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1871. 47. Dienstag den 20. Juni Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Rossen, Giebenlchn und die Umgegenden. Wmtsßl'att für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und deu Stadtrath daselbst. Von dem unterzeichneten Gerichtsamt soll den 28. Juni 1871 Vormittags 10 Uhr das zum Nachlaß Johann August Tränkners gehörige Haus-, Garten- und Feldgrundstück No. 22e. des Katasters und No. 48 des Grund- und Hypothekenbuches für Kaufbach, welches Grundstück am 10. Mai 1871 ohne Berücksichtigung der Oblasten auf 408 Thaler —- —- gewürdert worden ist, auf Antrag der Erben an hiesiger Amtsstelle freiwilliger Weise versteigert werden, was unter Bezugnahme auf den an hiesiger Gerichtsamtsstelle aushängenden Anschlag hierdurch bekannt gemacht wird. Königliches Gerichtsamt Wilsdruff, am 7. Ium 1371. In Stellvertretung: Dürisch, Assessor. Tagesgeschichte. Das „Dr. I." berichtet aus Dresden: Der Hauptcomitee des „Dresdner Vereins für patriotische Dankbarkeit", dessen Bestreben dahin geht, daß die Dresdner Einwohnerschaft mittelst freiwilliger Beiträge ein Siegesdcnkmal als Dankeszcichcn in der Residenz errichte, welches gewidmet sein soll, „dem erprobten und gefeierten deutschen Feldherrn, unserm allverehrten Kronprinzen, sowie der ganzen säch sischen Armee mit ihrem erlauchten Führer, zum wchmüthcn Gedächt nis, endlich Derjenigen, welche nicht unter diesen Heimkehrcnden sind, sondern daS ruhmvolle Loos erwarben, gestorben zu sein fürs Vater land", hat heute einen erneuten Aufruf erlassen, worin derselbe an zeigt, daß ihm für die Feier des Einzuges unsrer wackeren Truppen die beiden Wappenpfeiler der Augustusbrücke zur Aufstellung des von ihm geplanten monumentalen Dankeszeichen in provisorischer Ausfüh rung bcreitwilligst vom Rathe zur Verfügung gestellt worden sind, und bittet um nachhaltige Unterstützung der dargelegten Zwecke durch schnelle und reichliche Geldbeiträge. Aus Dresden vom 15. Juni berichtet das „Dr. I.": Gestern ist in der Antonstadt bei einem Kaufmann, wahrend derselbe mit seiner Familie seine Wohnung verlassen hatte, von dessen Commis ein Diebstahl verübt worden, dessen Object Nch auf 6000 Thaler, darunter ca. 1400 Thaler baarcs Geld, belaufen soll. Der Dieb befindet sich auf der Flucht. Berlin, 15. Juni. Die bei dem Schlüsse des Reichstages ge haltene Thronrede dankt dem Reichstage für die freigebigen Ge währungen zur Entschädigung verwundeter Krieger und der Hinter bliebenen der Gefallenen und die sonst gewährten Unterstützungen der durch den.Krieg Geschädigten, sowie für die Dotation. Die Rede zählt alsdann die übrigen zu Stande gekommenen Vorlagen auf, ge denkt namentlich des Gesetzes über den Anschluß Elsaß-Lothringens, welches constatire, daß, wenn auch die deutschen Regierungen und des Volkes Ansichten in Einzclfragen abweichen, ein Gedanke, ein Wille gemeinsam sei, nämlich das wiedererworbenc Land nnter Schonung der bewährten Einrichtungen, durch milde Verwaltung und freiheitliche Entwickelung der Gesetze mit dem großen Vaterlande innerlich zu verbinden. Als Zeugen des Einzugs "der Truppen werden die Abgeordneten in die Hcimath die freudige Gewißheit mitnehmen, daß die patriotische Hingebung der deutschen Volksvertretungen in der großartigen Entwickelung des Vaterlandes und an die Siegesfeier berechtigten Antheil hat. Die Rede schließt: „Möge, wie ich zu Gott hoffe und wie ich nach den ncubegründeten Beziehungen des Deutschen Reiches zu allen auswärtigen Mächten überzeugt sein darf, der Frieden, dessen wir uns erfreuen, ein dauernder sein." Bei der Feier des Sessionsschlusses des Reichstages im Weißen Saale des königl. Schlosses, welche um 3 Uhr Nachmittags staltfand, waren anwesend die Prinzen, Marschälle und die Generalität, in der Hofloge die Kaiserin und die Großherzogin von Vaden. In der Diplomatenlogc waren die Gesandten Rußlands, Dänemarks und der Schweiz. Der Kaiser verlas die Thronrede bedeckten Hauptes. Der Passus der Thronrede über Elsaß-Lothringen ward mit Beifall be grüßt. Nach Verlesung der Thronrede erklärte der Reichskanzler Fürst Bismarck die Session für geschlossen, worauf sich der Kaiser unter dreimaligem Hoch der Versammlung zurückzog. Berlin, 16. Juni. Der Einzug und die Enthüllungsfeier des Denkmals Friedrich Wilhelm III. war von einem unbeschreiblichen Enthusiasmus der Gesammtbevölkerung getragen, und ist nach der programmmäßigen Feststellung bei herrlichstem Wetter verlaufen. Der Kaiser verlieh an Gnadenbewciscn dem Prinzen Carl das 15. Ulanen- regimcnt, er ernannte den Prinzen Friedrich Carl zum General- inspecteur der dritten Armeeinspection, den Kronprinzen zum General- inspccteur der vierten, den Kronprinzen von Sachsen zum Gcncral- inspecteur der ersten, den Großherzog von Mecklenburg zum General- inspecteur der zweiten Armeeinspection. Prinz Albrecht Vater ist zum Generalobersten der Cavallerie und Graf Moltke zum Gencralfeld- marschall ernannt, Prinz Lnitpolt von Bayern erhielt das 4. Feld artillerieregiment, Prinz Georg von Sachsen das 16. Ulanenrcgiment. Die Prinzessin Friedrich Carl das 12. Dragonerregimcnt. Der Kricgsminister von Roon ist in den Grafenstand erhoben. General von Manteuffel erhielt den schwarzen Adlerorden. Eine größere An zahl commandirender Generäle wurde zu Regimentschcfs ernannt. Berlin, 17. Juni. Bei dem heutigen Galadincr im königlichen Schlosse (gegen 700 Couvert) sprach der Kaiser folgende Worte: Der Gedenk- und Ehrentag, welcher das Erzstandbild meines königlichen Vaters, der sein Volk und Heer zu unvergänglichem Ruhme nie ge kannter Wohlfahrt führte, überliefern sollte, war bestimmt, im tief sten Frieden begangen zu werden. Anders war es aber von der Vorsehung beschlossen., Ein zweites Mal wurde Preußen berufen, wie damals mit den Älliirten, so jetzt mit dem gesammten Deutsch land verbunden, denselben Feind, der uns hcrausgesordert, zu bezwingen, von Sieg zu Sieg, in ungekannter Größe und Ausdauer, daher ziert das Zeichen in Eisen wiederum, wie damals, die Brust der Tapferen. In der Hcimath haben alle Klassen in beiden Geschlechtern in der Opfcrsreudigkeit und der Näch stenliebe sich überboten. Das Volk und das Heer stehen unüber troffen da vor der Welt, darum ergreife ich das Glas zum Andenken des Heldenkönigs, zum Dank gegen das Volk und das Heer. Der Kaiser nahm bald daraus zum zweiten Male das Wort: Ick weihe dieses Glas in Dankbarkeit dem Wohle des jetzt geeinten Deutsch land, sowie seiner Monarchen und Fürsten, der abwesenden wie der anwesenden. Aus Frankfurt a. M. wird berichtet: Die 23. Division des XII. (sächsischen) Armee-Corps, welches sich zur Zeit auf dem Rück marsch aus Frankreich befindet, wird sicherem Vernehmen nach ihren Weg über Metz, Saarlouis, Birkenfeld, Kreuznach und Mainz nehmen, am 27. d. M. hier in Frankfurt eintrcffcu und nach kurzer Rast von hier mit der Hanau-Bebacr Bahn in ihre Hcimath befördert. Vor aussichtlich dürften also die Truppen gegen Ende des Monats in Sachsen zu erwarten sein. Genau ist der Tag der Einquartierung der Mannschaften noch nicht bestimmt. Berlin. Bei den Polizeibehörden melden sich jetzt viele der aus Frankreich vertriebenen Deutschen, um zur Rückkehr dorthin Unter stützungen zu erhalten. Einer großen Zahl derselben sind neuerdings namentlich aus Paris Briefe zügegangen, in denen gesagt wird, daß