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Mittwoch, den S, Dezember W2S Nummer 213 77. Jahrgang des Gemeindeetats, der ohnehin beinahe nicht mehr balan ciert, irgendwie zu erhöhen. Man ist aber der Ueberzeu- gung, daß das Reich noch größere Mittel aus der Brot abgabe besitzt, die noch nicht verwendet worden sind. Diese Mittel aus der Brotabgabe sind zu dem Zwecke angehäuft worden, um der Brotverbilligung für kinderreiche Familien zu dienen. Die Deutsche Volkspartei hat nun die sächsische Regierung dringend ersucht, von der Reichsregierung zu for dern, daß diese Mittel flüssig gemacht werden, um auch den kinderreichen Familien zu helfen. Man hegt in Regierungs kreisen die Hoffnung, daß dieser Schritt mit Erfolg gekrönt sein wird. Kamenz. (Errichtung einer Superinten- dentur Kamenz einstimmig genehmigt.) Die gegenwärtig in Dresden tagende Landessynode hat in ihrer 29. öffentlichen Sitzung am Montag in erster Lesung die Errichtung einer Superintendentur Kamenz einstimmig ge nehmigt. Folgende Kirchspiele sollen der neuen Ephorie zu gehören: Kamenz, Bischheim, Bretnig, Burkau, Cunnersdorf, Elstra, Fischbach, Großgrabe, Großnaundorf, Großröhrsdorf, Hauswalde, Kleinröhrsdorf, Königsbrück, Lichtenberg, Neu kirch, Obergersdorf, Oberlichtenau, Oßling, Pohla, Prietitz, Pulsnitz, Rammenau, Reichenbach, Schmeckwitz, Schmor- kau, Schwepnitz, Wallroda und die staatliche Heil- und Pflegeanstalt nebst Schwesternhaus in Arnsdorf. Arnsdorf. (40 Jahre Kirchen dien st.) Am 16. November waren es 40 Jahre, daß Oberlehrer i. R. Kantor Störzner den Kirchendienst verwaltet. Es ist sehr anerkennenswert, wenn ein Beamter ein ganzes Menschen alter auf einer Stelle in Treue ausharrt. Wer Herrn Störz ner kennt, wird wissen, daß er seinen Posten wirklich mit Treue und großer Liebe ausfüllt. I4.8.I<. Dresden. (Der Neue Sächsische Leh rerverein.) Am 5. und 6. Dezember fand in Dresden die 4. Sitzung des Landesvorsitzenden des Neuen Sächsischen Lehrervereins mit den Gaugruppenvorsitzenden statt. Ober lehrer Leupolt gab einen kurzen Ueberblick über die schul politische Lage. Die Versammlung nahm sodann Stellung zu dem Kampf, der anläßlich der zu erwartenden Neubesetz ung von Bezirksschulratsstellen von dem radikalen Sächsischen Lehrerverein gegen Leupolt geführt wird und faßte einmütig folgende Entschließung: „Anläßlich der planmäßigen, mit ge werkschaftlichen Mitteln betriebenen Hetze des alten Sächsi schen Lehrervereins gegen den Vorsitzenden des Neuen Säch sischen Lehrervereins, Herrn Ober!. Leupolt, spricht die Ver sammlung der Vorsitzenden aller Gaugruppen mit dem Landesvorstand ihm den wärmsten Dank für seine bisherige Tätigkeit aus und erwartet von ihm, daß er trotz der un begründeten, durchsichtigen persönlichen Angriffe weiterhin an dem Auf- und Ausbau des sächsischen Volksschulwesens ar beite. Der Neue Sächsische Lehrerverein verurteilt die wiederholte Einmischung der Lehrergewerkschaft in die Per sonalpolitik des Ministeriums aufs schärfste." Sodann sprach Direktor Werner, Schwarzenberg, über die Richtlinien für einen Landeslehrplan und stellte allgemeine Richtlinien auf, aus denen hervorgeht, daß der Neue Sächsische Lehrerverein die Erziehung des Kindes zu einem deutschen, nationalen Menschen fordert. Als Mittel dazu erschienen ihm eine gründliche Kenntnis der deutschen Heimatkunde und der deut schen Geschichte aller Jahrhunderte, wie auch die Helden sagen. Äls unumgänglich notwendige Grundlage der Er ziehung forderte er selbstverständlich auch die Erziehung zur religiös-sittlichen Persönlichkeit im christlichen, religiösen Sinne. Im Anschluß an ein Referat, das die drohende Ge fahr eines neuen Kulturkampfes beleuchtete, wurde beschlossen, die Frage Staat, Kirche und Schule auf der Hauptversamm lung in Leipzig eingehend zu behandeln. Die Gaugruppe Leipzig wurde mit der Bearbeitung des „Elternrechtes" be auftragt. Sodann gab Philipp, Moritzburg, einen Bericht über die Junglehrerbewegung. Mit Worten des Dankes schloß der Vorsitzende die arbeitsreiche Sitzung, die von der positiven Mitarbeit des Neuen Sächsischen Lehrervereins an dem Aufbau des Volksschulwesens zeugte. Dresden. (Betriebs st illegungsanzeigen.) Die starke Steigerung in der Zahl der Betriebsstillegungs anzeigen hält an. Beim sächsischen Arbeits- und Wohlfahrts ministerium sind in der Zeit vom 16. bis 30. November nicht weniger als 179 Anzeigen über beabsichtigte Stillegungen von Betrieben eingegangen, das sind 75 mehr als in der ersten Hälfte des Monats. Am meisten beteiligt sind wiederum die Industrie der Maschinen, Instrumente und Apparate mit 51 und die Metallverarbeitung mit 25 Anzeigen. 19 Anzeigen stammen aus der Textilindustrie, 18 aus der Industrie der Holz- und Schnitzstoffe, 16 aus der Industrie der Steine und Erden, 12 aus dem Bekleidungsgewerbe. 9 Anzeigen sind von der Papierindustrie eingereicht worden, je 7 von Steinbrüchen und Ziegeleien. Je 3 Anzeigen entfallen auf Glashütten, Zigarrenfabriken und die polygraphischen Gewerbe, 2 aus Buchdruckereien und Schriftgießereien. Je 1 Anzeige ist eingereicht worden vom Bergbau, der Industrie der forst wirtschaftlichen Nebenprodukte, der Lederindustrie und den Anlagen zur Vulkanisierung von Gummiwaren. Dresden. (Ein andererKurs im sächsischen Polizeiwesen?) Wie die „Leipz. Neuesten Nachrichten" berichten, soll der Dezernent für das Polizeiwesen im Mi nisterium des Innern, der sozialdemokratische Ministerialrat Dr. Künkler, von diesem Posten entfernt und auf einen anderen gleichwertigen Posten versetzt werden. Diese Meldung trifft nach unseren Informationen zu, und man kann den „Leipziger Neuesten Nachrichten" nur zustimmen, .wenn diese die Ent hebung Künklers von diesem Posten begrüßen, weil die Person Künklers ein starkes Hindernis für den seit der großen Koalition deutlich gewordenen Gesundungsprozeß im sächsischen Polizeiwesen bedeutete. Im übrigen darf noch bemerkt werden, daß der Verband sächsischer Polizeibeamter ein Gegner des Ministerialrates Dr. Künkler ist. Auf die weitere Entwicklung dieser Angelegenheit darf man gespannt sein. Leipzig. (Bitterer, aber gerechter Rein fall.) Zwei junge Ehefrauen aus der Gegend von Bitter feld hatten hier Einkäufe besorgt. Im Wartesaal des Haupt bahnhofes gesellten sich ein paar Kavaliere zu ihnen, und man kam überein, einen kleinen Stadtbummel zu machen. Die Reise durch verschiedene Vergnügungslokale dehnte sich etwas aus, und schließlich war auch der letzte Zug davon gefahren. Die Kavaliere mieteten also ein Hotelzimmer. In den frühen Morgenstunden aber trommelten starke Fäuste an die Tür: „Sittenpolizei, sofort aufmachen!" Die jun gen Frauen waren ratlos. Ihre Begleiter aber forderten sie auf, rasch in den Schränken zu verschwinden. Die Klei dungsstücke wurden unter die Betten geworfen. In ihrem Versteck hörten sie, wie ihre Kavaliere mit der Polizei ver handelten, dann wurde es still, und sie glaubten, die Gefahr sei vorüber. Aber niemand öffnete die Schränke. Erst nach einigen Stunden hörte das Zimmermädchen ihr Klopfen und öffnete das Gefängnis. Die Kavaliere waren verschwunden, und mit ihnen die gesamten Kleidungsstücke und Wertsachen der Frauen. Nun mußten die Ehemänner benachrichtigt werden, die erst mit den nötigen Kleidungsstücken nach Leip zig gereist kamen, um ihre Frauen in Empfang zu nehmen, der, wie wir vermuten, nicht besonders herzlich gewesen sein wird. Leipzig. (Den Schwager erdolcht.) Bei einem Familienzwist hat der 22 jährige Sohn eines Bauunternehmers Haubenreiser seinen verheirateten Schwager mit einem Dolch gestochen, sodaß binnen kurzem der Tod durch Verbluten eintrat. Der Täter wurde verhaftet. Meerane. (Alt gewordene Frauen.) Im be nachbarten Seiferitz sind fast zur gleichen Zeit die beiden ältesten dort wohnhaften Frauen gestorben und zwar die Mutter des bekannten ehemaligen Puppentheaterspielers Büttner, Frau verw. Büttner, im hohen Alter von 97 Jahren und Frau Ernestine verw. Bauch im Alter von 87 Jahren. Die Bestattung der beiden Greisinnen fand an einem Tage statt. — In Hilbersdorf wurde die 91 jährige Bergarbeiters witwe Amalie Göpfert zur letzten Ruhe getragen. Bei der Beerdigung fand ein Ehrengeläute statt. In Bischofs werda ist die älteste Einwohnerin, die Rentenempfängerin Frau Johanne Karoline Schade im Alter von 92 Jahren infolge Schlaganfalls gestorben. Das Wichtigste Genf hat gestern die 37. Tagung des Völkerbundrates begonnen. Wie an der gestrigen Berliner Börse verlautbarte, sollen die Besprechungen über einen neuen 300 Millionen-Markkre- dit Amerikas an die deutsche Wirtschaft über die Vorbe sprechungen nicht hinausgekommen sein. »Daily Mail" meldet aus Brüssel: In der Unterredung mit den Pressevertretern erklärte Vandervelde, die Ver minderung der Besatzungstruppen in der zweiten und drit ten Zone sei erst nach Deutschlands Eintritt in den Völ kerbund spruchreif. Die belgische Truppenstärke bliebe vor läufig unverändert, soweit die zweite und dritte Zone in Frage käme. Der Finanzausschuß der schweizerischen Kammer sprach sich am Sonnabend mit erheblicher Mehrheit für den möglichst baldigen Abschluß eines Handelsvertrages mit Deutschland aus. Von Regierungsseite wurde keine Erklärung abgegeben. Artliche md säch-sche ÄWlkMheütn. — (Verfall der Zehnrentenmarkscheine betreffend.) Es soll Hiernut nochmals darauf hingewie- !m sein, daß die Zehnrentenmarkscheine vom 1. November 1923 immer noch gesetzliches Zahlungsmittel sind. Wenn gleich sie am 31. Dezember 1925 verfallen, wird die Ge- !chäftswelt gebeten, um eine glatte Abwicklung, vor allem bes Weihnachtsgeschäftes zu ermöglichen, dieselben nach wie b»r in Zahlung zu nehmen. Sämtliche Bankanstalten, zum Mindesten aber die Reichsbank, tauschen die aufgerufenen scheine bis mit Ende April nächsten Jahres an ihren Schäl lern kostenlos um. Weitere Rentenmarkscheine als die Zehn- ^entenmarkscheine verfallen zurzeit nicht. — (Jungdeutscher Orden.) Die Großballei wachsen hatte am 6. Dezember ein erweitertes Meisterkapitel st Dresden angesetzt. Aus allen Balleien Sachsens waren die Brüder Sachsens erschienen, um nach den Vorträgen des Drdenskanzlers, des Großkomturs und der Komture den Hochmeister Mahraun zu hören. In einer hochdiszipli- Werten Rede wurde die Geschichte der vaterländischen Ver-. °ände und die gegenwärtige Lage scharf umrissen dargelegt fetten aus dieser vaterländischen Not kann nur die Verwirk- Mung des Brudergedankens, der zum wahren deutschen Mksstaat hinführt. Was alle Herzen bewegte, das faßte bir Gruß des Dichters v. Selchow in die Worte: Und ^nn sie alle weichen, Wenn menschenleer das Feld, Wenn bon den deutschen Eichen Der letzte Stamm zerfällt, Wenn lodeswund in Scherben Das letzte Schwert zersprang: Ich glaube nicht an Sterben Und nicht an Untergang. Ob sich .st Gegner wiegen In toller Siegesgier: Sie mögen heute "egen, Doch morgen siegen wir. — (Ein frostiges Kapital.) In Sibirien ver duft man während des Winters — das heißt von unge- luhr Mitte Oktober bis März und später — die Milch Pfunden. Die großen meist fünf Pfund schweren, ge- "vreuen Milchblöcke halten sich natürlich während des gau- gen Winters. Der Kenner wird sich stets an die milchig Meißen, undurchsichtigen Stellen halten, denn hier sitzt die bahne. Sehr einfach gestaltet sich der Transport und Antrieb der Eier während der kalten Jahreszeit. Man stlrft sie einfach in einen Sack, den man ohne weiteres in harte Holzkiste ausschütten kann. Es braucht eine ganze ^enge Wärme, bis die hartgefrorenen Eier wieder auftauen. Ehrend des Winters gibt es in Sibirien überhanpt nichts aders als Gefrierfleisch, nur mit dem Unterschied, U?. das sibirische Fleisch im Gegensatz zu unserem Gefrier fisch frisch ist. — 14.8.l<. (Die Fürsorge für die kinder- Familien.) Wie wir erfahren, dürste sich die ^Hsische Regierung bereit erklären, eine größere Summe, Uw spricht von 100000 Mark, zur Abhilfe der Not der ^erreichen zu gewähren. Die Gemeinden sind heute, fast Me Ausnahme, nicht mehr in der Lage, die Soziallasten Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Kamenz, des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz sowie der Gemeinderäte Großnaundorf und Weißbach hruptblatt und älteste Zeitung in den Ortschaften des Pulsnitzer Amisgerichtsbezirks: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalde, Ohorn, Obersteina, Niedersteina, Weißbach, Ober- und Niederlichtenau, Friedersdorf, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-Dittmanusdors Geschäftsstelle: Pulsnitz, Albcrtstraße Nr. 2 Druck und Verlag von E. L. Försters Erben (Inh. I. W. Mohr) Schriftleiter: I. W. Mohr in Pulsnitz PulsmtzerIaHedküt Fernsprecher 18. Tel.-Adr.: Tageblatt Pulsnitz kIHM,sss»^«assssa»»^s«»— Peftschrck-Konw Dresden 2138. 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