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Amts Blatt und des SLadlrathes des Aönigk. Amtsgerichts Mnundfünfzigfteu Jahrgang Nr. M 16. September Sonnabend Verantwortlicher Redakteur Hermann Schulze in PulSnitz. Druck und Verlag von E. L. Förster's Erben in Pulsnitz. Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Inserate sind bis Dienstag und Freitag Vorm.'9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor. puszeilessoder deren Raum) 10 Pennige. KescHästsstetlen: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, Carl Daberkow, Groß röhrsdorf. Annoncen-Bureaus von Haasen- stcin L Vogler, Jnvalidendank, Rudolph Mosse und G. L. Daube L Comp. zu WuLsnih Als Beiblätter: I. Jllustrirtes Sonntagsblatt (wöchentlich); 2. Landwirthschaftliche Beilage (monatlich). Abonnements -Preis Vierteljährl. 1 Mk. 2ö Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zu sendung. >^sür Putsmtz, " Königsbrück, Nadeberg, Na-ebur-, Moritzburg und Umgegend KonkursverfaHren. Das Konkursverfahren über das Vermögen des Bäckermeisters Oscar Max Delling in Pulsnitz wird, nachdem der in dem Vergleichstermine vom 8. Juni 1899 ange nommene Zwangsvergleich durch rechtskräftigen Beschluß von demselben Tage bestätigt ist, hierdurch aufgehoben PulSnitz, den 12. September 1899. Königliches Amtsgericht. Bekannt gemacht durch den Gerichtsschreiber. Aktuar Hofmann. In Lichtenberg Cat.-Nr. 136 ist die Maul- nud Klauenseuche ausgebrocheu Königliche Amtshauptmannschaft Kamenz, amu. September 1899. vonErdmanns-orff Der Communicationsweg von Mittelbach nach Pulsnitz wird bis auf Weiteres gesperrt und der Verkehr über Lichtenberg gewiesen. Königliche Amtshauptmannschaft Kamenz, am 12. September 1899. bau Cr-maunsdorff. Bekanntmachung, Wegeverbot betreffend. Nachdem zu bemerken gewesen, daß die auf Röhrsdorfer Staatsforstrevier befindlichen nicht öffentlichen Wege fortgesetzt von Unbefugten benutzt werden, wird hiermit Folgen des bekannt gegeben: Auf dem Staatsforstrevier Möhrsdorf haben öffentlichen Charakter nur der Flügel IV, der Flügel VI, der Flügel VII, der Grotzröhrsdors-Kleinröhrsdorfer Communicationsweg (Hahnweg) und die Radeberg-Großröhrsdorfer Straße. Alle übrigen, vorstehend nicht genannten Wege sind Privatwege und dürfen ausschließlich nur zur Abbringung von Forstprodukten aus dem Staatssorstreviere benutzt werden. Jedes anderweite Fahren, sowie das Reiten auf denselben wird hiermit verboten und in Zukunft mit Geldstrafe bis zu dreißig Mark für jeden Einzelfall geahndet werden. K l e i n r ö h r s d 0 rf, am 12. September 1899. Der Gutsvorsteher für das Staatsforstrevier Röhrsdorf. Oberförster Mueller. Der Dreysushaudel mW die Pariser Weltausstellung. Ein würdeloses Schauspiel sondergleichen entrollt sich in der Presse — nicht blos in der deutschen — vor unsern Augen: Mit Hintansetzung jeglicher Vorsicht, mit Preisgabe der elementarsten Klugheit wird der Versuch unte-nommen, eine Hetze gegen die Weltausstellung zu insceniren, die zum , Beginn des neuen Jahrhunderts die civilisirten Nationen zu einem Friedensfeste, zu einem Triumph der Cultur und der Arbeit in der französischen Hauptstadt vereinigen soll. Dreysu«, so rufen die unklugen Agitatoren, ist verurtheilt, die Gerechtigkeit ist geschändet, die Humanität ermordet — also auf zum Sturmlauf gegen das Herz Frankreichs, nieder mit Paris, boycottirt die Ausstellung I Und im Namen der geschändeten Gerechtigkeit und ermordeten Humanität sollen Tauiende von Existenzen zerstört, Millionen Hoffnungen ent täuscht, große Opfer umsonst verschleudert werden. Man wird es lebhaft beklagen, wenn der französische Kapitän daS Opfer unseliger Verkettungen und unmoralischer Zizstände geworden ist, die zu ändern außerhalb seines Macht bereiches lag. Wir neigen zu der Anschauung, daß der Urtheilsspruch von Rennes ein Product der Verlegenheit ist, das weniger die Schuld des Kapitäns beweist, als viel mehr daS Bestreben, die unglückliche Affäre zum Stillstände zu bringen. Dafür spricht auch der Umstand, daß das Kriegsgericht sich einstimmig für die Erlassung der Degrada tion einsetzte und zahlreiche Stimmen laut werden, die von der bevorstehenden völligen Begnadigung Dreyfus' überzeugt sind. Man setze nun den gegentheiligen Fall: Wäre Drey fus freigesprochen worden, so hätte unweigerlich als nächste Folge daS hochnothpeinüche Verfahren gegen jene Generale und Minister eröffnet werden müssen, die mit in die Affäre verwickelt sind und theilS aus Naivität, theils aus irrege leiteter Ueberzeugung, von falschen Documenten getäuscht, sich zu ungesetzlichen Maßnahmen und irrigen Aussagen verleiten ließen. Die Anklage gegen die Generale erheben hieß aber die Armee in ihren Grundfesten erschüttern, das Land in unabsehbare Verwickelung stürzen. Wer kann es da den Offizieren, die in Rennes zu Gerichte saßen, verar gen, wenn ihr soldatische« Empfinden, ihre anerzogene Dis- ciplin, ihr militärisches und vaterländisches Bewußtsein sich aufs Aeußerste dagegen sträubte, diese letzte Consequenz zu ziehen und di« eigenen Vorgesetzten, zu denrn sie bisher als die Muster soldatischer Pflichterfüllung emporgeblickt, sozusagen anL Messer zu liefern und Frankreich der Revolution preis zugeben? Zwischen zwei großen Uebeln, zwischen Scylla und Charybdis schwankend, haben die Richter sich für das nach ihrer Ansicht kleinere Uebel entschieden, und es heißt neue Scheiter in den Brand werfen, wenn man dem furcht baren Zwange der Verhältnisse nicht Rechnung trägt, unter dem das Renner Kriegsgericht zweifellos gelitten hat, sondern Zeter und Mordio schreit, weil die Gerechtigkeit angeblich erstickt ward. Die römische Geschichte der Vorzeit kennt einen CurtinS, der in den Abgrund sprang, um mit dem Opfer seines Lebens das Unheil vom Staate abzuwenden. Ist in gewissem Sinne nicht auch der Kapitän Dreyfus ein solcher Curtius? Ganz entschieden aber ist wohl abzurathen von einer Agi tation, die bar jeder Vernunft und Logik eine politische, und wenn man will menschliche Frage mit einer rein geschäftlichen Sache, wie die Weltausstellung, mit einer Angelegenheit des Handels und der Industrie verquicken will. Was soll denn damit erreicht werden? Wird der Kapitän vielleicht unschuldiger, wird er in seiner Glorie erhöht, wenn ein paar Firmen mehr oder weniger in der Ausstellung vertreten sind? Man täusche sich doch ja nicht über die Volksstimmung und über die Wirkung, wenn es in der That gelingen sollte, die Ausstellung empfindlich zu schädigen: Man wird es in der großen Masse des französischen Volkes nicht verstehen und nicht begreifen, daß es sich um eine Vergeltung für die ge kränkte Gerechtigkeit handelt, sondern tausendstimmig wird man Dreyfus verwünschen, der so viel politisches und wirth- schaftliches Unheil heraufbeschworen. Die Frage, ob schuldig oder nicht, wird dann völlig verwischt, die bloße Existenz dieses Mannes ist dann im Bewußtsein der Masse, die sich mit psychologischen Tüfteleien nicht abgiebt, schon Schuld genug. Das Alles scheint so klar und selbstverständlich für Jeden, der die Psychologie der Mafien versteht, daß der Menschheit ganzer Jammer den erfaßt, der gewiss« deutsche Zeitungen zur Hand nimmt. Geschickt gruppirt, wird da in ganzen Spalten von der Entrüstung erzählt, die allenthalben herrscht, und von den zahlreichen Entschließungen, die Aus stellung nicht zu beschicken. Blickt man näher hin, so sind eS zwei, drei unbekannte Firmen, „zahlreiche Menschen", „mehrere Zeitungen", welche die Ausstellung boycottiren wollen. Der eigentliche Zweck wird ja nicht erreicht werden — und es ist gut so, denn die Folgen würden die berufsmäßigen Hetzer, die in ihrem Ungestüm in die heillosesten Abgründe sich verrennen, am eigenen Leibe am schmerzlichsten zu fühlen bekommen. Oertttche ««d sächsische Avgelegenhette«. — Die Gcrichtsferien, welche bekanntlich am 15- Juli begonnen hoben, erreichten am 15. September ihr Ende, worauf dann hinsichtlich der Erledigung der ge richtlichen Angelegenheiten wieder der regelmäßige Ge- schäftSgang eintritt. — Anläßlich des bevorstehenden Vierteljahrswechsels wird darauf aufmerksam gemacht, daß am 1. Oktober, welcher diesmal aus einen Sonntag fällt nicht umgezogen wird. Der erste Umzugstag fällt auf Montag den 2. Ok tober. Diese Anordnung muß beachtet werden, damit das Umziehen nicht gehindert wird. Die Dienstboten wechseln am 2. Oktober mittags ihre Stellen. — Obgleich die Obsternte in unserer Oberlausitz in diesem Jahre als eine sehr geringe bezeichnet werden muß, werden doch von allen Seiten die umfassendsten Vorbe reitungen für die im Oktober dieses Jahres in Dresden stattfindenden Jubiläumsausstellung des LandeSobstbauver- eins für das Königreich Sachsen mit der gleichzeitig eine allgemeine deutsche Ausstellung verbunden, getroffen. Es gilt nicht nur an dem Ehrentage dem 25 jährigen Bestehen des Landes- Obstbauvereins zu zeigen, was in den letzten Jahrzehnten geschaffen worden ist, und mit den Erblanden in Konkurrenz zu treten, sondern auch mit den übrigen deutschen Ländern und besonders den gut organisirten preu ßischen Landwirtschaftlichen Verbänden zu wetteifern. Daß es aber nicht nur gilt, Ehre einzuheimsen, sondern im deut schen Obsthandel eine feste Position zu erringen, beweist schon das Programm der Ausstellung. Die großen deut schen ObstauSstellung^n, welche im letzten Jahrzehnt in Breslau, Hamburg und Cassel stattfanden, haben uns ja gezeigt, wie eine solche Ausstellung imstande ist, das Au genmerk des Großhändlers sowohl wie des Privatkonsu menten auf eine bestimmte Gegend zu lenken, ihren ganzen Obsthandel zu beleben und in sichere Bahnen zu führen, da heißt es nicht mehr große Sortimente mit seltenen Früch ten auszustellen, sondern gut tragbare und marktfähiger Sorten m kleinen, aber zweckmäßig ausgewählten Sorti mente vorzuführen. Für unsere Oberlausitz ist dieses Jahr besonders schlecht, nicht nur, daß manche Sorten ganz fehlen, sind auch die vorhandenen meist schlecht ansgebildet. Nur daß in den meisten Gegenden Deutschlands die Ver hältnisse ähnlich liegen, kann uns beruhigen. Um so mehr ist eS aber Pflicht aller Obstbauintereffenten, ihr möglich stes zu »Hun, um die Vertretung der Ober- Lausitz doch eme möglichst vollkommene werden zu lassen. Der land wirtschaftliche Kreisverein Hal die Bezirksobstbauvereine und die Landwirtschaftlichen Vereine vereinigt, um eine gemein same und möglichst vollkommene Sammelaasstellung zu sammen zu bringen. Schon jetzt weisen wir für etwaige Besucher, im Ausstellungspalaste in Dresden darauf hin, daß das Oberlausitzer Obst in einem besonderen Saale rechts vom Hauptsaale Aufstellung finden wird. Den Ver anstaltern der Oberlausitzer Sammlung aber wünschen wir, daß sie im Lande recht viel Unterstützung finden möchten, damit die viele Arbeit auch ihren Lohn findet, und unsere Oberlausitz auch bei dieser Gelegenheit würdig vertreten sei.