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Pepnspt reker s)0. iS. H Wochenblatt ^eleqsamm -^jösesse: lvocliendlatfprilsnilL. r- Erscheint Dienstag, Donners tag und Sonnabend. ! Beiblätter: Jllustr. Sonntags- U blatt und landw. Beilage. Abonnement: Monatl. 50 H., vierteljährlicb z.25 bei freier Zi t.uung ins Haus, ! durch die Post bezogen unter ! Nr. 8602 z.-zo. für Pulsnitz und Umgegend Amts-Blatt -es Kömgl. ümtsgenickts und -es §ta-ti»akkes LU pulsnikL. Inserate für denselben Tag ' sind bis vormittags so Uhr aufzugeben. Preis für die einspalt. Zeile oder deren Raum zo Reklame 20 Bei Wiederholungen Rabatt. Alle Annoncen -Expeditionen nehmen Inserate entgegen. Amtsblatt für den Bezirk des ASnigl. .Amtsgerichts Pulsnitz, umfassend die Ortschaften : Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Böhmisch-Vollung, Großröhrsdorf, Bretnig Hauswalds, Ohorn, Obersteina, Niedersteina, Weißbach, Oberlichtenau, Niederlichtenau, Friedersdorf-Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Riein Dittmannsdor' Druck und Verlag von E. k. Försters Erben. Expedition: Pulsnitz, Bismarckplatz Nr. 265. Verantwortlicher Redakteur Gtto Dorn in Pulsnitz. Ar. 5t. Donnerstag, den 7. Mai 1W3. 55. Jahrgang. Freitag, den 8. Mai, nachmittags 3 Uhr soll in Schreier's Gasthaus in Oberlichtenau, als Aultionsort, ein guter starker Steinwagen gegen Baarzahlung meistbietend versteigert werden. Pulsnitz, den 4 Mai 1903. Der Gerichtsvollzieher des Königlichen Amtsgerichts Pulsnitz. Neueste Greigniste. König Eduard hat am Montag Paris verlassen und ist nach Cherbourg abgereist. Die Balkankrise verschärft sich in erschreckender Weise immer mehr. Auf dem Wege der fortschreitenden euro päischen Cultur und des Friedens. Noch sind alle europäischen Zeitungen von Berichten über den glanzvollen Besuch des deutschen Kaiser« in Rom gefüllt, und nachklingend gedenken sie auch der bedeutungsvollen Be« suche, die der König von England in Lissabon, in Rom und zuletzt in Pari« gemacht hat, und gegenüber solchen erfreu lichen Kundgebungen der Fürsten- und Völkerfreundschaft muß sich das politische Urteil über den Wert und die Be- deutung derselben weit, weit über die TageSbegebenheiten er heben, die uns aus Rom und Paris berichtet wurden, moch ten sie uns auch noch so schön und glanzvoll erscheinen. Man fühlt au« all' diesen fürstlichen Begegnungen heraus, daß sie keineswegs nur eine Sache der internationalen Höf lichkeit und der höfischen Etikette sind, sondern daß in ihnen auch der große, ernste, politisch hochbedeutsame Gedanke zum klaren und schönen Ausdruck gelangt ist, auf dem Wege der europäischen Kultur und de» Frieden« zielbewußt und kraft voll weiter zu schreiten, und zwar möchten wir die« heutzu tage nicht nur von den verbündeten Fürsten und Völkern in Europa freudig aussprechen, sondern überhaupt von allen euro päischen Regierungen und Staaten behaupten. Für ehrgei- zige Eroberungskriege blüht gegenwärtig in Europa absolut kein Weizen mehr, dazu sind die Staatsoberhäupter viel ,u edel und klug angelegt, und dazu liegen die Verhältnisse heutzutage ganz anders wie vor hundert Jahren. Der große Napoleon I. konnte nur deshalb bi« Moskau vordringen, weil er auf dem Wege dahin schlecht gerüstete Heere und schwache Staaten traf. Gegenwärtig stellt jeder Staat «in großes, starkes Volksheer ins Feld, da« rasche Eroberungs züge nicht nur unmöglich, sondern auch sür den waghalsigen Unternehmer höchst gefährlich macht. Der Ehrgeiz der Für sten und Staatsmänner, der Völker und der Parteien hat sich daher in Europa und in den rein europäischen Ländern vom kriegerischen Gebiete entschieden abgewandt und der Pflege der Kultur, der Humanität und de» Völkerfriedens zugekehrt. Auch die Unruhen in Mazedonien ändern an dieser Grundlage der europäischen Politik nicht», denn keine Großmacht hat den Ehrgeiz au» den Unruhen in Mazedonien Kapital zu schlagen, sondern sie sind alle bemüht, dort die Ruhe wieder Herstellen zu helfen. So bicten die letzten fürst lichen Begegnungen der europäischen Kulturwelt einen hohen moralischen Gewinn. Die Fürsten und Völker Europa« sind einander in der Erkenntnis und der Wahrung der höchsten Güter dieses Lebens näher gekommen. Möchte dieser große Fortschritt auf dem politischen und kulturalten Gebiete auch em gutes Zeichen dafür sein, daß die Staaten sich auf dem wirtschaftlichen Felde mehr einander nähern und die zahl reichen Differnzen in der Handelspolitik mildern. Differenzen und Kämpfe werden ja im Menschen- und Völkerleben nie mals auSbleiben, sondern sie entstehen naturgesetzlich sogar immer wieder aus den natürlichen Gegensätzen. Aber sie brauchen nicht zum Bruche, nicht zu Handels- oder Waffen kriegen zu führen, sondern sie können im Geiste gemeinsamer Kulturintereffen allmählich ausgeglichen werden. Daß da« Bedürfnis dieses Ausgleiches auch in denjenigen Kulturstaaten heutzutage ein sehr großes ist, die sich sonst in ihrer aus- wärtigen Politik in scharf,n Gegensätzen bewegen, zeigt die jüngste Ansprache de« Königs von England an den Präsi denten der französischen Republik. In dieser Ansprache be tont« der König von England den Wunsch, die gemeinsamen Kulturintereffcn England» und Frankreich« (die im ganzen Mittelmeer« und in Afrika gegensätzliche sind) immer mehr verbrüdert zu sehen. Der Weg zu dieser Verbrüderung müßte allerdings erst gefunden werden. vertliche und sächsische Augelegeuheiteu. Pulsnitz. Da in diesem Jahre das schon lange in Aussicht gestellte neue Anlagen-Regulativ endgül tig genehmigt worden ist, kommt nun auch der veränderte Anlagen-Tarif bei den Stadtanlagen das erste Mal in Anwendung. Die Gruppierung der Einkommensklassen dieses neuen Tarifes ist genau wie bei der Einkommensteuer, nur die Steuersätze sind veränderte, den örtlichen Verhält nissen angepaßte. Weiter ist im neuen Regulativ die An lage vom Grundbesitz (städtische Grundsteuer) ein für alle mal mit 7 Pfennigen pro Steuereinheit und pro Jahr fest gelegt. Die bisherige, nach § 30 der revidierten Städte ordnung den Festbesoldeten gewährte Vergünstigung, festen Gehalt nur nach 80 °/g zu versteuern, erstreckt sich jetzt nur noch auf die reinen Stadtanlagen (2,, Anlagen), nicht aber auf Schul- und Kirchen-Anlagen (3,z Anlagen). Es werden für 1903 erhoben 2,7 Stadt-, 0., Kirchen-, 3^> Schul-Anlagen, zusammen 6 Anlagen vom Einkommen des nach folgendem Tarif sich berechnenden einfachen Anlagen-Satzes Klasse Jährl. Einkommen Einf.An- lagensatz Klasse Jährl. Einkommen Einf.Än- lagensatz über über Irra 300— 400 —,15 32 13000—14000 77 la 400 - 500 — ,30 33 14000-15000 83 l 500- 600 —,60 34 15000 -16000 90 2 600- 700 — 75 35 16000-17000 97 3 700- 800 I,— 36 17000 18000 104 4 800- 950 1,30 37 18000-19000 112 5 950— 1100 1,60 38 19000 - 20000 120 6 1100- 1L50 2,- 39 20000 - 21000 128 7 1250- 1400 2,40 40 21000-22000 137 8 1400— 1600 3-— 41 22000 - 23000 146 9 1600- 1900 3 75 42 23000 - 24000 155 10 1900- 2200 5,— 43 24000-25000 164 11 2200— 2500 6,50 44 25000 - 26000 173 12 2500- 2800 8,- 45 26000-27000 180 13 2800- 3100 9,60 46 27000 - 28000 187 14 3100— 3400 11.30 47 28000-29000 193 15 3400 - 3700 13- 48 29000- 30000 200 16 3700- 4000 14,70 49 30000-31000 207 17 4000- 4300 17 — 50 31000—32000 213 18 4300 - 4800 19,50 51 32000-33000 220 19 4800— 5300 22,- 52 33000 - 34000 227 20 5300— 5800 25,- 53 34000—35000 233 21 5800 — 6300 28,- 54 35000 36000 240 22 6300- 6800 31,- 55 36000 - 37000 247 23 6800- 7300 34 50 56 37000 - 38000 253 24 7300 - .7800 38,- 57 38000—39000 260 25 7800— 8300 42,- 58 39000 40000 267 26 8300- 8800 46,— 59 40000-41000 273 27 8800— 9400 50,- 60 41000-42000 280 28 9400-10000 55,— 61 42000—43000 287 29 10000 -11000 60,— 62 43000—44000 293 30 11000 - 12000 65,— 63 44000 - 45000 300 31 12000 - 13000 71,— — Am Himmelsahrtstag, nachmittags 3 Uhr findet in Ohorn im Saale des Gas Hofs zur König Albert-Eiche die Jahresfeier des Pulsnitzer Gustav Adolf-Zweigvereins statt. Ohorn. Ueber 300 Freunde des Obstbaues wohnten der am Sonntag Nachmittag im Weitzmann'schcn Gasthose veranstalteten Wander-Versammlung de« BezirkSobstbau- verein« bei. Nach einleitenden Worten des Vorfitzenden, Herrn AmtShauptmann von ErdmannSdorff, erhielt Herr Arthur Pekrun in Weißer Hirsch daS Wort zu einem über 2'/, stündigen Vortrage über Obstbaummcht. Der Vortragende unterstützte seine allgemeinverständlichen durchaus klaren Ausführungen mit praktischen Handgriffen an den verschie denen Gbstbaumsorten und durch photographische Aufnahmen aus seinen eigenen Mbstanpflanzungen. Die vorgeführte Schnittmethode des Herrn pekrun gründet sich auf die Bedingungen des Wachs tums der Gbstpflanzen; er erklärte nun dieses Wachstum und schilderte den Lauf der zum wachsen der Pflanzen nötigen Bau stoffe. Zunächst erhält die Pflanze durch die wurzeln den etwa Wasser enthaltenen Rohsaft zugeführt und bis zu den Blät tern emporgedrückt; diese nun verwandeln den Rohstoff durch die Einwirkung von Wärme, Licht, Tau, Regen und wind zu Bau stoff. Die Sonne ist es vor allem, die durch ihr Licht den grünen Farbstoff (Chlorophyll) und in diesem aus der Kohlensäure der Luft die Stärkekörnchen erzeugt. Am Tage werden die Stärke körner an den Zellwänden abgelagert, während in der Nacht sich wieder Stärkckügelchen auflösen und als verdauter Saftstrom aus den Blättern zurück bis in die äußerste» wurzelsxitzen wandern. Dieser Kreislauf dauert bis zum Herbst; wenn der letzte Tropfen übergeführt, hat das Blatt seine Schuldigkeit getan — es fällt ab. Aus diesen Tatsachen geht hervor, daß man seine Obst- bäume frei pflanzen muß und sie nicht zu großer Beschattung durch Häuser oder Nachbarbäume aussetzen darf, daß man vor allem auf Erziehung kräftiger Bäume mit zahlreichen Leitäslen, Fruchtzweigen und Blättern hinwirken niuß, die das Sonnenlicht, überhaupt die Naturkräfte vollständig ausnutzen. Nunmehr ging der Vortragende näher auf seine Schnittmethode ein, die er zunächst an einem Hochstamme vorführte. Die Hochstammform ist es allein, die in unsrer Gegend mode und doch betonte Herr pekrun mit Recht, daß der Hochstamm besonders eine Kunstform ist, denn durch mehrjährige Wegnahme der Seitcnäste hat man den Stamm künstlich hoch gemacht, so daß der Saftweg ein viel längerer ist. Für Anlagen, die weniger dem Diebstahl und dem Frevel aus gesetzt sind, empfahl der Vortragende die Pyramide und den Halb Hochstamm, für wände, Manern usw. den Spalierbaum, für frei stehende Spaliere den Schnurbaum und die Palmette. Nur wo es nicht zu umgehen ist, wie an den Straßen ist die Hochstammform zu wählen. Unter fO Jahren wird man von Hochstämmen keine nennenswerten Früchte ernten, wäh rend an der Pyramide zeitiger Früchte gedeihen, überhaupt der Blütenansatz ein besserer und reicherer ist. Die erste Serie von 5 keitzwcigen soll bei einem Hochstamme in einer Höhe von Or»—l,s» m, bei einem Halbhochstamme Im beginnen. Leim Hochstamme soll die zweite Serie, die wieder aus 5 nach allen Himmelsrichtungen auseinandergehenden Leitäften bestehen soll, in einem Abstande von §0 cm von der ersten Serie gezogen werden, bei Halbhochstämmen und bei Pyramiden in einem Ab stände von 50 cm. Durch einen rationellen Baumschnitt will man eben eine gut gebaute Krone erzielen, bei der sich die Aeste nicht kreuzen, bei der innerhalb und außerhalb viel Fruchtholz gedeiht bei der infolge der vorhandenen wenigen starken Leitäste ein Ast bruch nicht so leicht zu befürchten ist und der bei ihrer Luftigkeit Stürme weniger schaden. Viel leichter bringt man Regelmäßigkeit in die Krone hinein, wenn man abstehende Aeste heranbindet und zu steil stehende keitäste abstammt. Durch den Baumfchnitt er zeugen wir viel Fruchtholz, in welchem dann der Saft langsamer fließt und dadurch haben wir die Förderung des Blütenansatzes, also der Fruchtbarkeit des Baumes in der Hand, wie nun der winterschnitt vorzunehmen ist, wurde vom Vortragenden genügend demonstriert. Beim Hochstamm mit einjähriger Krone werden die 5 Leitzweige auf bis ' . ihrer Länge gekürzt und auf Zapfen geschnitten, der Mittelzweig wird auf 6 Augen »o cm über dem obersten Aste ebenfalls auf Zapfen geschnitten. Etwa vorhandenes Fruchtholz wird auf Fingcrlänge zurückgeschnitten. Das letzte Auge des keitzweiges soll immer nach außen gerichtet sein Wenn die neuen Triebe fingerlang sind, werden sie mit Bast geschickt an den stehengelassenen Stumpf angebunden, der Stumpf wird im Oktober mit dem Messer hart am neuen Triebe entfernt. Wir haben durch die dargetane Schmttmethode es vollständig in der Hand, Aeste und Zweige beliebig lang und stark oder kurz wachsen zu lassen, selbst Zweige dort entstehen zu lassen, wo wir es wünschen. Dies letztere geschieht durch den sogenannten Kerb- schnitt, der über dem Auge mit dem Messer in die Rinde bis aufs Holz gemacht wird. Redner empfiehlt jedem Mbstzüchter weil jede Baumscheere Quetschwunden hinterläßt, nur die alleinige Anwendung des Messers, der sogenannten Schwung-Hippe. Nach weiteren Demonstrationen an verschiedenen Formbäumcn geht der Vortragende zu seiner pflanzweise über, die in einer Hochpfianzung oder Hügelpflanzung gipfelt, bei der die athmosphärische Luft mit auf die Wurzel einwirken kann; zur Düngung verwendet er ani malischen, am besten Rinderdünger, niemals Kunstdünger. Der Boden muß bei der Pflanzung seinkrümelig sein und mit eigenen Händen gut unter die Wurzeln gestopft werden. Weil nun bei der Neupflanzung das Wurzelvermögen nicht unbedeutend ver kleinert wird, muß auch die Krone zurückgeschnitten werden. Redner ging bei dieser Vorführung allerdings lange nicht so weit, wie es manche unsrer Dbstzüchtcr tun. Bei der Pflanzung ist weiter der Pfahl vor derselben einzuschlagen und unbedingt unter der Baumkrone abzuschneiden. Den beim Anbinden auch bei uns meist angewandten Achtenverband verwarf der Vortragende, er will das Baumband erst doppelt uni den Baum wickeln und dann anhesten. Zum Schluß fand noch die Behandlung unrichtig ge zogener Bäunie statt, bei der man beobachten konnte, daß es schwierig, oft sogar unmöglich ist, einem falsch behandelten die richtige Form zu geben. Nachdem noch Herr pekrun in liebens würdigster Weise zur Besichtigung seiner Vbstbaumanlagen in Weißer Hirsch eingeladen hatte, beendete er seinen mit großem Beifall aufgenommenen Vortrag. I,» Namen der anwrienoen Ohorner Einwohner dankte Herr Geheimrat Hempel dem