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pulsnitzerMchenblatt Fernsprecher: Nr. 18. Vezirks-Nnzeiger erscheint: Dienstag,Donnerstag ».Sonnabend. Mit »Illustriertem Sonntagsblatt', »Landwirt, V kchaktlicher Seilags' und »Mode kür Kile". I vIIUv Abonnement r Monatlich 45 pk., vierteljährlich unö Teilung Ielegr.-Ndr.: Wochenblatt Pulsnitz z Inserate kur denselben lag sind bis vormittags W W V '0 Uhr aukzugeben. Dis künk mal gespaltene M L 8 I Zeile oder deren Naum 15 pk.,Lokalprsis t 2 pk. v G Reklame 30 pk. Sei XViederholungsn Nabatt. des König,. Amtsgerichts und des Stadtmtes zu Pulsnitz 6rntcrbl/itt Xan umlassend die Ortschaften: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Vollung, Sroßröhrsdorf, Bretnig, kausvvalde, Ohorn, Obersteina, lr.eder. D^IIllÄDlUlt IUl Ot.Il IrlIltÄ^)LtlU^l2DVHlli^ f-k U IDI III), steina, >Veitzbach,Ober-u. piederlichtenau, §riedersdork-7hiemendork, Mittelbch Zrohnaundork, Lichtenberg, Kiein-Oittmannsdork. Druck und Verlag von 6. L. Sörster's Lrven (Inh.: 7. W. Mohr). CxpeLition: Pulsnitz, vismarckplatz Nr. 265. Verantwort! er Redakteur: I. VV. Mohr in Pulsnitz. Nr. 61. Donnerstag, 22. Mai 1913. 65. Jahrgang. Es wird hiermit bekannnt gegeben, daß gemäß Z 79 des Einkommensteuergesetzes und Z 21 der hiesigen Anlqgenordnung das mit Kosten verbundene Mahnverfahren gegen die säumigen Beitragspflichtigen begonnen hat. Pulsnitz, am 22. Mai 1913. Oer Stavtrat. Aas Wichtigste. Heute vor hundert Jahren wurde Richard Wagner in Leipzig geboren. In München wurde das Richard-Wagner-Denkmal enthüllt. Der König besichtigte gestern auf der Unterelbe den Riesendampler „Imperator" der Hamburg-Ame rika-Linie. Der Reichstag wird voraussichtlich nach Wiederauf nahme seiner Arbeiten im Plenum am 27. Mai zunächst die HeereSvorlage und den Wehrbeitrag erledigen. Im Haushaltungsausschuß des Reichstages kam eS zu sehr lebhaften Auseinandersetzungen über die Bevorzugung deS Adels und der Garde in der Armee. Der Bankdieb Brüning wurde gestern zu 4 Jah ren 6 Monaten Gefängnis und 5 Jahren Ehr verlust verurteilt. Ein Antrag auf Regelung der braunschweigischen Thronfolgefrage liegt dem Bundesrate nicht vor. In Breslau wurde vorgestern die Jahrhundertaus stellung im Beisein deS deutschen Kronprinzen eröffnet. Gestern traf das englische KönigSpaar, heute der Kaiser von Rußland in Berlin ein. Paul Kunschak, der Mörder deS österreichischen Ab geordneten Schuhmeier wurde znm Tode ver urteilt. In Frankreich dauern die Soldatenmeutereien und die gegen die HeereSvorlage gerichteten Kundgeb ungen fort. OortNcvss unv Sückflscdss Pulsnitz. (Festmah l.) Einzeichnungen zur Teil, nähme an dem am Sonnabend, den 24. d. M., abend- 7 Uhr im Hotel »Grauer Wolf" stattfindenden Fest, mahl zur Feier de» Geburtstage- Sr. Majestät de- König- find, worauf wir noch besonder- Hinweisen, bi- spätesten« morgen Mittag in dem Anmeldezimmer de» hiesigen Königl. Amtsgericht» oder in der hiesigen Rst-kanzlei «»»liegenden Listen zu bewirten. Pulsnitz. (Jubelfeier — König».Geburt-, tag-feier) Der hiesige Kgl. Sächs. Militärverein begeht kommenden Sonntag und Montag die Feier seine» KO jährigen Bestehen-, zugleich die Feier der Geburt-tage- Sr. Maj. König Friedrich August» da mit verknüpfend. Reich und abwech»lung»voll ist die Festordnung für die Feier zusammengestellt worden, die heute in unserem Blatte veröffentlicht wird, ve- sonder» heben wir infolge seiner Eigenheit da» Fest spiel »Zur Vereintjubelfeier" hervor, welche- ausschließ lich für diesen Tag geschrieben wurde. An die hiesige Einwohnerschaft ergeht heute die Bitte, durch Schmük- kung und Beflaggung der Häuser auch ihrerseits ihre Teilnahme an der Jubelfeier bekunden zu wollen. Wir aber hoffen und wünschen, daß da» Fest einen fröh. lichen und harmonischen Verlauf nehmen und dem Ver ein Tage voll Sonnenschein hierzu beschieden sein mögen. -m— — (Der größte Tondichter der Neuzeit, Richard Wagner) wurde heut vor 100 Jahren am 22. Mai 1813 geboren. Heut gedenkt seiner die ganze Kulturwelt, denn leine Tonschöpfungen sind in alle Kulturstaaten eingedrungen, heut wollen daher auch wir seiner gedenken. Geboren wurde Wagner als Sohn eines Polizetaktuars. Seine Jugendzeit verlebte er in Dresden, und obschon er der Musik zuneigte, entschloß er sich doch, Philosophie in Leipzig zu studieren und nebenbei die Geheimnisse des Kontrapunktes zu erlernen. Bald widmete er sich aber ausschließlich der Musik. Seine ersten Kompositionen waren Sonaten, denen Ouvertüren und Sym- phonie folgten. Nach einer Tätigkeitt als Chordirektor zu Würzburg, als Musikdirektor an den Stadttheatern von Magde burg und Königsberg, als Kapellmeister am Stadttheater zu Riga, wandte er sich nach London und hierauf nach Paris. Das Jahr 1842 brachte ihn als Kapellmeister an die Dresdner Hofoper und hier erblickten auch seine ersten Opern „Rienzi" im Jahre 1842, „Der fliegende Holländer" im Jahre 1843, der also in diesem Jahre bereits auf eine 70jährige Aufführung zurückblicken kann, und sein „Tannhänser" im Jahre 1844 das Licht der Lampen. Nun kam aber für Wagner eine sehr schwere Zeit. Seine Beteiligung am Dresdner Maiaufstande vom Jahre 1849 nötigte ihn zur Flucht aus Sachsen. Erst ^m Jahre 1860 erfolgte seine Amnestierung und nun sollte ihm bald die Sonne des Glücks in vollstem Maße erstrahlen. Im Jahre 1864 trat er mit dem kunstsinnigen Könige Ludwig II. in Verbindung, der sich derartig für Wagners Tonschöpfungen begeisterte, daß er ihm bedeutende Summen zur Verwirklichung seiner Pläne, zur Aufführung seiner Trilogie „Ring des Nibe lungen" zur Verfügung stellte und damit ihn weit über Deutsch lands Grenzen hinaus berühmt machte. Wagners letztes gro ßes Werk war sein Bühnenweihfestspiel „Parsifal". Am 13. Fe- bruar 1883 schied er zu Venedig von hinnen Es läßt sich nicht leugnen, daß Wagner der größte neuzeitliche Tondichter ist, daß ihm noch kein Ebenbürtiger entstanden ist. Sein Tin- fluß auf die musikalische Produktion der Neuzeit war ein ganz immenser Er beherrschte und beherrscht noch immer das Empfinden der Komponisten nicht nur Deutschlands, sondern man kann sagen der ganzen Kulturwelt und hat sich große Verdienste erworben um die polyphone Orchesterbehandlung und die gewissenhafte, korrekte Deklamation. Wenn je auffeinen Mann paßt das Wort Goethes: „Es kann die Spur von mei- nen Erdentagen nicht in Aeonen untergehen," so paßt es auf Richard Wagner, der heut vor 100 Jahren das Licht der Welt erblickte. — 21. Mai. (Die Dresdener Wagner woche.) Die Dresdner Wagnerwoche nahm heute ihren An fang mit einem Konzert in der Frauenkirche, das das Vor spiel und die Abendmahlsszene aus dem ersten Akt des Par sifal, das Gebet der Elisabeth aus Tannhäuser und das Lie besmahl der Apostel brachte. Die beiden Chorstücke stehen in direkter Beziehung zur Dresdner Frauenkirche. Der eigenartige Kuppelbau der Kirche mit der Möglichkeit, Chöre im ganzen und jabler Höhe aufzustellen, ist von Wagner bei der Kompo sition des Liebesmahles berücksichtigt worden, als er die Ver heißung Christi als fünfstimmigen Chor aus der Höhe erklin gen ließ. Aber auch noch beim Entwurf des Parsifal hat ihm bei den Jünglings- und Knabenchören diese Dreiteilung der Frauenkirchenkuppel vorgelchwebt. Zur Ausführung der Werke batten sich unter der Leitung des Generalmusikdirektors Ernst v. Schuch die Kgl. musikalische Kapelle und eine große Sänger- schar vereinigt, die sich in der Hauptsache aus dem Hoftheater chor, und den vier größten Männergesangvereinen Dresdens ^usammensetzte. Die 12 Apostel wurden von Solisten der Hof oper gesungen. Die Wirkung des Liebesmahls war gewaltig, aber auch das Bruchstück aus Parsival machte mit den Solisten Plaschke (Amfortas) Zottmayr (Gurnemanz und Titurel) und Soot (Parsival) einen ergreifenden Eindruck, der nicht zum ge ringsten auf den in der Kirche besonders hervortretenden reli giösen Zug des Werkes beruht. Der Ertrag des Konzertes, das von dem offiziellen Ausschuß für die Wagnerfeier, an des sen Spitze Oberbürgermeister Beutler steht, arrangiert war, soll dem Grundstock für ein Dresdner Wagner-Denkmal zu- fließen. — (Bet Reichenbach heute vor 100 Iah- ren am 22. Mai) Nach der Schlacht bei Groß görschen war e» den Franzosen nicht gelungen, den Rückzug der Verbündeten zu gefährden. Nach der Schlacht wollte nun Napoleon seinen Generälen zeigen, wie man den Gegner zu verfolgen habe, wie man ihn den Garau» mache. So nahm er denn persönlich, da ihm neben 160000 Mann Infanterie auch 15 000 Reiter zur Verfügung standen, die Verfolgung der bei Bautzen geschlagenen verbündeten Preußen und Russen auf. Dem Anführer seiner Kardereiterei, dem Grafen Walther befahl er, den Gegner auf alle Fälle zum Stehen zu bringen, selbst wenn er, wie er sich auS- drückte, au- der Kardereiterei „einen Eierkuchen" machen müsse, den Gegner solange zu beschäftigen, vi er mit der Infanterie heran sei. Die Verbündeten erkannten die große Gefahr die ihnen drohte und oer- standen e-, den nachfolgenden Franzosen keine Ge legenheit zu einer neuen Schlacht zu geben. Am Morgen de- 22. Mai glaubte Napoleon schon, daß ek ihm gelingen würde, den Rückzug der Verbündeten zum Stehen zu bringen. In der Nähe von Reichen bach griff er mit vollster Kraft ihre Nachhut an. Schon in den ersten Morgenstunden begann der Kampf, der den ganzen Tag über, fast 14 Stunden lang anhielt. Mit seltener Bravour gingen unter Napoleon» Augen besonder» die sächsische Infanterie und die sächsische Kavallerie vor. Aber gleiche Bravour bewiesen auch die Verbündeten. Hier bei Reichenbach war e» wieder besonder» Prinz Eugen von Württemberg, der meister haften Widerstand entgegensetzte. Mit schweren Ber- lüsten mußte Napoleon jeden Schritt vorwärt» er kämpfen, gleichwohl gelang es ihm nicht, auch nur eine Abteilung seiner Gegner abzuschnriden. Napoleon wagte sich selbst in den dichtesten Kugelregen. Neben ihm warf eine feindliche Kugel eine ganze Rott« Sachsen darnieder. Aber auch sein persönliche» Vor gehen ließ den Tag nicht seiner Absicht gemäß enden. Die Verbündeten setzten vielmehr in Lester Ordnung ihren Rückzug fort. Dem Korsen blieb nicht» an dere» übrig, al- ihnen langsam zu folgen. Am 24. Mat zog er in Görlitz und am 2ü. Mat in Bunzlau «in. — (Hauptgewinne der 38. Dresdner Pserdelotterie.) Gezogen am 20. Mai. 1. Ein Landauer mit vier Pferden auf Nr. 1K41K; 2. Equi page mit zwei Pferden auf Nr. 208SS; 3, Erntewagen mit zwei Pferden auf Nr. 39276; 4. Einspänner auf Nr. K0200. Nachstehende Nummern gewinnen je ein Pferd: 1828,4245, 5394,9263, 11155, 14653, 15882, 16050, 17752, 18078, 19 838, 20981, 21114, 21498, 29 260, 32027, 33130, 33 315, 35 275, 37 356, 37 745, 38 921,41500, 44141, 47 706, 51142, 52 844, K3 0K8, 54453, 55418, 56650, 57 044, 58425. Rammenau. (Ein Einbrecher) stattete nacht» dem hiesigen Erbgericht einen Besuch ab. Der Dieb ist durch ein Fenster an der Hinteren Seite eingedrun gen und hat in der Gaststube den Grammophon-Au- tomaten erbrochen und geleert; auch Zigarren find dem Diebe in die Hände gefallen. — Auch im benach- barten KeißmannSdorf ist beim Besitzer de- dortigen Erbgericht- eingebrochen worden. Hier mußte der Dieb aber mit leeren Händen wieder abziehen. Leppersdorf. (Iah ressest des Radeberger GustavAdolf-Zweigvereins.) In herrlichem Schmucke prangte am Sonntag unser Gotteshaus. Eine Ehrenpforte gleich am Eingang und zahllose Kränze im Innern grüßten die in gro ßem, feierlichem Zuge zur Kirche wallenden Gustav Adolf-Freunde, die aus der Nähe uud trotz des unfreundlichen Wetters auch aus der Ferne herbeigekommen waren, um bei uns das Jahres fest des Radeberger Gustav Adolf-Zweigverems zu feiern. Im Festgottesdienst erfreute die Gemernde eine von lieblichen Kin derstimmen gesungene Motette und ein Sologesang des Herrn Schulamtskandidaten Sradler. Auf die Höhe der Feststimmung aber führte die zu Herzen dringende und gewiffenschärfende Predigt des Herrn Pfarrer Wolf aus Wachau, der auf Grund -wn 1. Moses 4, 9 alle kleinlichen, selbstsüchtigen Bedenken und Einwände zerstreuend, zu freudiger Teilnahme am Werke des Gustav Adolf-Vereins zu begeistern wußte. — In der Nachver» samwiung entwarf nach einer herzlichen Begrüßung der Festteil nehmer durch den Vorsitzenden, Herrn Pfarrer Köhler aus Klotzsche, ein Vertreter der Diaspora selbst, H .rr Pfarrer Gtt- schick aus Obersedlitz Krammel bei Anßig, ein lebendiges Bild der evangelischen Bewegung in Böhmen, indem er mit glühen den Worten an zahlreichen Beispielen zeigte, wie aus der ur sprünglich alldeutschen „Los von Rom"-Bewegung allmählich eine immer tiefere, wahre Bewegung „hin zum Evangelium" ge worden sei. Wie sehr der Redner die Herzen zu packen verstand, bewies alsbald der von Herrn Schuldirektor Humann in Rade berg in jugendlicher Frische warm empfohlene Gustav Adolf- Sammelbecher, der zur Fcstkollekte von 70 Mk. noch 36 Mk. er brachte. Eingerahmt wurde die Nachversammlung durch zwei schöne Gesänge des gutgeschulten freiwilligen Kirchenchores, Dresden. (Hofnachrichte n.) Se. Majestät der König, der an den Manöver« der Hochseeflotte in der Nordsee teilnahm, begab sich heute vormittag 10 Uür vom Linienschiff Deutschland mit einem Torpedoboot an Bord de» auf der Unterelbe liegenden Dampfer- Imperator, wo er vom Generaldirektor Ballin begrüßt