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abenauer Anzeiger Lrslbeint Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. AbonnementSprets einschließlich zwei illustrierter achtsritigen Beilagen sowie eines illustrierten Witzblattes I.dO Ml. Zkitllilg fir Eharand, Seiftrsdvks. Inserate kosten die Spalten zeile oder deren Raum 10 Ps., sür auswärtige Inserenten IS Pf. Reklamen 20 Ps. Annahme von Anzeigen sür alle Zeitungen. Mein- und Grotzölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Somsdorf, Eokmannsdorf, Lüdan, Borlas, Spechtritz re. Mit verbindlicher Publikationskraft sür amtliche Bekanntmachungen. Nummer 89. Fernsprecher: «mt Deuben 2120 Dienstag, den I. August 1911. s-r«sprech.r: Amt D-Nbe« 2120 24. Jahrgang. Hur Nad «na fsr». Rabenau, den 31. Juli 1911. — Im Talsperrcn-Bauamte Malter sand die Er öffnung dec Angebote über die Herstellung einer Straße vom Wäcterhause der Talsperre nach Ortsmilte Seisersdorf statt- Eingegangen waren 10 Gebote, von denen das niedrigste auf 18 253,72 das höchste aus M. 26 711,58 lautete. — Die Verbandssatzung des Gemeindeverbandes Höcken dorf und Umgegend behufs Anschluß an ein privates Elek trizitätswerk und die Aufnahme eines Darlehens wurden unter der Voraussetzung, daß ein Paragraph ausgenommen wird, der den Austritt aus dem Verband gegen eine entsprechende Entschädigung möglich macht, vom Kreisausschuß genehmigt. Auch wurde die Verbandssatzung des Elektrizitäts-Gemeinde- verdandes Borlas-Spechtritz-Lübau und die Auf nahme eines Darlehens im Betrage von etwa 30 000 Mark genehmigt. — Die großen Ka v a l l e r i e-U e b un g eu auf dem Exerzierplätze Altengrabow wußten infolge Wassermangels abgebrochen werden. — Wegen Hausfriedensbruchs, Bedrohung und Körper verletzung stand der Maler Emil Max Kegel inObernaun - dors vor dem Schöffengericht Tharandt unter Anklage. Der Angeklagte kehrte am 14. Juni abends in der Sparmann- schen Gastwirtschaft in Obernaundorf ein, geriet weg n seiner Zeche mit dem Wirte in Streit, der zur Folge hatte, daß er zum sofortigen Verlassen des Gastzimmers aufgesordert wurde, kam jedoch den mehrmaligen Aufforderungen nicht nach, sondern gab dem Wirte einen so heftigen Stoß vor die Brust, daß er in die Bierausgabe zurücktaumelte und ergriff den oberen abnehmbaren, 2 Pfund schweren Teil des Brerapparates, um ihn auf den Wirt zu werfen- Der Angeklagte wurde darauf mit Hilse einiger Gäste auf die Straße befördert, wo er das gezückte Taschenmesser in der hocherhobenen Hand haltend, den Wwt mit Erstechen bedrohte. Der Angeklagte ist dann noch zweimal in das Gastzimmer eingedrungen und jedesmal wieder gewaltsam hinausgebracht worden, hat dem Wirt an der Veranda aufgelauert und ihn mit den Fäusten so heftig ins Gesicht geschlagen, daß ihm sofort das Blut aus der Nase gelaufen ist. Die Angaben des Angeklagten, der seine Hand lungsweise in einem wesentlich milderen Lichte darzustellen versucht, auch angibt, angetrunken gewesen zu sein, werden durch die übereinstimmenden Aussagen der Zeugen widerlegt. Das Gericht erkannte mit Rücksicht auf die vom Angeklagten an jenem Abend bewiesene Roheit aus 3 Monate Gefängnis. — Im Gasthof Coßmannsdorf wird man am Dienstag den Klängen des Trompeterkorps des Tcain- balaillons Nr. 12 lauscheu können. Da mau im Gasthof Coßmannsdorf nur gut aufgehoben ist, wird man auch für diese Veranstaltung ein günstiges ProguoStikon aufstellen können. Jedenfalls verspricht das Programm alles Gute. — InHainsberg hat die Hebammenkasse auf 1910 15,10 Mcuk Bestand, sowie die Feuer löschkaffe 5 225,90 Mk. Bestand, wovon in dec Sparkaffe 2 850,75 Mk. liegen. Die Armenkasse leistete 809,04 Mk. Beitrag nach Saaihausen. Eine Witwe bekommt für drei Kinder wöchentlich 9 Mk. und 80 Mk. Miele, eine andere Witwe für 2 Kinder pro Woche 5 Mark. Die Wasselwerkskasse zeigte 1909: 10 329,48 Mk. 1910: 9 394,65 Mk- B.stand. Das Defistl beträgt 934,82 Mk. trotzdem von Coßmannsdorf noch 538.27 Mk. gezahlt worden sind. Der elektrische Strom kostete 515,75 Mk. — Auf 1 448 371 M- Passiven — 0 Prozent Dividende stellt der Verwalter Brinkmayer im Konkurse des Kauf manns Julius Hermann, Atelier sür Jnnenausbauten, Berlin, in Aussicht. — In Deuben schlug am Donnerstag der Blitz in ein Gebäude und traf die Frau eines Straßmbahnschasfaers, die ihr Kindchen auf dem Arme trug. Während die Frau an der einen Körperhälfte gelähmt wurde, blieb das Kino unversehrt. — In Weistropp unternahm ein ca. 50 Jahre alter Schäfer ein Selbstmordversuch durch Erschießen- Ec § verlrtzte sich leicht. — Im Döhlener Caroiaschachl wurde Häuer Grübler aus Wmgwitz beim Abbauen von Kohle tödlich verschüttet. An seinem Sarge stehen Frau und Kinder- r Dippoldiswalde e r h ä n g t e sich die Frau verthel.Znnmclmann,Markl 25wohnhaft, in einer Bodenkammer. Die Absicht einer direkten Verbindung zwischen Dres den und der böhmischen Tiefebene über Dippoldiswalde, Rehe- seld usw. wird, wie das „Chemnitzer Tageblatt" erfährt, von der sächsischen Slaatsregierung gegenwärtig nicht geteilt. Die Regierung sehe den Bau dieser Bahn keineswegs für dringlich an. i — DaS Landgericht Freiberg verhandelte gegen den! 1883 in Pretzschendorf geborenen Handabnter Max Bruno Baumgart, zuletzt in Dresden wohnhaft. Baumgart f wurde wegen SiltlichkeitSverbrechen zu 9 Monaten Gefängnis l verurteilt. Die Verhandlung fand unter Ausschluß der Orffent- iichkeit statt. — Einzig dastehen dürfte in ganz Sachsen der Fall, - daß eine Landgemeinde keinen einzigen Weg besitzt. Diese Gemeinde ist der vogtländische Ort Römersgrün. Der . Verkehr im Orte und von Haus zu Haus findet auf Rainen und Fußsteigen, sowie auf der Schaftrift statt, die zum Ritter- gute Neumark gehört, aber bisher auch nicht steuerfrei auS- geschiedcn ist. Bei Regenzeiten verwandeln sich die Strecken, auf denen sich der Verkehr bewegt, in Sumpf und Morast. Seit Jahren wollte man eine Aenderung dieses unleidigen , Zustandes herbeiführen, jedoch vergebens. Jetzt hat die Amts- hauptmannschast Plauen eingegriffen und der kullurwidrige Zustand dürfte nunmehr beseitigt werden. Die Gulsherrschast hat das zu Wegebauzwecken erforderliche Land der Gemeinde unentgeltlich abgetreten. — In Freiberg wurde der Papierwarenhäudler Marschhäuser von einem Hitzschlage g-troffen, dem er später erlegen ist. Ec hinterläßt Frau und 5 Kinder. — In Herrndors bei Freiberg fand man die 72jährige Rentnerin Louise verw. Richler in ihrer Wohnung erhängt auf. — Der 1864 geborene Arbeiter K. Leisnig in Groß luga u bekam in Seidnitz einen Hitzschlag und sank tot nieder. — Kleine Notizen. — Schwere Folgen hat ein Selbstmordversuch den der 18 Jahre alte Walter Steudel in Neugernsdorf aus Liebeskummer verübte. Der junge Mann erstieg einen Mast der elektrischen Ueberlandzentrale und erfaßte mit beiden Händen den unteren Draht, um sich zu töten. Der Strom verbrannte ihm aber nur beide Hände. Beim Absturze brach Steudel beide Beine. Im dortigen Krankenhouse wurden dem Aermsten beide Hände abgenommen. — In Chemnitz tötete ein 19jähriges Dienstmädchen ihr neugeborenes Kind unter der Bettdecke. Nachdem die Tat entdeckt, wurde der Polizei Meldung erstatlet und das Mädchen zunächst in das Krankenhaus gebracht. — In vergangener Nacht stürzte in N i e d e r w ü r s ch n i tz -Lugau ein bereits bis zum Dache feitiggestellter Neubau wieder ein. Glücklicher weise wurde bei dem Einstürze niemand verletzt. Die Unter suchung ist eingeleitet. — Während die Eheleute Rustler inNeusattel i. B. aus dem Felde waren, spielten die Kinder zu Hause mit Streich hölzchen. Ein bjähriges Töchterchen verbrannte bei lebendigem Leibe. — Ein eigenartiger Todesfall ereignete sich inKoschir in B Dem Lehrer Joscf Pavlik glitt beim Bleistiftspitzen bas Federmesser ab und drang ihm in die Herzgegend. Nach 1 Stunde war er tot. — In Burkersdorf tötete der Blitz im Gute des Karl Wolf einen Ochsen. — Der 61 Jahre alle Hausbesitzer Köhler i» AuerS Walde b. Frankenberg wurde durch Hitzschlag auf dem Felde gelötet. In Limbach auf die gleiche Weise Frau Pauline Käseberg. — In Sär- fen b. Kamenz fingen in einer Waschküche die Kleider eines 8jährige» Mädchens Feuer. Das Kind verbrannte bei leben digem Leibe. — Im fürstlich Chaiyschen Teiche ist der 58 Jahre alte Arbeiter Fiedler beim Baden ertrunken. — Bei Topkowitz ertrank beim Baden in der Elbe der 22 Jahre alte Arbeiter Stöcking- — Freiwillig den Tod gesucht hat der 61 Jahre alte Invalid Hermann Vorwerk von Oelsnitz i. E. Ec wurde tot aus dem Lohtciche gezogen. — Am Sonntag vormätag brannten vier Speicher des Zentralbahnhofs in Leipzig, die an Privatleute ver mietet sind, vollständig aus. Sie enthielten Getreide, Mehl und Gummi. Der Schaden ist enorm. Das Feuer enstand durch Selbstentzündung infolge der Hitze. Dresden. In dec Nacht zum Sonntag wurden in der ziemlich belebten Prager Straße dicht beim Hauptbahnhofe die Straßeupassanten von einein Trupp von ungefähr zehn Mau rern um Geld nngebeltelt. Sobald diese nichts erhielten, schlugen sie auf ihre ahnungslosen Opfer mit den Fäusten ein, so daß sie auf die Straße stürzten. Der schleunigst hcrbei- gerufene Polizist konnte allein mit diesen Leuten nicht fertig werden; auf seine Signale mit der Nolpseife erschienen noch einige Polizisten, andere wurden aus dec Polizeiwache in der Portikusstraße zu Hilfe gerufen. Diesem verstärkten Polizei aufgebot gelang es schließlich, den sich mit allen Kräften wider setzenden Hauplrädelssührer und ungefähr sechs seiner Genossen zu fesseln und in sicheren Gewahrsam zu bringen. — Das Konkursverfahren ist über das Vermögen des Juweliers Georg Pleißner in Dresden eröffmt worden, der unter Hinterlassung bedeulenter Schulden flüchtig geworden ist. Die Passiven werden auf etwa 400 000 Mk. beziffert (von andrer Seite auf 800000 Mark), die Quote wird auf nur 9 Proz. geschätzt. — Erschossen hat sich in seiner in Dresden-Fr i edrich- st a dt gelegenen Wohnnng der Hausbesitzer und Plivatus Karl Oskar Geher wegen langwieriger Krankheit. — Wegen eines schweren Nervenleidens erhängte sich im Geschäft seines Schwagers, der aus Oesterreich stammende Kaufmann Abraham Fliegemann an einem Kleiderständer. — Beim Baden ertrunken ist der in Löbtau wohnende Techniker Liebmann. Er sprang bei Zschachwitz aus einem Boote in die Elbe, um nach dem Ufer zu schwimmen, plötz lich versank er, offenbar von einem Herzschlag betroffen. Sofort unternommene Rettungsversuche waren vergeblich. Der Leichnam wurde nicht gefunden. — Die Hygiene-Ausstellung wurde bis zum 28. Juli von 2 627 217 Personen besucht. — Ein 15jähriger Realschüler namens Willy Scheide mantel ans Dresden, der mit seinen Eltern in Torren bei Golling weilte, wurde seit dem 24. Juli vermißt. Mit Hilfe eines Polizeihundes wurde er jetzt in der Schwarzach- klamm tot aufgefunden. Der Knabe hatte sich wegen einer erhaltenen Rüge vom Gollinger Wasserfall gestürzt. — Eine 18jähiige Verkäuferin aus Schandau aß eine große Menge schwarzer Johannisbeeren nnd trank hinter her Wasser. Bald darauf erkrankte sie und fand Aufnahme im Krankenhaus, wo sie gestorben ist. — Frl. Gertrud Wvker von der Berner Universiität er hielt einen Antrag sür eine außerordentliche Professur sür Geschichte der Physik an der Universität Leipzig. — Der gesamte Restaurationsbetrieb des zukünftigen Hauptbahnhofrestaurants in Leipzig ist vom I. Mai 1912 auf acht Jahre Herrn Louis Graß, dem derzeitigen Pächter von Berthels Restaurant zugesprochen worden. Herr Graß übernimm! am 1. Mal 1912 zunächst die Bewirtschaftung der Restaurants der bis dahin fertigen preußischen (westlichen) Bahnhojshälfte und nach und nach bis zu der im Jahre 1915 erfolgenden endgültigen Fertigstellung des Hauptbahnhofs die weitere» Nestaucativnsräumlichkeilen der gesamten Bahnhofs- anlazen. Der Hauptbahnhof ist einer der größten der Welt. Nach den Geboten, die gemacht worden sind, dürste die von dem zukünftigen Hauptbahnhofswict zu zahlende Pachlsumme weil über 100 000 Mark betragen. — Auszeichnung. Dem Seniorchef der Firma Henkel u. Co., Düsseldorf, Fabrikantin des selbsttätigen Wasch mittel Persil und von Henkel's Bleichsova, Herrn Fritz Henkel senior, ist der Charakter als Kommerzienrat verliehen worden. — Dieser Tage wurde auf Sebnitzer Flur, dicht an Wölmsdorfer Grenze, ein auf der Wanderschaft befindlicher aller Mann anfgefunden, der vor Entkräftung liegen geblieben war. Eni österreichischer Wachmann führte ihn nach Sebnitz und übergab ihn der Polizei, welche ihn an das städtische Krankenhaus ablieferte. Hier stellte es sich heraus, daß der Eingelieferte der am 6. Januar 1839 in Sebnitz geborene Gustav Adolf Gerhardt war, von dem auch noch Verwandle in Sebnitz leben. Er ist Freitag mittag infolge Altersschwäche am Herzschläge gestorben und hat also sein bewegtes Leben in seiner Geburtsstadt beenden können. — Die Ungeziefers) läge wird .durch die anhal tende Trockenheit und große Hitze außerordentlich begünstigt. Namentlich droht uns wieder eine Nonnmfraßgefahr. Eine solche besteht z. B. sür die niederschlesischen Waldungen, nach, dem erst vor zwei Jahren allein in der Göclitzer Heide sür rund 500 000 Mark Kicfcrnwaldbestände wegen des Nonnen- fcaßes abgeholzt werden mußten. Dec jetzige Nonnenherd sind die Traltendocfer Waldungen in der Niederlausitz, die die ganzen Wälder der dortigen Gegend bedrohen- Professor Dr. Eckstein von der König!. Forstakademie zu Eberswalde hat die betreffenden Waldungen genau untersucht und dabei festgestelll, daß mindestens 50 Prozent aller Raupen gesund und daher entwicklungsfähig sind. Die Behörden treffen schon jetzt Maßnahmen, um ähnlich große Schäden wie in den letzten Jahren möglichst zu vermeiden. — Der Waldreichtum des Vogtlandes ergibt sich auS der Feststellung, daß der Bezirk der Oberforstmeisterei Auerbach 23 785 Hektar Waldbodenfläche mit ungefähr 3 873 000 Festmelcr Holzvorral umfaßt. Der letztere hat einen Schätzungswert von 45 140 300 Mark, der Boden-Netto- Werl stellt sich auf 7 996 800 Mark. Das Waldkapital des sächsischen StaaleS im Vogtlande stellt also einen Wert von 53 137100 Mark dar. Die Gesamteinnahme aus Holz, Nebennutzungcn, Jagd usw. betrugen 1 895 522 Mark, der Aufwand für Verwaltung, Betrieb, Schlägerlöhne und Forst- Verbesserungen bezifferte sich auf 833 804 Mark, sodaß ein Ueberfchuß bez. Reingewinn von 1 061 718 Mark verblieb. Die Verzinsung des Waldkapitals berechnet sich auf 2 Proz. Hierbei ist jedoch zu berücksichtigen, daß die sog. Ankaufs reviere Bad Elster, Untertriebe! und Brotenfeld, die vom Staate aus rein volkswirtschaftlichen Gründen erworben wurden den Durchschnitt sehr hcrabdrücken. Diese Reviere erfordern einen beträchtlichen Zuschuß, während bei den übrigen Revieren sich eine Verzinsung bis zu 3,6 Proz. drS Wald- kapitals ergibt.