Adler", die im Berliner Lessing-Theater stattgefunden hat, hat den Anlaß zu einem kleinen diplomatischen Zwischen fall gegeben. Im Auftrage der italienischen Regierung ist der Botschaftsrat der Italienischen Botschaft in Berlin im Auswärtigen Amt erschienen und hat darauf hingewiesen, daß in dem Stück einige für Italien beleidigende Stellen ent halten seien. Das Auswärtige Amt hat darauf geantwortet, daß es keine Möglichkeit zu einem offiziellen Eingriff habe, weil in Deutschland keine Zensur bestehe. Dagegen sei das Auswärtige Amt bereit, an die Theater leitung und an den Dichter die Bitte zu richten, einige formal besonders scharfe Stellen aus dem Stück auszumerzen. Es sind infolgedessen ein bis zwei Stellen in dem Stück gestrichen. Geht es wieder bergauf? st Der Jahresbericht der Bremer Handelskammer. Bremen. Im Jahresbericht der Handelskammer zu Bre men für 1929 heißt es nach allgemeinen Ausführungen über das übermäßige und verderbliche Eindringen der öffentlichen Hand in das Wirtschaftsleben und nachdem die gegenwärtigen Steuern und sozialen Lasten als für das deutsche Volk nicht mehr erträglich und der Doung-Plan als nicht erfüll bar bezeichnet sind: „Wie die Dinge bei uns liegen, wird die Besserung weder vom Parlament noch von der Bürokratie erwartet werde» dürfen, solange man sich dort den Mahnrufen der sach kundigen bewährten Wirtschaftsführer verschließt. Das ganze Volk muß sich erst bewußt werden, daß es am Scheidewege steht, von dem aus es entweder langsam wieder nach oben aber unwiderstehlich zum Abgrund geht. Es geht nicht weiter an, daß von dem gesamten Volkseinkommen ein Drittel in die öffentlichen Kassen fließt und über die Hälfte öffentlichem Einfluß untersteht. Hier gibt es nur ein üarres: Halt!"