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* Wochenblatt für Pulsnitz, Radeberg, Königsbrück, Radeburg, Moritzburg und deren Umgegend. Redigirt von (den verantwortlichen Redakteuren E. Förster in Pulsnitz und Th. A. Hertel in Radeberg. Verlag von E. Förster in Pulsnitz und Th. A. Hertel in Radeberg. zcsammte Z Jahres 18S4 M». IO Freitag, den Iv. März, ndcrt im >uß- oder Diese Zeitschrift erscheint »eben Freitag in einem ganzen Bogen und kostet vierteljährig 7 Ngr. 5 Ps. «»»ennwer»»«»». — Beileid ungen, Inserate aller Art, welche die gespaltene Zeile mit 8 Pft.migen berechnet werde», und in Pulsnitz und Radeberg spätestens bis Diens tags Abends, in Königsbrück, Radeburg und Moritzburg bis Dienstags Nachmitt. abzugeben sind, nehlnen in Pulsnitz und Radeberg die Heraus geber, in Königsbrück der Kaufmann Andreas Grah!, in Radeburg der Buchbinder Günther, in Mpritzburg die Post-Expedition, in Grvßenhayn der Buchbinder Hohlfeldt, so wie alle Postämter an. warb, ein m. alt. — ^eheliches ornftrben, Eauv. u. ;rau Joh. . Bdm. in )ivnat alt. . — Karl Nstr. Karl Christian Ml. Wal- l unchel. rtage früh in werden. Kurfürst Johann Friedrich der Vroßmüthige. (Schluß.) Noch höher lernte man wie seine Biederkeit, so seine Stand haftigkeit und unbeugsame Seelenstarke achten in der Gefangen schaft. „Nie ist da," schreibt Avila, „ein Laut des UnmulheS von ihm gehört, nie ein Zeichen von Niedergeschlagenheit an i hm gesehen worden." — Im Somnxer 1547, noch vor dem Augs burger Reichstage, Hal er nur Eine Sorge, daß man seine Söhne nach Spanien führen und in dem päpstlichen Jrrthum erziehen lassen werde. An sich selbst denkt er wenig. Er weiß, daß man ihm in seinem freien Glauben nicht beikommen kann. — Als man aufseinc Weigerung, das Interim anzunehmen, feine Haft schärfte, und ihm erst Luther's Schriften, dann selbst seine Bibel nahm, sagte er: Immerhin; er werde schon behalten, was er daraus gelernt. Sein unumwundenes Dekenntmß dem erneuerten An sinnen, dem Interim bcizutreten gegenüber ging dahin: er wisse, baß dasselbe in vielen Artikeln dem Worte Gottes zuwider sei; würde er es billigen, so wäre cs, als ob er droben die göttliche Majestät und hienieden die weltliche Obrigkeit mit gefährlichen Worten betrügen wolle. Es erschien ihm als Sünde wider den heil. Geist. Und hier, dnrch diesen zähen, unüberwindlichen passiven Wi derstand entfaltete er den eigentlichen tiefsten Grund und Kern ! seines Wesens. An ihm erfüllte sich so recht das Wort der Schrift: „Wenn du mich demüthigest, machst du mich groß". Er hat dadurch die protestantische Sache vielleicht weit mehr ge fördert, als durch glanzende äußere Siege. Denn schon Me lanchthon meint wohl nicht mit Unrecht, nach ihnen würden die Bundesgenossen wahrscheinlich unter einander in Zwietracht ge- rathcn und dabei die evangelische Kirche Deutschlands vollends mn Ernst Alles an das heilige Gul seines evangelischen Glaubens gesetzt Alles M zerfallen sein. So aber sammelte der Protestantismus unter dem Druck und den Gewaltthaten des Kaisers nur neue Kräfte und erhob sich zu einem Widerstande, wie dieser bei seiner kalt berech nenden Natur ihn nimmer geahnt hatte. Und er erhob sich dazu haupljächsich durch das Vorbild des hochherzigen Fürsten, der hatte und nicht abließ, ihm freudig jedes ''pfer zu bringen. Auf ihn blickte besonders das nördliche Dcut>chland bei dem energi schen Widerspruche, der sich hier gegen das Interim entwickelte. Sahen doch die Magdeburger wahrend der langwierigen Bela gerung, die sie deshalb aushalten mußten, kämpfende Hecrschaa- ren in den Wolken den Kurfürsten an der Spitze der Sieger. Wenn er schon früher als eine Hauptstütze des Protestantismus galt, so ward er setzt als Held und Märtyrer desselben weithin bewundert und gefeiert. Einst, als man sich zum Tage in Schmalkalden (1537) rüstete und Luther die Artikel für denselben verfaßt hatte, da hatte I o h. Fricdri ch geschrieben: Er danke Gott, daß er ihm Kraft verliehen, dieselben so rein und lauter zu stellen. Sie wolle er bekennen nöthigcnfalls vor einem Concilund der ganzen Welt. „Was die Wagniß belangt und die Gefahr, die unserm Land und Leuten auch Personen derhalben begegnen möchte, die wollen wir Gott anheimstellen, nachdem Er sagt, daß auch die Haare auf unserm Haupte alle gezahlt seien. — Er hat uns zu einem Für sten erwählt. Ist es sein Wille, so wird Er unö auch wohl da bei erhalten. Ist es sein Wille nicht, so hilft keine Sorge der Gefahr." — Nun, im tiefsten Unglück, gefangen und geächtet, bezeugte er dieselbe GlaubcnSfreudigkeit, nnr noch erhöht und ge kräftigt in dem kostbaren Liede: „Wie's Gott gefällt, ge fällt mir'ö auch" u. s. w. — ein Lied, welches merkwürdiger Weise nicht einmal in die Kernlieberder Eisenacher Conferenz auf genommen worden ist, aber bei der Gedächtnißfeicr billig von je der evangelischen Gemeinde gesungen werden sollte. Schließt er dort „Ich gewmn'S — wer nur will wetten?" — so hat auch das sich an ihm erfüllt; eben wie sein Symbolum „^pos moa in Ooo ost". Nach fünf Jähem langer zum Theil sehr schwerer Haft schlug die Stunde der Be- freiung. Der Undank und die Treulosigkeit, mit deren Hü!,e der Kaiser gesiegt, kehrten sich wider ihn selber. Er entließ den Gefangenen von tiefster Achtung, ja so weit sie bei ihm überhaupt möglich war, fast von Freundschaft gegen ihn erfüllt. Da.S ganze evangelische Deutschland jubelte ihm entgegen. Sein Zug