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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich l Mark 20 Pf. prssnnmeranäo. Metzer Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit 10 Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. Sonnabend, den 28. August I88V. 5. Jahrg. Bekanntmachung. Wegen Legung der letzten Röhren und sonstigen Schleußenarbeiten wird das communliche Röhrmasser Sonntag und theilweise Montag, als den LS. und 30. M., weggeschlagen, was den Betheiligten hierdurch bekannt gegeben wird. Zwönitz, am 27. August 1880. Schönherr, Bürgermeister. Bekanntmachung. Der unterzeichnete Stadtgemeinderath hat beschlossen, eine Brücke vom Georgenplatz nach der Stollbergerstrahe über den wilden Bach zu erbauen. Die Ausführung soll im Wege der öffentlichen Licitation unter den von jetzt ab an Nathsstelle ausliegenden, vor Beginn des Termins annoch bekannt zu gebenden Bedingungen an den Mindestfordernden, mit Vorbehalt der Auswahl unter den Licitanten, ver geben werden. Als Bietungsterinin wird Dienstag, der 31. August «. Vormittags 11 Uhr, bestimmt. Unternehmer werden gebeten, zur gedachten Zeit an hiesiger Nathsstelle zu erscheinen, ihre Gebote abzugeben und sich dem Weitereil zu gewärtigen. Zwönitz, am 21. August 1880. Der Stadtgemeinderath. Schönherr, Bürgermeister. Tagesgefchichte. Deutschland. Die kriegerische Rede Gambettas in Cherbourg beschäftigt noch immer die gesammte Presse, als beachtenswerthe Stimme läßt sich jetzt die „Nord. Allg. Ztg." über dieselbe folgender maßen aus: „Wir haben es vermieden, die Auslassungen des Herrn Gambetta in Cherbourg und die daran geknüpften Hetzereien chauvi nistischer Blätter zu besprechen, so lange wir ungewiß waren, ob Herr Gambetta im Namen Frankreichs oder im eigenen gesprochen hat; ini ersteren Falle würden wir die publizistische Beleuchtung seiner Rede iin Sinne der friedlichen Politik unseres Vaterlandes unter lassen haben. Die Aeußerungen des Präsideilten der Republik in Dijon und des Ministerpräsidenten Herrn de Freycinet in Montauban gaben uns zu unserer lebhaften Befriedigung die Gewißheit, daß in der auffälligen Rede des Kammerpräsidenten nicht Frankreich, sondern Herr Gambetta persönlich zu Europa gesprochen hat; damit verfällt seine Rede der Domäne der Kublizistik." — Ueber die diesjährigen Ernteergebnisse herrscht noch immer große Meinungsverschiedenheit. Während die liberalen Zeitungen durchweg ernste Befürchtungen aus sprechen, lesen wir in landwirthschafttichen Zeitungen gegentheilige Auslassungen; so schreibt u. A. die „Deutsche Landeszeitung": Die von dem landwirthschaftlichen Minister auf Grund früherer Berichte in Aussicht gestellten nicht ungünstigen Ernteergebnisse scheinen im Ganzen trotz der mancherlei Unglücksfälle sich zu verwirklichen. Die Lamentationen, mit welchen die liberalen Blätter von Reportern an gefüllt, die wahrscheinlich nicht im Stande sind, Roggen von Gerste zu unterscheiden, sind nichts weiter wie tendenziöse Lügen, berechnet, die Bevölkerung in Aufregung und Unruhe zu versetzen und für die Aufhebung der Getreidezölle Stimmung zu machen. Frankreich. Der Einspruch des Papstes in die Schulordnung aller Länder hat in Frankreich besondere Verstimmung hervorgerufen. Die französische Negierung glaubt aber, das Conordat schütze Frank reich gegen solche Prätentionen, sollten sie doch erhoben werden, so werde die Republik sie energisch zurückweifen. — Ueber die Wall fahrten nach Lourdes wird berichtet: „Die Wallfahrt des Heils wurde bereits von beinahe 50 Heilungen begünstigt. Gelähmte gehen, Wun den schließen sich, Blinde öffnen die Augen, schreckliche Geschwüre verschwinden, ein Taubstummer spricht, Kranke, die seit Monaten nur Milch zu sich nahmen, essen und gehen, unheilbare Schwindsüchtige erklären sich für vollständig geheilt. Nichts kann die Erregung be schreiben, welche die unzähligen Wunder Hervorgernfen haben, deren Zeuge wir sind, und die, Gott sei Dank, selbst mehrere derjenige bekehrten, welche an nichts glauben wollten. - Schweiz. Der in Aussicht genommene „sozialische Weltcond greß" wird in der Schweiz abgehalten werden. Die Belgier unst auch die Franzosen, so meldet man aus der Schweiz, seien hierin ganz einverstanden. Die Führer der Sozialisten in der Schwei) treffen schon jetzt Vorbereitungen zu diesem Weltcongrcß. Rutzland. Die dritte Abtheilung der kaiserlichen Kanzlei ist aufgehoben, aber — und das war die Hauptsache — das Gendar meriekorps ist geblieben und dem Grafen Loris-Melikow in die Hand gegeben. Ebenfo ist der Posten eines Oberpolizeimeisters von Peters burg wieder hergestellt. Der „schlaue Armenier" weiß wohl, daß er es in den russischen Politikern mit großen Kindern zu thun hat, die zufrieden sind, wenn der verhaßte Name der 3. Abtheilung ans dem russischen Staatshandbuch verschwindet. — Tie hiesigen Militärsend ungen nach Bulgarien werden im großen Maßstabe fortgesetzt. Täglich fahren Schiffe mit Kriegsmaterial unter russischer oder bulgarischer Fragge, häufig auch ohne jede Flagge, die Donau stromaufwärts und löschen ihre Ladung in Nustschuk oder Widdin; aber auch auf denr Seewege allein werden von russischen Schiffen große Vorräthe von Kriegsmaterial nach Bulgarien geführt und in Varna gelandet, woselbst sie jedoch nicht bleiben, sondern größtentheils mit der Eisen bahn nach Rustschuk gehen. Die Sendungen sind so bedeutend, daß man vielfach daraus den Schluß macht, es handle sich bereits um die Vorbereitungen zur Aufstellung einer russischen Armee. Türkei. Eigenthümliche Aufklärungen über die Stimmungen und Pläne des Beherrschers aller Gläubigen kommen jetzt über Paris. Danach denkt Sultan Abdul Hamid nur daran, nicht sowohl seine Herrschaft, als seine Revenuen zu behalten. Er will weniger herrschen und mehr genießen. Er ist entschlossen, Alles zu thun, was Europa von ihm verlangt, wenn nur Europa entschlossen ist, das Verlangte mit „sanfter Gewalt" zu erhalten. Er wird die Grenzgebiete an Griechenland abtreten, er wird die Finanzen der europäischen Controls unterstellen, er wird die Verwaltung europäischen Com- missären unterstellen, er wird sogar den Sicherheitsdienst in gewissen Provinzen seines Reiches einer europäischen Gensdarmerie übertragen und nur an zwei Dingen wird er immer festhalten: erstens, daß ihm seine eigenen Revenuen absolut sicher gestellt werden und zweitens, daß Europa gegen ihn mit dein Scheine der Gewalt auftritt, um ihn, der nachgeben will, zu zwingen, und um ihn, den Khalifen, vor