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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Rossen, Litbenleyn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. Dieses Blatt erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags und kostet vierteljährlich 10 Ngr. — Jnscratenannahme bis Montag resp. Donnerstag Mittag. 92. Freitag, den 21. November 1873. Verordnung, Maßregeln gegen die Rinderpest betreffend. Da osficiellen Mittheilungen zufolge die Rinderpest neuerdings auch in Niederösterreich (Ober St. Veit bei Wien) ausgebrocheu ist so haben auf die Einfuhr von Wiederkäuern aus Niederösterreich bis auf Weiteres nicht mehr die Bestimmungen unter 3, sondern unter 4 der Verordnung vom 24. Juli dieses Jahres Anwendung zu leiden. Es ist daher die Einfuhr von Wiederkäuern aus Niederösterreich mit Ausnahme von Rindvieh der grauen Race (Steppenvieh), dessen Einfuhr nach der Bestimmung unter 1 der ungezogenen Verordnung unbe dingt verboten bleibt, nur über Bodenbach und Zittau gegen Beibringung eines amtlichen Zeugnisses, wodurch nachgewiesen wird, daß die betreffenden Thiere unmittelbar vor ihrem Abgänge mindestens 30 Tage an einem seuchenfreicn Orte gestanden haben und daß 20 Kilo meter um denselben dies Rinderpest nicht herrscht, sowie unter der Bedingung gestattet, daß der Transport durch seuchenfreie Gegenden erfolgt ist, und die betreffenden Thiere beim Uebergang über die Grenze vom Bczirksthicrarzte untersucht und gesund befunden worden sind. Dresden, den 12. November 1873. Ä i n i st e r i u m des Innern. v. Nostitz-Wallwitz. Jochim. Tagesgeschichte. Ueber das Testament Sr. Majestät des Königs Johann er führt der „Dr. Anz." Einzelheiten, die Vielen nicht uninteressant erscheinen werden. Als Se. Majestät König Johann verstorben, ward seine Wohnung im Schloß in Dresden versiegelt, während in Pillnitz, woselbst die gesammten Erben selbst zugegen, eine solche Versiegelung nicht stattfand. Nachdem auf Befehl Sr. Majestät des Königs Albert die Siegel abgenommen, fand man unter den Papieren vier Codizillc, welche das schon 1855 entworfene Testament, nament lich infolge inzwischen eingetretener Todesfälle rc. mehrfach modisiciren. Rührend ist es gewiß, daß wohl Keiner, der dem König Johann je nahe stand, ohne ein Andenken geblieben; es sollen aber auch noch einige bedeutendere Wohlthütigkeitsacte, die in nächster Zeit erst noch bekannt werden dürften, angeordnet sein. Eines der bedeutendsten Geschenke erhält die kgl. Bibliothek: das vollständige Manuscript der Dante-Uebersetzung von Philalethes. Se. Majestät der veutsche Kaiser hat in voriger Woche, Wie man berichtet, Se. K. H. den Prinzen Georg zum Commandanten des 12. Armcccorps ernannt. Tas betreffende allerhöchste Ernennungs schreiben soll in sehr anerkennenden Ausdrücken über die Art abgefaßt sein, in der Se. K. H. der Prinz Georg diesen vcrantwortungSreichcn Posten an der Spitze des Armcccorps bereits während des Krieges ausgefüllt hat. Die „Dr. N." berichten aus Dresden, 16. November: Gestern früh gegen 6 Uhr bot sich den Passanten der Augustusbrücke ein trauriger Anblick; ein fein gekleideter Herr stürzte sich plötzlich über das Geländer hinab in die Elbe. Derselbe war aber nicht ins Wasser gefallen, sondern hatte seinen Tod durch Aufschlagen auf die Grundmauer des Pfeilers gefunden. Die Persönlichkeit des Unbe kannten ist später in der eines von hier gebürtigen 23 Jahre alten früheren Commis und jetzigen Expeditionsgchilfen bei der Staatsbahn, Ramens Tod, ermittelt worden. In Dresden ist in der Nacht vom Montag zum Dienstag im Netcher'schen Seminar in einem zu Aufstellung der Kleidcrschränke der Zöglinge benutzten Dachraume Feuer ausgebrochen, das sich, ob wohl der gesammte Cötus unter Leitung des Directvrs sofort zum löschen verwendet wurde, auch die städtische Feuerwehr zeitig eingriff, b°ch mit solcher Schnelligkeit über den ganzen, eine Lange von 2l Fenstern Front einnehmenden Dachstuhl verbreitete, daß der ge- sawinte Dachraum und ein Theil des dritten Stocks vom Feuer zer- lwu wurden. Mit Gottes Hilfe ist größeres Unglück von der Anstalt "^gewendet worden; von sämmtlichcn Bewohnern des Hauses, Lehrern und Schien,, gegen 150 an der Zahl, hat Niemand eine körperliche ^ettetz^g erlitten. Einige Zöglinge haben allerdings von ihren -tMleligkxittm nichts gerettet, als Bas Wenige, was sie am Leibe trugen. Das sonstige Mobiliar, einschließlich der Belten und der Estkalischen Instrumente, konnte noch in Sicherheit gebracht werden. Aue Mobilien, mit Einschluß der den Zöglingen gehörigen Effecten, ' . versichert. Die sofort an Ort und Stelle erschienenen Ad- umstratoren der Stiftung trafen sofort Veranstaltung, damit der Unterricht eine möglichst kurze Unterbrechung erleide und die Wieder herstellung des beschädigten Gebäudes ohne Verzug in Angriff ge nommen werde. Die Entstehungsursache des Feuers ist noch nicht ermittelt. Die Meißner Diöcesanversammlung vom 13. November hat beschlossen, an das Kirchcnrcgimcnt das Ersuchen zu stellen, für eine Erweiterung des der Zeit nach ungenügenden Consirmanden- Unterrichts Anordnung zu treffen. Kötzschenbrvda. Künftige Woche, Dienstag den 25. l., wird der hiesige Kirmeßmarkt, die sogenannte Pclzmesse, in üblicher Weise abgehalten; in früheren Jahren fiel dieser Markt auf Sonnabend vor dem Todtensonntag, wo auch die hiesige Kirmeß gefeiert wurde, in neuerer Zeit findet auch die letztere acht Tage später, Heuer also Sonntag den 30. November statt. Ein früher in Leipzig wohnhafter, im Jahre 1871 in Berlin verstorbener Menschenfreund hat fünf Kindcrrettungshäuser des säch sischen Erzgebirges und Voigtlandes zu Erben seines nach Auszahlung anderer Vermächtnisse übrigbleibenden Vermögens eingesetzt, wodurch (mit Einschluß der inzwischen angewachscnen Zinsen) die Summe von Zehntausend Thalern allein dem Rettungshaus zu Elsterberg zufiel. Die Firma Randel in Meerane hat ihre Zahlungen eingestellt. Die Passiva betragen 235,000 Thaler, die Activa 185,000 Thaler. Leipzig wird am meisten davon betroffen. Grimma, am 18. Nov. Kaum sind die Gemüther von dem Schreck, welchen der bei Lausigk vor Kurzem verübte Mord verur sachte, etwas beruhigt, so befindet sich heute unsere Stadt wegen eines gestern Abend ^11 Uhr vor dem sogenannten Pappschen Thore an dem Post-Direktor Behrend begangenen Raubanfalls in der größten Aufregung. Derselbe, ein achtbarer Beamter, ging um diese Zeit aus der Hessischen Restauration nach Hause und wurde zwischen dieser und dem genannten Thore, welches eine Entfernung von ungefähr 60—74 Schritte ist, von zwei Kerlen in der frechsten Weise seiner Baarschaft (über 100 Thlr.), Uhr mit Kette und der Ringe beraubt, erhielt mehrere Messerstiche und wurde ihm beim Abstreifcn des Ringes ein Finger so beschädigt, daß derselbe wahrscheinlicb abgclöst werden muß. Die nichtswürdigen Strolche warfen den Schwerverwundeten zuletzt in den Straßengraben. Ich enthalte mich jeden Commcntars über dieses Zeichen dajür, wie unheilsam für die Ruhe und Sicherheit des friedlichen Staatsbürgers cs ist, daß dem Räuber und Mörder nicht mehr das Beil des Scharfrichters in den Nacken gesetzt wird. Es dürfte sehr leicht noch schlimmer werden. (D. N.) Vorige Woche sind 26 Arbeiterinnen der Königsteiner Papier fabrik, welche in derselben schlafen, infolge ansgeströmten Gases dem Tode des Erstickens nahe gewesen, wurden aber sämmtlich rechtzeitig gerettet, waren jedoch erst den zweiten Tag daraus soweit wieder hcrgcstellt, ihre Arbeit wieder aufnehmen zu können. > In Leipzig har in den letzten Tagen ein 17jähriges blühendes , Mädchen, Verkäuferin im Hutgeschäft von Zeidler am Petersfteinweg, Aiiguste Nolle, ein schreckliches Ende gefunden. Am Donnerstag Abend nach 11 Uhr, als sie in der Küche ihrer Dienstherrschaft dw