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Wmmitt Anzeiger Erscheint Dienstag, Donnerstaz u. Sonnabend. Inserate kosten Lie Spalten zell« oder deren Abonnementsprets einschließlich zwei illusirierter «d« Zd I t» /ß M Raum 10 Pf., sür auswärtige Inserenten 1b Ps. -chtMgen FMWH jül ^zMrKtt^Lk!ski5Wkj. 20 Pf. Ann^m^on Antigen Klein- nnd Großölsa, Odernaundorf, Hainsberg, Somsdorf, Cotzmannsdorf, Lüdau, Borlaö, Spechtritz re. Mit verbindlicher Publikalionskraft für amtliche Bekanntmachungen. Nummer 106. Ker«fpr«cher: «mt L««ben 2120 Sonnabend, den 9. September 1911. Fernsprecher: Amt Leube« 2120 24. Jahrgang. Hus Nab MS fern. Rabenau, den 8. September 1911. — Aus Anlaß des vom 9. bis 11. September in Dresden statlfindenden Bundessestes des „Blauen Kreuzes" hat der Vorstand des Sächsischen Landesverbands des Blauen Kreuzes sür Sonntag den 10. September bei der Kgl. Super- intendentur um Genehmigung nachgesucht, daß an genanntem Sonntage seitens der dem „Blauen Kreuze" angchöcenden Pastoren in dem Bezirke der Ephorie Dresden 2 Predigten und Kindergottesdienst gehalten wird. Die Superintendentur hat im Prinzip ihre Zustimmung zu der Veranstaltung gegeben und die Abhaltung der in Frage kommenden Predigten von der Zustimmung der einzelnen Kirchenvorstände abhängig ge- gemacht. Nachdem seitens des hiesigen Kirchenvorstands diese Zustimmung ausgesprochen worden ist, wird am Sonn tag den 10. September Herr ?. Vonhoff-Neichenbach (Ober lausitz) hier die Predigt und den Kindergottesdienst abhalten. Indem wir darauf Hinweisen, erinnern wir daran, daß der Verein des „Blauen Kreuzes", welcher als Gegenstück des „Roten Kreuzes" 1877 durch Pfarrer Rochat in Gent ge gründet und 1892 nach Deutschland verpflanzt worden, sich die Aufgabe gestellt hat, mit Hilfe Gottes und seines Wortes an der Rettung der der Trunksucht Verfallenen zu arbeiten j und verderbliche Trinksitten zu bekämpfen." Diesen Zweck sucht der Verein zu erfüllen: 1., Durch eine lebendige Verkündigung des Evangeliums, daß Jesus Christus durch fein Leiden u. Sterben u. durch seine Auferstehung Vergebung aller Sünden u. Erlösung von jeder Sündenherrschast für jeden erworben hat, der es sich im Glauben aneignet. 2., durch ernsten Hinweis auf die Bedeutung u. den Segen völliger Enthaltsamkeit von allen berauschenden Getränken, besonders für die durch den Alkohol Gebundenen, 3., durch Aufklärung über das Wesen des Alkohols u. über seine verderbliche Wirkung auf den menschlichen Körper, 4-, durch Zusammenschluß aller derer, die die Grundsätze des Blauen ir.'euzes als richtig anerkennen u- danach lebm wollen in Ortsvereinen. — Am Donnerstag nachmittag ruckle ein Teil der hiesigen Freiw. Feuerwehr aus, da am Abhang der DresdnerStraße, nahe des Straß-nwärter Gelferr'schcn Anwesens, ein größeres Feuer entstanden war. Das dürre Gras dürfte durch Wegwerfen eines brennenden Streichholzes in Brand geraten sein. — Die evangelisch-lutherische Landcssynode, die am 20. September ds. Js. im Ständehause zu ihren Beratungen zu sammentritt, wird sich u. a. auch wiederum mit der Frage der Verlegung des Hohen Neujahrstages auf einen Sonntag beschäftigen. Es wird erwartet, daß die Landessynode dies mal in klarer und bestimmter Weise zu dieser in den letzten Jahren viel erörterten Frage Stellung nimmt. — Die 12 Jahre alte Selma Süß in Bor las, die kürzlich beim Kaffeekochen sich erhebliche Brandwunden zusügte, ist in der Kinderheilanstalt in Dresden gestorben. — Bei der Gemeindeverbandsspalkasse Seifersdorf wurden im Monat August 66 Einzahlungen im Betrage von 5007,00 Mk. bewirkt, dagegen erfolgten 15 Rückzahlungen im Betrage von 1340,50 M. — DieKartoffeIpreise gehen zurück. In Kamenz fielen sie innerhalb einer Woche von 5.50 Mk. auf 4.50 Mk., in Bautzen von 4.50 Mk. auf 4.00 Mk. sür einen Zentner. In Zittau handelte man den Zentner für 4.00 Mk. In Berlin zahlen gegenwärtig die Händler für frühe Weiße (Kaiserkrone) und Nosenkartoffeln pro Zentner nur 2,50 Mk. und für Dabcrsche höchstens 3,00 Mk. — Hoffentlich kommen die billigen Kartoffeln auch zu uns. — In der Nähe des D e u b e n e r Rathauses versuchte ein älterer Mann auf die in voller Fahrt befindliche Elek trische zu springen, trotz Abwinkens des Schaffners. Die Wagen waren durch einen Verein voll besetzt, sodaß nicht angehalten zu werden brauchte. Der Aufspringende kam aber zu Fall, blieb am Trittbrett hängen und wurde ein Stück mit geschleift, bis die Wagen zum Hallen gebracht werden konnten. Alsbald aber sprang der Geschleifte auf und lief eilends und "«erkannt davon, sodaß er wahrscheinlich ohne schwere Ver letzungen davongekommen ist. m — Die mittlere Nutzholzhandlung Hans Bahr, ' n „ (früher Klabunde u. Bahr), welche ihre Zahlungen einstellen mußte und vergeblich einen Vergleich anstreble, ist in Konkurs geraten. Im Konkurs sind die Aussichten für die Gläubiger nicht günstig, da ein großer Teil der laufenden Kundenwechscl notleidend ist. Die Gläubiger sollen, wie es heißt — mit einer Quote von 20 o/o zu rechnen haben. — In der Stadtkirche in Dippoldiswalde sind mehrere Sammelbüchsen erbrochen und ihres Inhalts beraubt worden. Der entwendete Betrag muß ein höherer gewesen sein, da die Opferstöcke längere Zeit nicht geleert worden sind. — Die sächsischen Bahnhofswirtschaften sind ein einträgliches Geschäft für den Fiskus. Der Pachtzins für alle Wirtschaften im Bereiche der sächsischen Staatsbahnen betrug im Jahre 1910 nicht weniger als 632 130 Mk. — In nicht geringe Aufregung wurden nachts die Ein wohner in Oberfrauendorf versetzt. Ein Gutsbesitzer wollte seine Familie erschlagen. Sie konnte sich nur in Nacht kleidern durch Flucht auf die umliegenden Felder retten. Der Fleischer Otto Hahnhäuser, der sich auf dem Heimwege befand, wurde von dem Gutsbesitzer mit einem starken Knüppel nieder geschlagen. — Lotterieglück hatten auf der Hygiene-Ausstellung in Dresden vier Mitglieder des Gewerbevereins in Bischofs werda. Sie kauften „spaßeshalber" ein Los, das bekanntlich 1 Mk. kostet, um gleich darauf die überraschende Feststellung machen zu können, daß sie einen Hauptgewinn von 3000 M. gemacht hatten. Für 25 Pf. erhielt also jeder den Betrag von 750 Mk. sofort bar ausgezahlt. Kleine Notizen. Ein Obstpflücker des Obstpächlers Haukeld in Niederwartha wollte ein Bad in der Elbe nehmen. Milten in die Elbe gelangt, verschwand der Obst pflücker plötzlich im Wasser. Der Ertrunkene ist etwa 35 Jahre alt, unverheiratet und stammt aus der Lommatzscher Gegend. — Herr Konditor Rädler, Besitzer des Cafös Rädler in Riesa, erlitt beim Rasteren eine kleine Verletzung im Gesicht. Wahrscheinlich ist Schmutz in die geringfügige Wunde gekommen, denn es trat alsbald Blutvergiftung ein, die den Tod des bedauernswerten Mannes herbeiführte. -- Der Schul knabe Kretfchmar in Mühlberg a.E. spielte mit einem Tesching, das sich hierbei entlud. Der Schuß drang dem 13jährigen Mädchen Jahn in die Brust und verletzte es nicht unerheblich. — Eine in der Löhrstraße in Leipzig wohnhafte 28 Jahre alle Wirtschafterin wollte auf em m Spirituskocher Speisen wärmen- Sie goß in den noch brennenden Kocher Spiritus nach, wobei die SpirituLflasche explodierte. Die Flammen ergriffen die Kleider der Frau. Das Feuer konnte nur mit großer Mühe erstickt werden. Die Wirtschafterin erlitt Brandwunden an den Händen und im Gesicht. Sie wurde im Krankenaulomobil ins Krankenhaus gebracht. —Am Sedantag abend entzündete ein 16 Jahre alter Bursche aus dem Markplatze in Er i m m it s ch a u einen Feuerwerkskörper, einen sogenannten „Frosch", und warf ihn einer Frauens person zu. Die weiße Unterkleidung derselben fing Feuer und verbrannte zum Teil. Wie leicht ist durch derartigen Unfug ein Menschenleben gefährdet. — Die Flieger Oberleutnant Neumann und L>conde stürzten bei einem Fernflug von Mühlhausen nach Straß burg ab und wurden gelötet. — Mit Genehmigung des Königs hat das Finanz ministerium beschlossen, den Wohnsitz des Vorstandes des Aorst- bezirkes Zschopau einschließlich des Sitzes der Oberforst- meisterei Zschopau nach Plaue bei Flöha zu verlegen. Von dem für diese Veränderung in Aussicht genommenen Zeit punkte, dem 20. S-Plcmber d. I. treten an Stelle der seit herigen die Bezeichnungen „Forstbezirk Flöha" und „Ober- forstmeisterei Flöha". — Eine Feuersbrunst hat die Fabrikgebäude der Mechanischen Webereien Fa. Bicher, Fa. Kießig und Hi her u. der Fa. F. Treibmann inElsterberg zerstört. Sämtliche Fabrikgebäude sind abgebrannt. Der Schaden läßt sich auf 600000 Mk. schätzen. Vernichtet sind auch 350 mechanische Webstühle. Durch das Feuer wurde auch die elektrische Lei tung für Kraft und Licht zerstört, sodaß Elsterberg ohne Licht und Kraft war und zahlreiche Betriebe feiern mußten. — Aus dem Schlettauer Bahnhof ist ein 3jähriges Kind in den in Ausfahrt begriffenen Werdauer Personen z u g gelaufen. Dem bedauernswerten Kinde wurde das linke Bein abgefahren. — Der aus dem Gerichtsgefängnis entsprungene Raub mörder Joseph Schwarz aus Willowitz wurde wieder verhaftet. — In Dresden-A. schoß sich ein 21 Jahre altes Zimmermädchen in selbstmörderischer Absicht eine Kugel in die Brust. Man brachte die Schwerverletzte ins Krankenhaus. Liebeskummer soll der Beweggrund zu ihrem Vorhaben ge wesen sein. — Ein weiblicher Leichnam wurde in der Nähe der Lindenschänke in Uebigau von der Etbe ans Land gespült. Die 40 bis 50 Jahre alte unbekannte Tote wurde nach dem Kaditzer Friedhöfe gebracht. — Des Lebens überdrüssig geworden, machte in Dres den eine 59jährige Händlerin und Almosenempfängeri» in ihrer Wohnung am See durch Erhängen ein Ende. — König Peter von Serbien wird noch in diesem Herbst den Höfen von Wien und Berlin Besuche abstatlen. — Der Belgrader Advokat Slojanowitsch bezichtigt in seinen „Enthüllungen" den König Peter der Mitschuld an dem Belgrader Königsmord. — Der wegen der Flucht des Hochstaplers Schie- mangk („Graf Passy") in Heilbronn verhaftete Ge fängniswärter hat ein Geständnis abgelegt. „Graf Passy" halte ihm für seine Hilfe zur Flucht 2000 Mk. versprochen, bekommen hat er nach seiner Angabe jedoch noch nichts. Auch die erste Flucht des „Grafen" bewerkstelligt zu haben, hat der Verhaftete endlich eingestanden. — Die neue französische Spionageaffäre im Reichsland nimmt einen solchen Umfang an, wie sie seit Ende der 70er Jahre unbekannt geworden ist. Nach verläß lichen Mitteilungen dehnt sich die Untersuchung bis jetzt auf über 15 der Spionage verdächtige Personen aus. — Wie aus Berlin gemeldet wird, wurde der Kaufmann K. im Grunewald erschossen aufgefunden. K. hielt, als er die Tat beging, eine Photographie in der Hand. In einem Briefe teilt er mit, daß er sich das Leben nehmen müsse. — Dünn gesät, stark gedüngt, reichen Ecntesegen bringt. Selten hat sich ein Ratschlag wohl so gut bewährt wie der vorstehende gerade im vergangenen, so außerordent lich trockenen Sommer- Auf mangelhaft gedüngten Feldern war dies Jahr geradezu eine Mißernte zu verzeichnen. Dagegen halte bei kräftiger Düngung die Trockenheit besonders dem Wintergetrcide nur wenig geschadet. — Wie Domänen verpachtet werden. Für die Domäne Weidenbach, die im Reichstagswahlkreise Merseburg-Querfurth liegt, ist in diesem Jahre der bestehende Pachtvertrag abgelaufen. Die Domäne hatte bisher 80 400 Mark jährliche Pacht gebracht. Als nun im Juli d. I. der Bei Pachtungstermin anstand, ergab sich auf einmal, daß der bisherige Pächter, Herr Dr-Behm, mit nur 71000 Mark Jahrespacht Meistbietender blieb. Das war höchst auffällig denn es war allgemein bekannt, daß der Pächter in den letzten Jahren durchaus von der besseren Lage der Landwirtschaft profitiert hatte. Wie konnte es da kommen, daß die Domäne Weidenbach im Gegensatz zu den weitaus meisten anderen Domänen j tzt nicht nur nicht zu einem höheren, sondern sogar zu einem niedrigeren Preise verpachtet werden sollte? Es mußten sich da sonderbare Dinge hinter den Kulissen abgespielt haben. Dem energischen Protest der „Saale-Zeitung" und dem Merseburger „Correspondenten" ist es zu verdanken, daß Herr Dr. Behm zu seinem ersten Gebote den Zuschlag nicht bekam, sondern daß zum 8. August ein neuer Verpachlungs- termin angesetzt würbe. Und siehe da, jetzt gestaltete sich die Sache ganz anders l Es war plötzlich ein Mitbewerber vor handen, und Herr Dr. Brehm blieb auch zwar Meistbietender, jedoch nicht mit 71 000 Mark, sondern mit 92 120 Mark Jahrespacht. Der Staat erhält also, wenn der bisherige Pächter den Zuschlag bekommt, gegen früher 11 720 Mark pro Jahr mehr au Pacht, und da die Domäne auf 18 Jahre begeben wild, so muß Herr Dr. Behm im ganzen 210960 Mark mehr bezahlen. Er wird bei diesem Preise immer noch seine Rechnung finden. Wenn die Negierung gleich beim ersten Termin den Zuschlag erteilt hätte, dann konnte der Pächter sür die 18 Jahre allmählich 9600 Mark, zusammen 172 800 Mark in seine Tasche stecken. Heute muß er tief in seinen Beutel greifen, denn gegen sein erstes Gebot wird er jährlich 21120 Mark mehr bezahlen: das macht auf die 18jährige Pachtperiode zusammen 380 160 Mk. — Die Abschaffung des Geldbriefträgers wird von der Postverwaltung ernstlich ins Auge gefaßt. Die Geldsendungen solle» fortan den gewöhnlichen Briefträgern zur Bestellung übergeben werden. Für die Bestellung würbe das einen Vorteil sür das Publikum darstellen, da die Brief post schon in früher Tagesstunde bestellt wird und mit größerer Sicherheit an den Empfänger gelangt, als die vom Geldbrief träger nie zu genau festzulegcnder Zeit erfolgende Geldbe stellung. Aber mit der Mehrbelastung der Briefträger sollte man hier keine Ersparnisse erkaufen, da eine solche sicherlich zu allerlei Unzuträglichkeiten führen würde und für die Brief träger selbst noch die alltäglich dann notwendige Abrechnung als Vermehrung der Dienstzeit zu berücksichtigen ist. Kirchennachrichten von Rabenau. Sonntag, den 10. September, Dom. 13 p. Trin. Vorm. 8 Uhr Beichte u. Feier des hlg. Abendmahls: Pf. Pesch eck Vormittags halb 9 Uhr Gottesdienst: Die Predigt hält Herr P. Vonhoff-Neichenbach (O--Lausitz) vom Blauen Kreuz. Näheres darüber stehe im redaktionellen Teil. Nach dem Gottesdienst wird der Blaukreuz-Pastor in der Sakristei etwaige Anfragen gern beantworten oder Beitrittserklärungen zum Blauen Kreuz entgegennehmen. Vorm. 10 Uhr wird Herr P. Vonhoff im Interesse der Blaukceuzsache Kinde rgolteSdienst abhalten. — Nachm. 2 Uhr Kirchentaufen. Abends 8 Uhr Jünglingsverein. Geboren: Am 30. August dem Mechaniker Reinhold Woldemar Martin hier eine Tochter. Kirchennachricht von Somsdorf. Sonntag, den 10. Septbr. Vorm. S Uhr Prediglvorlesung.