Volltext Seite (XML)
Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Diele Zeitung erscheini täglich mit Ausnahme der gesetzlichen Sonn- und Feiertage. Der Bezugspreis beträgt bei Abholung wöchentlich -13 Rpf-, bei Lieferung frei Haus 30 Rpl. Postbezug monatlich 2.30 RM. Im Falle höherer Gewalt oder sonstige: Betriebsstörungen hat der Bezieher keinen Anspruch aus Lieferung der Zeitung oder Rückzahlung des Bezngspreises. — Anzeigenpreise und Nachlabsätze bet Wieder holungen nach Preisliste Nr. 3 sin unseren Geschäftsstellen erhältlich). Bei Konkurs und Zwangsoergleich wird der für Aufträge etwa schon bewilligte Nachlaß hinfällig. Anzeigen sind an den Erscheinungstagen bis vormittags 10 Uhr aufzugeben. — Verlag: Mohr 8- Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann und Gebrüder Mohr. Verantwortlich für den Heimatteil, Sport und Anzeigen Walter Hoffmann, Pulsnitz, für Politik und den übrigen Teil Walter Mohr, Pulsnitz. D. A. V.: 2280. Geschäftsstellen: Albertstiaße 2 und Adolf-Httler-Straße 4. Fernruf 518 und 550 Der Pulsnitzer Anzeiger ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft zu Kamenz, des Stadtrates zu Pulsnitz und des Gemeinderates zu Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amts gerichts Pulsnitz, sowie des Finanzamtes zu Kamenz Nr. 130 Sonnabend, den 6. Juni 1938 88. Jahrgang Den 32ern zum Regimentstreffen ein „Herzlich Willkommen!" In der Landes - Verbandssitzung 1934 wurde als Tagungsort für das nächste Negimentstreffen unsere Stadt Pulsnitz vorgeschlagen und dieser Vorschlag 1935 in Leipzig bestätigt. Mit diesem Treffen ver binden die 32 er Vereinigungen, Großröhrsdorf, Kamenz und Pulsnitz die Feier Ihres 10jährigen Bestehens. Die Pulsnitzer Kameraden und mit Ihnen die gesamte Einwohnerschaft rüsteten schon wochenlang aus einen würdigen Empfang ihrer Gäste. Die sestgebende Vereinigung Pulsnitz bietet an allen drei Festtagen ein reichhaltiges Programm, das sowohl allen Teilnehmern als auch der Einwohnerschaft von Pulsnitz und Umgebung in steter Erinnerung bleiben wird. Das Puls nitzer Negimentstreffen genießt den Vorzug der erstmaligen Teilnahme einer Traditionsgruppe, die am 6. Juni nachmittags 16.46 Uhr vom Bahnhof Pulsnitz zum Auftackt des Negimentstreffen feierlich einge holt wird. Für den Abschluß des Festes hat sich das Panzer-Negiment Nr. 3 in Kamenz bereiterklärt den Kameraden aus dem Übungsplatz Biehla Vorführungen zu zeigen. So ist in allen Teilen Vorsorge ge troffen, um nach alter Gepflogenheit die Freude des Wiedersehens, des Zusammengehörigkeitsgefühles und der Kameradschaft zu pflegen. Deshalb noch einmal, Ihr lieben 32 er Kameraden, seid in unserem Pulsnitz herzlich willkommen! Aus der Regimentsgeschichte des Ersatz-Inf.-Regt. 32 Die Monade November und Dezember 1915 werden allen 32n in grauenvoller Erinnerung sein. Das waren die Monate des Kampfes mit Walser, Schnee und Schlamm. Oft schien es, als sollten die Bataillone durch die Naturgewalten gezwungen werden, ihre Stellungen zu räumen; jedoch der unermüdliche Fleiß und die aufopfernde Hingabe von Führer und Mann lösten eine säst übermenschliche Aufgabe: die Gräben blieben gefechtsfähig. Der neue Brigadekommandeur, Generalmajor v. Neher, der am 3. 11. die Brigade übernommen hatte, sprach Führern und Mannschaften seine vollste Anerkennung aus. Da viele alte Landstürmer infolge der Strapazen und Erkältungen erkrankten und unbedingt einer Schonung bedurf ten, erhielt das Regiment am 27. 12. 1915 vom Rekruten- depot in Cirey einen Zug zur Verfügung gestellt, um den älteren Leuten die Möglichkeit zur Nuhe und Erholung zu geben. So versank das Jahr 1915 unter Minen- und Artillerie feuer ins ewige Zeitenmeer, und unter Minen- und Artillerie feuer wurde das Jahr 1916 geboren. i Am 15. 1. 1916 wurde der rechte Flügel des 1. Bataillons bis zur Strahengabel Parux—Nonhigny, Parux—Montreux verlängert. Neue Kampferfahrungen wurden fast jeden Tag gemacht. So schoß am 21. 1. 1916 der Gegner zum erstenmale Mit Gasgranaten, Lie Brechreiz und Tränen verursachten. Der 24. 1. 1916 war der Artillerietag von Neuviller. Mit einer ungeheuren Menge von Granaten, darunter auch sehr viele schwere, belegte der Feind Gräben und Hinter gelände. Am 15 .1. wurde das Blockhaus an der Straßengabel Datonviller—Montreux, Brämenil—Neuviller stark beschädigt. Da sich hier die Lebensmittelausgabe vom 1. Bataillon be fand, wurden zwar an diesem Tage unsere Portionen etwas geschmälert, aber unser Walther Oskar blieb uns erhalten. Denn der Feind nur ahnen konnte, unsere Stellungen nur etwas beschädigt zu haben, dann versuchte er durch Jnfanterie- Und MG.-Feuer und durch unregelmäßigen Beschuß mit Ar tillerie die Wiederherstellungsarbeiten zu stören. Wenn ihm auch die Störung nicht immer gelang, so verursachte sie doch immer Verluste. Das neue Gelände vor Neuviller wurde von den Patrouillen ausgiebig erkundet und lieferte der Führung wichtiges Material. Leiber fällt in die Zeit des Frühjahrs 1916 wieder ein Anglück beim 1. Bataillon. Am 7. 3. 1916 explodierte eine Kiste Handgranaten, wobei 1 Unteroffizier! und 5 Mann getötet wurden. Ein Patrouillenunternehmen des 1.^32 am 25. 4. 1916 gegen Haut dArbre brachte endlich Klarheit über den Feind. Ein leichtverwundeter Gefangener vom Regiment 370 wurde eingebracht. Der Führer der Patrouille, Offiziers-Stellvertreter Dohle, berichtete darüber folgendes: Schon lange Zeit lag das Haut d'Arbre-Wäldchen als Wunder Punkt vor der Stellung des 1. Bataillons. Alle bis herigen Versuche, dort einzudringen, waren gescheitert. Der Plan konnte nur gelingen, wenn man von Süden nach Norden durchstieß. Am 24. 4. machten wir den ersten Versuch, oberhalb von den: an der Südostecke stehenden Doppelposten einzudringen. Nachdem wir etwa zwei Stunden an der Zerstörung des Drahthindernisses gearbeitet hatten, bekamen wir erst den richtigen Einblick in die den Posten schützende Drahtmauer. Zu gleicher Zeit wurde auch an der Nordseite eine Gasse ge schnitten, um einen Ausweg zu haben. Am bei Tage die Gasse oberhalb des Wäldchens der Sicht zu entziehen, schlossen wir den Gang mit den Drahtenden provisorisch und gingen unver richteter Dinge wieder zurück. Am 23. 4. versuchten wir unser Glück noch einmal, hatten aber wiederum keinen Erfolg. Der Gegner bemerkte uns sehr bald und bewarf die Abteilungen mit Handgranaten . In der Nacht vom 24. 4. zum 25. 4. sollte endlich der Plan gelingen. 6 Mann, mit Pistolen und Handgranaten aus gerüstet, waren bestimmt, in das Wäldchen einzudringen. Ein anderer Trupp von 6 Mann hatte die Aufgabe, den Posten an der Südostecke des Wäldchens unschädlich zu machen und das den Posten schützende Hindernis zu durchschneiden. Sie hatten weiter die Aufgabe, den nach dem Wäldchen führenden Laufgraben zu besetzen und' Verstärkungen abzuhalten. 3 Mann lagen an der Nordseite, um eine Gasse für den Rückzug zu schneiden. Am ein Entschlüpfen nach der Ferme Haut d'Arbre zu verhindern, sperrten 5 Mann die Westseite. Auf den ersten Knall der Handgranate sollte der Akt beginnen. Leider waren die ersten beiden Handgranaten! Blindgänger, so bah der Posten ungehindert auf uns schießen konnte. Erst die dritte Handgranate machte ihm ein Ende. Wir stießen energisch von Süden nach Norden durch das Wäldchen durch und stürzten uns auf den Posten. Hartnäckig verteidigten sich die Franzosen, bis ihnen eine wohlgezielt« Handgranate Einhalt gebot. Der verwundete Franzose wei gerte sich ganz energisch, mitzugehen, so daß er buchstäblich geschleppt werden mußte. Der andere Franzose wurde auf der Flucht getötet. Kurz nach unserm Eindringen sperrten die Franzosen mit Gewehr- und Handgranaten die von uns am 21. 4. geschnittene Gasse am Nordrande des Wäldchens, und unser Weg war nur über das Drahtgespinst der Südostseite möglich. 10 Minuten nach unserem Einbruch sahen wir auf dem von uns gewählten Rückzugsweg die Granaten platzen und zwar an den Stellen, wo noch nie Sperrfeuer gelegen Halts. Zum Glück erkannten wir rechtzeitig die Gefahrenzone und konnten ausweichen. Nach anderthalb Stunden kehrten sämt- uche Leute der Patrouille mit geringen Hautabschürfungen zurück. Zwei der Teilnehmer waren leicht verwundet. Außer dem Gefangenen betrug die Deute 2 Gewehre, 1 Stahlhelm und 1 Gasmaske. Damit nicht für Aneingeweihte der Eindruck erweckt wird, als wäre die Stellung ein Kuraufenthalt gewesen, feiens wiederum einige Tage mit genauen Schußzahlen des Gegners angeführt: 6. 7. 1916: 50 Schuß Granaten, leichte und mittlere, Abschnitt A. 500 Minen, schwere, mittlere und leichtere auf Chamois. 800 Minen, 700 Granaten nach B. II. Die Franzosen hatten natürlich schon lange gemerkt, daß von uns in jeder Nacht Patrouillen im Dorgelände waren. An dem Verhalten des Gegners merkte man, daß er es darauf absah, Patrouillen abzufangen. Die Amsichtigkeit und die Er fahrungen unserer Patrouillengänger hatten diese Absichten immer durchkreuzen können. Am 14. 7. gelang es leider dem Gegner, eine Patrouille vom I. / 32 abzuschneiden und infolge feiner Aeberlegenheit gefangen zu nehmen. Der 19., 20. und 21 .7. waren Tage schwerer Feuerüberfälle. Am 19. 7. wurden besonders die Essenausgabestellen bedacht, wobei große Ver luste entstanden. Das Hintergelände und besonders Reserve B wurden am 21. 7. schwer beschossen. Das Schreibstubendach der 2. Komp, wurde durchschlagen, ohne jedoch Schaden an- cichten zu können . Wer diese Daten richtig lesen kann, wird wissen, daß sie Verluste bedeuten und für die Aeberlebenden eine Anmenge von Arbeit. Der 27. 8. 1916 brachte ein erfolgreiches Patrouillenunter- nehmen des Gefreiten (späteren Anteroffiziers) Karl Runge von der 2. Kompanie. Runge, einer der schneidigsten Patrouil lengänger des Bataillons, hatte auf Grund langer nächtlicher Beobachtungen die Ablöfungszeiten und -Wege genau beobach tet, legte sich dann an dem genannten Tag hinter das fran zösische Drahthindernis und nahm den Posten, der gerade ablösen wollte, gesangen. Damit hatte Runge eine wichtige Aufgabe der Division gelöst. Die Stellung am Ornesrücken nannte einst ein Kamerad die heimtückischste, die wir überhaupt an der Westfront inne gehabt haben. Wenn man Heute, nach so viel Jahren, an die Tage in den Bereitschaften und in der Stellung denkt, wenn man sich die Anmarschwege wieder vor Augen führt, so muh man dem zustimmen. Bei längeren Regenperioden waren die Anmarschwege so verschlammt, daß man zur Aeberwindung des weitläufigen Geländes mindestens die doppelte Kraft aufwen den mußte. Durch die andauernde Beunruhigung des Feindes war Liefer außerordentlich aufmerksam und belegte in ganz unregelmäßigen Zwischenräumen Stellungen und Hintergeländs mit einer Anmenge von Geschossen. Ansere Artillerie konnte aus Sparsamkeitsgründen dem Gegner schon lange nicht mehr Lie volle Vergeltung zukommen lassen. Die Arbeit an den Gräben und in den Stollen konnte mit der Zerstörung keinen Schritt halten. Ein ganz besonderes Lob verdienen die Träger trupps, die Material und Verpflegung in die Stellung brachten und ein manchesmal um ihr Leben gelaufen sind. Auch die