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Memuer Anzeiger Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. AbonnementSpreiS einschließlich zwei illustrierter achtseitigen Beilagen sowie eine- illustrierten Witzblattes 1,50 Mk. Zkitnllg fir Lhnrnild, Seifersdöch Inserate kosten die Sp altenzeile oder deren Naum 10 Pf., für auswärtige Inserenten 15 Pf., Reklamen 20 Pf. Annahme von Anzeigen für alle Zeitungen. Mein- nnd Grotzölsa, Obernaundorf, Hamsberg, Somsdorf, Coßmannsdorf, Lnban, Borlas, Spechtritz re. Mit verbindlicher Pulikationskraft für amtliche Bekanntmachungen. Nummer 39. s-r»spr-cher: Amt Deuben 114. Sonnabend, den 30. März 1907. Fernsprecher: Amt Deuben 114. 20. Jahrgang. Ostern. crr Winter zog gar trutziglich Einher mit blanken Frost gemässen; Echneebataillone hinter sich. Als müßt' er ew'ge Eiszeit schaffen. Am Ofen saß ich baß vergrämt Und wies den Rücken steif dem Fen ster — Da Horsch ! ein Pochen, leis, verschämt, Als heischten Einlaß Nachtgespenster. Doch, Pelzbarett ans Goldgelock, Noch zugeknöpft die Flüzelweste, Winkl' draußen mir trotz Schneegeflock Lichtjunker Lenz, der liebste, beste. „Nun laß das Knurren, dummer Mann, Und schreib', was ich diktieren werde: „Daß jeder sich dranf richten kann: Schon weilt Prinz Frühling auf der Erde. Zwar augcnblicks inkognito, Herrn Winter nachzupatronilliercn, Doch auf die Ostern sollt ihr froh Viktoria schrer'n und jubilieren!" So Jnnker Lenz! Und Seligkeit! Schon hör' ich's singen aller Enden: 's ist Ostern heut, 's ist Frühlingszeit, UndFrost und Herzleid täl sich wenden! K. v. Golßen. Hur Nab una fern. Rabenau, den 30. März. — Wohl regt sich längst schon der Saft den Bäumen und in der Seele der Gesang, >»ohl hat schon überall das Keimen rind Sprieße» begonnen; doch es war nur ein zag- htiftes Tasten. DaS starke, leidenschaftliche, lk'Wäubige Werden hat nunmehr seinen An- nwg genommen. Wenn eS die Sonne so weiter treibt wie seit einigen Tagen nnd wenn der „wonnige Hanch" nicht durch eine Reaktion do» Norden her umgebracht wird, so werden wir zum Auferstehnngsfest den beginnenden Blütenfrühling schauen können. — Wie aus der heutigen Annonce ersicht- l>ch, bringt der 2. Teil des Militär-KonzerteS eine hochinteressante Nummer und zwar „Eine inter- »ationaleTruppenschau", eine Rsihevon Parade- wärschen aus allen Ländern, wie dieselben w Wirklichkeit erst einmal im Jahre 1901 vor ^raf Waldersee in China staltgesunden haben dürften. — Der UnterhaltnngSabend am 1. Oster- ffiertag, verunstaltet vom Bankomitee des M.- ^-V. „Vorwärts", wird nach dein vorliegenden Programm ein recht gediegener werden. Außer den verschiedenen Couplets, Soloszenen wird am Schluffe ein famoser Einakter aufgcführt, der die LachmuSkeln wohl sehr in Anspruch Nehmen dürste. Auf allgemeinen Wunsch wer den die bei dem FestkommerS beifällig anfge- wMunenen Keulenübnngcn (init elektrischen Keulen) nochmals vvrgesührt. Möge dem Ver- tm für seine viele Mühe ein volles Haus be- schieden sein. — Für Unterhaltung während der Oster feiertage ist, wie immer, anch diesmal wieder gesorgt. So findet u. a. am ersten Feiertage ein Wohltätigkeits-Konzert, gegeben vom „Apollo", statt. Ernste und heitere Männerchöre werden Wit humoristischen Vorträgen wechseln. DaS hum. Terzett „Eine ni fidele Gerichtssitzung" bildet den Schluß. Nach alledem dürften die Besucher des Konzertes auf ihre Rechnung kommen. — Die Holzinduftriellen Leipzig- be- schlofse», die Holzarbeiter am 30. März auszusperren, wenn bis zum 28. März der Tarif nicht vereinbart ist. — Ein junger Mensch hat am Mittwoch in der Dresdner Heide plötzlich einen Schlag anfall erlitten. Derselbe führte eine Monats ¬ fahrkarte für die Strecke Dresden—Potschappel und auf den Namen Walther Dippold lautend bei sich. — In Oberwiesenthal sind bedeu tende Schneemassen gefallen. In einer Nebenstraße kann man auf der Schnechalde stehend, die Leute im ersten Stockwerk am Tische sitzen sehen. Die Briefkästen wurden aus dem Schnee ausgeschurft. Zum Briefkasten deS „Neuen Hauses" kann der Briefträger nur in kniender Stellung gelangen. An Hänsern, zu deren Hausflur 3 bis 4 Stufen führen, hat inan 4 bis 5 Schneestufen eingelegt. — Kleine Notizen. -- Erhängt auf gefunden wurde in einem Holzschuppen des Gärtners und Papierpackers H. in Nieder- schlema der 16jährige Sohn Friedrich Wil helm, der Gärtnerlehrling war. — InKlingen- berg brannte Dienstag abend nach 8 Uhr die Nenklingenberger Höhe (Nestanrant und Bauerngut) gänzlich ab. — Beim Spielen in der Müglitz verunglückte ein in Mtt ge l n bei Pirna wohnhafter, 9 Jahre alter Knabe. Er hatte sich zu weit in daS Flußbett gewagt lind wurde von der starken Strömung mit fortgerissen. Trotzdem ihm sofort ein erwachsener Passant zu Hilfe eilte und ihn den Fluten entriß, hatte der Knabe doch bereits infolge eingetretenen Herzschlags seinen Tod gefnnden. — Die Leichen des im 21. Jahre stehenden Schlossers Engert aus Crimmitschau (zuletzt iil Chemnitz wohnhaft) und seiner Geliebten, der im 17. Jahre stehenden Arbeiterin Poneß aus Chemnitz, sind in Furth aus dem Mühlgraben, wo sie an einem Strauche hängen geblieben, gezogen und geborgen worden. Das unglückliche Liebespaar, das den Tod frei willig im Wasser gesucht hat, hatte sich mit Taschentüschern am Halse fest aneinander ge bunden. — Als Urheber des vorjährigen Klatsches, der die Stadl Döbeln erfüllte und sich gegen zwei jnnge Leute, eine Kauf- mannstvchter und einen Realghmnasiasten richtete, hatte sich der 17jährige Fabrikschlosscr- lehrling Paul Pinkert auS Heyda vor dem Schöffengericht zn verantworten. Dnrch vier Erde wurde er überführt, daß er die schmähliche Verleumdung erfunden hatte. Er wurde zu 5 Wochen Gefängnis und Tragung sämtlicher Ko ten verurteilt. Nicht nur hat diese Klatsch geschichte den davon betroffenen beiden ange sehenen Familien monatelang größte Auf regungen gebracht, eS sind auch Une Anzahl Leute wegen Wciterverbreitung verurteilt wor den und ein Fabrikschmied, der das G«rücht ebenfalls weiter verbreitet hatte, hat sich sogar, als die Sache gerichtlich anhängig geworden war, das Leben genommen. — Ein weiblicher Leichnam schwamm in der Mnlde bei Nisch witz an. Die Tote, im Alter von etwa 40 bis 45 Jahren trug Anstaltskleidung und die Nummer 38. — In der Pappenfabrik von Hambke in Neu Wernsdorf ist während der Mittagspause ein Holzkocher explodiert. Durch die Explosion sind mehrere Wände und Decken eingestürzt. Der materielle Schaden ist bedeutend. Personen sind nicht verletzt. —Der seit Anfang Januar in Döbeln vermißte Schlosser und Fischhändler Lantzsch wurde auf RuvelSdorfer Flur tot aufgefunden. — Der Bahnwärterstellvertreter Kunath ist zwischen Breiten dorf und Pommütz von einem Eisenbahnzuge überfahren und gelötet worden. Der Verunglückte wurde im Gleise liegend aufgefunden. — Anläßlich der Konfirmation seiner Tochter schenkte Eisenhüttenwerksbesitzer Ernst Edler v. Ouerfurth in Schönheiderhammer ein« größere Summe zur Anschaffung von Abend- mahlSgeräten zur Benutzung bei Hauskommu nionen, außerdem beschenkte er jede Milkonfir mandin seiner Tochler mit einer wertvollen Brosche. — Der Verttber deS Sparkaffeneinbruchs in Annaberg ist in der Person eines 16- jährigen Schlosserlehrlings ermittelt worden, der mittel- Nachschlüssels sich Eingang in den Kassenraum verschafft und sodann an den Geld- schränken die mißlungenen Versuche gemacht hat. Dresden. Da im Schneidergewerbe die Verhandlungen zwischen dem Zcntralvor« stand des Arbeitgeberverbandes und dem Vor stand dec organisierten Gehilfenschaft gescheivert sind, wurde am Sonnabend die Gen erat- au Ssperrung durchgeftthrt. — In einer vornehmen Dresdener Weinstube der inneren Allstadt wurden einem Gaste acht Hundertmarkscheine aus der Westen tasche gestohlen. Da- Geld wurde noch am gleichen Tage bei einem reichen Privatmann«, der ebenfalls Gast in der Weinstube war, an ungewöhnlicher Stelle gefunden. Der Mann hat den Diebstahl eingcstande», nachdem er einen Geschäftsfreund «»gestiftet hat, acht Hundertmarkscheine auf der Polizei als ge funden in der Weinstube abzugeben. Nunmehr wird sich der Geschäftsfreund wegen Begün stigung zu verantworten haben. — In der Nähe deS Wettiner Bahnhofes in Dresden ereignete sich in den zeitigen Morgenstunden zwischen zwei Dresdner Ge- schäflSgeschirren ein Zusammenstoß von großer Heftigkeit. Die Deichsel deS einen Gefährt- wurde dabei zerbrochen und drang dem Pferde des entgegenkommenden Ambulanzwagens in die Seite. — Wegen 4 gestohlener Bleisoldaten muß der 45jährige Tischler Vogel in Chemnitz auf 3 Monate ins Gefängnis. Vogel wurde dnrch den Gelegenheitsdiebstahl zum rück fälligen Diebe; die Mindeststrafe in solchem Falle beträgt 3 Monate Gefängnis. — Von der Polizei in Plaue n i. V. wurde der unter Hinterlassung vieler Schulden flüchtig gewordene Wirt des Ratskellers in Elsterberg, Johann Purkart, verhaftet und an daS E sterberger Amtsgericht abgeliefert. Ueber sein Vermögen ist da« Konkursverfahren er öffnet worden. — Leipzig soll bekanntlich durch einen Schiffahrtökanal mit der Elbe verbunden wer den. Während die Großindustrie, insbesondere die deS Westens, den Kanal über Halle, also zur Saale, geführt wünscht, ein Projekt, daß auch die Leipziger Handelskammer befürwortet, hat sich die Leipziger Gewerbekammer jetzt für eine direkte Verbindung Leipzigs mit der Elbe, nämlich über Riesa, ausgesprochen. Dieses Projekt habe zunächst den Vorteil, daß weit läufige Verhandlungen mit Preußen vermieden werden, da der Kanal nur durch Sachsen ge führt zu werden braucht, und zweitens, daß die Vorteile direkt und ausschließlich der hoch entwickelten sächsischen Industrie und auch den an der projektierten Kanalroute belegenen klei nen sächsischen Städten und zahlreichen Ort schaften zugute kommen würden. — In Leipzig wird seit dem 18. dS. die im 46. Lebensjahre stehende PostsekretärS- wittwe Julia Klara Eugenie Gladow geborene Kürschner vermißt. Sie hat an dem erwähn ten Tage mit einer befreundeten Dame ein Konzert besucht. Nach Schluß haben beide Damen den Heimweg angetreten. Seitdem ist sie spurlos verschwunden. — Ferner wird seit dem 18. d. M. ans seiner Wohnung in Reud nitz der Privatmann Joh. Schmidt, geboren in Altenbach bei Wurzen, vermißt. Da er in der letzten Zeit Spnren von Schwermut ge zeigt hat, befürchten seine Angehörigen, daß ihm ein Unfall zugestoßen ist. — Eine originelle Erklärung er läßt im „Cölledaer Anzeiger" Rittergutsbesitzer Hankc-Tauhardl: „Hierdurch erkläre ich jedem Interessenten, daß an Sonn- und Festtagen weder ich noch meine Beamten für irgend je mand, und sei er selbst Minister, zu sprechen sind. Gleichzeitig bitte ich, bei Briefaufschriften an mich den albernen Titel „Amtmann" so wie daS noch einfältigere „Wohlgeboren" oder „Hochwohlgeboren" wegzulaffen. Ich betrachte letzteres als veraltete und erbärmliche Kriecherei nnd nehme solche Briefe nicht mehr an." — In einer Kölnischen Fabrik gerieten zwei Arbeiter in Streitigkeit, in deren Verlauf der eine Arbeiter seinem Kollegen beim Ver lassen der Fabrik einen Revolverschuß in den Rücken beibrachte. Auf das Hilfegeschrei des Verletzten eilte der Portier herbei, auf den der Mordbube gleichfalls mehrere Revolver schüsse abgab, und den er durch einen Schuß in den Kopf schwer verletzte. Beide Personen wurden in hoffnungslosem Zustande nach dem Krankenhause gebracht. Der Täter wurde verhaftet. — Bei einem schwerbetrunkenen Arbeiter in Prag konfiszierte die Polizei kürzlich ein LoS dersächsischenStaatSlotterie. Wie sich jetzt herausstellt, ist daS LoS mit 40 000 Mk- gezogen worden. Der Arbeiter er hält nichts und muß noch Strafe zahlen. Sparkasse Kainsöerg. Im dasigen Gemeindeamt geöffnet: Dienstags und Freitags nachm. von 2—k Uhr. Verzinsung der Einlagen mit 3*/, Proz. Einlagen werd, streng geh, gehalten. öern8lein-flll8bMiiIseIe°iifM. 8trsiobksrtix, in Vossv. pari» u. St. : Lolli. N««t»lllsi^ Niederlagen in Rabenau bei iNgäpfel, Pflattmen, Primelle», Aprikosen vtv. empfiehlt K arl Röber. Zwei Wohnungen sind zu Vermieten. Kno»»LI»s 8 v. — In Obermotzing wurde, nur,nut Hemd und Jack« bekleidet, in einer Schilfhütte eine 28jähr. Tagelöhnerstochter halb erfroren,jämmer lich zugerichtet u. durch Hunger entkräftet ge- funden. Sie gab an, vor etwa acht Tagen durch einen Unbekannten überfallen u. beraubt worden zu sein. Die Unglückliche verstarb nach ihrer Ueberführung ins elterliche Haus. Kirchennachrichten von Rabenau. Sonntag, den 31. März. 1. bsil. Ostvr- tLK. Vorm. 9 Uhr Gottesdienst mit Predigt über Matth. 28, 1—10: U. Pescheck. Motette: Hoch tut euch auf von CH. W. v. Gluck, Montag, den 1. April. 2. Oster feisrtaK. Vorm. 9 Uhr Gottesdienst mit Predigt über Joh. 20, 11—18: HilfSgcistlicher Lißke. Mo tette: Erschienen ist der herrliche Tag von Fr. Baumfelder. — Am 1. u. 2. Osterfeiertage Kollekte für die Sächs. Hauptbibelgesellschaft. Getauft: Am 24. März: Elsa Viola Rüssel, Tochter deS Stuhlb. Rich. Rüssel in Ober naundorf. — Friedrich Herbert Voigt, Sohn deS Maschinenarb. Ernst Richard Voigt hier. — Am 25. März HanS Willy Friedrich, Sohn des Tischlers Johann Friedrich hier. Gestorben: Am 25. März Rudolf Wilhelm Grehl, Sohn des Tischlers August Wilhelm Grehl hier, 4 Jahre 2 Mon. 25 Tage alt, w. am 28. März beeid, w. ist. —Mm 27. d. M. Frau Selma Clara Wirker geb. Schütz, Ehefrau d. Fabrikstuhlb. E. R. Wirker hier, 32 Jahre 6 Mon. 9 Tge. alt, w. am 30. d. M beerb, w. ist. Kirchennachrichten von Somsdorf. Am 1. Osterseiertag früh halb 9 Uhr Beichte u. Kommunion. 9 Uhr Festgott«Sdienst mit Predigt über Matth. 28, 1—10. Chorgesang Kollekte für die Sächs. Bibelgesellschaft Am 2. Osterfeiertag Vorm. 9 Uhr Gottesdienst mit Predigt über Joh. 20, 11—18. Kollekte.