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Fernsprecher 18. Lel.-Ndr.: Tageblatt Pulsnitz «oSscheck-Konto Dresden 2138. Giro-Sonto 146 VulsniherIayeblait .... — - - _ _ Bank.Konten: Pulsnitzer Bank, Pulsnitz und <<A> V tz» VTUTH Commerz- und Privat-Bank, Zweigstelle Pulsnitz Anzeigen.Grundzahlrn in RM: Die 42 mm breite Petitzeile lMofle'S Zeilenmesser 14) RM V.2S, in der AmtShauvtmannschast Kamenz RM 0.20. Amtliche Zeile RM 0.75 und RM 0.60. Reklame RM 0.60. Tabellarischer Satz 50«/, Ausschlag. — Bet zwangsweiser Einziehung der Anzeigengebühren durch Klage oder in SonkurSfSllen gelangt der nolle Rechnungsbetrag unter Wegfall oon Preisnachlaß in Anrechnung. 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S., GrotzröhrSdorf, Bretnig, H-uswalde, Ohorn, Oberste«»-, Ntedersteina, Weißbach, Ober, und Rtederltchtenau, FriederSdorf, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-DittmannSdorf Geschäftsstelle: Pulsnitz, Mbertstraße Ne. 9 Druck und Verlag von S. L. Förster« Erben (Inh. I. W. Mohr» Schriftleiter: I. W. Mohr inPulSnttz Nummer 147 Montag, den 27. Juni 1927 79. Jahrgang Das Wichtigste Dr. Stresemann ist am Sonntag vormittag nach Oslo gereist. Die Reichsregierung begründet in dem Gesetzentwurf die Notwendigkeit der Zolländerungen. In Rußland sind neue Todesurteile verhängt worden. Der deutsche Flieger Udet wird im kommenden Frühjahr zu einem TranSozeanflug starten. Nach statistischen Angaben weist die Geburtenziffer in Frankreich für das erste Vierteljahr 1927 einen ganz erheblichen Rückgang auf. Das Defizit gegenüber den Todesfällen beträgt 32 252, für die gleich^ Zeitperiode ^des vergangenen Jahres ergab sich ein Geburten- Wie aus Moskau gemeldet wird, hat das Plenum des Zentralkommi« tees der Komintern beschlossen, Trotzki und Sinowjew auS dem Zen- tralkommitce auszuschließen. SttMe und MMt Angelegenheiten Volksglauben um den Siebenschläferlag. Der Siebenschläfertag, der auf den 27. Juni fällt, ist in Norddeutschland wohl der bekannteste unter den sogenannten „L o s t a g e n" der Witterung, d. h. denjenigen Tagen, an welchen sich das Los der Witterung auf längere Zeit entscheiden soll. »Regnet's am Siechenfchlciserlag, regn«e-- ««ch flrven Wochv» h-.- nach" lautet eine von den alten Bauernregeln, und wenn sonst die Bauern-Wetterregeln in der heutigen Großstadt meist wenig bekannt sind, so ist es um so merkwürdiger, daß man gerade dem Siebenschläfer und seinem Weiter selbst in gebildeten Kreisen sehr vielfach mit einem gewissen abergläubischen Bangen entgegensieht, als ob es sich an diesem Tage entscheiden müsse, ob die nahe Reise zeit verregnen werde oder nicht. Die aus den Siebenschläfer be zügliche Bauernregel ist natürlich nicht begründeter, als alle die zahllosen ähnlichen Regeln, die in manchen Jahren eben zutreffen, in manchen nicht, indem sie vereinzelte Vorkommnisse fälschlich zum meteorologischen Ees G verallgemeinern. Sie basiert im letzten Grunde aus der richtigen Wahrnehmung, daß um Ende Ium oder Ansang Juli oftmals die entscheidende Gestaltung der Witterung sich vollzieht, welche dem Wettercharakter des kommen den Hochsommers sein Gepräge verleiht. Die Verknüpfung der Bauernregel mit dem Siebenschläfer ist eine rein zufällige; in Italien, Polen und Süd - deutschland spricht man dem Johannistag (24. Juni), in Frankreich dem Feste Peter und Paul (29. Juni) die gleiche loskündewde Bedeutung zu, wie bei uns in Norddeutschland dem Siebenschläfer. Daß speziell diesem Tage durchaus nicht die Be deutung zukommt, welche der Volksaberglaube ihm zuschreibt, hat die Erfahrung oft genug erwiesen. Auf manchen schönen 27. Juni folgte ein gründlich verregneter Sommer, und auch umgekehrt hat mancher prachtvolle Sommer sich an den Regen des voraufgegan genen Siebenschläfertages durchaus nicht gekehrt. Am gründlich sten wurde die alte Wetterregel jedenfalls blamiert, als der be rühmten sechswöchigen großen Dürreperiode des Sommers 1904 der letzte Regenfall an vielen Orten Norddeutschlands ausgerechnet am Morgen des 27. Juni voraufging. Daher traue man auch der Witterung des diesjährigen Sieben schläfers keine übernatürliche Kraft zu und gebe nicht alle Hoff nung für das Reisewetter auf, trotz der vereinzelten Regengüsse. Pulsnitz. (Vortragsabend.) Der Orts-Aus schuß des Handwerks hatte für Sonnabend zu einem Vor tragsabend nach dem Bürgergarten eingeladen welcher von ca. 60 Personen aus allen Kreisen des gewerblichen Mittel standes besucht war. Nachdem Herr Obermeister Zimmermann die Anwesenden begrüßt hatte, erteilte er dem Vortragenden Herr vereid. Bücherrevisor E. Herrlich, Mitglied der Ge werbekammer Zittau und Leiter der dortigen Buchprüfungs abteilung, das Wort. In einem trefflichen 1»/i stündigen Vortrage erklärte und erläuterte Herr Herrlich den größten Teil der das Gewerbe betr. Steuerarten. Vor allen Dingen besprach er die jetzt vorliegende Steuererklärung über die Vermögenssteuer. Eine rege Aussprache und verschiedene Steuerberatungen schlossen sich an den Vortrag an. — (WievielSchlafbrauchteinSchulkind?) In Schweden hat man eine Untersuchung angestellt über den Schlaf der Schulkinder und ist zu dem Ergebnis gekommen, daß für Schulkinder ein langer Schlaf durchaus notwendig ist, und daß diejenigen Kinder, die zu wenig schlafen, um 25°/, kränker sind als alle anderen Kinder. Nach Ansicht der mit der Untersuchung betrauten Aerzte müssen Kinder von 4 Jahren durchschnittlich 12 Stunden schlafen. Kinder von 7 Jahren 11 Stunden, Kinder im Alter von 9 Jahren ha- Die Begründung der Zolländerungen Aus dem Entwurf der Reichsregierung Wildwest im Berliner Norden — Die Tscheka wütet weiter — Tschangtsolin erklärt Waffenstillstand — Amerikas Ulti matum an die Seeabrüstungskonferenz Aus der Begrünung des Gesetzentwurfes über Zoll- Snderungen, den die Reichsregierung soeben dem Reichsrat hat zugehen lassen, ist folgendes ersichtlich: In den Beschlüssen der Weltwirtschaf tskon- ferenz kommt die Tendenz zum Ausdruck, daß ein allge meiner Abbau des Zollniveaus wünschens- wert ist. Dieser Auffassung will die Reichsregierung da durch Rechnung tragen, daß sie den Reichswirtschastsrat er- sucht, sofort in Beratungen darüber einzutreten, welche Zollpositionen unseres Zolltarifs autonom ermäßigt werden können. Darüber hinaus soll auch mit den Vertrag s- ländern in Verbindung getreten werden, um durch neue Verhandlungen beiderseitige Vertragssätze ebenfalls zu senken. Mit diesen Tendenzen steht ferner in Uebereinstimmung, daß nach dem Vorschläge der Reichs- regierung die geltenden ermäßigten Zwischenzölle und die Zollfreiheft für Gefrierfleisch im Rahmen des Kontingents nach Z 5 der Zolltarifnovelle bestehen bleiben sollen. Wenn hiermit die Reichsregierung den Beschlüssen der findet sie sich außerdem in voller Uebereinsttmmung mit den gerade für die Landwirtschaft gefaßten Resolutionen, wenn sie vorschlägt, den Kartoffelzoll und den Zoll für frisches Schweinefleisch zu erhöhen. In den Be schlüssen der Weltwirtschaftskonferenz ist besonders darauf hingewiesen, daß die mißliche Lage der Landwirtschaft darauf zurückzufühven ist, daß das Gleichgewicht Mischen den Preisen der landwirtschaft lichen und den der industriellen Erzeugnisse gestört fei. Diese Störung habe zur Folge gehabt, daß vielfach die Landwirte für ihre Arbeit und für ihren Kapitalaufwand keine genügende Entschädigung erhielten. Dies trifft für die deutschen Verhältnisse hauptsächlich auf die beiden land- wirtschaftlichen Erzeugnisse zu, die eine wesentliche Grund lage der landwirtschaftlichen, insbesondere der bäuerlichen und Kleinbetriebe sino, nämlich Kartoffeln und Schweine fleisch. Das gilt in besonderem Maße für die leichten Böden des deutschen Ostens. Eine gesunde Entwickelung der Kartoffel- und Schweine produktton ist außerdem ausschlaggebend für eine erfolg reiche innere Kolonisation, die, wie allgemein anerkannt, eine der wichtigsten innerwirtschaftlichen Aufgaben ist. Man kann, insbesondere im Osten, eine praktische Sied lungspolitik nur treiben, wenn den Siedlern die Gewähr gegeben ist, daß sie ihr Auskommen finden. Dafür ist aber Voraussetzung, daß sie durch einen ausreichenden Zoll für Kartoffeln und Schweinefleisch, ihren Haupt produkten, vor einer Ueberflutung des deutschen Marktes mit den gleichen Erzeugnissen des billiger pro duzierenden Auslandes geschützt werden. Cm Sonntag der Ueberfälle in Berlin Wie die Morgcnblättcr melden, spielten sich in der Sonntag nacht in Berlin Ueberfälle ab, die an den wilden Westen erinnern. In dem Tegeler Forst machten sich zwei Männer verdächtig. Als sie von zwei berittenen Polizeibeamten gestellt wurden, gaben sie 16 Schüsse auf diese ab, durch die das Pferd des einen Beamten getötet wurde. Die Individuen konnten unerkannt entkommen. Wenige Stunden nach diesem Vorfall wurde eine Villa in Hohenneuendorf von zwei Einbrechern heimgesucht, von denen man an nimmt, daß sie mit den Tegeler Revolverhelden identisch sind. Im Schlafzimmer der Villenbewohner erschienen plötzlich zwei Männer und raubten alle Wertsachen, die sie auf den Nachttischen vorfanden. Ehe die Zimmerinsassen die Situation überblicken konnten, waren die Einbrecher wieder verschwunden. Alles war das Werk von Sekunden. Mit diesem Einbruch in Hohenneuendorf war es noch nicht ge tan. Auf ihrer Flucht statteten sie noch einer Gastwirtschaft einen schnellen Besuch ab und eigneten sich Zigaretten, Schokolade und eine kleine Geldkassette an. Selbst vor einem Vertreter der hohen Obrigkeit der Behörde, die sich nun mit ihnen lebhaft beschäftigen wird, machten die Wildwest räuber nicht Halt. In dem benachbarten Bergfelde drangen sie wieder mit erhobenen Pistolen in das Haus eines Justizwachtmeisters, den sie mit seiner Frau im Schlafe überraschten. Dem Beamten warfen sie eine Decke über den Kopf, griffen nach den geringen Habseligkeiten deS Ehepaares und machten sich dann davon, ohne daß mehr eine Spur den verwegenen Banditen gesunden werden konnte. Die Tscheka wütet. Immer neue Todesurteile in Sowjet, r u ß l a n d. der ^orsigen" '^öcnosse^cssafl"^arKow^und^zwe^ ÄngeAäK zum Tode durch Erschießen verurteilt. Er soll Staatsgelder in Höhe von einer Million Goldrnbel veruntrevt haben. Das Kriegsgericht in Wladiwostok hat zwei frühere russische Offiziere zum Tode verurteftt, die der Spionage zu gunsten Japans beschuldigt werden. * Wie verlautet, hat das Plenum des Zentralkomitees der Komintern beschlossen, Trotzki und Sinowjew aus dein Zentralkomitee auszuschließen. Tschangtsolin erklärt Waffenstillstand. Schanghai. Tschangtsolin erließ eine Proklamation, die einen Waffenstillstand im Bürgerkrieg ankündigt. Man faßt diese Maßnahme als eine einseitige Handlungsweise Tschangtsolins auf. Nanking und Hankau haben nicht zu gestimmt. Anläßlich des vorauszusehenden Zusammenbruchs Schantungs versucht Tschangtsolin persönlich, vom Bürger kriege abzustehen. Amerikas Ultimatum an die Seeabrüstungskonferenz. Scharfer Gegensatz Amerika — England. New Uork. Die Washingtoner Regierung formulierte folgende drei Programmpunkte für ihre Genfer Delegation: 1. Amerikas Flotte darf unter keinen Umständen durch die Genfer Abmachungen der Englands unterlegen werden. 2. 5 :5 :3 - Verhältnis der Washingtoner Konferenz für Kampfschiffe solle auf Kreuzer, Zerstörer, Unterseeboote ausgedehnt werden. 3. An den Einigungen der Washingtoner Konferenz darf in Genf nicht gerüttelt werden. Neue Erörterungen darüber müssen gemäß den Washingtoner Abmachungen bis 1931 verschoben werden, wenn die fünf Washingtoner Mächte, also auch Italien und Frankreich, erneut zusammentreten, um über mögliche Aende- rungen des Washingtoner Abkommens zu beraten. Offizielle amerikanische Kreise erklären, daß sich diese Programmpunkte direkt gegen England richten, das offenbar versuche, das Prinzip der Gleichheit durch die Genfer Vorschläge zu untergraben. ben 10 Stunden Schlaf notwendig, Kinder von 12 bis 14 Jahren 9 bis 10 Stunden, und im Alter von 14 bis 21 Jahren bedarf der Körper 8 bis 9 Stunden Schlaf. Blut leere und Blutarmut, sowie Bleichsucht sind oftmals auf zu wenig Schlaf zurückzuführen. Elstra. (Todesfall.) Freitag früh starb uner wartet hochbetagt im Alter von 83 Jahren der Schuhmacher meister Clemens Nitsche, ein in weiten Kreisen bekannter und geschätzter Freund alten Bürgersinnes, der alten Zeit noch immer die Treue haltend, in bewundernswerter Frische und Rüstigkeit. Der Verstorbene war auch Aeltester der hie sigen uniformierten Schützengilde, welche Vereinigung seine Freude bis zu seinem Ende war. Groß ist der Freundes kreis, den sich der Heimgegangene allerwürts durch seinen Verkehr erworben. Ehre seinem Andenken! Königsbrück. (Parade und Zapfenstreich.) Anläßlich der Anwesenheit des Chefs der Heeresleitung, Ge neral Heye, findet am Vormittag des Donnerstag, 30. Juni, Besichtigung und anschließend gegen Mittag Parade auf dem Paradeplatz bei der Schäferei Schmorkau in der Nähe des Gefangenenfriedhofes statt. — Am Abend, 21,30 Uhr, findet vor dem Offiziersheim, Neues Lager, Zapfenstreich, ausgeführt von den Musikkorps des I. R. 3, statt. Radeberg. (Wieder Mohren-Apotheke.) Wie bekanntgegeben wird, soll die hiesige Apotheke in Zu kunft wieder die Bezeichnung Privileg. Mohren - Apotheke führen. Das Privileg wurde im Dezember 1702 dem da maligen „lieben und getreuen" Apotheker Martin Andrae cum jure prokibencki vom Kurfürst Friedrich August, König in Polen, verliehen. Die Apotheke wurde dann jahrzehnte-