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Pulsnitzer Wochenblatt 5lmts des l^onigl. Amtsgerichts und des Stadtratss zu Pulsnitz Mittwoch, den 27. Mai 1908 60. Jahrgang. Mittmütt ijM fragen einer Nation wird noch Krieg geführt. Sonst gilt es aber als die Hauptaufgabe aller Regierungen und Volksvertretungen, den Frieden und die friedliche Kulturarbeit zu fördern, und deshalb hoffen wir auch auf ein wachsendes großes Einvernehmen zwischen allen Kulturländern. vsr Stadtrat. vr. Michael, Bürgermeister kannt geworden, daß der Präsident Fallieres im Juki dem Zaren in Petersburg einen freundschaftlichen Besuch abstattcn wird. Alle diese Umstände deuten darauf hin, daß nicht nur zwischen Frankreich und Rußland, und England und Frankreich eine politische Freundschaft be steht, sondern daß auch ein neuer Dreibund zwischen die sen drei Staaten im Werke zu sein scheint. Bei der gro ßen politischen Vereinsamung, in welcher sich Frankreich oder England und auch Rußland befinden würden, wenn sie unter sich keine Annäherung abschließen würden, kann man ihnen ein politisches Einvernehmen nicht verargen, denn in allen europäischen Fragen würde der altbewährte Dreibund Deutschlands, Oesterreichs und Italiens das Uebergewicht haben, wenn die übrigen Großmächte nicht auch ein gewisses Einvernehmen abgeschlossen Hütten. So hat selbst die geniale Schöpfung Bismarcks in Bezug auf den «lten Dreibund die B'ldung eines neuen Dreibundes angeregt und wird sie auch nicht verhindern können. Aber es ist auch keine Ursache vorhanden, in der Bildung eines neuen Dreibundes Zmischen Frankreich, ^ll^nnd und Rußland eine Gefahr für den europäischen Frieden und besonders sür Deutsch land zu erblicken, denn die englische Presse hat sich an läßlich Besuches des Präsidenten der französischen Republik in England beeilt, auch darauf hinzuweisen, daß die alte Freundschaft zwischen Berlin und London nun wieder hergestellt sei und dadurch auch ein freund licherer Verkehr zwischen Berlin und Paris ermöglicht sei. Da ferner die guten Beziehungen zwischen Deutsch land und Rußland über allen Zweifel erhaben sind, und im übrigen keine Großmacht der Erde einen langen Frieden notwendiger braucht, als das politisch und wirt schaftlich in seinem Innern so schwer bedrängte Rußland, so möchten wir dem Gedanken Raum geben, daß die Besuche der RegierungSoberhäupter in London und Petersburg wohl mebr der Stütze der großen Entente zwischen allen europäischen Großmächten als irgend einem anderen politischen Ziele gelten. Es liegt ja auch gar kein politischer Zankapfel vor, denn die marokkanische Frage spielt doch nur eine Rolle dritten oder vierten Ranges für die Großmächte. Zu dem erfordern die wirt schaftlichen und finanziellen Interessen aller Mächte so sehr die Pflege des allgemeinen Friedens, daß es jedem Stoatsmanne heutzutage als ein Verbrechen erscheint, durch irgend ein Ränkespiel einen Krieg anzuzetteln. Die Regierungen wie die Völker in den großen Kultur staaten fallen auch so fischt nicht mehr auf ein Ränke spiel aus Politischem Gebiete herein, denn die öffentliche Meinung ist heutzutage in der Welt über den Wert des Krieges viel zu sehr aufgeklärt. Nur um große Lebens- Osrtttckss unv Säcksisckss. pulsnist. (Himmelfahrt.) Der Frühling steht aus der Höhe, wenn der Himmelsahrtstag ins Land ge zogen kommt. Ein Blühen und Düsten durchweht das Land, und ein Klingen und Singen durchrauscht Nähe und Ferne. Zwischen Ostern und Pfingsten gelegen, be deutet der Tag, da der Heiland gen Himmel fuhr, den Gipfelpunkt aller Entwickelung in der Natur — nicht was Reife und Vollendung, sondern was Schönheit und Lieblichkeit anbetrifft. Noch ist der heilige Geist nicht ausgegossen, aber dennoch fühlen wir schon allenthalben sein Nahen .... Was uns die heilige Schrift vom Himmelfahrtstage erzählt, sind in kurzem die Worte des Evangelisten. So heißt es u. a. in der Apostelgeschichte St. Lucä: „Die aber, so zusammen gekommen waren, fragten ihn und sprachen: Herr, wirst Du aus diese Zeit wieder aufrichten das Reich Israel? Er sprach aber zu ihnen: Es gebürt Euch nicht, zu wissen Zeit und Stunde, welche der Vater seiner Macht vorbehalten hat. Sondern Ihr werdet die Kraft des heiligen Geistes empfangen, welcher auf Euch kommen wird, und werdet meine Zeugen zu Jerusalem sein und in ganz Judäa und Samaria und bis an das Ende der Welt. Und da er solches ge sagt, ward er aufgehoben zusehends, und eine Wolke nahm ihn vor ihren Augen weg." Der Himmelsahrtstag bedeutet für die Lehre vom Leben und Leiden Christi den Schlußstein; er bedeutet die Wieder-Gott-Werdung des Mensch gewordenen Gottessohnes, er bedeutet die endgiltige Erle'' ng dessen, der durch Erdenleid und Kreuzestod gegangen; er bedeutet den Sieg des himm lischen Lichtes gegen alle Mächte der Finsternis. Himmelfahrt ... in Wolken wallen Blütendüfte himmelwärts, Und die Gnade öffnet allen Heute Seele, Mund und Herz: Der uns immerdar bewahrt. — Und es braust in mächt'gen Chören Laut das Lied der Himmelfahrt! — Himmelfahrt. Der Himmelsahrtstag ist im Glauben des Volkes ein bedeutungsvoller Wetterprophet. Allgemein ist man des Glaubenshaß cs Mißernte gibt, wenn es am Himmelfahrtstage regnet. Besonders gilt KM und Zsitung Klatt lelegr.-^ldr.: V^ochenblatt Pulsnitz Inserats kür denselben lag sind bis vormittags 10 Uhr aufzugeben. Oie künk mal gespaltene Seils oder deren Naum 12 pk., Lokalpreis 10 Pf. Neklams 25 Pf. Sei Wiederholungen Nabatt. Zeitraubender und tabellarischer Satz nach be sonderem Tarif. Erfüllungsort ist Pulsnitz. §ernsprecher: Nr. 18. vezirKs-NnZSlgSr Juni M8: Noß- unö Viehmarltt inNkiökiiukli Für Rinder und Schweine sind Ursprungszeugnisse mitznbringen. Der StaVtrat Safslbst. Das Wichtigste vom Gage. Der kleine Kreuzer „Emden" (Ersatz „Pfeil") ist gestern mittag in Danzig vam Stapel gelaufen. Nach einer Meldung der „Agence Havas" hat Muley Hafid das Geld der französischen Sanitätsstation in Mekines mit Beschlag belegt. Petersburger Blättern zufolge sind 5000 Mann chine sische Truppen von Kirin nach der koreanischen Grenze zum Schutze gegen japanische Uebergriffe abgegangen. In Nordindien hat zwischen Mohmands und den in dischen Truppen ein Gefecht stattgefunden. König Friedrich August ist, wie verlautet, dem Kai serlichen Jachtklub in Kiel beigetreten und wird an der Kieler Woche teilnehmen. i nanzminister Dr Rüger gab gestern in der Zweiten Kammer einen Ueberblick über die finanzielle Po sition der Eisenbahnen. Am 16. Mai abends ist ein Geldbeutel, von Postamt Thalheim nach Chemnitz unterwegs, mit 3500 Mark Inhalt abhanden gekommen. Vie grotzs Entente ovsr ein neuer vreibunv. Mit wahren Jubeltönen ist der Präsident der fran zösischen Republik, Herr Fallieres, bei seinem Eintreffen am Montag in London von der gesamten englischen Presse empfangen worden, und das ganze englische Volk mit seinem Könige und der Regierung haben sich während des viertägigen Aufenthaltes des Präsidenten Fallieres in England bemüht, diesem zu zeigen, wie hoch die eng lische Nation die politische Freundschaft mit dem franzö sischen Volke schützt. Unparteiisch und sachlich erwogen, müssen wir in Deutschland zugeben, daß England und Frankreich in politischer und wirtschaftlicher Hinsicht auf einander angewiesen sind, und daß zumal Frankreichs Industrie hofft, in England größere Geschäfte als bisher machen zu können. Auch soll sicher die französisch-englische Industrie-Ausstellung, welche in diesem Jahre in London in großartiger Weise stattfindet, du Handelsbeziehungen zwischen England und Frankreich stützen und verbessern. Wir müssen aber auch den Blick noch weiter lenken und daran denken, daß der König Eduard von England im Juni nach Rußland reist und eine Begegnung mit dem Zar Nikolaus haben wird, aber so ist es auch schon be- Crscheint: Dienstag, Donnerstag u.Sonnabend. Mit „lilustr. Sonntagsblatt", „Landwirtschaft licher Beilage" und „§ür Baus und Berd". Llbonnement: Monatlich 45 Pf., vierteljährlich Mk. 1.25 bei freier Zustellung ins Baus, durch Lis Post bezogen Mk. 1.41. 6mkcrklLltk Kit' IJiitcrrrrft umfassend die Ortschaften: Pulsnitz, Pulsnitz m. s., Vollung, Srotzröhrsdork, Bretnig, Bauswalds, Ohorn, Obersteina, Dieder- OUIllVlNUll lUl OtM NIIllptjtilIU)lHvvZIlk Pul5Mtz,stsina,Weißbach,Ober-u.Diedsrlichtsncm,§riedsrsdorf-Thiemendorf,Mittelbach,Srohnaundorf,Lichtenberg,Klein-Dittmannsdorf. Druck und Verlag von S. L. körster's erben (Inh.: I. W. Mohr). Oxpedition: Pulsnitz, lZismarckplatz Dr.265. Verantwortlicher Redakteur: Z. VV. Mohr in Pulsnitz. NtllMNtMÜMg. In dem Leitungsnetze des städtischen Elektrizitätswerkes zu Pulsnitz ist mehrfach beobachtet worden, daß jedenfalls in böswilliger Absicht Gegenstände verschiedener Art in die Schutznetze unter den Hochspannungsleitungen, sowie Steine nach den an den Leitungsmasten angebrachten Warnungstafeln und Uoücrfflocken geworfen und diese beschädigt worden sind. Ganz abgesehen davon, daß die betreffenden Personen sich hierdurch wegen Sachbeschädigung strafbar machen. M hieraus noch zu ersehen, daß die angebrachten Waraungsschilder und Blitzpfeile, welche auf die Gefahren solcher Leitungen Hinweisen, nicht beachtet und gewürdigt wMeni Wir machen daher hierdurch aus drücklich darauf aufmerksam, daß diejenigen, welche derartige Handlungen ausführen, sich selbst in Lebensgefahr begeben und bfirvtlrch auch das Leben anderer Personen ge fährden können ' ' Soweit es sich um das Werfen von Steinen nach den Isolatoren und Warnungsschildern handelt, komm -Mt ausnahmslos Kinder als Täter in Frage. Wir ersuchen daher die Eltern, ihre Kinder über die Unzulässigkeit und die Gefahren solcher Handlungen zu belehren^»^ Im übrigen weisen wir aus folgendes hin: Alle Leitungen im Leitungsnetze, welche auf blaue Isolatoren verlegt und deren LeitungsstW mit Blitzpfeilen bezw. mit Warnungsfchildern versehen sind, führen Hochspannung von 5000 Volt, und es wirkt nicht nur eine direkte Berührung dieser Leitung it dem menschlichen Körper in der Regel sofort tötlich, sondern es kann auch unter Umständen eine indirekte Berührung z. B, durch Drachenschnuren, Stangen an Schnuren befestigte Schleudern und dergleichen mehr, für diejenigen Personen lebensgefährlich werden, welche sich mit solchen Mitteln an dem Leitungsnetze Zu machen. Ebenso ist zu vermeiden, den Spritzenstrahl nach den Leitungen zu richten, weil der Wasserstrahl eine Verbindung mit der Leitung schafft. Unter allen Hochspannungsleitungen sind Schutznetze resp. fiangbügel an erden, wodurch sie ungefährlich gemacht werden. Obwohl nun bei gerissenen, et nicht zu befürchten ist, so wird doch auch vor deren Berührung gewarnt, da und somit die zuvor erfolgte Erdung wieder aufgehoben werden kann. Es Amt Pulsnitz Nr. 35) umgehend (möglichst durch Fernsprecher) unter näj Maßnahmen sofort getroffen werden. Hierbei gehabte Auslagen für Pulsnitz, am 16. Mai 1908. t, um bei etwaigem Leitungsbruche herabhängende Drähte aufzufangen und zu is zum Verkehrsbereiche herabhängenden Leitungsdrähten eine Gefahr im allgemeinen eine ev. Berührung des herabhängenden Drahtes die bisherige Lage desfelben verändert bei Wahrnehmung solcher Fälle vielmehr ersucht, das städtische Elektrizitätswerk (Fernsprecher Bezeichnung der fraglichen Stelle zu benachrichtigen, es werden sodann von da aus die nötigen aige Fernsprechgebühren und Zeitverluste werden entsprechend vergütet.