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Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Nr. 12 Mittwoch, den 15. Januar 1836 88. Jahrgang Deutschland in der Weltwirtschaft Ansprache des Oberbürgermeisters Dr. Goerdeler in Stockholm Amtlich« Teil Sette » und Zwangsvergleich wirb Ler für Aufträge etwa schon bewilligte Nachlaß hinfällig. Anzeigen sind an den Erscheinungstagen bis vormittags 10 Uhr aufzugeben. — Verlag: Mohr Sc Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann und E. L. Förster'« Erbe«. Verantwortlich für Oertliches u. Sächsisches, Unterhaltungsteil, Sport u. Anzeigenteil Karl Hoffmann, Pulsnitz, für Politik und den übrigen Teil Walter Mohr, Pulsnitz. D. A.Xll.: 2250. Geschäftsstellen: Albertstr. 2 u. Adolf-Hitler-Str. 4. Fernruf 518 u. 550. Das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft und des Finanzamtes zu Kamenz des Stadtrates zu Pulsnitz und des Gemeinderates zu Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt Japan verläßt die Flottenkonferenz Unüberbrückbare Gegensätze Der Oberbürgermeister der Messestadt Leipzig, Dr. Goer- veler, hielt m einer Veranstaltung der deutschen Handels kammer m Schweden in Stockholm einen Vortrag über „Preise und Wirtschaft", der mit größter Beachtung und Beifall ausgenommen wurde. Dr. Goerdeler führte unter anderem aus: Die Handels verträge hätten in den letzten Jahren vielfach die Form von Verrechnungsabkommen angenomemn oder sich mit solchen verbunden. Deutschland habe sich zu dieser Form nicht ent schlossen, um etwas Neues schaffen zu wollen, sondern weil ein Land ohne Gold gar keine andere Möglichkeit habe, den maturnotwendigen Ausgleich zwischen Einfuhr und Ausfuhr unter Sicherstellung seines Schuldendienstes herbeizufüh ren. Wohlfahrt und Kultur in der Welt hingen davon ab, daß die Völker ihre besten Lei st ungen miteinan- der tauschen könnten. Die gewaltige Entwicklung des Verkehrs verlange entweder große Wirtschaftsräume mit einheitlichem Wirtschaftsrecht oder anderweitige Sicherung des Kreislaufes der Ware; ein solcher Kreislauf sei gleichbe deutend mit möglich st freiem Handel. Dieser Han del sei nur denkbar, wenn die Währung der am Welt verkehr teilnehmenden Völker für einen langen Zeitraum klar und unabänderlich aufeinander abge- p e 1 l t seien, und wenn eine sichereRechtsordnuna »te Grundlage des notwendigen Vertrauens schaffe. Zu diesem Ziel, das nur bei gegenseitiger Achtung der volk- vchen Lebensbelange errichtet werden könne, sollten sich alle Bolter veremraen. Dieu Zerrung erschein, täglich mit Ausnahme der gesetzlichen Sonn- und Feiertage A Polung wöchentlich 45 Rps., bei Lieferung frei Haus Bem^ ^ 2'9" RM. Im Falle höherer Gewalt oder sonstiger Bezieher keinen Anspruch aus Lieferung der Zeitung oder ückmhlung des Bezugspreises. - Anzeigenpreise und Nachlaßsätze bei Wieder- Holungen nach Preisliste Nr. S (in unseren Geschäftsstellen erhältlich). Bei Konkurs Oie englisch-französischen Vereinbarungen Im Ostafrika-Konflikt wird nach den aus London und Paris vorliegenden Meldungen eine neue Entwicklung vor der Tagung des Völkerbundsrates am 20. Januar nicht mehr erwartet. Was die Ratstagung selbst betrifft, ist man in Paris der Ansicht, daß sie weder einen neuen Versuch zur Herstellung des Friedens noch eine Erweiterung der Sühnemaßnahmen gegen Italien bringen wird. Beachtung wird von der Auslandspresse einem Besuch geschenkt, den der italienische Botschafter Cerutti dem französischen Mini sterpräsidenten Laval abgestattet hat. Die Londoner Presse erwartet von Mussolini eine nachgiebige Haltung sowie die Zustimmung zur Entsendung eines VölkerbundsaussHusfes, der an Ort und Stelle die Ursachen des Krieges, die Art der Kriegführung und die Möglichkeiten eines Friedens-' schlusses prüfen soll. In Vorbereitung der Genter Tagung finden in Paris und in London Kabinettssitzungen statt, Im französischen Kabinett, das bereits getagt hat, erstattete Ministerpräsident und Außenminister Laval einen ausführlichen Bericht über die politische Lage. Im englischen Kabinett, das am heutigen Mittwoch tagt, will nach einer Ankündigung des „Daily Telegraph" Außenminister Eden seine Ministerkollegen um den Auftrag bitten, „alle Bemühungen zur Anwendung der kollektiven Sicherheit zu verdoppeln, damit dieses System allen Ansprüchen der Zukunft Widerstand leisten könne." Der diplomatische Korrespondent des „Daily Telegraph" berichtet über Einzelheiten der englisch-sranzösischen Bei- standsabmachungen im Zusammenhang mit der Lage im Mittelmeer. Aus Angaben „von völlig zuverlässiger Seite" gehe hervor, daß die Besprechungen zwischen den englischen und französischen Stäben lediglich zu „sehr spärlichen Arbeits- abmachungen" geführt hätten, auf die sich England ver lassen könnte, wenn es im Mittelmeer oder in der Nähe des Mittelmeeres angegriffen würde. Anscheinend seien keinerlei Vereinbarungen für eine Zusammenarbeit auf irgendeinem anderen Gebiet getroffen worden. Das die Flottenzusammenarbeil betreffe, so würde England das Recht erhalten, französische Flottenstützpunkte, Docks und Werkstätten zu benützen. In Frankreich habe man ernste Zweifel geäußert, ob nicht sogar diese Maßnah men zu Unruhen der französischen Arbeiter in den betrof fenen Häfen führen könnten. Ls sei klargemachl worden, daß eine automatische Hilfeleistung der französischen Flotte nicht in Frage komme, da das Kabinett nicht bereit wäre, um die Zustimmung des Parlament» zu der erforderlichen allgemeinen Mobilmachungsverordnung nachzusuchen. Aus demselben Grunde würde auch die französische Ar mee nichts weiteres tun, als sich in den vollständigen Ver teidigungszustand zu versetzen. Dies könne durch eine Regie rungsverordnung bewirkt werden, durch die die beiden letz ten Rekrutenjahrgänge zu den Waffen zurückgerufen würden. Eine solche Verordnung würde es ermöglichen, daß die zur Besetzung aller französischen Grenzen erforderlichen Di visionen in voller Kriegsstärke sein würden. Die französische Armee würde jedoch nicht in der Lage sein, irgendwelche Operationen über die Landesgrenzen hinaus ohne einen all gemeinen Mobilmachungsbefehl durchzusühren. Französischer Gignaldienst für Englands Luftflotte Für die Zusammenarbeit in der Luft hätten die Stäbe nicht mehr vereinbaren können, als die Signaldienste der französischen Luftflotte dem britischen Luftfahrtministerium zur Verfügung zu stellen. Der Zweck dieser Maßnahme bestehe dann, die Engländer so früh wie möglich davon zu unterrichten, wenn feindliche Flugzeuge in Richtung Eng land über Frankreich fliegen sollten. Die Erkenntnis, daß die praktische Unterstützung, auf Lie England rechnen könne, über die genannten Abmachun gen nicht hinausgehen würde, habe, so schließt der diploma tische Korrespondent, zu der gegenwärtigen Ansicht geführt, daß die Völkerbundsstaaten „sich stärker machen" müßten, wenn man auf kollektive Sicherheit in Zukunft rechne» wolle. Die Lage auf der Flotlenkonferenz in London Hal sich 'weiter zugespitzl. Wie verlautet, hat die japanische Floltea- abordnung den Beschluß gefaßt, die Flotlenkonferenz zu ver lassen. Die Entscheidung der Japaner wird als endgültig bezeichnet. Ob Japan in London einen Beobachter zurück- nassen wird, ist im Augenblick noch ungewiß. Wie weiter verlautet, wird die japanische Abordnung ihren Austrittsbeschluh, von dem sie bereits am Vortage der englischen Abordnung Mitteilung gemacht hat, in der nächsten Vollsitzung der fünf Delegationen amtlich bekannt geben. Der Entschluß der Japaner wurde nach Einzelver handlungen gefaßt, an denen auch der englische Außenmini- ster Eden teilnahm. Zunächst hat man nun in London die bereits für Freitag vergangener Woche vorgesehene und seit dem dreimal vertagte Sitzung der Konferenz erneut kurz fristig hinausgeschoben. In den letzten 24 Stunden fand le- viglich eine gemeinsame Besprechung der Abordnungen Eng lands und der Vereinigten Staaten statt, in der dre Ent scheidung Japans und die Zukunft der Flottenkonferenz er örtert wurde. Die japanischen Zeitungen sprechen nach den aus Tokio vorliegenden Meldungen bereits vom „Abbruch der Flotten konferenz". Aus japanischen Marinekreisen hort man, d,e Konferenz habe „unüberbrückbare Gegensätze zwischen Japan und England sowie den Vereinigten Staa ten ergeben. Line klare Lösung sei nunmehr unum gänglich gewesen. Man solle die Lage nicht beschönigen. Die Fünsmächtekonferenz sei beendet. Japan fei nicht un mittelbar daran interessiert, was die wer Machte nun tun werden. Japanischer Einspruch gegen die Fortführung der Londoner Tagung als Viermächtekonferenz London, 14. Januar. Wie „Preß Association" ersäht, hat die japanische Flottenabordnung gegen die Fortführung der Verhandlungen als Viermächtekonferenz den juristischen Ein. fpruch erhoben chaß die Bedingungen eines Fünfmachtever- träges nicht von einer Viermächtekonferenz festgelegt werdev könnten. Die britischen und die amerikanischen Juristen er- kannten jedoch diesen Einwand nicht als stichhaltig an. Der japanische Admiral Nagano erklärt« einem eng- .Aschen Pressevertreter gegenüber, Japan habe den Wunsch, die Internationale Lage nicht zu v«v-> Die Stockholmer Abendpresse veröffentlicht längere Unterredungen mit Dr. Goerdeler, worin diese auch auf die große Bedeutung und Stellung der Leipziger Messeim Wirtschaftsleben nicht nur Deutschlands hinwies. Sogar im Fernen Osten, in Handelskreisen der Mongolei wm Beispiel, sei die Messe bekannt. Dann sprach er von )en vielen gemeinsamen Erinnerungen, die Leipzig und eine Umgebung mit Schweden aufzuweisen hätte. Indessen ei Leipzig nicht nur die große Messestadt sondern im glei chen Maß auch ein Mittelpunkt des deutschen Buchverlages. Letter der Reichsanstatt für das deutsche Bäderwesen In der Wilhelm-Universität in Breslau fand die Einführung des Leiters der Reichsanstalt für das deutsche Väderwesen, Professor Dr. Vogt, durch Dr. Fricke als Ver treter des Reichserziehungsministers statt. Neben dem Lehrkörper der Universität hatten sich die führenden Per sönlichkeiten aus der Provinzial- und Kommunalverwaltung, aus der Partei und ihren Gliederungen eingefunden und viele Kurdirektoren und Aerzte. Die Bedeutung der Errichtung der Reichsanstalt wurde von dem Präsidenten des Reichsfremdenverkehrsverbandes, Staatsminister Esser, eingehend gewürdigt. Professor Dr. Walz kündigte die Uebertragung eines neuen Ordina riats der Medizinischen Fakultät für Bäder- und Klimakunde an den Leiter der Reichsanstalt an. Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger schl echter u. Nach japanischer Auffassung bedeut« ein Aus scheiden Japans nicht ein Rüstungswettrennen. Japan beab sichtige nicht, seine Flott« bis zur Gröhe der Flotten Eng lands oder Amerikas aufzurüst«n, obgleich das der zeitige amerikanische Bauprogramm, das den gegenwärtigen Flottenvertrag voll ausnütze, in Ja Pan Beunruhigung verursache. Solange nicht die anderen ein ^lottenwettrsennen hervorriefen, w«rd« sich auch Japan zurückhallen. Gleichzeitig müsse betont werden, daß sich die Flottenverträge von Washington und London für die Verteidigungsbedürfnisse Iqpans als unbefriedigend erwiesen hätten. Das in Washing ton begründete Verhältnissystem lasse Japan keine Gerechtig keit widerfahren. Die Japaner seien der Ansicht, daß es zwecklos sein würde, an Besprechungen über eine stärkenmäßige Begrenzung teilzunehmen, solange kein Abkommen auf men genmäßigem Gebiete erreicht sei' Jur Frage der Befestigung der Flottenstützpunkt« im Stillen Ozean, einer Frage, di« durch den Washingtoner Vertrag geregelt war, erklärte ein Sprech« der Japaner, daß di« japanisch« Abordnung dies« Frage nicht gegen den Grundsatz der Gleichberechtigung aushandeln könne In Kreisen der amerikanischen Abordnung wird das be vorstehende Ausscheiden Japans aus der Konferenz mit ge mischten Gefühlen aüfgenommen. Einerseits bedauert man die Tatsache des Ausscheidens, andererseits empfindet man es als eine Erleichterung, daß der Vorschlag auf Festsetzung einer gemeinsamen oberen Rüstungsgrenze endgültig vom Pro gramm der Konferenz verschwunden ist. „Preß Association." stellt fest, ein Ergebnis der japanischen Haltung bestehe darin, daß die Beziehungen zwischen der britischen und der amerikanischen Abordnung sich enger ge stalteten. 46 britische Kriegsschiffe auf Kreuzfahrt Wie vorgesehen, haben am Dienstag 16 Kriegsschiff« der englischen Heimatflotte, nämlich zwei Linienschiffe, ein Flugzeugmutterschiff, drei Kreuzer und zehn Zerstörer ihr« Frühjahrskreuzfahrt angetreten. Die Mehrzahl der Schiffe wird vom 17. bis 22. Januar in der Arosa-Bucht und vom 24 Januar bis zum 3. Februar in Gibraltar sein. Anschlie ßend begeben sich die Schiffe teils nach Madeira und Las Palmas, teils nach Casablanca, Cadiz und Lissabon. Bi» zum 22. Februar werden sämtliche Schiffe wieder in Gi- braltar versammelt sein. Die ersten von ihnen treffen be- reits zwischen dem 4. und 17. Februar in Gibraltar «in.