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Pulsnitzer Wochenblatt Fernsprecher: Nr. 18. Bezirks-Anzeiger und Zeitung. Telegr.-Adr.: Wochenblatt Pulsnitz. Erscheint: Dienstag, Donnerstag». Sonnabend. Mit „Jllustr. Sonntagsblatt", „Humoristischen. Wochenblatt" und „Für Haus und Herd". — Abonnement: Monatlich 45 Pf., vierteljährlich 1.25 bei freier Zustellung ins Haus, durch die Post bezogen 1.26. des König!. Amtsgerichts und des Stadtrates zn Pnlsnitz. Inserate für denselben Tag sind bis vormittags 10 Uhr aufzugcben. Die fünf mal gespaltene Zeile oder deren Raum 12 Pf. Lokalpreis 10 Pf. Reklame 25 «s. Bei Wiederholungen Rabatt. Zeitraubender und tabellarischer Satz nach be sonderem Tarif. Erfüllungs-Ort ist Pulsnitz. umfasfend die Ortschaften: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Vollung, Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalde, Ohorn, Obersteina, Nieder- <mtc-t44Ur4 s U4 lUslHUt-Hlck 1 -plllVllllI, steina, Weißbach, Ober-u. Niederlichtenau, Friedersdorf-Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-Dittmannsdorf. Druck und Verlag von L. L. Förster's Erben (Inh.: H. w. Mohr.) Expedition: Pulsnitz, Bismarckplatz Nr. 265. Verantwortlicher Redakteur H. w. Mohr in Pulsnitz. Wr. 137. 59. Jahrgang. Donnerstag, den 14. Aovemöer 1907. Bekanntmachung. Es wird hiermit bekannt gemacht, daß der von der Königlichen AmtshLuptmannschaft Kamenz veröffentlichte Arbeitsnachweis von jetzt ab auch in der Eingangs flur des Rathauses an einer Tafel zur öffentlichen Kenntnis gebracht wird. Zur Erleichterung der Inanspruchnahme des Arbeitsnachweises werden auch Angebote an hiesiger Ratsstelle zur Weitergabe an die Königliche Amrshauptmann- schast Kamenz angenommen. Pulsnitz, am 12. November 1907. vsr StaQtrat. vr. TNichael, Bürgermeister. H. Aas Wichtigste vom Hage. Gestern besuchte der Kaiser London. Der Monarch wird in den nächsten Wochen nicht auf der Insel Wight wohnen, sondern auf einem Schlosse in Hampshire. Gestern gab die City von London dem Kaiser ein großes Bankett in Guildhall. Der Kaiser sprach in seiner Rede an den Lordmayor von London die Hoffnung aus, daß ihn die Ge schichte einmal als Erhalter des Friedens aner kennen werde. Staatssekretär Dernburg wird über seine ostafrikani schen Eindrücke öffentliche Vorträge halten. Das Berliner Landgericht mies die Beschwerde Har- dens gegen den amtsgerichtlichen Beschluß, durch den die Privatklage des Grasen Molkte gegen Harden eingestellt morden war, als unbegründet zurück; das freisprechende Urteil gegen Harden ist damit entgültig aufgehoben. Landgerichtsdirektor Hettner gab gestern im Landtag eine Erklärung ab, nach der er mit seinen An griffen gegen die Presse am Montag keine ver letzende Absicht verbunden habe. Bei der gestrigen Landtagswahl für den verstorbenen Abgeordneten Kluge (kons.) im 14. ländlichen Wahlkreis wurde Pastor Starke-Dorfchemnitz (kons.) mit 39 Stimmen gewählt. Der Gegenkandidat Lehrer Süß-Heidelberg bei Sayda (kons.) erhielt 31.' Stimmen. Der Funkentelegraphenverkehr zwischen dem Eiffel- türme in Paris und Schiffen im offenen Mittel ländischen Meere ist hergestellt. Der amerikanische Kriegsminister fordert 25 Millionen Dollars für Befestigungen, von denen 7 Millionen auf den Philippinen verwandt werden sollen. Der Schah leistete gestern den Eid auf die Verfassung. Vie l^ealpoUtlk ves Friedens. Angesichts des großartigen und herzlichen Empfanges, den das deutsche Kaiserpaar soeben in England seitens des englischen Königspaares, der Minister, der Generäle und Admiräle und der Millionen Vertreter des englischen Volkes gefunden hat, sucht die öffentliche Meinung in Deutschland wie in England ein recht klares Bild über die Beziehungen Deutschlands und Englands zu finden. Wenn es nun richtig ist, daß man in der rauhen Welt der Wirklichkeit die politischen Beziehungen und Interessen zweier Länder nicht allein nach den persönlichen Beziehun gen ihrer Herrscher beurteilen darf, so darf man doch wohl auch sagen, daß bei der hohen Stellung und dem großen Einflüsse, den der König von England und der Kaiser von Deutschland aus dem politschen Gebiete aus üben, deren persönlich gute Stellung nur von günstiger Einwirkung auf das Verhältnis zwischen Deutschland und England sein kann. Die große Rede, welche der englische Ministerpräsident Campbell-Bannerman eng lischem Brauche zufolge soeben in der Guildhall zu Lon don über die Lage der inneren und äußeren Politik ge halten hat, entspricht ja nicht voll und ganz den deut schen Wünschen und Empfindungen inbezug auf eine Besserung unserer Beziehungen zu England, denn in der Rede des Ministerpräsidenten ist eine Stelle enhalten, welche darauf hinzudeuten scheint, daß Deutschland noch lange nicht zu den Mächten gehört, mit denen England im Interesse des Friedens ein besonderes Einvernehmen getroffen hat. Aber der englische Ministerpräsident hat in seiner Rede doch ganz besonders betont, daß er im Namen eines Volkes spreche, welche keine Angriffspläne gegen seine Nachbarn hege, sondern mit ihnen im Frieden zu leben wünsche. Campbell-Bannerman hat auch ferner energisch hervorgehoben, daß es die englische Regierung ehrlich gemeint habe, wenn sie auf der Haager Friedens konferenz den grenzenlosen Rüstungen, welche ein Krebs schaden für die Entwickelung der allgemeinen Kultur zu werden drohten, hätte Einhalt tun wollen, und wir wollen diesen Ausführungen des leitenden englischen Ministers vollen Glauben schenken. Am wichtigsten bei dem Be suche des deutschen Kaisers in England scheint uns aber die Tatsache, daß die hervorragenden Zeitungen aller Parteien in England eine Lanze für die guten Beziehungen zwischen Deutschland und England brechen, und daß sie eine Realpolitik des Friedens als die wahre Politik des Königs Eduard feiern und loben. Es wird in den eng lischen Zeitungen ausgeführt/ daß es ein ehrliches und vernünftiges Programm für die englische Politik sei, nicht nur den Frieden zu erhalten, sondern auch die Erhaltung des Friedens billiger durch die Einschränkung der Rüstun gen zu gestalten. Daran habe jeder moderne Industrie staat ein großes Interesse, auch Deutschland. Sogar die wenig deutsch-freundlichen „Times" schreiben, daß die be sonderen Beziehungen zwischen Deutschland und England schließlich daraus beruhten, daß sich die Deutschen und Engländer besser kennen lernten, was ja schon vielfach erreicht sei. Und das Leibblatt der englischen Konserva tiven, der „Standart" betont, daß an sich gar kein Hin dernis bestehe, daß zwischen England und Deutschland ein ähnlicher Vertrag zum Abschlusse komme, wie zwischen England und einigen anderen Staaten, aber es sei das auch kaum notwendig, da tiefgehende Meinungsverschie denheiten zwischen Deutschland und England überhaupt nicht beständen. Ohne überschwenglichen Hoffnungen und Lobpreisungen Ausdruck zu geben, kann man daher wohl wagen, daß der Besuch deS deutschen Kaisers in England unter der freudigen Zustimmung des deutschen und eng lischen Volkes der Befestigung des Friedens dient. OerMckss unO Säcksisckss. Pulsnitz. König!. Schöffengericht In der Sitzung vom 12. November hatte sich der Geschäftsführer Fried rich August Oswald hier wegen Uebertretung verkehrspolizeilicher Vorschriften zu verantworten. Er hatte trotz Warnung durch die Polizeiorgane wiederholt Lastgeschirre geleitet, die eine vor schriftsmäßige Namensbezeichnung nicht führten und war veShalb durch zwei Strafverfügungen der hiesigen StadtratS mit je 5 Mk. Geldstrafe belegt worden. Hiergegen hatte er Antrag auf gericht liche Entscheidung gestellt. Auch da« Schöffengericht gelangte zur Verurteilung Oswalds, und zwar in Höhe von 10 Mk. Geld oder zwei Tagen Hast. — Der in Bautzen geborene, vielfach vorbestrafte .Arbeiter" Karl August Hundrack war am 7. ds«. MtS., wie schon oft vorher, wieder beim Betteln betroffen worden. Da« Schöffengericht verurteilte den arbeitsscheuen Menschen zu vier Wochen Haft. — Eine Probealarmierung von U nf al l h i l f»- zügen der Sächsischen StaatSeisenbahnverwaltung erfolgte Donnerstag Abend in der 10 Stunde vom Bahnhof St. Egidin au«, wohin sich der Generaldirektor der Staatreisenbahnen Herr von Kirchbach mit zwei Mitgliedern der Generaldirektion und deren Vertrauentarzt, Herrn Medizinalrat Dr. Gilbert, begeben hatte. Der Hebung lag folgende Annahme zugrunde: Der Personenzug 1016, der 8 Uhr 44 Minuten abends von St. Egidien abfährt, ist bei Station 1060 v. IV. (zwischen St. Egidien und Glauchau) entgleist, dabei sind acht Personen er heblich verletzt, die Lokomotive und vier Wagen beschädigt und das Gleis von St. Egidien nach Glauchau gesperrt. Angesichts der Schwere de» Unfalls sind zwei HilfSzüge erforderlich. We nige Minuten nach Beginn der Uebung waren der in St. Egi dien wohnhafte Bahnarzt, sowie die verfügbaren Bediensteten deS Bahnhof« und der Bahnmeisterei zur Stelle. Nach Verlauf von etwa 1»/i Stunden traf der in Chemmtz stationierte HilfSzug vorschriftsmäßig besetzt mit den Vorständen der beteiligten Dienst stellen und 16 Arbeitern und kurz darauf auch der von Zwickau herbeigerufene HilfSzug mit dem Vorstand der Bauinspektion Glauchau, einem Arzt und acht Werkstättenarbeitern an der Un fallstelle ein. Beide HilfSzüge bestanden je au» Lokomotive, Arztwagen, Werkzeugwagen und einem Personenwagen, Von den Werkzeugwagen, die mit Fernsprechern ausgerüstet sind, wurde der Anschluß an die am Telephongestränge angebrachten Streckenfernsprech-Leitungen hergestellt, auch wurden die in den Werkzeugwagen mitgeführten Beleuchtungiapparate in Tätigkeit gesetzt und auf ihre Brauchbarkeitlgepiüft. Sodann wurden unter Leitung de» Herrn Medizinalrat» Dr. Gilbert besondere Uebungen an den Arztwagen vorgenommen, wobei namentlich die im Sa« maritecdicnste ausgebildeten Arbeiter Gelegenheit fanden, Proben ihre« Können» abzulegen. Herr Generaldirektor von Kirchbach besprach sodann die Uebung im einzelnen, worauf die HilfSzüge gegen 12 Uhr nacht» nach ihren Stationsorten zurückkehrten. — Sachsen und die Tabaksteuer. Au» Drerden wird den „Leipz. N. Nachr." geschrieben: Wir erfahren aus den Krei'en der sächsischen Tabakindustrie, daß die sächsische Regierung im Prinzip nicht gegen eine stärkere Belastung de» Tabak» und auch nicht gegen eine Banderolensteuer auf Zigarren ist, und zwar unter Berücksichtigung der Finanznot de» Reiche». — Wie „rentabel" jetzt ZeitungS-Unternehmungen sind, wird deutlich dadurch bewiesen, daß nach dem dem sächsischen Landtage zugegangenen Etat für 1908/09 da» offizielle Regie- rungSorgan .Dresdner Journal" trotz wesentlicher Zunahme der Inserate und trotz erhöhten Inseraten- und Bezugspreise» einen Zuschuß von 16 988 Mark erfordert. Da« wird mit der Er- höhnung der Kosten für die Herstellung de» Blattr», sowie mit der Einführung de» neuen deutschen Buchdrucker - Lohntarife» begründet. — Da» Stutzen der Pferdeschweife soll amtlicherseit» abge schafft werden. Auf «ine Eingabe wurde mitgeteilt, daß zwischen den zuständigen Ministerien in Preußen Verhandlungen schweben, um die Unsitte zunächst bei den Dienstpferden zu beseitigen. 12. Völkerschlachtdenkmal»-Lotterie. Am 1. ZiehungStage wurden an größeren Gewinnen gezogen: (Ohne Gewähr.) Mit 500 Mk. Nr. 105108; mit 300 Mk. Nr. 149 226 und 150 011; mit 200 Mk. Nr. 21 049, 44 782, 80 127 und 102 546; mit 100 Mk. 9175, 11755, 120 005, 151 989, 152 258 und 172 247. — Am 2. ZiehungStage wurden an größeren Gewinnen gezogen: 14 149 mit 10 000 Mk; Nr. 172 554 mit 1000 Mk; Nr. 112 695 mit 500 Mk; Nr. 28 544, 72327, 120049, 163455 und 197863 mit 200 Mk; Nr. 29549, 34393, 50526, 65032, 87614, 119284 und 131052 mit 100 Mk. — Am 1. Januar 1908 tritt für das Königreich Sachsen eine neue Verordnung über den Radfahrverkehr in Kraft, nach der jede» Fahrrad mit einer sicher wirkenden Hemmvor richtung, helltönenden Glocke und hellbrennender Laterne versehen sein muß Verboten ist der Gebrauch von Signalpfeifen, Huppen und beständig tönenden Glocken. Auch die Radlaufglocke ist untersagt. — DaS Abrufen in den Warte sä len soll voraus sichtlich vom 1. Januar ab in ganz Preußen aushören; man wird Signalkästen mit elektrischem Betrieb einführen. Auf einem Kasten wird jeder fällige Zug und der betreffende Bahnsteig in großer Schrift zu lesen sein. Ist der Zug abgefahren, so fällt die Aufschrift. — Zur Reform der Landeslotterie veröffentlichen die „L. N. N." einige Stimmen au» dem Publikum, worau» zu entnehmen ist, daß man im allgemeinen die Prämie von 300 000 Mark auf 100 000 Mark herabgesetzt wissen will Die übrigen 200 000 Mark sollen in kleinere Gewinne zerlegt werden. Eine andere Meinung geyt dahin: Die 300 000 Mark-Prämie teile man in drei 100 000 Mark-Prämien und lasse in den letzten drei Ziehungttagen je 100 000 Mark auf die zuletzt ge-