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Erscheint:! Mittwoch und Sonnabend. Al- Beiblätter: l. JllusirirteS Sonntagsblatt (Wöchentlich); 8. Landwirthichaftiiche Beilage (monatlich). Abonnements-Preis Vierteljährl. 1 Mk. 28 Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zu sendung. Blatt Amts und des Stadtrathes des Königs. Amtsgerichts Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor. puszeile (oder deren Raum) 10 Pennige. Inserate sind bis Dienstag und Freitag Ksschästsstessen: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, Carl Daberkow, Groß röhrsdorf. Annoncen-Bureaus von Haasen stein L Vogler, Jnvalidendank, Rudolph Mosse und G. L. Daube L Comp. zu Uutsnih Dm- m.d SreiundsSnhigstcir Hahr-gang. °"° 2°'" Sonnabend. Rr. 1^. 16 Februar 1VV1. B e l a n n t m a ch « n g. Die II. Reihe der Ztnsscheiue zu den Pulsnitzer Stadtschuldscheiuen vom Jahre 1891, umfassend die Termine 1. Juli 1901, öis mit 2. Januar 1916, können bei unserer Stadtkasse gegen Rückgabe der Zinsleisten in Empfang genommen werden. Pulsnitz, am 15. Februar 1901. Der Stadtrat h. Or. Michael, Bürgermeister. Spanien. Im klassischen Lande der Kastanien scheint es wieder einmal zu gähren, wie die Nachrichten der letzten Tage über die dort in einer ganzen Reihe von Städten ausgebrochenen Unruhen bekunden. Ursprünglich bat es sich nur um De. monstrationen gegen die Jesuiten gehandelt, welche Kundge bungen von Madrid anläßlich des Eintreffens des Bräuti gams der Prinzessin von Asturien, des Grafen von Caserta, in der spanischen Hauptstadt ausgingen; aber in der Folge haben diese Straßendemonstrationen allmählich einen repu blikanischen Charakter mit sozialrcvolutionairen Begleiter, scheinungen angenommen, so daß die ganze Bewegung sich in einem ziemlich ernsten Lichte zeigt Sagasta, wohl der be deutendste Staatsmann des gegenwärtigen Spaniens, hat denn auch in einer Unterredung mit einem Journalisten die Vorfälle in Madrid, Valencia, Granada, Saragossa u. s. w. als im Ganzen bedenklich genug bezeichnet und angeseutet, daß der herrannahende Carneval mit seinem ausgelassenen Leben und Treiben leicht das weitere Anwachsen der Straßen» emeuten begünsten könnte. In den Madrider Regierungs kreisen verkennt man keineswegs den Ernst der Situation, wie u. A. die Meldung beweist, regierungsseitig sei man gesonnen, die noch von den carlistischen Unruhen d-s vorigen Herbstes h r datirende Suspendirung der conflitutionellen Bürgschaften eben in Hinblick auf die gegenwwärtigen Straßen krawalle bis auf weiteres fortbestehen zu lassen, daneben ist über einzelne Orte, in denen es zu besonders wilden Szenen gekommen ist, bereits der Belagerungszustand verhängt worden, so über Valencia. Man muß cS nun allerdings als nicht unwahrscheinlich bezeichnen, daß die spanische Regierung bei einem wirklich energischen Auftreten den Unruhstiftern, die jetzt an ganz verschiedenen Punkten des Landes unter dem Deckmantel einer antielericalen Protestaktion ihr Wesen treiben, das Handwerk wird zu legen vermögen, gelang es ihr doch auch, die im Oktober und November des vorigen Jahres ins Werk gesetzten Putschversuche der Carlisten durch rechtzeitige militainsche Kraftentfaltung rasch wieder zu unterdrücken. Aber zu guter- letzt sind eben diese ewig wiederkehrenden kleinen Revolten in Spanien, mag eS sich nun um die „beliebten- Steuerex- cesse oder um carlistische oder republikani chs Putsche und noch sonstige Unruhen handeln, immer wieder nur Anzeichen eine- tiefer sitzenden Uebels im spanischen Staatskörper, nämlich der langjährigen Mißwirthschast auf allen Gebieten der spanischen Verwaltung und der hieraus entspringenden Folgen, sowie der Parteiwirren in diesem Lande, bei denen das Parteiinteresse stets den Forderungen des allgemeinen StaatSwohls vorangesetzt wurde. Dieser Mißwirthschast ver dankt Spanien den Verlust seiner Weltmachtstellung und weiter seiner Colonien, wodurch dies Reich, in dem ehe mals nach dem stolzen Ausspruchs eines seiner Herrscher die Sonne niemals unterging, heute zu einer in den großen Welthändeln fast bedeutungslos gewordenen Macht zweiten bis dritten Ranges herabgesunken ist. Als Spanien durch den Krieg mit der übermächtigen amerikanischen Union den letzten, jedoch immerhin noch recht ansehnlichen, Rest seines eigentlichen Colonialbesitzes, Cuba, Portorico und die Phi- lippinen verlor, da durfte man erwarten, daß seine Staats männer den ernstlichen Versuch machen würden, das, was Spanien an äußerlicher Macht eingrbüßt, nunmehr durch eine innere Wieververstärkung des Landes wenigstens einigermaßen zu ersetzen, aber sind wirklich derartige Bemühungen zu ver zeichnen gewesen? Nun, seit dem Pariser Frieden vom 10. Dezember 1898, welcher Spanien endgiltig aus der Reihe der Colonialstaaten strich, hat es spanischerseits nicht an tönen den Versicherungen gefehlt, eS solle von nun ab eine Periode tiefgreifender Reformen und Maßnahmen zur inneren Ent wickelung deS vielgeprüften Landes an heben, es ist jedoch bei den bloßen Worten geblieben, weder das Ministerium Silvela noch daS Cabinet Azcarraga haben vermocht, dem alten spani schen Schlendrian den Todesstoß zu versetzen und dafür die Grundlage zu einer finanziellen und wirthschastlichen Erholung des spanischen Staatswesens zu legen. Wohl wurden hie und da kleine Ansätze zu reformatorischen Maßnahmen unter nommen, es blieb aber schließlich bei den Versuchen, und so scheint es, als ob der Staatsmann, der eine innere Re generation Spaniens durchführen könnte, erst noch geboren werden soll. Bei solcher Sachlage bietet Spanien einen vortrefflichen Nährboten für die verschiedensten Umtriebe gegen die heutige Ordnung der Dinge im Lande dar, und ob da der alfon- sistischen Dynastie noch eine besondere Zukunft beschieden sein wird, das möchte schon jetzt einigermaßen zu bezweifeln sein. Beinahe noch als ein Glück für das gegenwärtige spanische Königthum erscheint es daher, daß weder auf carlistischer Seite noch im republikanischen Lager offenbar Männer vor handen sind, welche ihre Gesinnungsgenossen zu einem kühnen und entschlossenen Ansturm auf die alfonsistische Monarchie mit fortzureiben vermöchten; außerdem scheint in weiten Volks kreisen Spaniens die Ueberzeugung obzuwalten, daß auch unter dem Regime Don Carlos oder unter einer Republik sich an der allgemeinen Staatsmisece nicht viel ändern würde. Vertliche uud sächsische Augelegeuheiteu. — Der starke Schneefall der !,tzten Tage hat drau ßen auf den Landstraß n usw. zur Aufrechterhaltung deS Verkehr- Hunderte von Händen in Bewegung gesetzt. Ganz gewaltig tst die in den Waldungen auf den Bäumen ruhende Schneelast, wobei in den Schonungen oft nur die Spitzen der kleinen Nadelbäume aus der sie umgebenden Winter, lichen Hülle hervorgucken und die Bäume oftmals weißen Py'amiven gleichen. Da nun fortwährend noch neue Flo- ckenwaare herniedergeschickt wird, so dürfte man sich wohl auf bedeutenden Schneebruch in den Wäldern gefaßt machen müssen. — Ein entzückendes landschaftliches Bild thut sich zur Zeit für jedes schönheitsempfängliche Auge auf. Die glänzend weiße Schneedecke hat alles in ein magisch glitzern des Gewand gehüllt und Rauh- und Reiffrost jeden Baum und Strauch wie mit Zuckerguß überzogen. Jst's ein Wunder, daß da die Menschenkinder, „die sich so was leisten können", hinauseilen in Gottes herrliche Natur, daß Straß'n und Wege klingelnde Schlitten zu Hauf aufweiscn? — Neuer Schnee bringt neue Kälte! Dieses alte Wort bewahrheitet sich jetzt aufs neue. Auch im Laufe des gestrigen Tages setzte F:au Holle ihre schneespendende Thätigkeit fort. Der Landmann begrüßt diesen ausgiebigen Schneefall, der die Saaten den sonst um diese Zeit gern auftretenden Barfrösten entzieht, mit Freuden; aber auch den Quellgebieten und Wasserläufen kommt er zu statten. Außerdem bildet der Schnee in den höheren Lagen des Gebirges die am Ausgange des Winters so nothwendige Wasserreserve, von welcher unsere Flußläuse oft bis tief in da- Frühjahr hinein ihre besten und ausdauerndsten Zuflüsse erhalten. — Aschermittwoch, auch (Aschertag Poria oius- rum), pflegt man denjenigen Mittwoch zu nennen, der dem Sonntag Estomihi folgt und der die 40 tägige Fasten- zeit einleitet, die sich die römische Kirche nach Schluß des Carneval- auferlegt. Der Name Aschermittwoch entstammt der heute noch in der römisch-katholischen Kirche aufrecht erhaltenen Sitte, sich an diesem Tage zum Zeichen der Buße das Haupt mit Asche zu bestreuen — Ungiltige Thaler. Die in Oesterreich bis zum Jahre 1867 geprägten Vereinsthaler und Vereinsdoppel, thaler gelten vom 1. Januar 1901 ab nicht mehr als gesetzliches Zahlungsmittel. Dieselben werden bi- zum 31. März 1901 bei den Reich-» und LandeSkassen zu dem Werthvsrhältnisse von drei Mark gleich einem Thaler so wohl in Zahlung als auch zur Umwechselung angenommen. — Die Besserung im Befinden Sr. Majestät des Königs schreitet.auch langsam weiter vorwärs. Appetit und Kräfte heben sich. — Ihre Majestät die Königin hat in den beiden letzten Nächten gut geschlafen. Die katarr- halisch-n E> scheinungen nehmen ab und das Allgemeinbefinden hat sich gebessert. — Die Königl. Generaldirektion der Staatseisenbahnen hat angeordnet, daß am 16, 17. und 18. Februar wiederum bei allen Personenzüqen die Reisenden gezählt werden sollen. Zu diesem Zwecke sind besondere Formulare ge druckt worden und es ist das Zugspersonal zur sorgfäl tigen Ausfüllung dieser Vordrucke angewiesen. — Zur Sicherheit des reisenden Publikums finden gegenwärtig auf Veranlassung der Generaldirektion der königlich sächsischen Staatseisenbahnen bei allen im Be triebsdienste befindlichen Eisenbahnbeamten umfangreiche und eingehende Untersuchungen durch die Baynärzte statt. Diese Untersuchungen erstrecken sich auf das Gehör- und Sehvermögen dieser Beamten, und wie p inlich und scharf die Controlle geübt wird, das beweisen die zahlreichen Versetzungen von Lokomotivführern, Oberschaffuern, Schaff nern, Weichenwärtern usw. von ihren bisherigen Aemtern in eine andere Beschäftigung, in der sie nicht schaden bringend werden können. Hand in Hand mit diesen Maß nahmen gehen j-tzt die Belohnungen von der königlichen Generaldirektion an solche Beamte und Arbeiter des Staats eisenbahndienstes, die infolge ihrer Aufmerksamkeit Schäden am Wagenpark, an den Gleisanlagen, an den Brücken, Signaleinrichtungen usw. wohrnehmen und zur Anzeige bringen, und an solche Beamte, die durch Entschlossenheit und schnelles, kaltblütiges Handeln Unfälle im Eisenbahn betriebe abwenden. So werden auch an Beamte und Arbeiter Geldbelohnungen aukgezahlt, die Radreifenbrüche, Sch'enenbrüche, Achsbrüche zur Anzeige bringen, ferner an das Stroßenpersonal, das Unregelmäßigkeiten auf dem Schlenenw.'ge wahrnimmt und beseitigt, an Lokomotivführer und Heizei, die ihres Amtes mit besonderer Umsicht wal ten usw. Jdenfalls steht auch noch eine Herabsetzung der Altersgrenze der Beamten von dem 65. auf da- 60. Lebensjahr b:vo.. — Im Bezug auf das Hausrecht des Gastwirthes sind im Publikum recht irrige Anschauungen verbreitet. MeistentheilS wird die Ansicht vertreten, daß ein Gastwirth erst dann von seinem Hausrecht Gebrauch machen dürfe, wenn sich der AuSzuweisende irgendwie mißliebig gemacht habe, oder wenn überhaupt gewichtige Gründe dafür vor handen wären, ihn ausmweisen. Dem ist jedoch nicht so, denn nach Z 123 des Reichsstrafgesetzbuches hat der In haber eines Raumes das Recht auf den alleinigen Aufent halt in demselben und daS Gesetz macht in diesem Falle auch dem Gastwirth gegenüber keine Ausnahme. Ein Gastwirth ist also, - ohne sich hierdurch eines Mißbrauchs seines Hausrechts schuldig zu machen — befugt, einem jeden Gast den Eintritt in seine Räume zu verwehren. Betritt der Gast gegen den Willen des WirtheS das Lokal, so begeht er hiermit einen Hausfriedensbruch. Ein Wirth, der nicht gewillt ist, einen Gast in seinen Räumen zu dulden, hat dies jedoch demselben noch ehe er eine Bestel lung aus Speisen oder Getränke annimmt, bekannt zu geben, denn ist die Best-llung einmal entgegengenommen, so liegt ein regelrechter Vertrag vor, der dem Gast die Befugniß giebt, die bestellten Speisen oder Getränke ge mächlich zu verzehren. Länger als für die Zeitdauer, die das gemächliche Verzehren der bestellten Speisen oder Ge tränke in Anspruch nimmt, braucht jedoch der Wirth das Verweilen des Gastes in seinen Räumen nicht zu dulden. — An den höheren Lehranstalten Sachsens erfolgt im