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Blatt Amts des Königs. Amtsgerichts und des Stadtrathes WuLsnih Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor- puszeile (oder deren Raum) 10 Pennige. AbonnementS-Preis VierteljLhrl. 1 Mk. 28 Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zu sendung. Als Beiblätter l Jllustrirtes SonntagSblatt (wöchentlich); 2. Landwirthichaftliche Beilage (monatlich). Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. KescHäftsstelTen: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, Carl Daberkow, Groß röhrsdorf. Annoncen-Bureaus von Haasen stein L Vogler, Jnvalidendank, Rudolph Mosse und G. L. Daube L Comp. Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Rmgegend. Inserate l sind bis Dienstag und Freitag omaSweiundsüuhigstec Jahrgang. Verantwortlicher Redakteur Otto Dorn in PulSnitz. Nr. 6. Sonnaven». 20. Januar 180». Im Bezirke der Amtshauptmannschaft Kamenz sind in Pflicht genommen worden: ' 1 ., Herr Rittergutsbesitzer von der Planitz als Gutsvorsteher für den Gutsbezirk Döbra, 2 ., Herr Rittergutsbesitzer Anton Hilmar Seidel als solcher für den Gutsbezirk Stratzgräbchen, 3 ., Herr Oberförster Konstantin Albert Friedrich als solcher für das Staatsforstrevier Laußnitz, sowie 4 ., Herr Oberförster Gustav Russig als stellvertretender Gutsvorsteher für den Gutsbezirk Ohorn und 5 ., Herr Förster Heinrich Emil Weudschuh als solcher für das Staatsforstrevier Okrilla. Königliche Amtshauptmannschaft Kamenz, am ii. Januar 1900. von Erdmannsdorff. Zum Stande der Flottenverstärkungs- Angelegenheit. In der schwebenden Flottenfrage ist endlich ein bemer- kenSwsrther Schritt nach vorwärts erfolgt, welchen die statt gefundene Einbringung der neuen Flottenvorlage im BundeSrathe darstellt. Man nimmt an, daß die genannte Körperschaft zur Erledigung des Entwurfs des anderweitigen Flottengesetzes nicht allzuviel Zeit brauchen werde, so daß wohl dessen Weitergabe an den Reichstag bald geschehen dürfte, dann steht zweifellos auch die authentische Veröffent lichung des Inhalts der neuen Marine-Vorlage zu erwarten. Vermuthlich wird derselbe aber oen Angaben, die in der officiösen Presse sowohl wie auch von den Negierungrver- trrtern bei der ersten Etatslesung im Reichstage über die Grundzüge der geplanten Flottenverstärkung gemacht worden sind, entsprechen, wonach also die Verdoppelung der deutschen Schlachtflotte, die Vermehrung der großen zum Dienst auf auswärtigen Stationen bestimmten Schiffe und die gesetzliche Festlegung der künftigen Flottenstärke als die Kernpunkte der vorgeschlagenen Flottenreorganisation zu betrachten sein würden. Tief einschneidende Fragen von großer Tragweite für die Interessen des Reiches und des deutschen Volkes werden sich demnach vor dem Reichstage aufrollen, sobald er zum ersten Male in die Berathung der neuen Flotten vorlage eingetreten sein wird, und alsdann sieht sich der Reichstag vor schwerwiegende grundsätzliche Entscheidungen gestellt, von deren Ausfall für die fernere Entwickelung so wohl der äußeren Machtstellung des Reiches wie für die künftige Gestaltung der inneren politischen Lage in Deutsch land ungemein viel abhängt. Wie sich nun der Reichstag zu den Forderungen des kommenden Flottengesetzes stellen wird, das muß allerdings noch dahingestellt bleiben, denn wenn auch das Flottenproblem schon bei der Generaldebatte des Reichstages über den Etat eingehend berührt worden ist, so haben doch diese Erörte rungen durchaus noch keine sicheren Ausblicke auf das par lamentarische Schicksal der Marinevorlage eröffnet. Inzwischen ist die FlottenanGelegenheit zwar auch im preußischen Abge ordnetenhaus« gestreift worden, gelegentlich der ersten Etats lesung, wobei die Redner der Nationalliberalen und Frei- ronservativen mit Entschiedenheit für die Nothwendigkeit einer ferneren zweckentsprechenden Vermehrung der deutschen Flotte eintraten, indessen vermochte diese Flottendiscussion ebenfalls noch kein, genügendes Licht über die Haltung, welche die einzelnen NeichStagsparteien gegenüber dem signalisirten Flottengesetz zu beobachten gedenken, zu verbreiten. So wird man denn die Generaldebatte des Reichsparlaments über die Marinevorlage selbst erst abzuwarten haben, um sich dann ein einigermaßen zutreffendes Bild von der Stellungnahme der einzelnen Fraktionen desselben in der Flottenfrage machen zu können, während freilich die Entscheidung der Volksver tretung über das grghx Marineverstärkungsproject frühestens in der Specialberathung der Vorlage, ja vielleicht auch erst bei deren dritter Lesung erfolgen wird. Es wäre müßig, jetzt über den Ausfall dieser Entscheidung lange Betrach tungen anzustellen, immerhin darf man wohl das Eine wenigstens schon behaupten, daß die Stimmung der öffent lichen Meinung Deutschlands mit von Einfluß aus die schließ liche Haltung der parlamentarischen Vertretung der Nation in Sachen der Flottenvorlage sein wird. Und daß im deut schen Volke eine mächtige Strömung zu Gunsten einer Er höhung der Flottenmacht des Reiches in einer dem politischen Ansehen und den Übersee scheu Interessen desselben entsprechen den Weise vorhanden ist, das bedarf gewiß nicht einer be sonderen Beweisführung; zahlreiche Kundgebungen zeugen bereits jetzt dafür, daß weite Kreise unseres Volkes entschieden eine stärkere Rüstung Deutschlands auch zur See wünschen. Aber nicht wenig wird schließlich auch auf die Art und Weise ankommen, wie die Vertreter der Reichsregierung und der Bundesregierungen die Flottenvorlage im Reichstage vertheidigen, ob sie hierbei genügende Ueberzeugungskrast, Geschicklichkeit und klare Entschlossenheit zeigen werden. Es läßt sich gar nicht leugnen, daß die äußeren Umstände der Regierung bei den bevorstehenden Reichstagsverhandlungen über die geplante Marineverstärkung günstig sind, neben der flottenfreundlichen Strömung in der Nation besonders auch die gegenwärtige allgemeine politische Lage und sogar die noch immer nicht ganz beigelegten deutsch-englischen See- zwischensälle. Wenn regierungsseitig diese gesammte Situation geschickt und nachdrücklich bei den herannahenden Flottende batten des Reichstages ausgenützt wird, kann an einem schließlichen Erfolg eines solchen Auftretens nicht gezweifelt werden. Oertliche «uv sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz Wie wir zu unserer Freude vernehmen, weilt die Diaconissin Lina Hsinicksr seit dem 16. ds. MtS. als Gemeindeschwester in unserer Stadt und hat bereits ihre segensreiche Thätigkeit ausgenommen. Nach ihrer In struction geht ihre Hauptaufgabe dahin, die Kranken in ihren Wohnungen aufzusuchen, sie, ohne sie etwa selbst ständig zu behandeln, zu pflegen, eventuell für geeignete Beköstigung derselben Sorge zu tragen und, wo eS ihr angezeigt erscheint, die seelsorgerische Thätigkeit des Geist lichen zu vermitteln. Wenn sie auch naturgemäß vor allen Dingen den unbemittelten Kranken ihre Fürsorge zuzuwenden hat, io kann und wird sie auch in wohlhaben deren Familien den Kranken dienen, es können jedoch dabe' nur Handreichungen in Betracht kommen, die bei einem besuchsweisen Aufenthalt im Hause geleistet werden können, unter Umständen auch einzelne Nachtwachen. Dauernd an einem Krankenlager verweilen kann die Schwester, so lange sie allein am Ort ist, nicht. Von den Bemittelten wird für die empfangenen Dienste eine Entschädigung an die Kasse des hiesigen Vereins für Gemeindepflege erwartet, deren Bemessung ihnen anheimgestellt ist. Wöchnerinnen soll die Schwester nur im Falle der Erkrankung oder be sonderer Hülssbedürftigkeit in Pflege nehmen. Wer die Hülse der Schwester wünscht, hat sich unmittelbar nach deren Wohnung, Schloßstraße 47, eine Treppe, bei Herrn Friseur Eichenberg, zu wenden. Bei ihrer Abwesenheit ist der Name und die Adresse des aufzusuchenden Kranken auf die Schiefertafel an der Wohnungsthür aufzuschreiben. Eine bestimmte Sprechstunde hat sie nicht, doch wird sie früh bis 8 Uhr, abends von 7 Uhr an und mittags zwischen 12 und 3 Uhr in der Regel anzutreffen sein. Nächstdem wird die Schwester, soweit es ihre eben geschil derte Hauptthätigkeit gestattet, auch der weiblichen Jugend, insbesondere der Dienstboten und Fabrikarbeiterinnen sich annehmen, aus verwahrloste Kinder Acht Haden usw., überhaupt der Gemeinde dienen, wie sie immer kann. Pulsnitz. Der hiesige Kaufmännische Verein, welcher es sich zur Aufgabe macht, öffentlich lehrreiche Vorträge zu veranstalten, bot auch in dec am Dienstag Abend im Saale des HerrnhauseS stattgesundenen Abend- Unterhaltung einen recht interessanten Vortrag. Nach einigen von der hiesigen Sladtcapelle sehr gut vorgetraqenen Con- certstücken begrüßte Herr Alfred Cunradi die Erschienenen und ertheilte Herrn Joses Feller aus Chemnitz, Vorsitzen der des dortigen Kaufmännischen Vereins, das Wort zu seinem Vortrag: „Hofgarten und Hofbrauhaus in München." Der Redner leitete seinen Vortrag durch ein Gedicht, in welchem das Leben und die Verhältnisse Münchens geschil dert waren, ein. Sodann führte er die Zuhörer durch einige Straßen Münchens, hierbei den lebhaften Verkehr hervorhebend, nach dem Hofgarten, beschrieb dessen Größe und Beschaffenheit und entrollte ein umfängliches Bild über das rege Leben in demselben. Er betonte ferner den schroffen Gegensatz zu dem Hofbrauhaus in Bezug auf den Besuch; der Hofgarten sei der Treffpunkt vieler berühmter Männer, wie überhaupt nur der feineren Welt, wohingegen im Hoibrauhaus Jedermann und zwar in der ungezwungen sten Weise verkehre. Interessante Mittheilungen wachte der Vortragende weiter über die Entstehung und die Ori ginalität des allen Hofbrauhauses. Anfangs wurde nur Bier für den Hof gebraut, und erst später erfolgte der allgemeine Ausschank des Bieres, welches jetzt allgemein beliebt ist. Verschiedene Scenen, wie sie in demselben vorgekommen sind, wußte Herr Feller vortrefflich wieder zugeben und riefen, wie überhaupt der ganze Vortrag, welchen der Redner, als geborener Baier, in dem gemülh- lichen, echt baierischen Dialect zu Gehör bringen konnte, große Heiterkeit hervor. Schließlich kam der Vortragende noch auf das neue Hosbrauhaus zu sprechen und bezeich nete dasselbe als einen Bau ersten Ranges. Stürmischer Beifall folgte seinen Ausführungen. Vom Vorstand, Herrn Cunradi, wurde ihm alsdann der Dank ausgesprochen. Auf vielseitigen Wunsch fühlte sich Herr Feller veranlaßt, noch einige von ihm selbst verfaßte humoristische Gedichtchen vorzutragen, welche wiederum großen Lachecfolg erzielten. Wie uns von zuverlässiger Seite mitgetheilt wird, finden die nächsten zwei Vorträge im Hotel „Grauer Wolf" statt und zwar am 1. Februar 1900 Bortrag des Schriftstellers und Missionars Herrn Ernst Just in Hildesheim über „Ostindische Cultur-Bilder in Production, Handel und Verkehr", mit Vorführung von Skioptikonbildern; am 11. März 1900 großer Experimental-Vortrag der Physiker Herren Clausen und von Bcank, Berlin, über „Elektricität und Telegraphie ohne Draht". Pulsnitz. Nächsten Dienstag, den 23. Januar concertirt im hiesigen Schützenhaussaale die Kapelle deS Kgl. Sächs. Jnsanterie-Regiments Nr. 103 unter der be währten Leitung des Herrn Musikdirigenten Gustav Lauter bach. Zu wiederholten Malen hatten wir Gelegenheit, die guten Leistungen dieses Musikchores kennen zu lernen und darf wohl schon in Hinsicht dessen auf einen gefüllten Saal gerechnet werden. Pulsnitz. Im vergangenen Jahre 1899 ist in hiesigen Kirchenbüchern Folgendes eingetragen worden: a.) Geboren wurden 347 Kinder und zwar 194 Knaben, 153 Mädchen. Davon kommen auf die Stadt 97 Kinder, aus die Ortschaften 250 Kinder. Unehelich geboren waren 38 Kinder, todtgeboren 8 Kinder. Im Jahre 1898 wurden 351 Kinder geboren. d) Getauft wurden 320 Kinder. o) Confirmirt wurden 192 Kinder und zwar 104 Knaben, 88 Mädchen. Im Jahre 1898: 202 Kinder. ä) Aufgeboten wurden 132 Paare, davon hier getraut 104. v) Gestorben sind 193 Personen, und zwar 94 Er wachsene, 99 Knder. Davon kommenauf die Stadt 58 Todesfälle, auf die Ortschaften 135. Aus wärts gestorben und hier begraben 7 Personen, hier gestorben und auswärts begraben 2, so daß 198 Begräbnisse stattfanden. Unter den Verstorbenen waren veryeirathet 53, verwittwet 26, ledig 15, getaufte Kinder 79, ungetanste Kinder 12. Im Jahre 1898 starben 180 Personen. k) Communicirt haben in der Kirche 3402 Personen und zwar 1376 Männer und 2026 Frauen, zu Hause 285 Personen und zwar 94 Männer und 191 Frauen. Also gab es insgesammt 3687 Communicanten. Im Jahre 1898 communicirten 3882 Personen. — Die Eisenbahnpersonenwagen 4. Classe, welche nur für Frauen bestimmt sind, werden künftig auch bei den sächsischen StaatSbahnen als solche kenntlich gemacht wer^