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Amts Blatt des Aönigl. Amtsgerichts und des Stadtrathes Wulsnih Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Inserate find bis Dienstag u. Freitag Borm. 9 Uhr auf,.»geben. Preis für die einspaltige Cor- puS-eile (oder deren Raum) 10 Pfennige. Kefchastsstelren bei Herrn Buchdruckereibes.P abst in Königsbrück, in den An- noncen-Bureau- von Haasin- steinL Vogler «.„Invaliden, danl" in Dresden, Rudolph Moffe in Leipzig. schenk Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend Al« Beiblätter: I. Iwustr. Sonntags- Klatt «wöchentlich), L Eine randrvirth- schafMche Weitage (monatlich). Abonnements - PreiS: Vierteljährl.1M.25 Pf. Aas Wunsch unentgeltliche Zusendung. Druck und Verlag von E. L. Förster'S Erben in Pulsnitz. KufnudviMzigster Jahrgang. Verantwortlicher Redakteur Gustav Häberlein in Pulsnitz. Mittwoch. Nr. 8Z. 18. OetBer 18SS. Wegen Reinigung der Amtsräumlichkeiten werden nächsten Freitag nnd Sonnabend, den 20. und 21. October 1893 bei der unterzeichneten Behörde nur dringliche, einen Aufschub nicht gestattende Geschäfte erledigt, was zur Beachtung hiermit bekannt gemacht wird. P u l s n i tz, am 13. October 1893. Königliches Amtsgericht. Comm.-Rath Wolf. Belau« t m a ch « n a. Wegen Reinigung der Raths-, Kassen- und Standesamtslokalitäten Freitag und Sonnabend, den 20. und 21. October 1893, werden an diesen Tagen nnr ganz dringliche Sachen erledigt und in Standesamtsangelegenheite» nnr Vormittags von 8 bis 10 Uhr erpedirt, während die Spar kasse an diesen Tagen zu der üblichen Geschäftsstunde geöffnet bleibt. Pulsnitz, am 3. Oktober 1893. Der Stadtrat h. Schubert, Brgrmstr. Die Wahlresorm in Oesterreich. Graf Taaffe bleibt der Mann der politischen Ueber- raschungen, der Staatskünstler, welcher Freunden wie Gegnern von Zeit zu Zeil immer wieder mit einem ganz Neuem sensationellen Coup aufwartet. Einen solchen völlig unerwartet gekommenen Streich hat der österreichische Mi nisterpräsident mit Einbringung eines Wahlreformgesetzes im Abgeordnetenhause soeben erst wieder vollführt, denn Niemand ahnte auch nur im Geringsten eine derartige Absicht des leitenden Staatsmannes; die Ueberraschung, ja Verblüffung in Oesterreich über diesen neuesten und un leugbar kühnen Schritt Taaffe's ist denn auch allgemein. Die Taaffe'sche Wahlreform zielt auf die Einführung des allgemeinen Wahlrechtes, wenn auch nicht des allgemeinen gleichen Wahlrechtes, in Oesterreich, jedoch unter Beibe haltung der jetzigen Wahlcurien des Großgrundbesitzes, der Städte und der Landgemeinden. Aber mindestens in den Curien der beiden letzteren Kategorien würde eine bedeutende Verschiebung des bisherigen Standpunktes der breiten Massen der Wähler durch die geplante Wahl reform stattfinden, denn dieselbe würde eine Vermehrung des Wählerheeres um mehr als drei Millionen, und zwar fast nur in den untern Volksschichten, zur praktischen Folge haben. Nach den Vorschlägen der Regierung soll künftig auch derjenige das active Wahlrecht erhalten, welcher seiner Militärpflicht genügt hat, wer des Lesens und Schreibens kundig ist u. s. w., sogar Analphabeten können dieser politischen Wohlthat theilhaftig werden, wenn sie irgendwie directe Staatssteuer bezahlen oder einen Feld zug mitgemacht haben. Das geplante neue Wahlgesetz hält dabei an der Zahl der bisherigen Abgeordneten fest, was besonders bemerkt zu werden verdient. ES ist noch nicht ganz klar, welchen politischen Zweck Graf Taaffe mit dieser seiner den österreichischen Parteien bereiteten Ueberraschung eigentlich verfolgt. Wenn indessen hier und da geäußert wird, seine Wahlvorlage stelle ledig lich einen taktischen Schachzug dar, darauf berechnet, die gleichzeitigen, ebenfalls auf Erweiterung des Wahlrechts zielenden Bestrebungen einerseits der Liberalen, anderseits der Sozialdemokraten zu durchkreuzen, so hieße dies doch Wohl gar zu gering von der staatsmännischen Weisheit und Einsicht des österreichischen Cabinetschefs denken. Eher darf man da annehmen, daß Graf Taaffe zu der neuesten sensationellen Wendung in seiner Politik durch Erwägungen der Staatsraison veranlaßt worden ist, wie sie schon aus seiner die Einbringung der Wahlvorlage im Abgeordneten hause begleitenden Rede erhellen. Der Ministerpräsident betonte, der Gesetzentwurf bringe unter Festhaltung an den Grundsätzen der bestehenden Verfassung den Gedanken zum Ausdruck, allen jenen, welche die staatsbürgerlichen Pflichten in der vom Gesetze vorgeschriebenen Weise er füllten, die Theilnahme am politischen Leben durch Aus übung des Wahlrechtes zu ermöglichen, wobei nur die von allgemeinen staatlichen Gesichtspunkten aus unabweisbaren Beschränkungen eintreten sollen. Dieser Grundsatz, das active Wahlrecht allen Staatsbürgern zu gewähren, soweit dies innerhalb eines gewissen Rahmens überhaupt möglich ist, kann gewiß Anspruch auf allgemeine Sympathie Machen, eS steckt in ihm ein großer Zug ausgleichender politischer Gerechtigkeit. Ob aber seine Anwendung gerade auf Oesterreich bei den eigenthümlichen politischen und nationalen Verhältnissen des Donaustaates gutgeheißen werden kann, das muß noch dahingestellt bleiben, zum Mindesten ist es ein sehr schwieriges Experiment, welches der Leiter der inneren Politik Oesterreichs niit seiner projec- tirten so radicalen Wahlreform unternehmen will. Vorerst freilich ist es überhaupt fraglich, ob die Taaffe'iche Wahlreform ungefährdet durch die ihr schon jetzt drohenden parlamentarischen Klippen gelangt. Die größeren Parteien des österreichischen Abgeordnetenhauses zeigen sich sämmtlich sehr unangenehm von diesem Schritte der Regierung überrascht, am meisten die deutsch-liberale Partei, deren Führer wie Presse die Wahlvorlage als einen direct gegen das liberale Bürgerthum in Oesterreich geführten Stoß bezeichnen, es solle zwischen Aristokratie und Proletariat zerrieben werden. Die Liberalen haben sich darum beeilt, zur Abwehr ihre bereits verbreitete Wahlreform - Vorlage, die den Namen des Abgeordneten Bärnreither trägt, nunmehr einzubringen, dieselbe bezweckt die Schaffung einer besonderen Arbeiter-Wahlcurie, welche 20 gleichfalls neu zu creirende Mandate zu überweisen wäre. Die Ablehnung des liberalen Gegenentwurfes kann ndessen schon jetzt als ziemlich sicher gelten, aber auch das Wahlgesetz der Regierung wird angesichts des all gemeinen Mißmuthes, dem es in den Reihen des öster reichischen Parlaments begegnet, kaum ein anderes Schick- sal haben. Ob nun Taaffe in diesem Falle mit der Auf lösung des Abgeordnetenhauses antworten würde, wie einige Superkluge schon wissen wollen, dies ist jedoch noch die Frage. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. — Die Lyriker des Weltschmerzes haben wieder ein mal das Wort. Der Herbststurm tobt durch das Gezweig der Bäume und treibt die bunten Blätter zu Boden; gerade in dieser farbenschillernden Pracht gewährt uns die an malerischen Effecten so reiche Natur aber noch einmal ein gar herrliches Schauspiel, ehe das „große Sterben", dem überall schwermüthige Weisen gelten, wieder seinen Anfang nehmen wird. Das freundliche Grün hat sich in leuchtendes Roth und schimmerndes Gelb verwandelt, und wahrhaft entzückend ist die Wirkung, wenn die Alles verklärende Sonne durch das Laubdach dringt und unter ihrem Scheine das von dem unübertrefflichen Farbenkünstler Herbst ge schaffene Bild ringsum goldig erglänzt. Alle Nuancen sind vertreten. Wer solche Pracht bewundern will, der hat hierzu in unserer an landschaftlichen Schönheiten über haupt so gesegneten Gegend eine ganz besonders günstige Gelegenheit. Der Herbst mahnt aber mit dem fallenden Laub und all' den anderen Vorboten an das baldige Versinken der Natur in den langen Winterschlaf. — Verheirathete Rekruten sind, wie alljährlich, so auch dieses Jahr wieder bei einzelnen Regimentern ein getroffen. Gewöhnlich sind dies Leute, welche zweimal zurückgestellt, im letzten Gestellungstermin aber doch noch ausgehoben wurden. Meist denkt der junge Mann, daß er, Wenn er zweimal zurückgestellt worden ist, das dritte Mal freikommt. Aber gar nicht selten erweist sich eine solche Calculation doch als falsch. Wird dann der junge Ehe ¬ mann zur Fahne einberufen, so ist der Jammer groß. Und doch hat er sich diese Situation selbst zuzuschreiben. Es ist die natürliche Confequenz unbedachten Handelns. Die Ehefrau und die vorhandenen Kinder haben keinerlei Anspruch auf Unterstützung durch den Staat bez. die Ge meinde. Während der aktiven Dienstzeit wird übrigens spezielle Rücksicht auf die Verheirathung nicht genommen und es erwächst daraus auch kein Anspruch auf vorzeitige Entlassung. Sieht nun eine solche Frau allein in der Welt da, ohne Eltern, auf deren Unterstützung sie rechnen dürfte, so befindet sie sich in einer sehr bedauernswerthen Lage. Es mag daher jeder junge ehelustige Mann die definitive Entscheitung abwarten, ehe er eine Frau heim führt. — Das Setzen auf steinerne Bänke, sowie auf Rasen plätze ist jetzt, in der UebergangSperiode, von ungünstigem Einfluß auf die Gesundheit. Eltern und Erzieher werden gut thun, wenn sie ihre Kinder darauf aufmerksam machen. Kamenz, 14. October. Von der Königl. General direktion der Sächs. Staatsbahnen ist heute die Genehmigung des Gesuches um je einen Extrazug am Abend des 22. Oct. von Arnsdorf nach Kamenz und von Klotzsche nach Königsbrück eingegangen. Beide gehen im Anschluß an den in Dresden-Neustadt Nachts s/«12 Uhr abgehenden Schlesischen Zug 1) in Klotzsche um 12 Uhr 5 Min. und 2) in Arnsdorf um 12 Uhr 36 Min. ab und halten an allen Unterwegs-Stationen. Diese Extrazüge können außer den Militärvereinsmitgliedern von Jedermann benutzt werden. — Für die Mitglieder der Militärvereine, welche sich noch an dem Fackelzuge auf dem Theaterplatze in Dresden am 22. Oct. betheillgen wollen, ist der Anmelde- terniin bis zum Sonntag, den 15. d. M., verlängert worden. Den Theilnehmern am Fackelzuge wird eine Legitimation auSgehändigt, welche zur Hin- und Rückfahrt zum einfachen Billetpreise bei 3 Tagen Giltigkeit berechtigt. (K. W.) — Von dem Viehbestände des Gutsbesitzers Wilhelm Hartmann in Rammenau bei Bischofswerda erkrankte vor ca. 14 Tagen eine Kuh; der Fleischer Clemens Hartmann wurde herbeigerufen, um die Kuh zu stechen, auch der Fleischer Huste war zugegen, welcher das Ausschlachten vornahm; der Letztere stellte fest, daß das Thier vom Milz brand behaftet gewesen sei. An demselben Tage verendeten in demselben Stalle ein Bulle, sowie die Hauskatze, welche Blut geleckt hatte. Clemens Hartmann, welcher sich ganz vermuthlich verletzt, oder eine Wunde an den Händen ge habt, wurde angesteckt, und ist nach schwerem Leiden seinen Wunden erlegen, auch der Fleischer Huste ist an einer Hand leicht erkrankt. Behördlicherseits ist zur Vermeidung weiterer Unglücksfälle alles Erforderliche angeordnet worden. — Am Sonntag früh fuhr der 15'/, Jahre alte Sohn der Frau Rittergutsbesitzerin Wehle in Bocka mit Geschirr nach der Jauerschen Molkerei; in der Nähe des Klosterwassers bei Kannewch scheute aus unbekannter Ursache das Pferd und schleuderte den Wagen an die Brücke, wodurch der junge Wehle aus dem Wagen ge schleudert wurde und so unglücklich auf den Kopf fiel, daß der Tod nachmittags eintrat. (K. Z.) — Die „Bautzener Nachr." berichten unterm 13. Oct.: Heute Vormittags 10 Uhr ging unsere RathhauS-Uhr — durch, d. h. sie schlug unaujhörlich fünf Minuten lang,