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Wochenblatt keenss) necken Kelegpa-Messe: Do. 18. -r- bockend! aff pulsnit. I für Pulsnitz und Umgegend 7t Inserate für denselben Tag sind bis vormittags zo Uhr aufz» geben. Preis für die einspalt. Zeile oder deren Raum zo Reklame 20 <z. Bei Wiederholungen Rabatt. Alle Annoncen Expeditionen nehmen Inserate entgegen. Erscheint Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Beiblätter: Illustr. Sonntags blatt und landw. Beilage. Abonnement: Monatl. 50 H., vierteljährlich z.25 bei freier Zustellung ins Haus, durch die Post bezogen unter Nr. 8SO2 z.^o. Aints-Blatt ! des König!. klmlsgepicttls und des Sladtratttes su pulsnUs. Amtsblatt für den Bezirk des ASnigl. Amtsgerichts Pulsnitz, umfassend die Ortschaften: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Böhmisch-Vollung, Großröhrsdorf, Bretnig Hauswalds, Ohorn, Oberstem«, Niedersteina, Weißbach, Oberlichtenau, Niederlichtenarr, Friedersdorf-Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-Dittmannsdorf Druck und Verlag von L. L Lörster's Erben. Expedition: pul^rltz, Bismarckplatz Nr. 2S5. Verantwortlicher Redakteur Gtto vorn in Pulsnitz. Ar. 100. Sonnaöend, den 22. August 1903 55. Jahrgang. Aeueste Ereignisse. Der Kaiser ist am Donnerstag abend ans dem Truppenübungsplatz Altengrabow eingetroffen. Der Besuch eines dänischen Geschwaders in Kiel ist zum 9. September angemeldet. Ein Teil des englischen Mittelmeergeschwaders hat Befehl erhalten, sofort nach Saloniki aufzu brechen. OertUche und sächsische Augelegenhettev. Pulsnitz. Unsern Lesern wird die Notiz von Inte resse sein, daß der Schwcdenflein - Turm bis Ente des vorigen Jahres von 16014 Personen bestiegen wurde. Durch den gegenwärtigen schönen Sommer dürfte die Zahl noch bedeutend erhöht sein. Karten mit Ansicht des Schweden steins sind 18635 verkauft worden. Und trotzdem fand so mancher, zumal aus der Umgegend, zu ihm noch nicht den Weg, so mancher schaute noch nicht die wunderbare Pracht, die eine vom Sonnengold verklärte Landschaft um den Berg dem Auge bietet, und so mancher vergaß über Nichtigkeiten deS Lebens oder befangen von dem Irrtum, daß nur das möglichst weit dem heimischen Boden Entrückte wirklich Schönes bieten könne, das Gute, das so nahe liegt. Be kanntlich findet morgen Sonntag auf dem Plateau des Schwedensteines von nachmittags 4—2 Uhr ein große« Frei- Konzert und abends bengalische Beleuchtung deS Turme« statt. Schöne Spätsommertage verlocken mehr denn je zu Aus flügen ins Freie und so darf man hoffen, daß die Veran staltung deS hiesigen GebirgS- und Verschönerungsvereins Naturfreunden, die ihre Sonntage zum größten Teil inmitten der Fcierstrmmung einer gewaltigen Natur verbringen, An laß geben wird zu einer Wanderung nach dem Berge mit seinen weitreichenden Ausblicken und schönen Anlagen. Wie wir in Erfahrung bringen, wird der Schwedenstein morgen Sonntag auch vom Gebirgsverein für die Sächsische Schweiz, Sektion »Pechhütte" besucht. PulSnitz. Aus die Ausschreibung der hiesigen RatSregistrator-Stelle mit einem Gehalt von jährlich 1400 Mark und Steigung bis zu einem Höchstgehalte von 2400 Mark hatten sich 141 Bewerber gemeldet. Gewählt wurde der Ratsexpedient Wilhelm Richter in Ostritz. PulSnitz. Freudig überrascht wurde am 20. d. M., als am Tage seines goldenen Meister-JubilSumS der Tisch lermeister, Herr Gottfried SchwiebuS, hier. Vormittags 10 Uhr begaben sich der Gesamtvorstand der Tischler-, Glaser- und Schlosser-Innung, sowie Herr Weißgerbermeister Scheumann aus Kamenz, als Mitglied der Gewerbekammer zu Zittau in die Wohnung deS Jubilars und brachten ihm die Glück wünsche dar. Nach einer herzlichen Ansprache des Ober meisters der Innung überreichte Herr Scheumann unter ent sprechenden Worten dem Jubilar ein auf die 50 jährige Meisterschaft bezügliches Ehrendiplom. Möge Herrn Schwie buS nach so langer Ausübung seine« schweren Beruf« noch ein recht gesegneter Lebensabend beschieden sein. PulSnitz. Am morgigen Sonntag dürfen die Ge schäfte anläßlich deS stattfindenden Bundes-Radfahrer-Feste« bis abends 9 Uhr offen bleiben. PulSnitz, 21. August. Gestern Vormittag ist in einem Materialwarenladen in Pulsnitz M. S. au8 der La denkaffe ein Portemonnaies mit 8 Mark 50 Pfg. gestohlen worden. Die Diebin wurde in einem Mädchen, welches in Böhmisch-Vollung dient, durch den hiesigen GenSdarm er mittelt und überführt. — Gutem Vernehmen nach beabsichtigt die Königlich« Generaldirektion der Sächsischen StaatSeisenbahnen auf ein Gesuch deS Bezirkes Kamenz de« König!. Sächs. Militär- vereinSbunde« hin anläßlich der am 2. September vormittag« 10 Uhr aus dem Truppenübungsplätze Zeithain stattfindenden Kaiserparade einen Sonderzug von Kamenz bis Röderau verkehren zu lassen. Derselbe würde 3»« Uhr vormittag« hier abgehen und die ca. 250 an der Paradeausstelluv g teil nehmenden MilitärvereinSmitglieder de« Kamenzer Bezirkes, sowie die jedenfalls sehr zahlreichen sonstigen Personen, welche der Parade als Zuschauer beiwohnen wollen, recht zeitig bis Röderau befördern, welches unweit des Parade platze« liegt. — Hme ganz wezentirche VerdrÜlgung des Z uckers steht mit dem 1. September zu erwarten. ES tritt vom genannten Tage eine Steuerermäßigung von 6 Mark für 100 Kilogramm Zucker, also um 3 Pfg. pro Pfund ein. Außerdem fällt mit dem genannten Tage die Betriebssteuer fort. Der Staat erleidet dadurch eine erhebliche Einbuße an seinen Einnahmen aus de« Zucker-Besteuerung. Für den laufenden Etat 1903 ist dieser Ausfall nach den auS Berlin vorliegenden Zusammenstellungen auf 26 Millionen Mar! angenommen worden. Gleichzeitig kommen aber auch die AuSfuhr-Prämien künftighin in Wegfall. — Die Obstsaison steht bald wieder einmal in voller Blüte. TaS Obst ist dann geradezu ein VolkSernährungs- mittel im weitesten Sinne. Freilich, mit dem Nährwert de« bei uns heimischen Obstes ist e« nicht weit her, denn die saftigen Früchte enthalten wenig Zellstoff, aber viel, sehr viel Wasser, dieses allerdings in der köstlichsten, wohlschmeckendsten Form. Gerade der säuerliche, fein aromatische Geschmack macht das Obst zu einem so allgemein beliebten Genußmittel, und daneben wirkt e« — eben wegen seines starken Wasser gehalts — in ganz hervorragendem Maße durststillend. Wer viel Obst ißt, braucht sicherlich weniger zu trinken. Darum wird auch das Obst von den Absiinenzlern als eine wichtige Waffe im Kampfe gegen den Alkohol geschätzt. Freilich, um bekömmlich zu wirken, muß daS Obst reif, frisch und sauber sein. In dieser Hinsicht wird leider vielfach gesündigt. Un reife, minderwertige Ware kann leicht Gesundheitsstörungen nach sich ziehen. Gerade in der warmen Jahreszeit ist die Schleimhaut unserer Verdauungsorgane doppelt empfindlich. Deshalb sollte man e« sich auch stets zum Grundsätze machen, die Früchte vor dem Genuss« zu waschen und zu reinigen — wenn man es überhaupt nicht vorzieht, das Obst gekocht, in Form von Kompott zu genießen, was jedenfalls bekömmlicher ist. Dem rohen Obste hastet stets Staub, Schmutz oder Erde an; dadurch und durch die Berührung mit unreinen Händen, durch Insekten usw. können leicht allerlei Krankheitskeime auf daS Obst gelangen. — Nicht zu viel de« Guten! Es besteht bekanntlich im Reichsamt de« Innern die Absicht, auf die Arbeitszeit des Kontorpersonals, bei welchem eine Tätigkeit in öffent lichen Verkaufsstellen nicht mit in Betracht kommt, gesetzlich zu regeln. Prinzipiell läßt sich ja dagegen nichts einwen den, aber eS muß doch auch anerkannt werden, daß es ge- rade nicht empfehlenswert ist, Gesetze zu schaffen, wenn sie nicht erforderlich sind. Und dar trifft hier wohl zu. Die Kontorarbeit regelt sich von selbst nach den verschiedenen Branchen«Saisons, keinem Prinzipal liegt etwas daran, seine Herren länger an den Pulten sitzen zu lassen, als erforderlich ist. Wo hier, wenn überhaupt einmal besonders lange gearbeitet wird, so ist daS doch nur als eine bemeo kenSwerte Ausnahme anzusehen. Die Prinzipale Haden in den letzten Jahren während der Geschäftskrisis solche bittere Erfahrungen ost gemacht, daß man sie nun wirklich etwas in Ruhe lassen könnte. — Am 24. August früh um 10 Uhr tritt die Sonne in daS Sternbild der Jungfrau. Diese freund liche Annäherung der beiden Himmelsdamen hat die Folge, daß die HundStage dadurch zum Abschluß gebracht werden. Wir haben damit den Berg überschritten, sind über die sonnige Höhe des Sommers hinaus und schreiten nun all- mälich wieder abwärts. Bald spürt man eS am Ab nehmen der Tage. Bei trübem Wetter muß die Lampe schon auffallend zeitiger als sonst Stellvertreterin deS Hellen Sonnenlichtes sein. Der Charakter deS Hochsommers mit seinen warmen Nächten, langem Abendrot und dem Sitzen in der Laude bis zum Schlafengehen ist mit den Hundstagen vorüber. DaS Plaudern vor den Türen bis in die Nacht hinein muß teilweise schon unterbrochen werden. Man sieht an die Uhr und staunt, eS ist bereits eine Stunde früher, daß man sich inS enge Stübchen oder in den Salon zurückzieht. Und sind einmal die Schützenfeste und August schießen vorüber, dann naht der Herbst mit Macht, eS ist, als hätte er nur diesen Festen den Tag lassen wollen, und »weht der Wind nur über die Stoppeln", dann ists nach dem VolkSmund auch mit den warmen Nächten vorüber. Auf dem Felde fängt nun bald wieder an, die Büchse deS Jägers zu knallen, als Zeichen, daß wir den ersten Schritt abwärts getan Haden. UnS will daS zwar nicht recht ge fallen, allein, dennoch ist er schön, der Wechsel der Zeiten. Je mehr wir uns dem Herbste nähern, desto größer wird die Zahl der süßen Früchte, — auch ein Trost. Großröhrsdorf. In einem hiesigen Schuhwaren- Geschälte benutzte ein hier mehrere Tage sich aufhaltender Kellner einen Augenblick des Alleinseins im Laden, um ein paar neue Schuhe unter seinen Ueberzieher verschwinden zu lassen. Die Frau deS Ladeninhabers hatte diese Manipula tion aber bemerkt, und er mußte seine Beute wieder heraus geben, worauf man ihn laufen ließ, doch die Gendamerie nahm sich bald darauf seiner an und führte ihn dahin ab, wo er hingehörte. Dresden. Bei dem hiesigen 177. Infanterie-Regi ment ist zur Zeit ein Neger zur Reserveübung eingezogen. Seine aktiven Jahre hat derselbe in einem preußischen Re giments gedient. Originell sieht der schwarze Vaterlandsver teidiger in Uniform auS, aber noch origineller muß die Front aussehen, wenn so ein schwarzes Gesicht dazwischen fleckt. Dr'eSden. In Paris ist bei einer Schleifenfahrt in einem Zirkus der Artist Richard Müller gestürzt und bald da rauf verstorben. Müller war erst im Februar 21 Jahre alt geworden, in Meißen geboren, und sein Vater hatte eine Bäckerei hier in der Dippoldikwaldaer Gaffe. — Prinzessin Luise von Toskana wird im Herbst d. I. das Schloß Roneeau in Südfrankreich verlassen. Das jüngst- geborene Kind verbleibt auch für spätere Zeit im Besitz der Mutter. Dresden, 19. August. Wegen Majestätsbeleidigung, begangen durch einen Artikel in Nr. 144 und 145 der „Säch sischen Arbeiterzeitung", wurde der verantwortliche Redakteur August Emil Nietzsche von der 5. Strafkammer det könig lichen Landgerichts zu drei Monaten Gefängnis verurteilt. — Im Gießhause der Erzgießerei von C. A. Bierling zu Dresden, deren Bedeutung durch den Guß der ein zelnen Teile des Niederwalddenkmals glänzend und für alle Zeiten dokumentiert worden ist, wurde in den letzten Wochen d»e mächtige Figur deS Altreichskanzlers für das BiSmarck- denkmal der sächsischen Residenz gegossen, und nachdem ihr in der Vollendung eine wohlgelungene Greifengruppe für dieses Denkmal gefolgt, konnte am Mittwoch zum Guß des letzten Teiles deS großen Monuments geschritten werden. Ist der Guß gelungen, was sich Ende laufender Woche herausstellen muß, dann wird Dresden am 30. August end lich sein Bismarckdenkmal in voller Vollendung enthüllen können. Sollte aber leider beim Gießen ein Unglück einge treten sein, so wird sich die neue Herstellung eines Modells für den mißlungenen Denkmalsteil nötig machen, denn die betreffenden Modelle sind nach französischem Vorbilde in Wachs hergestellt worden und ist beim Guß verbrannt. Mit diesem Vorgehen hat die sächsische Erzgießcrei dank der fortgesetzten Anregung deS Bildhauers Professor Robert Diez in Dres den, deS Schöpfers deS Denkmals, einen großen Schritt nach vorwärts getan, indem man bisher immer vor einem Guß nach Wachsmodellen angesichts des damit verbundenen Risikos zurückschreckte. Dem großen Risiko steht aber der große Vor teil gegenüber, daß für den Schöpfer de« Kunstwerkes das Original mit größter Treue erhalten bleibt, und zwar so, daß man im Guß die Hautporen und Linien von der Hand des Künstler« sieht, eine Feinheit, die beim Keilguß- und Sandgußverfahren nicht zu erzielen ist. Dadurch erhält da« Kunstwerk ein ganz besonder« individuelle« Gepräge, da« anderseits die dekorative Wirkung nicht im geringsten beein flußt. — Dresdner Landgericht. Der 1860 in Mügeln geborene und daselbst wohnhafte Bauunternehmer Karl Gustav Lößner hatte zu seinem Unglück mit der auS früheren Strafprozessen bekannten „schwarzen Bande" (Lan ger, Bergmann und Genossen) Geschäftsverbindungen ange knüpft, wurde aber nicht für vollgültig angesehen, weil er nicht im Besitze einer goldenen Taschenuhr war. Um Kredit zu haben, müsse, wie Langer sagte, jeder anständige Bau unternehmer solch' ein goldenes Ding in der Tasche tragen. Als L. einwendete, daß er nicht die nötigen Mittel habe, sich eine goldene Uhr zu kaufen, riet der Bandenführer Lan ger : „Ach wa«, da giebst Du eben einen Wechsel und läßt ihn dann platzen!" (zu Protest gehen.) Lößner folgte dem schlechten Ratgeber, entnahm von einem in DreSden-Plauen wohnhaften Uhrmacher eine Uhr im Werte von 120 Mark und bezahlte mit einem wertlosen Wechsel. Lößner hat, wie Leumundszeugen bekunden, durchaus unter dem Einfluß der Verführer gehandelt; er allein wäre einer betrügerischen Handlung nicht fähig gewesen. Er wurde Ende v. I. ge meinsam mit den Mitgliedern der „schwarzen Bande" abge urteilt und erhielt seinerseits 5 Monate Gefängnis und 3 Jahre Ehrverlust. L. legte Revision ein, worauf daS Reichsgericht den Ahner betreffenden Teil deS Urteils de«