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vernsprecke!» 0?. ,s Erscheint Montag, Mittwoch, Freitag und Sonnabend. Im Falle höherer Gewalt --- Krieg oder sonstiger irgend welcher Störung des Betriebes der Zeitung oder der Beförderungseinrichtungen hat der Bezieher keinen Anspruch auf Liefe rung ober Nachlieferung der Zeitung oder — auf Rückzahlung des Bezugspreises. — Bierteljährlich M 6.— bei freier Zustellung; bei Abholung Vierteljahr!. M 5.—, monatl. M 2.—, durch die Post abgeholt M 6.—. Äes Amtsgerichts, dss Stadtrate» z« Pulsnitz u«d der Gemeindeämter des Bezirks. Postscheck - Konto Leipzig 24 127. — Gemeinde « Giro - Konto 146. ?sjLgp.-ttdp.: Wochenblatt pulsnlk Inserate sind bis vormittags 10 Uhr anszugeben. Die sechsmal gespaltene Petitzeile (Mosse's Zeilenmcsser 14) 70 Psg., im Bezirke der Amtshauptmschft. 60 Pf. im Amtsgerichts- bezirk 50 Pf. Amtl. Zeile M 2.10,1.80 und 1.50. Rekl. M 1.50 Bei Wiederhlg. Rabatt. Zeitraubender und tabellarischer Satz mit 25 Ausschlag Bei zwangsweiser Einziehung der Anzeigegebühren durch Klage oder in Äon kursfällen gelangt der volle Rechnungsbetrag unter Wegfall v. Preisnachl. in Anrechnung. MÄW M Sm «MIWSM MW "LLF Geschäftsstelle: Pulsnitz, Bismerckplatz Nr 265. MMMer 61. Schriftleiter: I. W. Mohr in Pulsnitz. Druck und Verlag von E. L. Försters Erben (Inh. I. W. Mohr). AL Freitag- hem 23. April 192V. s Das Ende der Sächsischen Koalitions- Regierung. Vs. 8. I.. Dresden, 22. April. Uhr nachm. Der Ministerpräsident Dr. Gradnauer hat heut, ein Schreiben an den Präsidenten der Volkskammer gerichtet, in dem er seinen Rücktritt vom Amte des Ministerpräsidenten er klärt. Dr. Gradnauer wird bis zur Neuwahl seines Nachfol gers und Bildung des neuen Ministeriums die Amtsgeschäfte fortführen. Nach der vorläufigen Verfassung muß mit dem Minister präsidenten die gesamte Regierung zucücktreten. Nach den Vor gängen der letzten Tage war mit dem Verschwinden der gegen wärtigen sächsischen Regierung von Tag zu Tag zu rechnen. Von demokratischer Seite wird angegeben, daß Dr. Gradnauer durch den Ausgang der Hölz-Affäre und durch Angriffe aus den Reihen der demokratischen Partei zum Rücktritt veranlaßt worden wäre. Der Rücktritt Dr. Gradnauers ist lediglich die Folge einer Parteirevolution in seiner eigenen, d. h. in der mehrheitssozialistischen Partei. Wir haben schon wiederholt darauf hingewiesen, daß die radikale, die sogenannte Chemnitzer Richtung/ die auf alle Fälle ein Zusammengehen mit den Un abhängigen und eine gemeinsame Regierungsbildung unter Ausschaltung der Bürgerlichen herbeisühren wollte, in der mehr heitssozialistischen Partei längst die Oberhand gewonnen haben. In unterrichteten Kreisen besteht kein Zweifel darüber, daß aus der am Sonntag in Meißen beginnenden Landeskonferenz der mehrheilssozialdemokratischen Bartet der mr die Regierung Gradnaucr-Uhlig eintretende Flüge! Fräßdors—Sindermann von den radikalen, unter Führung von Fellisch-Lhemnitz Stehenden glatt an die Wand gedrückt wird. In der sozialdemokratischen Volkskammer-Fraktion hat dieser radikale Flügel ebenfalls dte überwiegende Mehrheit, wie aus einer am Mittwoch abgehal tenen Fraktionssitzung hervorging, die eine Kommission zn dem in Schandau zur Erholung sich aufhaltenden Ministerpräsidenten andte und ihn ersuchen ließ, noch vor der Landeskonferenz ein Rücktrittsgesuch einzureichen, um stete Bahn für eine rein ozialistische Regierung zu schaffen. Die Hölz-Affäre, für deren blamablen Ausgang weht nur Dr. Gradnauer, sondern das Gesamtministerium ohne Ausnahme veramwortlta; zu machen ist, hat mit dem, von den eigenen Parteigenossen Gradnauers erzwungenen Rücktritt nicht das Geringste zu tun. Beweg grund für diejenigen, die Gradnauer zu Fall brachten, ist ledig lich das Bestreben, mit Hilfe einer reinsozialistischen Regierung und der augenblicklich noch vorhandenen, aus Mehrheitssozial demokraten und Unabhängigen bestehenden Volkskammermehr heit, noch vor den Volkskammer-Neuwahlen möglichst weitge hende Sozialisierungsmaßnahmen durchzudrücken und auch die Verfassung in sozialistischem Sinne zu gestalten. Oertliche ««d sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. (Säuglingspflege) Die Fürsorge der Gegenwart gilt dem Säugling und dem Kleinkind. Deutsch and braucht, wenn es den Niedergang überwunden haben wird, ein gesundes, ein kräftiges Geschlecht. Das jetzige Geschlecht ist krank, krank am Körper, wie am Geist. Die Nerven sind vollkommen zerrüttet, der Körper durch die KriegsernShrung entkräftet und wiberstandsunsähig. Wird daher dem Säugling jetzt nicht besondere Beachtung und Pflege zu teil, so wird auch das Heranwachsende Geschlecht schwächlich, dürftig, krank. Daher überall Säuglingspflege: in Gemeinden, Wohlfahrtsämtern, Vereinen, Fortbildungs schulen, m Dors und Stadt. Der Frausnverein für die Stadt Pulsnitz betreibt sie auch seit mehreren Jahren. Ihm dielet stch jetzt eine besondere Gelegenheit, nämlich einen KursusfürSäugIingspslege abhalten zu lassen, der einmal jungen Müttern zur Belehrung über die Haltung und Wertung ihres Kindes dienen soll, besonders aber auch Mädchen, denen Kinder oder Geschwister zur Pflege und Besorgung anoertraut werden, Ein solcher Kursus umfaßt 8 Doppelstunden und soll Anfang Mai innerhalb 14 Tagen im Konfi mandenzimmer abgehalten werden. Da eine Leh rerin gerade jetzt zur Verfügung steht, io fehlt es nur noch an Teilnehmerinnen. Bei genügender Teilnehmerzah — es werden 20 bis 24 notwendig sein — könnte die Ausbildung beginnen. Anmeldungen hierzu nehmen Herr Pfarrer Schulze und Herr Dr. Kreißig entgegen. Kr. — (Der in dieser Wachemit der Fleisch- Anweisung zurÄusgabe k omm ends Speck) ist von der FIcischerinnung Kamenz im Einverständ nis mit dem Komunalvsrband aus dem besetzten Ge biet freihändig angekauft worden. Sein Preis ist leider nicht gering. Es ist jedoch dabei zu berück sichtigen, daß der Verkäufer, das Büro für belgische Lebensmiiteleinfuhr, Vorausbezahlung bereits Anfang Februar forderte und die politischen Verhältnisse oen Transport nach hier verzögerten, sodaß allein an Zinsen etwa 18 000 M erwuchsen. Immerhin dürste der Preis den Verhältnissen entsprechend angemessen sein, da vergleichsweise das Pfund Speck in Dresden und anderen Städten 28 M kostet. — (Verdoppelung des Bierpreises) Im Gebiet der ehemaligen norddeutschen Brausteuer- gemeinschast war der Hersteller-Höchstpreis für Vier mit einem StammwülZsgehalt von 2 bis 3^/, Pro zent auf 61 Mark am 31. Dezember 1919 festgesetzt worden. Infolge der starken Steigerung aller Her stellungskosten, Löhne usw. wird durch eine neue Verordnung oom 18. April 1920 der Höchstpreis auf 130 Mark für das Hektoliter erhöht. —- Selbst verständlich werden auch die Ausschankpreise dadurch eine gewaltige Steigerung erfahren. — (Wetterbericht vom 28. April vorm.) Das von Westen gekommene Minimum ist unter Ab nahme seiner Tiefe oorübergezogen und das Baro meter um einige Millimeter gestiegen. Das nordöst liche Maximum scheint nun doch nicht, wie es gestern Nachmittag fast schien, Einfluß zu erlangen, sondern vorübergehend dys südwestliche. Da inzwischen eine neue Störung von heranziehen dürfte, so ist auch fernerhin das Auftreten von Regen zunächst noch wahrscheinlich. Die Temperatur ist heute etwas kühl. — (Das Ende des Silber gsldes.) Sil- bergeld gilt nicht mehr als gesetzliches Zahlungsmittel. Nach einer soeben erlassenen Verordnung des Reichs finanzministeriums sind die Silbsrmünzen — Ein halbmarkstücke, Einmarkstücks, Dreimark- und Fünf- Markstücks — außer Kurs gesetzt. Auch dir Stücke, die als Denkmünzen geprägt sind, verlieren ihre ge setzliche Zahlungskraft. Indessen nimmt die Reichs- bank das Silbergeld jetzt noch zu dem hohen Kurs an; wie lange die Ueberzahlung anhält, steht aller dings nicht fest Der letzte Einlösungstermin für die Silbermünzen ist auf den 1. Januar 1921 festgesetzt. Eins Wiedereinführung von geprägtem Silbergeld ist für absehbare Zeit ausgeschlossen. — Der Einlösungs preis für das Silbergsld bei der Reichsbank beträgt jetzt nur noch 6 Mark. Niedersteina. (Mütterberatungsstelle.) An der gestrigen Mütterberatungsstunde nahm Herr Bezirksarzt Dr. Parmann aus Kamenz teil. Die mitgebrachten Säuglinge wurden von ihm ein gehend untersucht. EleichMig wurde zum ersten Mal die neue Säuglingewage gebraucht, die hier stationiert worden ist. Wie verlautet, soll es von Bezirks wegen geregelt werden, daß an jeder Mütterberatungsstunde ein Arzt teilnimmt. Ohorn. (Stadtkinder aufs Land!) Die Not unserer Tage bringt es mit sich, daß auch in diesem Jahre wieder an die Unterbringung erholungs- bedürftiger Stadtkinder auf dem Lande gedacht wer den muß. Da diese Einrichtung nach der Auffassung insbesondere des Reichsgesundheitsamtes (preuß. Mim- Erlaß vom 12. Januar d. I.) auch für die Zukunft ein unentbehrliches und in seiner Art unersetzliches Mittel zur Hebung de; Volksgesundheit ist, muß in der Ausnutzung ihrer Werte ungeachtet aller Hemm nisse um so mehr fortgefahren werden, als in der allgemeinen Lage der Volksernährung leider noch immer keine nennenswerte Besserung in Aussicht steht. Wie unendlich traurig die körperliche und geistige Verfassung unsrer Großstadtkinder ist, welch entsetzliche Wirkungen die jahrelange feindliche Hunger blockade gerade auf sie ausgeübt hat, welch bedenk liches Anwachsen der Todesfälle von Kindern im schulpflichtigen Alter, in der Hauptsache an Unter ernährung und als Folge davon an Tuberkulose, aus den Statistiken ersichtlich ist, das sind alles nur zu bekannte Tatsachen, als daß sie noch einer ausführ lichen Begründung bedürften. Gerads darum gilt es, nicht müßig abseits zu stehen, alle Voreingenommen, heil beiseite zu lassen und tätig mitzuhslfen an einem Werke, das für seinen Teil die Sicherung unserer Volkszukunst erstrebt Eü ergeht also an alle Ohorner Einwohner wieder die warm werbende Bitte: Stellt dem Landrsausschuß für die Stadtkinderverschickung Einzelpflegestellen zur Verfügung und nehmt Stadt kinder bei Euch auf! — Um Unklarheiten vorzubeu- gen, weist der Landesausschuß ausdrücklich darauf hin, daß eine sorgfältige Auswahl der Kinder stattfindet; daß also nicht kranke, sondern nur gesundheitlich ge- fährdete, ebenso nur wohlerzogene Kinder das Glück des Landaufenthaltes genießen sollen. Mängel, dis sich hierin infolge der Neuheit des Unternehmens bisher gezeigt haben, werden nach Kräften abgestellt werden. Vas Landeslebensmittelamt wird wieder Nahrungemittelzulagsn gewähren, und die Städte werden sich zu einem höheren Kostgelde bersitfinden. Ebenso übernimmt dsr Landssaurschuß wie früher dis Haftpflicht für alle während des Landaufenthaltes eintretenden gesundheitlichen Schäden der Stadtkinder — Zu weiterer Auskunft ist der Stadtkinder-Ver- trauensmann für Ohorn, Herr Oberlehrer Sticht, je- derzeit gern bereit. Kamenz, 80. April (Bezirksausschußsitzung.) Am Sonnabend sand unter dem Vorsitz des Herrn Amts hauptmann Grasen Vitzthum von Eckstädt tn der Amts« hauptmannschast die 3. öffentliche Sitzung des Bezirksaus schusses starr Zunächst wurde der Erhöhung Ler Gehälter mehrerer Gemeindevorstände des Bezirks zugestimmt. Sodann erfolgte eine längere Aussprache über wichtige Lebensmittel« fragen, vor allem über den Einfluß der Veränderung der Valuta auf die Preisgestaltung der oom Kommunalverband eingekauften Nährmittel, die in den kommenden Monaten bis zum Eintritt dsr neuen Ernte an die Bevölkerung ver teilt werden sollen. Es wurde beschlossen, trotz der zum Teil sehr hohen Einstandspreise dieser Vorräte von ihrer auch nur teilweisen Abstoßung nach auswärts abzusehen, wohl aber so, wie dies schon bisher gelegentlich bei Hülfsnfrüchten geschehen ist, die Waren erforderlichenfalls auf Kosten des Kommunaloerbandss zu einem der jeweiligen Markttage an gepaßten verbilligten Preise an die Bewohnerschaft des Bezirks zur Verteilung zu s bringen. Ein Antrag aus Kriegswochen hilfe mutzte abgelehnt werden. Die Vergütung des Beo bachters der Hochwasssrbeobachtungsstclle Iesau wurde neu geregelt. Weiter wurde über eine Reihe von Grundstücks abtrennungsanträgen, detr. die Grundstücke Blatt SO für Großröhrsdorf, Bl. 98 für Bretnig, Bl. 8 sür Schwepnitz, Bl. 3 für Stenz und Bl. 15 für Laußnitz, Entschließung gefaßt. Die Rekurse der Radeberger EMnMsrbrauerei Dresden und des Korbmachermeisters Friedrich Langs Kö nigsbrück wegen Veranlagung zur Gemeindeeinkommensteuer in Königsbrück wurden zurückgewiescn. Dem Ziegenzucht« verband der Oberlausttz wurde eine Iahresdeihtlse von 100 Mark für das Jahr 1920 unter der Doraus>etzung gewährt, baß die Mittel der Ziegenzucht im hiesigen Bezirke zugute kommen. Ein Antrag des Saalinhaberoerbandes aus an derweite Regelung der freien Tanztage und Einschränkung der nichtöffentlichen Tanzvergnügen wurde eingehend beraten und dazu beschlossen vor endgültiger Stellungnahme zunächst noch mit benachbarten Bezirken und mit der Kreishaupt mannschaft in Verbindung zu tr°ten- Die Einführung be sonderer Listen zur wirksameren Usberwachung der Tanz steuerentrichtung wurde genehmigt. Genehmigung fanden ferner der Vertrag über dte Errichtung und den Betrieb von elektrischen Licht- und Kraswerteilungsanlagen zwischen dem Sradtrat Kamenz und der Gemeinde Zschornau, die Ver einigung des Ritterguts Straßgrächen mit der Gemeinde, der 4. Nachtrag zur Satzung des Gemsindeoerbandes für Haftpflichtversicherung im Bezirk der Amtshauptmannschaft Kamenz, der Nachtrag zu dem Statut über Festsetzung der Ruhestandsuntecstützung dsr Bezlrkshebamme im 14. Hebam« menbezirk, die Nachträge zur Gemeindssteusrordnung für Kleindittmannsdorf, Biehla, Brauna, Bullelitz, Cosel, Cun nersdorf, Dürrwicknltz, Gelenau, Großnaundorf, Häslich, Hausdorf, Hauswalde, Höckendorf, Kleinhänchen, Lehndorf, Liebenau, Lieske, Löckersdorf, Nebelschütz, Ostw, PulsnitzM.S. Vollung, Weißbach b. K, Wendischdaselitz und Wohls, die Gesuche des Gastwirts Max Petschke Grotzgrabe, des Baum- schulenbestsers Emil Sperling Höflein, des Kaufmanns Georg Schubert Oßling, des Bernhard Edelmann-Krakou und des Bäckers Richard Müßiggang-Elstra um Schank- bezw. Tanzerlaubnis. Dagegen fanden die Gesuchs des Geschäfts inhabers Oskar Uhlig-Königsbrück, des Bäckrreiinhabers Wilhelm Israel Weißbach b. K. und der Kaffreschankin« haberi« (Lina Weichelt in Großröhrsdorf, um Erlaubnis zum Schank bezw. zum Kleinhandel mit Branntwein, Ab lehnung. In einer Streitsache mit dem Magistrat Berlin wegen Bezahlung für im August 1919 gelieferte Frühkar toffeln wurde die Amte hauptmannschast ermächtigt, die ge- forderte Zahlung adzulehnsn und es aus Vie Klage ankom men zu lassen Endlich genehmigte der Bezirksausschuß die von den unterhaltungsvfliHtigen Gemeinden beschlossene Einziehung des Kommunikationsweges von Prietitz nach Weutschbaselitz unter gewissen, den Veckehrsvertzällnffsrn ein zelner Jnrereffenten Rechnung tragenden Bedingungen.