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Pulsnitzer Anzeiger Anzeiger Ohorner 93. Jahrgang Montag, den 3. März 1941 Nr. 52 täglich 8—V Uhr nachmittag». Preise und NachlaMtze Lei Mederholungen »ach Preisliste Nr. 8 — Für daS Erscheinen von Anzeigen in bestimmte« Rammern und an bestimmten Plätzen keine Gewähr. Anzeigen sind an den Erschetnungetagen bi« vor«. 10 Uhr aufzugeben. — Geschäftsstelle: Nur Abolf-Hitler-Ttraß« S — gernruf nur 8S1. Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Der Pulsnitzer Anzeiger ist das zur Veröffentlichung der amtliche« Bekanntmachungen des Laudrates zu Kamenz, der Bürgermeister zu Pulsnitz und Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt u«d enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Vulsnitz sowie des Finanzamtes z« Kamenz Diese Zeitung erscheint täglich mit Ausnahme der gesetzliche« Sonn- ««t Yetertag». vezugSprriL: Bet Abholung 14 tägig 1.— NM-, frri HauS 1.10 RM. «tnschl 1> Le-. Id Pf. Lrägerlohn. Postbezug monatl. 2.80 RM. Die Behinderung der Lieferung rechtfertigt Kiuru Anspruch auf Rückzahlung deS Bezugspreise«. ZettungSauSgaL« fttr Abholer Bulgarien im Dreimächtepakt FeierlicherStMsalt in Wit» - DreiniitztepaU FrtiheNssWbol der jungen Böller Im Wiener Belvedere, dem über der Stadt thronenden Sommerschlob des Prinzen Eugen von Savoyen er folgte am Sonnabend im Rahmen eines feierlichen Staatsaktes der Beitritt Bulgariens zum Dreierpakt. An der gleichen Stelle, an der erst vor wenigen Monaten Ungarn sich zu dem wichtigsten Instrument der neuen Ordnung bekannt hat. tras der Reichsminister des Auswärtigen von Ribbentrop im Beisein des , italienischen Außenministers Gras Liano, des kaiserlich-japanischen Botschafters Oshima, des königlich-ungari schen Gesandten Sztojay, des königlich-rumänischen Geschäftsträgers Brabehianu und des slowakischen Gesandten Cernak den königlich-bulgarischen Ministerpräsidenten Professor Dr. Allofs, den Staatssekretär im bulgarischen Außenministerium SchischrganoffzurV ollziehung der gemeinsamen Unterschritt. i Die feierliche Unterzeichnung Es war kurz nach 13 Uhr, als die hohen Gäste der Reichsregierung das von dem savoyardischen Löwen flan kierte Portal im Belvedere-Park durchfuhren und aus der Schloßfreiheit eintrasen, wo eine Ehrenformation Auf- jtellung genommen hatte. Der Reichsautzenminister empfing nachein- nnder aus der blumengeschmückten Kaiserstiege des Schloj- ses die geladenen Vertreter der dem Dreierpakt verbünde- zen Mächte und geleitete sie in den Gelben Saal zur Vor nahme des Staatsaktes. Dort hatte die deutsche und aus ländische Presse Aufstellung genommen, um Zeuge des feierlichen Augenblicks zu werden. Ler Reilhsaubeuminilter begrüßte in kurzer Ansprache die Minister, Botschafter und Gesandten der verbündeten Mächte und teilte mit, daß die Königlich Bulgarische Negierung den Wunsch ausgespro chen habe, dem Dreimächtepakt beizutretcn. Zum vierten Mal. so führte der Reichsaußenminister »us, sind wir heule zusammcngckommen, um durch einen feierlichen Akt den Beitritt eines neuen Staates zum .Dreimächtepakt zu vollziehen, und ich freue mich ganz be sonders, daß es diesmal das Königreich Bulgarien ist, das dem Geist nach schon immer bei uns stand und das jetzt den Entschluß gefaßt hat. sich auch unserem Pakt »nzuschlietzcn. Der Retchsaußenminister erklärte nun, daß die Regte- rungen der im Dreimächtepakt vereinten Staaten überein gekommen seien, dem Wunsch der bulgarischen Regierung -u entsprechen. Anschließend wurde das Protokoll über den Bet- Mtt Bulgariens zum Dreimächtepakt verlesen. Nach der feierlichen Unterzeichnung gab der königlich- bulgarische Ministerpräsident Dr. Filosf in deutscher Sprache eine Erklärung seiner Regierung bekannt. Der Reichsautzenminister begrützte sodann Bulgarien mit herzlichen Worten als neues Mitglied des Dreimächtepaktes mit einer Ansprache, in der er die Grundsätze des Dreimächtepaktes noch einmal klar umritz. Nach der Ansprache des Rcichsautzcnmiuisters sprachen die Vertreter der verbündeten Mächte dem Ministerpräsi denten Bulgariens ihre Glückwünsche zum Beitritt ans. Das Wiener Protokoll Das Protokoll, das am b März in Wien vom Reichs- Minister des Auswärtigen von Ribbentrop, dem nalie- nischen Außenminister Gras Ciano und dem lapanischen Botschafter Oshima einerseits sowie vom bulgarischen Ministerpräsidenten Professor Dr Filosf andererseits über den Beitritt Bulgariens zu dem am 27 September tS4v zwischen Deutschland. Italien und Japan abgeschlossenen Dreimächtepakt unterzeichnet wurde, hat folgenden Wortlaut: Die Regierungen von Deutschland, Italien und Japan einerseits und vte Regierung von Bulgarien andererseits stellen durch ihre unterzeichneten Bevollmächtigte» folgendes lest: Artikel 1. Bulgarien tritt dem am 27. September 1940 in Berlin unterzeichneten Dreimächtepakt zwischen Deutschland, Italien und Japan bei. Artikel 2. Sofern dir im Artikel 4 des Dreimächtepaktes vorgesehe nen gemeinsamen technischen Kommissionen Fragen behandeln, dir die Interessen Bulgariens berühren, werden zu den Be ratungen der Kommission auch Vertreter Bulgariens heran- gezogen werden. Artikel 3. Der Wortlaut des Dreimächtepaktes ist diesem Protokoll alS Anlage bcigefügt. Das vorliegende Protokoll ist in deutscher, italienischer, japanischer und bulgarischer Sprache abgefatzi, wobei jeder Text als Urschrift gilt. Es tritt am Tage der Unterzeichnung in Kraft. Filosi: Beitrag zur Neuordnung Naco der feierlichen Unterzeichnung des Protokolls über den Beitritt Bulgariens zum Dreimächtepakt gab der König lich Bulgarische Ministerpräsident. Professor Dr. Filosf, namens der bulgarischen Regierung folgende Erklärung ab: „Der Wunsch des bulgarischen Volkes, in Frieden und guten Beziehungen zu seinen Nachbarn zu leben, hat ständig die bulgarische Außenpolitik geleitet. Das bulgarische Volk bat im Namen dieser Politik die mit den schweren Friedens- bedtngungen verknüpften Folgen des Weltkrieges mit Geduld ertragen, cs hat aber immer die Hoffnung gehegt, daß das ihm zngesügte Unrecht durch friedliche Mittel wieder gut- gemachi werden kann. Dieser Glaube Hai sich im vergangenen Jahr durch die zwischen Bulgarien und Rumänien über dir Dobrudfcha- Frage getroffene Abmachung gerechtfertigt. Das verdankt Bulgarien den Achsenmächten, ihren großen Führern Adolf Hilter und Benito Mussolini, welche die Anregung zur Schlichtung dieser Frage ergrifsen und die Wiederherstellung der alten Freundschaft zwischen Bulgaren und Rumänen möglich gemacht haben Die Achsenmächte haben sich da mit nichi nur den tiefempfundenen Dank des bulgar«. ichen Volles erworben, sondern auch ihre Entschlossenheit bewiesen, eine bessere und gerechtere Neuordnung :n Europa eiiizusührcn, in dem sie eine neue Epoche der Verständigung und Mitarbeit zwischen den Völkern eröffnet haben. Von dieser großen historischen Tatsache ausgehend, erblickt Bulgarien in dem zwischen Deutschland, Italien und Zapan abgeschlossenen Palt ein Werkzeug dieser Poli- ik. die sich zum Ziel gesetzt hat. den Völkern die Möglichkeit zu gcbeu, sich ruhig zu entwickeln, ihren Wohlstand zu stärke» nw einen aereäuen und ständigen Frieden zu gewährleisten. Fortsetzung Seite 2, Spalte 1. Bulgariens Beitritt zum Dreimächtepakt. Während der Rede des Reichsaußenministers vou Ribbentrop beim Staatsakt im Belvedere in Wien. Von rechts: der italie- uische Außenminister Gras Ciano, von Ribbentrop, der bul- garische Ministerpräsident Pros. Dr. Filofs und der japanische Botschafter General Oshima. (Weltbild-Wagenborg-M.) Englands neue Schloppe Der 1. März war der Beginn des Frühlingsmonais. Und von dem Frühling sagte der Führer in seiner Rede am 24. Februar, daß er die Zeit sei, in der man die Kräfte messen könne. Nun, der erste Tag deS Frühlingsmouats hat bereits gezeigt, daß sich die Welt auf allerlei gefaßt machen kann. Die deutsche Offensive, die unsere Gegner erwarten, -4P eingeleitel worden mit einer Offensive aus diplomatischem Gebiet. Noch vor kurzem glaubte Winston Churchill, die diplo- malische Regsamkeit Deutschlands auf dem Balkan und die Vorbereitung zur Neuordnung im südosteuropäifchen Raume im Rahmen der großen europäischen Neugestaltung als „lächerliche Phrase" bezeichnen zn können. Heute wird Chur chill darüber anders denken, nachdem die britische Jntriaanten- politik Schlappe um Schlappe hat hinnehmen müssen. Mil der Entwicklung auf dem Balkan ist Englands Schlachtplan für diesen Krieg zusammengebrochen. Ursprünglich war es Lon dons Absicht, Deutschland auf dem Festland an der Front und von den Flanken her zu bedrohen. Der Balkan sollte der Ausgangspunkt des Flankenstoßes sein. Die deutsche Wehr macht hat durch die Frühjahrs- und Sommerschlachten 1940 den Plan von der militärischen Seite her zunichte gemacht, und die deutsche Diplomatie hat in Fortsetzung dieses Er folges dafür gesorgt, daß der Balkanraum, in dein England trotz der militärischen Niederlagen seine Zersetzungs- und Beunruhigungspolitik nicht einstellte, endgültig aus den Fän gen der britischen Friedenssaboteure besrett wurde. Die Agenten des Secret Service aus dem Balkan sitzen heute zum Teil im Gefängnis, und die Politiker und sonstigen Vertretet des britischen Empire verlassen in Mafien die Balkanländer, nachdem sie haben einsehen müssen, daß für sie dort kein Be- tätigungsfeld ist. , Als Rumänien sich aus dem Retz der britischen Draht zieher befreite, bedeutete das die erste Niederlage Englands aus dem Ballan. Aber die Dunkelmänner an der Themse gaben ihr Ziel noch nicht verloren. In ohnmächtiger Wut übten sie auf die anderen Balkanvölker um so stärkeren Druck aus, den sie durch unverschleierte Drohungen unterstrichen Bulgarien sah sich den unverschämtesten Provokationen Englands ausgesetzt, und eS mußte erkenne«, daß es jetzt Zeit ist, die englischen Erpresser abzuschütteln, um dem Polke endlich die volle Freiheit und Selbständigkeit zu geben. Die Bulgaren, die schon nach dem Weltkrieg einmal die Erpresser- Politik der Westmächte haben an ihrem Leibe spüren müssen und sehr bald zu der Erkenntnis kamen, daß das Interesse der Westmächte im Balkanraum nicht der Existenz der Balkan- Völker galt, sondern der Schaffung von politischen Bastionen gegen den mitteleuropäischen Raum, Hal niemals im Kampj gegen die Bevormundung durch die westlichen Demokratien nachgelassen. Sein Ziel ist stets die Befreiung von den Fesseln von Neuilly gewesen, und Stück für Stuck Hai sich Bulgarien in friedlicher Weise seine Freiheil wieder errungen. Jetzt aber da England aus dem Balkan die schärfsten Mittel anwandle um seine Positionen zu erhalten, bestand für Bulgarien dic Gefahr, wieder in Vie britische Abhängigkeit zu gelangen. Dic Agenten Londons trieben ziemlich offen ihr Unwesen im bul garischen Land, und die diplomatischen Vertreter der Themse- rcgieruug fühlten sich als die Herren. Da hat Bulgarien den entscheidenden Schritt getan und Hal gleich dem rumänischen Nachbarn den englischen Friedensstörern den Tritt versetzt So wie dem bulgarischen Volte zum Bewußtsein gekommen war, daß England als Geschäftemacher auf dem Balkan ein Feind ist, so wurde es aus der anderen Seite auf immer engere Zusammenarbeit mit Deutsch land hingewiesen, das sich als Befriedungssaktor in Europa bewährt und für die Lebensinleresscn Bulgariens stets die größten Sympathien gezeigt hat. In folgerichtiger Fortsetzung einer Freundschaft, die menschlich, politisch und wlNschasilich natürlich gewachsen ist, ist Bulgarien dem Dreimächtepakt bei- getreten und hat damit bekundet, daß es bereit ist, an der Neuordnung Europas mitzuarbeiten. Der bulgarische Minister präsident Dr. Filofs hat in seiner Rede nach der Unterzeich nung des Protokolls in Wien dem Dank des bulgarischen Volkes an die Achsenmächte noch einmal Ausdruck gegeben und den Wunsch unterstrichen, daß Bulgarien auch seinerseits im Rahmen seiner Möglichkeit an der Erreichung des hohen Zieles, das sich die Mächte der Achse gesteckt haben, Mit arbeiten wolle. In London tut man so, als sei man völlig uninter essiert an dem Beitritt Bulgariens zum Dreimächtepakt. Das ist die alte Londoner Jllusionsmache, die die politischen Bankerotteure an der Themse nicht aufgeben können, weil sie dem englischen Volke nicht die Wahrheit sagen dürfen. Trotz- dem wird London einsehen müssen, daß Bulgariens Schritt wieder eine schwere englische Niederlage bedeutet. Denn nunmehr ist der Balkan endgültig für Eng land verloren und die Einreihung Südosteuropas in die Neuordnung des gesamteuropäischen Raumes ist vollzogen, zumal man an das Wort des Reichsaußenministers von Ribbentrop bei dem seierlichen Staatsakt im Belvedere er innert, daß Bulgarien nicht der letzte Staat sein wird, der zu uns kommt. Die Situation ist doch heute die: Wer mit den Mächten des Dreimächtepaktes geht, bekundet damit den Willen zur Neuordnung, und wer sich dagegen ausspricht, ent scheidet sich für den Weg zum Rui» und zum Untergang.