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Pulsnitzer Wochenblatt Fernsprecher: Nr. 18. SezirKs-KnzelgGr lelegr.-Ndr.: Wochenblatt Pulsnitz erscheint: Dienstag, Donnerstag u.Sonnabend. 5imts Les k^önigl. Amtsgerichts und Les Stadtrates zu Pulsnitz Zeitraubender und tabellarischer Satz nach be sonderem larik. Erfüllungsort ist Pulsnitz. Inserats kür denselben lag sind bis vormittags 10 Uhr aufzugeben, vis künk mal gespaltene Zeile oder deren Naum 12 pk., Lokalpreis 10 pk. Reklame 25 pk. Sei Wiederholungen Rabatt. und Zeitung blatt Mit „Illustr. Sonntagsblatt", »Landwirtschakt- Ucher Vellage" und „§ür Saus und SerL". Abonnement: Monatlick) 45 pk., vierteljährlich Mk. 1.25 bei kreier Zustellung ins löaus, durch dis Post bezogen Mk. 1.41. — Q er- >IJnIcznitt umfassend die Ortschaften: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Vollung, Srotzröhrsdork, vretnig, köauswalds, Ohorn, Oberstem«, Disder- stllilPOlUII IUI 0611 lLljtÄDEJlt Ib ^/UtOIttg, stsina, Weißbach, Ober-u.rüsdsrlichtenau,§riedersLorf-rhiemsndork, Mittelbach, Orotznaundork, Lichtenberg, I^lsin-Oiltmannsdork. Druck und Verlag von S. L. Sörster's Erven (Inh.: J.dV. Mohr). Expedition: Pulsnitz, vismarckplatz Dr.265. Verantwortlicher Ssdaktsur: Z. W. Mohr in Pulsnitz. 61. Jahrgang gNcdSS 6mtsgericdt Pulsnitz, am 22. November 1909. Aröeitsnachweis. Gesucht werden Dienstag, den 23^Iovemöer 1909 Das Konkursverfahren über dos Vermögen des Schuhmachers und S gehoben, nachdem der im Vergleichstermine vom 20. August 1909 angeno Warmhändlers Martin Robert Ziegenbalg in Srotzröbrsvork wird hierdurch au/ ne ZwangSoergleich durch rechtskräftigen Beschluß vom 25. September 1909 bestätigt worden ist I Arbeiterfamilie für Landwirtschaft für sofort oder später (Stellung dauernd) von Rittergut Straßgräbchen i. Sa. t zuverlässiger, verheirateter Vogt für p Januar (A(o in dauernde Stellung (Lohn nach Uebereinkunft) von Karl Löser, Rittergut Röhrsdorf bei Königsbrück. ( hoswächter per sofort, ( Gchknknecht für p Januar (y(0 und ; Magd fürshaus und Stall für (. Januar (A(0 von ff. Schäfer, Rittergut Möhrsdorf (poft Bischheim). Das Wichtigste. Ter Gesetzentwurf wegen vorläufiger Erhebung der Steuern und Abgaben im Jahre 1910 wurde am Montag in der Zweiten Kammer einstimmig an genommen. (S. Landtagsbericht.) In der Zweiten Kammer wurde am Montag der Na tionalliberale Antrag zur Frage „Steuerrückstände und Wahlrecht" der Gefetzgebungsdeputation über wiesen, nachdem Minister Graf Vitzthum noch für den gegenwärtigen Landtag eine Regelung der Materie zugesagt hatte. (S. Landtagsbericht.) Die außerordentliche Tagung der Deutschen Mittel standsvereinigung, die am Montag in LeipW stattfand, nahm eine Resolution an, worin den einzelnen Gruppen empfohlen wird, von einer Stellungnahme zum Hansabunde abzusehcn. In Leipzig fand ein außerordentlicher Anwaltstag statt, der einen neuen Vorstand wählte. Die Herbstmanöver der Militärluftschiffe wurden mit erfolgreichen Fahrten nach den Standorten Metz und Bickendorf beendet. Die nächstjährigen Kaisermanöver zwischen dem 1. und 17. Armeekorps werden ein mehr taktisches Gepräge erhalten. In den Kreisen der rheinisch-westfälischen Bergleute rechnet man bestimmt mit dem Ausbruch eines großen Bergarbeiterstreiks zum Januar 1910. Die leitenden Petersburger Zeitungen bestätigen, daß seit zwei Wochen an der ganzen Westgrenze Ruß lands eine lebhafte militärische Tätigkeit herrscht. Die Festung Brest-Litowsk werde zu einer ^moder nen Festung ersten Ranges ausgebaut und mit 50000 Mann Truppen belegt werden. An der kalifornischen Küste ist der französische Damp fer „La Croix" verbrannt. Das Schicksal der Passagiere ist unbekannt. Ne VergmMWg MMS«. Seit Jahren schon betreibt die russische Regierung eine konsequente Gewaltpolitik gegen das Großfürstentum Finnland, welches sich bislang noch einer gewissen selbst ständigen Verwaltung erfreute und bis vor kurzem sogar noch sein eignes Militär hatte. Hundert Jahre ist nun das vordem schwedische Finnland mit Rußland in einer Personalunion verbunden, doch das „Land der tausend Seen" hat von seinem Vorrechten und Privilegien in der Folge schon so manche aufgeben müssen, trotzdem alle russischen Herrscher von Alexander I. ab bis zu dem jetzi gen Zaren Nikolaus die finniländischen Vorrechte beschwo ren und bekräftigt haben. Doch den Machthabern an der Newa und der hinter ihnen stehenden allrussischen Partei patzte die Selbstverwaltung Finnlands nun ein mal nicht in ihren Streifen, und so hat denn schon vor längerer Zeit etwa seit 1890 eine Vergewaltigungspoli tik gegen Finnland begonnen, welche darauf zielt, das Großfürstentum zum Range eines einfachen russischen Gouvernements zu degradieren und es dem eigentlichen Zarenreiche in jeder Beziehung fest anzugliedern. Neuer dings hat man in Petersburg den Plan gefast, das Gou vernement Wyborg, welches durch seine verhältnismäßig hochentwickelte Industrie der wertvollste Teil Finnlands ist, von letzterem abzutrennen und es zu einem reinrus- stschen Gebiet zu erklären, welche beabsichtigte Verstüm melung Finnlands unter den Finnen natürlich große Aufregung hervorgerufen hat. Inzwischen ist indes von der russischen Regierung bereits mit neuen Gewaltmaßregeln gegen das unglück liche Finnland vorgegangen worden, weil der finnländikche Landtag das freche russische Ansinnen, die sinnländische Staatskasse solle jährlich 20 Millionen Rubel zu den Heereslasten Rußlands beitragen, abgelehnt hat, ist mit tels UkaS des Zaren einfach die Auflösung des Landta ges und die Vornahme von Neuwahlen verfügt worden; durch letztere glaubt vermutlich die russische Regierung eine gefügige finnländische Volksvertretung zu erhalten. Natürlich hat die ungerechte Auflösung des Landtages von Helsingfors die unter den Finnländern herrschende Aufregung und Erbitterung über das russiche Gewaltre gime nur noch gesteigert und der Ausbruch von Unruhen an diesem und jenem Punkte Finnlands erscheint denn auch gerade nicht so sehr unmöglich. In den Petersbur ger Regierungskreisen rechnet man jedenfalls ernstlich mit einer kritischen Zuspitzung der Dinge in Finnland, sodaß laut einer Meldung aus Petersburg bereits die erste Garde-Kürassier-Division das 17. russische Armeekorps mobilisiert und nötigenfalls nach der finnländischen Grenze dirigiert werden. Vielleicht käme der Regierung des Za ren der tatsächliche Ausbruch von Unruhen in Finnland gar nicht so unerwünscht, denn dann hätte man einen be quemen Vorwand, das Großfürstentum mit russischen Truppen besetzen zu lassen und die „Rebellen" durch Aushebung aller noch bestehender Vorrechte Finnlands zu bestrafen. Hoffentlich lassen sich die sonst so ruhigen und kühl erwägenden Finnländer nicht zu Unbesonnenheiten Hinreißen, obschon nicht geleugnet werden kann, daß sie daS herausfordernde Auftreten ihrer russischen Herren förmlich hierzu reizt. Sollte aber wirklich in Finnland ein Aufstand gegen das brutale russische Regime auSbre- chen, der dann von den Russen mit Waffengewalt nieder geschlagen werden müßte, so trügen die Machthaber am Newastrande allein die Verantwortung für ein solches Blutvergießen, und sie sind auch verantwortlich dafür, wenn sich das bislang so ausgeprägte loyale und zaren treue finnländische Volk unter dem Druck der russischen Vergewaltigungspolitik in ein Volk von Mißvergnügten verwandeln solle, in dem revolutionäre Umtriebe und politische Attentatspläne einen fruchtbaren Boden fin den würden. Osrttlcdss unv Säcbslsedss. Pulsnitz. Am Sonnabend Nachmittag ist nun auch der neue Unterkessel des städtischen Elektrizitätswerkes, welcher das bedeutende Nettogewicht von 21700 Ic^ hat, nach seinem Bestimmungsort gebracht worden. Den Trans port vom Bahnhof Pulsnitz nach dem Werk führte die Firma Fr. Wilh. Gräfe, hier, mit 14 Pferden trotz der an diesem Tage herrschenden schlechten Wegverhältnisse sicher und gut aus. Pulsnitz. Am Totensonntag fand wieder eine rege Wanderung von Teilnehmenden und Trauernden zum Gottesacker statt. Die Ruhestätten unserer unvergeßlichen Teuren waren mit Kränzen und Blumen, Angebinden der Erinnerung und der nie versiegenden treuen Liebe, geschmückt. Das moderne Leben und Treiben, die uner müdliche Arbeit im Dienste und zur Festigung der Exi stenz nehmen uns Wochen und Monate in Anspruch; die Aeußerlichkeiten wirken weit mehr, wie ernstere Gedanken und Empfindungen der Seele, aber an Tagen, wie dem Totensonntag fordern Pietät und Gemüt ihr Recht, und auch der Arme versagte eS sich nicht, ein bescheiden Kränz lein als Zeichen treuen Gedenkens zur Schlummerstätte dessen zu tragen, der ihm nahe stand. Der Fried hof, der in diesen Stunden Hunderte zwischen den Grabhügeln versammelt sah, glich für den sinnenden, fühlenden Menschen einem großen Buch des Lebens und der Lebenserfahrung. Kurze, karge Notizen weisen die Steine und Kreuze auf und doch steht darin die Geschichte eines ganzen Lebens. Mahnung und Warnung predigten uns die stummen Zeugen und zu allermeist ließen sie uns erkennen, daß Leben und Lieben und Arbeiten eins sind. Vor diesen stillen Stätten schwieg all das pomp hafte Gespräch von Menschenglück und Menschengröße, allen ersteht ein Mächtigerer, allen erscheint, wenn eS so weit gekommen, dieselbe ernste Stunde. Ruhe und Frie den, die nie gestört werden können, sie blühen allein dort draußen, wo alles sich vor der unentrinnbaren Schicksals nacht neigt, die zuletzt auch des Lebens größte Rechte untertan macht. In ernstem Gedenken weilten wir auf dem Gottesacker, aber gekräftigen Geistes und gehobenen Wollens kehrten wir zu unse em Berufe und in das laute Geräusch des Lebeus zurück. Es ist kein Menschenfeind, der einmal alle ruft, sondern ein Freund und Tröster nach all der irdischen Mühe und Qual, und unser Chri stenglaube lehrt uns, wie auch dieser Trennung ein Wie dersehn in ewiger Freude folgt. Das ist unser Hoffen und Wissen! Pulsnitz, 23. November. Der vom Rabatt-Spar- Verein, e. V. zu Pulsnitz, gestern Abend im Saale des Hotels „Grauec Wolf" veranstaltete VortragS- abeno war nicht so besucht, wie er es verdient gehabt hätte. Der Vorstand des Rabatt-Spar-VereinS, Herr Jo hannes Rietschel, begrüßte die Anwesenden, insbesondere den Vertreter des Gaues Sachsen, Herrn Kaufmann Gott- lebe-Pirna und die von auswärtigen Rabatt-Spar-Ver einen erschienenen Mitglieder. Alsdann erhielt der Ge neralsekretär und Redakteur Herr H. Beythien aus Han nover das Wort zu dem angekündigten Vortrage über: „Erfolgreiche Selbsthilsebestrebungen des Mittelstandes." In einstündigen, klarverständlichen Ausführungen ent rollte der Redner ein lebendiges Bild von dem vielseiti gen Ringen des Mittelstandes infolge Bildung der Kon sumvereine und Errichtung der großen Warenhäuser, sowie von den Erfolgen, die der Kaufmann und der Handwer ker durch die Gründung der Rabatt-Spar-Vereine erzielt haben. So haben diese Vereine in 140 Städten Deutsch lands die Konsumvereine zum Still- oder Rückstand ge bracht und in 26 Städten sogar den Warenhäusern ent gegentreten können. Das Geschäftsgebahren der großstäd tischen Warenhäuser verstand der Redner ganz vortrefflich zu illustrieren. Einen hohen Wert legte er auf den Aus spruch des Herrn Ministerialdirektor Rocher im sächsischen Landtage über die Rabatt-Spar-Vereine, nach welchem die reelle Basts dieser Vereine regierungsseitig anerkannt wird. Auch der Deutsche Handelskammertag hat den Ra- batt-Spar-Vereinen volle Anerkennung gezollt. Der Vor tragende betonte aber, daß es noch viel gäbe, die Lage des Mittelstandes zu bessern; wohlangebracht war des halb der warmherzige Appell: modern zu denken, sich eins zu fühlen mit seinen Kollegen. Langanhaltender, lebhafter Beifall wurde dem Redner am Schluffe seiner höchst anregenden Ausführungen zuteil. Der Versamm lungsleiter brachte Herrn Beythien den wärmsten Dank zuiy Ausdruck Nach einer Pause von 10 Minuten sollte Aussprache über den gehörten Vortrag stattfinden, es meldete sich jedoch niemand zum Wort. Zum Schluß sprach der Redner des Abends noch den Wunsch aus, daß sich mehr Handwerker, insbesondere Bäcker- und Flei schermeister dem Rabatt-Spar-Verein anschließen möchten; die eingeführten Konfirmanden-Sparkarten empfahl er als ein sehr praktisches Kinder-Sparsystem recht fleißiger Be nutzung. — Mit di.sem interessanten Vortrag ist nun auch der hiesige Rabatt-Spar-Verein einmal in die Oeffent- lichkeit getreten, er muß es aber sehr bedauern, daß so viele dem Verein noch Fernstehende und sogar eigene Mitglieder es nicht der Mühe für wert gehalten haben, die so tief ins gewerbliche Wirtschaftsleben einschneiden den Ausführungen mit anzuhören. Pulsnitz. In Nr. 136 d. Bl. erschien eine Notiz, Kanzel und Schule gekennzeichnet, in der die angeb liche Aeußerung des Pastors L. in Potschappel zitiert wurde: „Und in hundert, in tausend Fällen ist schon nicht mehr ein Religionsunterricht im Sinne des luthe-