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Blatt Amts und des AadtraLhes des Königl. Amtsgerichts Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. r« . , Wutsnrh. MS Beiblätter: >. JllustrirteS SonntagSblatt (wöchentlich); . Landwirthschaftliche Beilage (monatlich). Abonnements-Prei- »ierteljährl. 1 «k. SS Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zu sendung. tschenü/s/ ^tür Pulsnitz, "M-G . Lönizsdrück, Radcderg, Radeburg, Moritzburg uud Umgegend. Geschäftsstellen: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, Carl Daberkow, Groß röhrsdorf. Annoncen-Bureaus von Haasen stein L Vogler, Jnqalidendank, Rudolph Moffe und G. L. Daube St Comp. Inserate sind bis Dienstag und Freitag Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor. puSzeile (oder deren Raum) 10 Pennige. uu. ----- DENndsimhigster Jahrgang. Verantwortlicher Redakteur Otto Dorn in PulSnitz. Nr. 31. 17. April 1V01 Mittwoch. Das Königliche Ministerium des Innern hat bestimmt, daß nicht Brettnig, soikdern Wretnig zu schreiben ist. Königliche Amtshauptmannschaft Kamenz, am 13. April 1901. von Erdmavusdorff. Kronprinz Wilhelm in Wien. Der Kronprinz des Deutschen Reiches und von Preußen ist am Sonntag in Wien zu dem angekündigten Aufenthalte am kaiserlichen Hose eingetroffen. Es ist dies der erste offi zielle Besuch an einem auswärtigen Fürstenhofe, welchen der jugendliche deutsche Thronfolger seit seiner im vorigen Jahre erlangten Großjährigkeit jetzt abstattet, und für die Intimität der Beziehungen zwischen dem deutschen und dem österreichi schen Kaiserhaus» legt der Umstand gewiß beredtes Zeugniß ab, daß gerade der Wiener Hof diesen ersten Besuch des Kronprinzen Wilhelm empfängt. Und nicht zu einem nur flüchtigen Verweilen ist der Kronprinz in der schönen heiteren Kaiserstadt erschienen, sondern zu einem süaf Tage umfassen den Aufenthalte, welche ganz ungewöhnlich lange Dauer de« Nachösterlichen BesuckeS des deutschen Thronerben in der Residenz seine« erlauchten Pathen, deS Kaiser« Franz Joses, die« Ereigniß nach außen besonder« hervortreten läßt. Daher begreift e« sich auch, wenn die nunmehr ausgeführte Wiener Reise de« Kronprinzen Wilhelm alsbald nach ihrer Ankün digung allerhand Muthmaßungcn hervorrief und zu man cherlei Gerüchten Anlaß gab. Aber wie sich inzwischen die Haltlosigkeit der allerdings gewagten Behauvtungen herau«- gestellt hat, daß der älteste Sohn de« deutschen Kaiser« in Wien aus di« Brautschau gehen wolle, so ist's auch nicht« mit jenen Combinationen, denen zufolge der österliche Besuch de« künftigen Träger« der deutschen Kaiserkrone in der öster reichischen Metropole durchaus einen politischen Hintergrund aufweistn sollte. Schon die Jugend de« erlauchten Herrn und dir Thatsache, daß ihm natürlicher Weise noch keinerlei prlitische Erfahrung zur Seite steht, würden die Versuche, seine Wiener Reise als mit politischen Zwecke» verwoben hin,«stellen, al« völlig haltlos erscheinen lassen, außerdem befindet sich in seinem Reisegefolge keine politische Persönlich- keit, und hieraus erhellt allein schon zur Genüge da«, gelinde gesagt, Seltsame der Bemühungen, dem Freundschaftsbesuch de« Kronprinzen Wilhelm am österreichischen Hofe besondere, in der hohen Politik wurzelnde Beweggründe unterschieben »U wollen. Nein, dies erfreuliche Ereigniß bringt eben vor Allem einfach dir unveränderte Fortdauer der innigen und herz lichen persönlichen Beziehungen erneut zum Ausdruck, welche di« Kaiser Wilhelm 1l. und Franz Josef und ihre Häuser schon längst mit einander verbinden. Aber allerdings ent sprechen diesem warmen Verhältnisse zwischen den beidersei tigen Fürstenhäusern auch die kräftigen politischen Bande, welch» ihr« Reiche seit länger al« zwei Jahrzehnten gleich mäßig und unerschütterlich umschlingen. Gewiß hat eS nicht an wiederholten Anläufen gefehlt, da« deutsch-österreichische Bündniß zu lockern, oder gar aufzulösen, und namentlich die bi« fast in di« jüngste Z it herab mit seltsamer Consequenz fortgesührt« slavensreunoliche innere Politik Oesterreichs er- schirn geeignet, solchen Bestrebungen Vorschub zu leisten. Indessen, trotz alledem besteht die durch den Hinzutrilt Italien« verstärkte Allianz der zwei mitteleuropäischen Kaiser mächte noch bi« zur Stunde mit alter Festigkeit fort, zur innigen Genugthuung ihrer Völker und zum Heile der Völ- krrharmonie in ganz Europa, und al« äußerliche Bekundung diese« ungestörten BundeSverhältniffe« zwischen dem Deut schen Ruche und der Habsburgischen Doppelmonarchie läßt sich denn auch die jetzige Anwesenheit des deutschen Thron folger« in der österreichischen Hauptstadt sehr wohl auffaffen. Sicherlich soll aber dieser Vorgang nicht im Geringsten den Charakter irgend einer Demonstration nach außen in sich kragen, etwa im Hinblick auf den italienischen Flottenbesuch in Toulon und die unmittelbar vorangegangenen französisch russischen VerbrüderungSscenrn in Nizza. Man weiß an den leitenden Stellen in Bulin und Wien selber am besten, daß der Dreibund von den internationalen Festlichkeiten in Tou lon und Nizza keinerlei Beeinträchtigung zu befürchten braucht, außudem stand ja der Wiener Besuch de« Kronprinzen Wil helm schon Angst vor der Fahrt de« italienischen Mittelmeer» g»schwad«r» nach dem HauptlriegShafen Frankreichs fest. Da rum hat di« leidig» Politik mit dem Erscheinen de« Erben de« deutschen Kaiserthrones in der Kaiserstadt an der Donau nicht« zu schaffen, höchsten«, daß da« Ereigniß daS seinige ganz ungefucht mit zur Stärkung der deutsch-österreichischen Beziehungen beitragen wird — und eine solche Wirkung der Wiener Reise de« deutschen Kronprinzen kann man dieSseit« und jenseit« der schwarz-gelben und schwarz-weiß-rothen Grenz pfähle nur freudig begrüßen. vertliche «ud sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. Mit wahrhaft freudigem Gefühle kann heute über ein« geist» und herzerhebende Feier berichtet wer den, die durch sorgfältige Vorbereitung über den gewöhnlichen Rahmen anderer Feste hervorragt. Es war daS am Sonntag stattgefundene 38. Stiftungsfest de« Kgl. Sächs. Militär verein», verbunden mit König« Geburtstagsfeier und der Weihe der vollständig neu umgearbeitete« VereinSfahne. Nachmittags 4 Uhr versammelten sich die Mitglieder de« Verein« im Rathskeller, um daselbst die eintreffenden Depu tationen der Brudervereine zu empfangen. Nachdem die Vereine kurz nach 5 Uhr auf dem Markt Ausstellung ge nommen und sich mehrere Ehrengäste und die Offiziere de« Beurlaubtenstandes eingereiht hatten, setzte sich der Festzug in Bewegung Von auSwärt« nahmen an demselben Theil die Militärvereine aus FriederSdorf, Großnaundorf, Lichten berg, Leppersdorf, Niedersteina, Ohorn, Obersteina, Ober- mit Niederlichtenau, Pulsnitz M. S. mit Böhm-Vollung und Reichenbach mit Reichenau. Auf dem Schützenplatz löste sich der Zug auf und nach einer kurzen Pause nahm die Feier in dem höchst geschmackvoll decorirten Saale de« Schützenhauses seinen Anfang. Da» verabfolgte Programm kündete zahlreiche Darbietungen verschiedener Art an. Er öffnet wurde daS Fest mit einigen Instrumental-Vorträgen der hiesigen Stadtcapellr. Hiernach begrüßte d.r VereinS- vorsitzende, Herr Herm. Sperling, die Anwesenden in einer herzlichen Ansprache. Der machtvoll packende Weihegesang: „Brüder, weihet Herz und Hand" schloß sich derselben an. Den Glanzpunkt de» Feste« bildet« die nun folgend« Weihe der Fahne. Herr Pastor Schulze nahm dieselbe nach einer ergreifenden, geistiggewalttgen und von hohem, patriotischem Flug getragenen Rede, welche wir in d«n nächsten Nummern zum Abdruck bringen, im Namen de« dreieinigen Gotte« vor. Im Anschluß hieran überreichte der Bezirksvorsteher, Herr Leiblin-Kamenz, da« von Sr. Maj. dem Kaiser gestiftete Fahnenband, seine Worte mit einem Hurrah auf Kaiser Wilhelm beendend. Herr Vorstand Sperling übermittelte die Wünsche Sr. Excellenz General z. D. von Kirchbach und gab zugleich den von demselben geschenkten Fahnennagel ab. Im Name« der Herren Offiziere de« Beurlaubtenstandes überreichte Herr Amtsrichter von Weber mit den innigsten Wünschen ebenfalls einen Nagel. Mit einer recht sinnigen poetischen Ansprache erhielten sodann durch Fräulein Seipke die von den Frauen de« Vereins gestifteten Geschenke: der Fahnenträger ein Bandolier, der Vorstand eine Schärpe. Nunmehr folgte Seiten« der Vorstände der Eingang« er wähnten auswärtigen Vereine die Uebergabe der der Fahne zugedachten Nägel. Die Ueberreichungen waren begleitet von recht sinnreichen Worten. Für diese Beweise der Liebe und echt kameradschaftlicher Gesinnung dankte alsdann der Vor stand, Herr Sperling, mit innigen Worten. Mit dem vom Militär-Gesangverein recht gut vorgetragenen deutschen Fah nenlied wurde der feierliche Akt beendet. Einen weiteren bedeutsamen Theil bildete die Feier de« Geburtstage« Sr. Maj. König Albert». Der stellvertretende Bezirksvorsteher, Herr Or. wsä. Kreyßig, feierte in einer längeren, gewaltig wir kenden Ansprache den hohen Protektor der kgl. sächs. Militär vereine, König Albert. Der Redner appellirte an die Ver sammelten, in der jetzt so ernsten Zeit fest zusammenzuhalten und strt» einzutreten für König und Vaterland. Ihren Au«klang fand die Stede in einem Hoch auf König Albert; diesem folgte der Gesang der Sachsenhymne. Die Reich haltigkeit de« Programm» verbietet «in speciellere« Eingehen aus die einzelnen Darbietungen, zu constatiren ist jedoch, daß der Totaleffect der Vorträge, Gesang wie Musik, ein wirklich überraschender war. Ganz hervorragend waren die Chor leistungen der wackeren Sängerschaar unter der tüchtigen Leitung de« Herrn Lehrer Gräfe. Bei allen Theilnehmern wird da« so schön verlaufene Fest immer in bester Erinne rung bleiben. Auch bei den auswärtigen Kameraden hat dasselbe volle Befriedigung gefunden, die« kam in den Worten de» Herrn Mägel-Lichtenberg, welcher den Dank im Namen derselben abstattete) zum Ausdruck. An das Concert reihten sich die gewohnten Ballfreuden. — Wichtig für alle Wehrpflichtigen ist die bisher geheim gehaltene aber soeben zur öffentlichen Kenntniß gelangende kaiserliche Verordnung über die Beförderung der im Mobilmachungsfall Einberufenen. Nach dieser neuen Anlage zur Militärtransportordnung sollen alle Eisenbahnen Deutschland« verpflichtet sein, während deS mobilen Ver- hältnisseS die Einberufenen der bewaffneten Macht (Heer und Marine) und deS Landsturmes, ohne Fahrkarte zu kostenfreier Benutzung der Bahn nach dem GestellungSort zuzulassen, und zwar: a) die Mannschaften des Beurlaub tenstandes gegen Vorzeigung des Gestellungsbefehls oder anderer Militärpapiere; d) die Mannschaften deS Land sturmes innerhalb deS betreffenden CorpSbezirkS auf Grund ihrer mündlichen Erklärung, daß sie dem Landsturm an- gehören und eingezogen sind; o) Kriegsfreiwillige und Freiwillige de» Landstürme» auf Vorzeigung einer Beschei nigung der OrtSbehörde über Zweck und Ziel der Reise. Der Ausweis erfolgt den Organen der Fahrkartencontrolle gegenüber. Die Bahnverwaltungen sollen für diese Lei stungen durch Gewährung von Pauschsummen entschädigt werden. — Der am 1. Mai in Kraft tretende Sommersahr plan der Sächsischen StaatSbahnen ist auf den Stationen und AuSkunflSstellen zu haben. Fahrplan in Buchform kostet 10 Pf., in Plakatform 50 Pf. — König Albert empfing am Sonnabend Mittag im Dresdner Residenzschlosse die aus Berlin in der säch sischen Hauptstadt eingetroffene außerordentliche englische Gesandtschast in feierlicher Audienz und nahm von ihrem Führer, dem Herzog von Aberkorn, die osfizielle Mittheilung von der Thronbesteigung König Eduards VH. von England entgegen. Dresden, 13. April. Heute Mittag wurde vom Kriegsgericht der 3. Division Nr. 32 der aus Bautzen gebür'tge, 3b Jahre alte Hauptmann Adolf Horst v. Beust der 2. Compagnie de« 2. JägerbatallonS Nr. 13 hier wegen Mißbrauchs der Dienstgewalt, versuchter Nölhigung und Freiheitsberaubung, begangen in der Nacht vom 22. zum 23. März in dem so unliebsam bekannt gewordenen „Fall Schaumann", zu 3 Monaten 3 Wochen Gesängniß verurtheilt. Die Verhandlung fand öffentlich statt. Dresden. Der Vorort Reick will nicht einverleibt werden. Auf die Anfrage des Rathe» zu Dresden hat der dortige Gemeinderath die Einverleibung deS Ortes in den hiesigen Stadtbezirk abgelehnt. Mitbestimmend für die Ab lehnung ist angeblich gewesen, daß die Vorstadt St ehlen, obgleich beinahe seit zehn Jahren zu Dresden eingemnndet, bi« jetzt noch nicht vorbildlich und verlockend auf den dahinter liegenden Ort Reick gewirkt hat. — Sachsen an der Spitze. Allerdings ist diese That sache, daß unser Königreich seit Jahren bezüglich der er- öffneten Konkursverfahren im deutschen Reiche an der Spitze marschirt, sehr betrübend. Im Allgemeinen hat im Jahre 1900 überhaupt eine Zunahme der Konkurse statt- gefunden, was mit der ungünstigen GeschästSconjunctur im Zusammenhang steht. In Sachsen wurden 1900 1208 Konkurse eröffnet, gegen 1102 im Vorjahre; dann folgen Bayern mit 681, Rheinland mit 617, Württem berg mit 527 usw. Meißen. Unter Theilnahme von mehr als 200 Lehrern aus den verschiedensten Gegenden Sachsens nahm am letzten Mittwoch hierselbst die Vertreterversammlung deS sächsischen Lehrervereins ihren Anfang. Nachmittags fanden Führungen im Dome und auf der Albrechtsburg stall, von 3- Uhr war Domconcert vom Meißener