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der Gang zur Wahlurne die jeden Deutschen ist, der sein genügend darauf hingewiesen worden, daß Wahlrecht Wahlpflicht ist, oder in letzter Stunde soll es noch ein mal eingehämmert werden, daß der Gang zur Wahlurne die Pflicht und Schuldigkeit eines jeden Deutschen ist, der sein Er führte den Nachweis, daß auf den verschiedenen politischen und wirtschaftspolitischen Gebieten wenig l s gende Ergebnisse und sogar vielfach Mißerfolge zu verzeichnen seien. Vor allem seien die Arbeiten aus dem Gebiet der Abrüstung trotz jahrelanger Verhandlungen noch keinen Schritt vorwärtsgekommen. Die Londoner Flottenkonferenz stelle einen Teilerfolg dar. Im November dieses Jahres müsse im Abrüstungsausschuß endlich eine endgültige Entscheidung getroffen werden. Der langsame Fortgang der Völkerbundsarbeiten ähnele dem heute immer noch nicht in Angriff genommenen Bau des Völkerbundpalais. Auch dort sei dem ersten Baustein kein weiterer zugefügt worden. Auf dem Gebiet der Minder heitenfrage müsse jetzt die Wirksamkeit der Madrider Ratsbeschlüsse nachgeprüft werden. befriedi» erfolge zu Das Wichtigste Der Völkerbundsrat beschloß am Freitag einstimmig, den internatio nale'.! Bahnschutz im Sasrgediet sowie die Eisenbahnkommission innerhalb einer Höchstfrist von drei Monaten aufzulösen. Griechenland wurde am Freitag von einem leichten Erdbeben heim, gesucht, d-ssen Zentrum Korinth war. Im ganzen wurden zwölf, teils schwächere, reilS stärkere Erschütterungen beobachtet. Erdbeben- schaden sind bisher nicht gemeldet. Am Freüagvvrmittag hat sich ein Ausbruch des Vulkans Asama in Japan ereignet. Di- Bevölkerung flieht in wildem Schrecken. Da weirere Ausbrüche dcS Vulkans befürchtet werden, wurden außer, ordentliche Maßnahmen zum Schutze der Bevölkerung getroffen. Aenderungen innerhalb des Völkerbundsekretariats seien notwendig. Die Initiative Briands in der Paneuropasrage werde von der holländischen Regierung begrüßt. Ein Erfolg werde jedoch nur möglich sein, wenn das Gefühl für die inter nationale Zusammengehörigkeit der Völker lebendig werde. Der dänische Außenminister Munch trat für Be- fchleunigung der Abrüstungsarbeiten und die Einberufung der Weltabrüstungskonfevenz im nächsten Jahre ein. Im Namen der Regierungen von Holland, Schweden, Norwegen, der Schweiz, Estland, Lettland, Finnland und Dänemark brachte Munch eine Entschließung ein, in der die Ver- sammlung aufgefordert wird, den Völkerhundsrat damit zu üeauftragen, die vom Völkerbund bereits unternommenen theoretischen Studien über die Tragweite und die Bedeutung der Meistbegünstigungsklausel bei Zöllen zu vertiefen und zu beschleunigen mit dem Ziele, über die Bedeutung der Meistbegünstigungsklausel ein internationales AuslegungK- abkommen abzuschließen. Vaterland liebt. Wählen ist keine Spielerei, es ist ein ernster, unheimlich ernster Akt für den, der den Sinn der Wahl im tiefsten Grunde begriffen hat. Seine Stimme abgeben, seinen Stimmzettel in die Wahlurne versenken, heißt sich der Ver antwortung bewußt sein, die man übernimmt. Wehe dem, der leichtfertig handelt, der nur wählt, um zu wählen. Er beweist, daß er noch nicht begriffen hat, worum es geht; er gibt zu erkennen, daß er den furchtbaren Ernst der Stunde nicht erkannt hat und daß er an dem Schicksal seines Vater landes nicht teilnimmt. Wir haben schon eine ganze Reihe von Wahlen hinter uns, aber keine fiel in eine fo schwere Zeit wie diese Wahl am 14. September. Noch nie nach dem Kriege kämpfte unser Volk so um sein Leben und seine Existenz. Es scheint fast, als sei unser Elend auf dem Gipfelpunkt angelangt. Fast sieht es so aus, als könnte es uns gar nicht mehr schlechter gehen, wenn wir daran denken, daß das Heer der Arbeitslosen nahezu drei Millionen be trägt, wenn wir sehen, daß zahllose Fabrikschlote nicht mehr rauchen, daß der Bauer von seiner Scholle flieht, weil ihn die Not der Zeit vernichtet hat. Wir haben einen Tiefstand des Elends erreicht, der uns voll Grauen an den nahen Winter denken läßt. Denn wir wissen, daß gegen Ende des Jahres die Arbeitslosenziffern meist weiter wachsen, und wir haben es erlebt, daß dann wieder Tausende von Existenzen zertrümmert werden, die sich erst allmählich und nach Zeiten furchtbarster Sorge oder auch gar nicht wieder aufrichten lassen. _ Aber es ist dem Charakter des Volkes nicht gegeben, daß es jammernd die Hände in den Schoß legt und mit offenem Auge dem Untergang entgcgengeht. Man sagt uns nach, daß wir ein zähes, arbeitswilliges, um unseren Plaß an der Sonne kämpfendes Volk sind, das sich nicht unterkriegen läßt, wenn es auch noch so schlimm kommt. Uns kann keiner helfen, wenn wir uns nicht selbst helfen. Unser Schicksal liegt zuletzt allein in unserer Hand. Wie wir es fügen, so wird es sich gestalten. Das zu erkennen und danach zu handeln, ist die Pflicht eines jeden deutschen Staatsbürgers. Da sage niemand, daß er nicht helfen kann, daß er doch nichts dazu tun kann und daß alles seinen Weg geht, ohne daß er gefragt wird. Nein, unser Volk hat die Geschicke seiner Heimat selb st in die Hand genommen. Mag es sich würdig erweisen der Aufgabe, die es übernommen hat. Ein jeder Bürger baut am Gebäude des Staatsganzen, und ein jeder hat Gelegenheit mitzutun. Die Wählest eine solch« Gelegenheit, sie ist in der Verfassung als der Zeitpunkt und die Möglichkeit gedacht, an denen und durch die jeder Burger seinen Willen bekunden soll. Deshalb ist es eine sittluhe Pflicht eines jeden Wahlberechtigten, zur Urne zu gehen und mit dem Wahlzettel seinen Willen auszudrücken. Wer diesen Wahlakt ungenutzt vorübergehen läßt, der Mt sich außer- halb der Gemeinschaft der Staatsbürger, der verzichtet frei willig darauf, mitzuarbeiten an dem Wiederaufbau unseres Abmarsch des Saar-Vahnschutzes Militärische Besetzung durch Fraukreich bei Unruhe« vereinbart Ein letztes Wort! Or. fli. Jetzt soll die Entscheidung fallen. Der Wahl kampf hat seinen Höhepunkt überschritten, kein Wähler kann sich beklagen, daß er nicht durch Reden oder Schriften, durch Wort oder Bild genügend aufgeklärt sei. Es war eine rege Wahlpropaganda, eine teuere Propaganda, denn Wahl stimmung machen kostet schweres Geld. Die Parteien haben ihre Schuldigkeit getan, die Redner sind von Ort zu Ort gezogen und haben gepredigt. Es gibt wohl keinen Ort im Deutschen Reiche, den sie nicht erreichten, und keinen Men schen, dem cs nicht möglich gewesen wäre, sich irgendwelche Wahlreden anzuhören. Die Wahlredner, die Aufklärungs trupps der großen Wahl, haben ihre Arbeit getan. Jetzt hat die Masse der Wähler das Wort. Jetzt muß die große Armee derer, denen das Wahlrecht zusteht, in den Kampf. Es ist Genf. Der Völkerbundrat hat am Freitag be schlossen, den internationalen Bahnschutz im Saargebiet und die Cisenbahnkommission innerhalb einer Höchstfrist von drei Monaten aufzulösen. Der Berichterstatter für Saarfragen, der italienische Senator Scialoja, erstattete Bericht über die Verhandlungen, die zwischen der deutschen und franzö sischen Regierung stattgefunden haben und die jetzt zu der vorliegenden Einigung geführt haben. Danach hat der vom Dölkerbundrat am 10. September eingesetzte Ausschuß cm die Saarregierung die Frage gerichtet, ob di« Saarregie rung in der Lage sei, entsprechend ddm Ver. sailler Vertrag den Transport- und den Transitver kehr im Saargebiet zu sichern und unter welch m Bedingungen. Die Saarregierung Hal folgende Antwort erteilt: Die Saarregierung erklärt sich in der Lage, die Verant wortung für die Sicherheit des Transportes und des Transits auf den Eisenbahnen des Saargebiets im Fall einer Zurück ziehung des internationalen Bahnschutzes in folgender Weise zu übernehmen: 1. Die Saarregierung wird bei Ausbildung und Zu sammensetzung der lokalen Gendarmerie der Notwendigkeit des Schutzes des Transports und des Transits im Saargebiet besonders Rechnung tragen. 2. Die Saarregierung wird die Bildung eines besonderen Organismus vornehmen, für den die einleitenden Schritte bereits ergriffen sind, um vom tech nischen Standpunkt aus die Sicherheit des Transports und Transits zu gewährleisten. 3. Für den Fall von Unruhen hat sich die Saarregierung bereits das Recht vorbehalten. in Anwendung der Bestimmungen des Friedcnsvertrages die notwendigen militärischen und technischen Kräfte kommen zu taffen, um den Eisenbahnverkehr aufrecht erhal ten zu können. Auf Grund dieser Stellungnahme der Saarregierung legte Scialoja dem Völkerbundrat eine Entschließung vor, in der festgestellt wird, daß diese Maßnahmen inner halb einer Höchstfrist von 3 Monaten durchgeführt werden können. Angesichts dieses Tatbestandes beschließt daher der Dölkerbundrat, den Bahnschutz und die Eisenbahnkommission aufzubeben. Reichsaußenmimster Dr. Curtius gab dann folgende Erklärung ab: Mit Befriedigung begrüße, ich, daß durch diese Regelung ein Zustand geschaffen sein wird, der den Wünschen der Saarregierung entspricht. Zu dem dritten Punkt der Stellungnahme der Saarregierung hat Or Stresemann seinerzeit im Dölkerbundrat bereits den deutschen Rechtsstandpunkt eingehend dargelegt. Es erübrigt sich mithin, auf diese Frage hier einzugehen. Der französische Außenminister gab dann eine Erklärung ab, wonach die französische Regierung in den bisherigen Verhandlungen des Völkerbundrats in der Saar- ftage bereits den Standpunkt vertreten habe, daß es sich hierbei um Maßnahmen zur Sicherung des Transports und des Transits auf den Eisenbahnen des Saargebiets handelt. Zu dem dritten Punkt der Stellungnahme der Saarregie- rung wünsche er sich jetzt nicht auf eine Auslegung der Bestimmungen einzulassen. Die Verhandlung des Dölkerbundrats in der Saarfrage war damit beendet. Es handelt sich beim französischen Bahnschutz um 250 Mann. Die deutsche Delegation zur Neuregelung der Saarfrage. Zu dem Beschluß des Völkerbundsrates über die Zurückziehung des Bahnschutzes im Saargebiet wird seitens der deutschen Delegation u. a. folgendermaßen Stel lung genommen: Der Beschluß des Völkerbundsrates bedeutet die endgül tige Zurückziehung der letzten noch auf deutschem Boden stehenden alliierten Truppen, die spätestens mit dem 1. Januar 1931 das Saargebiet zu verlassen haben. Die Interalliierte Bahnschutzkommission wird ebenfalls aufge hoben. Die Sicherung des Transit- und des Transportver kehrs geht nunmehr ausschließlich auf die Saarregierung über, die durch die örtlichen Gendarmeriebehörden die not wendigen Maßnahmen zu ergreifen hat. Die Entscheidung des Völkerbundrates vom Jahre 1926, in der im Falle von Unruhen der Saarregierung das Recht zugestanden wurde, fremde Streitkräfte ins Land zu rufen, wird durch die neue Entscheidung da-'in abgeändert, daß die Saarregierung im Falle von Unruhen das Recht erhält, in Verfolg des ihr nach dem Versailler Vertrag zu stehenden Auslegungsrechts militärische und technische Kräfte zur Sicherung des Verkehrs kommen zu lasten. Die Saarregierung hat damit das Recht, auch deutsche Kräfte, nötigenfalls deutsche Schutzpolizei, zum Schutze des Saargebietes anzuf^dern. Innerhalb der Saar regierung hat das deutsche Mitglied die Möglichkeit der An- forderung deutscher Kräfte ausdrücklich festgestellt. Der deutsche und der französische Außenminister haben überein stimmend hervorgehoben, daß ein Fall, in dem die Heran- ziehung von fremden Kräften zur Verstärkung der Gendar- merie notwendig wäre, voraussichtlich niemals eintreten wird. Für ein Verbleiben Lalonbers. Gemeinsamer Antrag von Curtius und Zaleski beim Völkerbund. Tr. Curtius und der polnische Außenminister Za leski haben in einem gemeinsamen Schreiben beim Völ kerbundsrat luaulrazt, den Präsidenten Ler deutsch.polni schen Schiedskommission in Oberschlesien, Calonder, zu einer Zurücknahme seines Nücktrittsgesuchcs zu veranlassen. Ueber den Antrag wird voraussichtlich in der nächsten Sitzung des Rates entschieden werden. Mau erwartet, daß der Völkerbundsrat einstimmig Calonder im Hin blick aus seine großen Verdienste in Oberschlesien ersuchen wird, weiterhin dem Völkerbund zur Versügung zu stehen. Ob Calonder diesem Ersuchen stattgeben wird, ist jedoch noch ungewiß. Oer unfertige Völkerbundsbau. Scharfe Kritik a« de« Mißerfolge« der Völkerbundsarbeit. Ge«f. Die Vollversammlung des Völkerbundes setzte am Freitag die Aussprache fort. Vor Beginn der Aussprache teilte der Präsident des Völkerbundes, Titulescu, mit, daß die deutsche Delegation den Antrag gestellt habe, die Minderheitenfrage auf die Tagesordnung zu setzen und dem Politischen Ausschuß zu überweisen. Außerdem hat die hol ländische Delegation den Antrag gestellt, die Abrüstungs- frage als solche im Politischen Ausschuß zur Debatte zu stellen. In der Generalaussprache übte der holländische Außen minister Beelarts scharfe Kritik an der bisherigen Erfolglosigkeit der Völkerbundsarbeit. Das Pulsnitzer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft u. des Finanzamtes zu Kamenz des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz sowie der Gemeinderäte Großnaundorf und Weitzbach behördlicherseits bestimmte Blatt tzauptblatt und älteste Zeitung in den Ortschaft« des Pulsnitzer Amtsgerichtsbezirk,: Pulsnitz, PulSnitz M. S., Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswald-, Ohorn, OLersteina, Niedersteina, Weißbach, Ober- und Ni-derÜchtenau, FriederSdorf, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Kleindittmannsdorf Geschäftsstelle: PulSnitz, Albertstraße Nr. 2 Druck und Verlag von T. L. Förster, Erben (Inh. I. W. Mohr) Schriftleiter: I. W. Mohr in PulSnitz Nummer 214 Sonnabend, den LS. September 19LS 82. Jahrgang Anzeigen-Grundzahken m E Die 41 mm breite Zeile (Moffe'S Zeilenmester 14) 1 10 m der Amtshauptmannschaft Kamenz 8 amtlich 1 mm 30 G/und 24 Reklame 25 E Tabellarischer Satz 50 <7° Aufschlag. — Bei zwangsweiser Einziehung der Anzeigengebühren durch Klage oder in Konkursfällen Rechnungsbetrag unter Wegfall von Preisnachlaß in Anrechnung. BiS /.10 Uhr vormittags eingehende Anzeigen finden am gleichen Tage Aufnahme Pulsnitzer Tageblatt Fernsprecher 18. Tel.-Adr.: Tageblatt PulSnitz Postscheck-Konto Dresden 2138. 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