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Bank- Konten: Pul-nitzer Bank, Pulsnitz und Commerz» und Privat-Bank, Zweigstelle Pulsnitz I» Kalle höherer Gewalt, Krieg, Streik oder sonstiger irgend welcker Störung de« Betrieke der Z^ung oder der BeförderungSetnrichtungen, hat oer Bezieher leinen Ans^uch »vf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rück zahlung des Bezugspreises. — Wöchentlich 0.65 RM b« freier Zustellung, bei Abholung wöchentlich 0.55 RM; durch die Post monatlich 2.60 RM freibleibend Anzeigen-Grundzahlen in Die 41 mm breite Zeile (Moffe'S Zeilenmeffer 14) 1 mm Höhe 10 in der Amtshauptmannschast Kamenz 8 amtlich 1 mm 30 und 24 Reklame 25 Tabellarischer Satz 50°/, Aufschlag. — Bei zwangsweiser Einziehung der Anzeigengebühren durch Klage oder in KonkursfSllen gelangt der volle Rechnungsbetrag unter Wegfall von Preisnachlaß in Anrechnung. Bis Uhr vormittags eingehende Anzeigen finden am gleichen Tage Aufnahme KüsnHerIayeblatt Bezirdsanzeigsr " ' " Das Pulsnitzer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast u. des Finanzamtes zu Kamenz des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz sowie der Gemeinderäte Großnaundors und Weißbach behördlicherseits bestimmte Blatt Hauptblatt und Lltkstk Zeitung in den Ortschaften des Pulsnitzer AmtSgerichtSbezirk«: PulSnitz, Pulknttz M. E„ Großröhrsdorf, Bretnig, HauSwalde, Ohorn, Oberstein-, Niedersteina, Weißbach, Ober» und Niedrrlichtenau, AriüerSdorf, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-Dittmannsdorf GeichLstsstelle: PulSnitz, Albertstr-ße Nr. 2 Druck uud Berl-g von L. L. Körst «r« Erben (Inh. I. W. Mohr) Schriftleiter: I. W. Mohr in PulSnitz Nummer 148 Freitag, de« 28. Juni I»2» 81. Jahrgang Das Wichtigst« Die schwedischen Ozeanfliegee haben nach einer in Stockholm ein» getroffenen Meldung ihren Flug abgebrochen und find nach Reykjavik zurückgekehrt. Dar Flugzeug »Südkreuz' ist am Donnerstag nachmittag von Derby nach Singapur ausgestiegen. Damit nimmt der neue Australien England Flug des Kapitäns Kingsford Smith seinen eigentlichen Anfang. Der Kaiser von Japan hat, nach Tokioter Meldungen, der Ratifi zierung de« Kelloggpakter zugesttmmt, der damit recht,klüftig geworden ist. Zum 28. Juni. s> Zehn Jahre trugen wir der Schwachheil Fluch, Weidwund, zerrissen, tief in der Parteien Gezänk verstrickt. Zehn Jahr'! Nun sei's genug! Rafft auf euch, um in alle Welt zu schreien, Was Falschheit und Verrat uns angetan! Rafft auf euch, um die Lüge zu zerbrechen, Die alle Welt umgarnt, und eine Bahn Der Wahrheit heut' zu brechen! Rafft auf euch, die ihr deutscher Mutter Blut In euren Adern tragt, und lernt begraben Den Kastengeist, den Neid auf fremdes Gut, Die in das Unglück uns gestoßen haben! Deutschland in Not! Das heil'ge Mutterland Vernehmt, versklavt, in Elend und in Leiden. Die Menschen stumpf, die Herzen totgebrannt Durch die g.meinste Lüge aller Zeiten! Zehn Jahre trugen wir's. Nun mag der Groll In uns zu heil'gen Sturmgewalten schwellen! Was wir zehn Jahre lang erduldet, soll Anklagend heut' in alle Lande gellen. Zerbrecht die Lüge, tragt der Wahrheit Licht In alle Welt, laßt uns das Recht beweisen Und endlich uns den Heuchlern vom Gesicht Die freche, geile Lügenmaske reißen! Und keiner fehl' bei solcher Mannestat Im Kampfe gegen unveroiente Schande! Wer heute abseits steht, begeht Verrat An seinen Kindern und am Vaterlande Und trägt die Schuld, wenn ungehört verhallt Der Schrei nach Recht, wenn nie der Freiheit Brücken Uns auferstehn, und stößt vom Hinterhalt Erneut dem Volk den Giftdolch in den Rücken! Flammt aus, steht aus, ein einig Volk in Not, Der Lüge Schlangenhaupt heut' zu zertreten, Bereit, für unsrer Zukunft Morgenrot Mit Wort und Tal noch einmal einzutreten. Schreit in die Welt, was man uns angetan, Und alle Welt wird eure Stimme hören, Und keine Macht ist dann mehr angetan, Der großen Wahrheit Siegeszug zu wehren! Felix Leo Göckeritz. Versailles! Zum 28. Juni. „Durch die Friedensbedingungen werden die Fortschritte der deutschen Arbeiter vernichtet, die sie ia jahrelangen und opfervollen Kämpfe» aus dem Gebiet des Lohmvesens durch Tarifverträge, aus dem Gebiet der Arbeitszeit, der Sozialhygiene, der Woh- uungspslege und Sozialversicherung errungen haben. Die Bedingungen des Friedensvertrages bringen für die deutschen Arbeiter die allergrößte Not und Aus- Nutzung ihrer Arbeitskraft.' Karl Legien 's, so» M demokratischer Reichstagsabgeorduetcr und 1. Vors. ses Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbunves. Besser kann man kaum die Auswirkung des Versailler Diktats kennzeichnen, als es Legien tat. Jenes Diktat, das von Hermann Müller und 0r. Bell im Auftrage der Weimarer Nationalversammlung im Spiegelsaal des Schlosses von Versailles unter großem Schaugepränge und würdeloser Ünruhe unterzeichnet werden mußte. Ebendort hatte Bis- marck am 18. Januar 1871 die Proklamation über die M WM I» RkWlkMm W kl. M Die Verlängerung des Republikschutzgesetzes abgelehnt. — Zum Fall des Republilschutzgesetzes Berlin. Die Reichsregierung und der Reichspräsident v. Hindenburg erlassen folgenden Aufruf zum 28. Juni: An das deutsche Volk! Der heutige Tag ist ein Tag der Trauer. Zehn Jahre sind verflösse«, seit in Versailles deutsche Friedcnsunter- Mdler gezwungen waren, ihre Unterschrift unter eine Ur kunde zu setzen, die für alle Freunde des Rechts und eines wahren Friedens eine bittere Enttäuschung bedeutete. Zehn Jahre lastet der Vertrag aus allen Schichten des deutschen Volkes, auf Geistesleben uud Wirtschaft, auf dem Werk des Arbeiters und des Bauern. Es hat zäher und angestrengter Arbeit und einmütigen Zusammenstehens aller Teile des deutschen Volkes bedurft, um wenigstens die schwersten Aus wirkungen des Versailler Vertrages abzuwenden, die unser Vaterland in seinem Dasein bedrohten und das wirtschaft liche Gedeihen ganz Europas in Frage stellten. Deutschland hat den Vertrag unterzeichnet, ohne da mit anzuerkennen, daß das deutsche Volk der Ur heber des Krieges sei. Dieser Vorwurf läßt unser Volk nicht zur Ruhe kommen und stört das Vertrauen unter den Nationen. Wir wissen uns eins mit allen Deutschen in der Zurückweisung der Behauptung der alleinigen Schuld Deutschlands am Kriege und In der festen Zuversicht, daß dem Gedanken eines wahren Friedens, der nicht auf Dik taten, sondern nur auf der übereinstimmenden und ehr lichen Ueberzeugung freier und gleichberechtigter Völker bernhen kann, die Zukunft gehört. Berlin, den 28. Juni 1929. Der Reichspräsident: gez. von Hindenburg. Die Reichsregierung: gez. Müller. Die Reichsregierung beteiligt sich nicht an den Versailles-Kundgebungen. Protest gegen das Verbot der Kundgebung im besetzten Gebiet. Berlin. Die Reichsregierung wird sich weder an der Kundgebung, die der Arbeitsausschuß deutscher Verbände, eine vollkommen überparteiliche Organisation, im Reichstag veranstaltet, noch an der Kundgebung der Vaterländischen Verbände und dem Stahlhelm im Stadion beteiligen. Man hat auch auf den Reichspräsidenten dahin einaewirkt, daß dieser die Einladungen zu den Kundgebungen abgelehnt hat. Die Reichsregierung veröffentlicht nur eine kurze Kund gebung gegen die Unterzeichnung des Versailler Diktats. Der R e i ch s k o m m i s sa r für die besetzten Gebiete ist beauftragt worden, gegen das Verbot, das die Rheinland kommission gegen jede Kundgebung aus Anlaß des 28. Juni in den besetzten Gebieten erlassen hat, mit aller Ent schiedenheit Einspruch zu erheben. Oer Reichspräsident über die Kriegsschuldlüge. Hindenburgs feierlich Erklärung am 18. September 1927 vor dem Tannenbergdenkmal: „Die Anklage, daß Deutschland schuld sei an diesem größten aller Kriege, weisen wir, weist das deutsche Volk in allen seinen Schichten einmütig zurück! Nicht Neid, Hatz oder Eroberungslust gaben uns die Waffen in die Hand. Der Krieg war uns vielmehr das äußerste, Mit den schwersten Opfern des ganzen Volkes verbundene Mittel der Selbst behauptung einer Welt von eFinden gegenüber. Rei nen Herzens sind wir zur Verteidigung des Vaterlandes ausgezogen, und mit reinen Händen Hai das deutsche Heer das Schwert geführt. Deutschland ist jederzeit bereit, dies vor unparteiischen Richter» nachzuweisen.' Die Verlängerung des Republikfchutz- geseßes abgelehnt Berlin, 27. Juni. Im Reichstag kam es am Donnerstag abend bei der Abstimmung über die Verlängerung des Republikschutz gesetzes zu stürmischen Zwischenfällen. Für die Verlängerung des Ge setzes wurden 263, dagegen 166 Stimmen abgegeben. Unter Beifalls klatschen der Kommunisten, Deutschnalionalen und Nationalsozialisten stellte Vizepräsident Graef fest, daß die erforderliche '/«-Mehrheit nicht erreicht und das Gesetz abgelehnt worden sei. DaS Republikschntzgesetz tritt danach am 22. Juli außer Kraft. — Reichrinnenminister Severing meldete sich Mort zum Wort und erklärte, daß durch die Ablehnung eine Lücke entstanden sei, die auszufüllen angesichts der Gesamtlage in Deutschland unerläßlich sei. Er werde bei Wiederzusammentritt des Reichstages eine neue Vorlage einbringen. Bon den Kommunisten und Nationalsozialisten wurden die Ausführungen deS Minister» mit tosen» dem Lärm beantwortet. Zahlreiche Beschimpfungen wurden dem Mi nister zugerufen, namentlich von den Nationalsozialisten. Es drohte sich ein Handgemenge zu entwickeln. Unter großer Erregung im gan- zen Haus unterbrach Vizepräsident Graef die Sitzung. Ium Fall des RepubMschutzgesetzes Berlin, 28. Juni. Zur Ablehnung des Republik schutzgesetzes in der Dienstagsitzung des Reichstages schreibt die „DAZ': Für die Regierung sei die Ablehnung des Republilschutzgesetzes ein schwerer Schlag, ein doppelt schwerer, weil die Sozialdemokratie nicht das habe durchsetzen können, was eine deutschnational beeinflußte Regierung ohne weiteres durchgeführt habe. Die „Germania" sagt, die Ablehnung sei ein Musterbeispiel für die von staatspolitischen Gedanken meilenweit entfernte Jnteressenpolitik der Wirtschastspartei. Das „Berliner Tageblatt" sieht in dem Vorgang eine Folge mangelnder Zügelführung durch die Regierung, die sich in dem Wirrwarr der letzten Tage an mehr als einem Punkte gezeigt habe. Die „Vossi che Zeitung" meint, die Regierung habe keine Niederlage erlitten, die Republik sei stark genug, um auch ohne das Schutzgesetz sich ihrer Gegner zu erwehren. Auch der „Vorwärts" sagt, daß sich trotz des Falles des Gesetzes der Republik immer noch gesetzliche Möglichkeiten zur Verteidigung bieten. Sollte sie sich als unzureichend erweisen, so würde der Druck der Volksstimme für ihre Vermehrung sorgen. Die übrigen Blätter nehmen zu diesem Vorgang noch nicht Stellung. Wohnheimstättengesetz oder Schutz der Republik? Berlin. Die Reichstagsfraktion der Wirt- chastspartei veröffentlicht eine Erklärung, in der sie ich gegen die am Mittwoch erfolgte Verabschiedung der ozialdemokratischen Entschließung auf Einbringung eines Wohnheimstättengesetzes wendet und erklärt, daß sie danach nicht mehr in der Lage sei, den Parteien weiter entgegen zukommen und für die Verlängerung des Republikschutz gesetzes zu stimmen. — Nach dieser Erklärung ist es zweifel haft geworden, ob die für die Verlängerung des Republik schutzgesetzes notwendige Zweidrittelmehrheit noch auf gebracht werden kann Versailles vernichtet die deutsche Zukunft. Berlin. Der Vorsitzende der Deutschnatioualeu Volks partei, vr. Hugenberg, nimmt zum 28. Juni folgender maßen Stellung^ Das Diktat von Versailles, auf gebaut auf der Lüge von Deutschlands Schuld am Welt kriege, ist seit einem Jahrzehnt zum Schicksal des deut- schen Polkes geworden. Ohnmacht in der Außenpolitik, Ver folgung des Deutschtums in den geraubten Gebieten, Zer rüttung der Wirtschaft und ein erschreckendes Ausmaß der Arbeitslosigkeit sind seine Folgen. Schlimmer noch ist der Zustand Ler Ergebung und Geduld, mit dem sich das deutsche Volk mit seinem Los abzufinden scheint. Solange das Versailler Diktat auf uns lastet, gibt es keine deutsche Freiheit und leine deutsche Zukunft. gez. Hugenberg. Lutherischer Wettkonveut in Kopenhagen. Kopenhagen. In Kopenhagen wurde der zweite Luche» rische Weltkonvent eröffnet. Nach einem Festgottesdienst, m dem der König von Dänemark teilnahm, hielt der »änische Bischof Ostenfeld in der Domkirche eine Begrüßungs- msprache, auf die im Namen der deutschen Delegation der öchfische Landesbischof 0. Ihmels erwiderte. Für Schweden prach Erzbischof Soederblom, der im besonderen auf >en großen Einfluß hinwies, den der deutsche Reformator mf di« nordischen Länder ausgeübt hat. Das geistige kand, durch das alle lutherischen Kirchen der Welt mitein- lnder verbunden seien, sei der Katechismus Luthers, dessen iOO-Iahrfeier in diesem Jahre begangen wurde. Die luthe- äschen Kirchen der Welt, die auf diesem Kongreß vertreten eien, hätten die große Aufgabe, das Reformationswerk, das Luther begonnen hat, zu Ende zu führen. Nach weiteren Begrüßungsreden der amerikanischen, in dischen und anderen Delegationen folgte die Wahl des Prä- rdiums. Zum Vorsitzenden der Weltkonferenz wurde ein- timmig der amerikanische Professor vr. Morehead- New hork gewählt. Erster Vizepräsident ist der sächsische Landes- üschof v. Ihmels. Dem Direktor der Bayerischen Handels- >ank Freiherrn von Pechmann wurde der Vorsitz des Orga- risationsausschuffes übertragen.