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f-Moll o p. 79, das zwischen 1815 und 1821 komponiert wurde. Weber, der ein brillanter Pianist war, spielte es kurz nach der Vollendung erstmals in der Öffentlichkeit. Webers Klavierstil, der noch nicht die Lisztsche Überladenheit kennt, sondern eher zwischen Mozart und Chopin vermittelt, wird von den typischen Elementen seiner Tonsprache beherrscht, der romantisch-subjektiven Empfindsamkeit mit ihren Stimmungsgegensätzen, die oft von außermusikalischen Vorstellungen angeregt sind, der schillernd-virtuosen Bravour und der reich quellenden Melodik. Das effektvolle, brillante Konzertstück f-Moll, nach dem Vorbilde Louis Spohrs als „Gesangsszene" komponiert, weist dramatische, ja opernhafte Züge auf. Ein konkretes Programm liegt dem Werk zugrunde: Abschiedsszene eines Kriegeis von der Braut (es handelt sich um die Zeit der Befreiungskriege!), Schmerz über die Trennung, Rückkehr des Geliebten und freudiges Wiedersehen. Mit plastischer, eingängiger Thematik, schönen romantischen Klangfarben hat Weber die wechselnden Stimmungen dieser „Szenen" gestaltet. Die einsätzige, in sich vierfach gegliederte Anlage des Stückes ist übersichtlich. Ein klagendes Larghetto affetuoso eröffnet das Werk mit gesangvoller Melodik. Klavierpassagen führen zu einer Kadenz, die in das Allegro passionato mündet. Leidvoller Ausdruck wird von spielerischem abgelöst. In den Fagotten kündet sich das folgende Tempo di Marcia an, dessen kriegerischen Charakter das Orchester erregt zum Ausdruck bringt. Ein Glissando des Klaviers bringt den Kontrast. Mit Steigerungen des Ausdrucks und des Tempos leitet das Soloinstrument zum Presto giocoso in F- Dur über, in dessen freudigen Jubel auch das Orchester einstimmt, das — wie der Solist — anspruchsvolle, und dankbare Aufgaben zu bewältigen hat. Der 1930 in Tokio geborene und heute daselbst lebende japanische Komponist Yutaka Makino, Schüler von Kösaku Yamada (Komposition) und Noboru Toyomasu (Klavier), hat für sein Schaffen, das zahlreiche Opern sowie tänzerische Orchestermusik, Konzerte (u. a. für japanische Volksinstrumente) und Kammer musik umfaßt, bereits mehrere Auszeichnungen erhalten, so Preise des nationa len japanischen Kunstfestes 1953, 1960 und 1961, einen 1. Preis in einem Wettbewerb der spanischen Rundfunkgesellschaften 1962 und den Musikpreis des Pen Clubs 1967. Auch einige Schallplattenproduktionen seiner Arbeiten liegen vor. In allen seinen Werken, in den Opern wie in den Instrumentalkompositionen, ist der Komponist bemüht, seine „Liebe und Bewunderung für die traditionelle japanische Musik zum Ausdruck zu bringen". Das von der Tokioter Pianistin Yaeko Yamane, der in Dresden hochgeschätzten Solistin unseres heutigen Abends, angeregte stimmungsvolle und farbige Klavierkonzert Nr. 2 Yutaka Makinos entstand im Juni 1970 zu Ehren des 100jährigen Bestehens der Dresdner Philharmonie und erlebt heute - gleichsam als verspätete Jubiläumsgabe — seine Uraufführung. Der Komponist äußerte über das Werk: „Es besteht aus drei Sätzen. Alle basieren stark auf traditioneller japanischer Musik. Im ersten Satz wird die Begleitmusik des Nöspiels analysiert und im modernen Tonsystem wiedergegeben. Die Ruhe und geheimnisvolle Atmosphäre der Nömusik, ihre aufstrebende und verebbende Dynamik sind die Hauptstützen dieses Satzes. — Im zweiten Satz wird eine volksliedartige Melodie verarbeitet, die die Vorstellung eines japanischen Festes mit Festwagen und Festzug (etwa das Gion-Fest in Kyoto oder das Takayama- Fest in Hida) gibt. — Der letzte Satz ist ein tänzerisches Stück im Sinne der Kagura (japanischer Ritualtanz), das die explosive Energie der japanischen Volksmusik zum Ausdruck bringt. Die Gliederung der Komposition entspricht dem Aufbau eines Nöstücks mit Introduktion, Durchführung und Höhepunkt." Im Dezember 1872, während seiner Zusammenkünfte mit den Komponisten des „Mächtigen Häufleins“, traf Peter Tschaikowski den Kunstkritiker Stassow und bat ihn um ein Sujet für eine sinfonische Fantasie. Einige Tage später schlug Stassow Tschaikowski einige Themen vor, darunter Shakespeares „Sturm". Im August 1873 schrieb Tschaikowski: „In diesen zwei Wochen habe ich ohne jede Anstrengung, wie von einer übernatürlichen Kraft angetrieben, den .Sturm' ins Unreine geschrieben." Das von Stassow ausgear beitete und vom Komponisten sehr genau ausgeführte Programm enthält einige der wichtigsten Episoden aus dem Märchendrama Shakespeares: Auf einer öden Insel lebt der verbannte Prospero mit seiner schönen Tochter Miranda. Er hat alle Geheimnisse der Magie studiert und ist Zauberer geworden. Auf sein Gebot erregt der Luftgeist Ariel einen Sturm. Unter den ans Ufer geworfenen Schiff brüchigen ist Fernando, der Sohn des Königs von Neapel, der in leidenschaft licher Liebe zur schönen Miranda entbrennt. Sodann schildert die Musik die Prospero untergebenen phantastischen Wesen: den Luftgeist Ariel und den furchtbaren, halbwilden Caliban. Abermals folgt eine Liebesszene. Zum Schluß sagt sich Prospero von seinen Zauberkräften los und verläßt mit allen anderen die Insel. Die letzten Takte der Fantasie zeichnen das Bild einer friedlichen Meereslandschaft. Die beherrschende Rolle in „Sturm", dem Opus 18 des Meisters, spielt das Thema der Liebe Fernandos und Mirandas. Die Musik charakterisiert das allmähliche Aufblühen des Gefühls, von den ersten scheuen Geständnissen bis zur brennen den Leidenschaft. In der Entwicklung dieser musikalischen Gestalten findet man viel Gemeinsames mit dem Thema der Liebe aus „Romeo und Julia" und mit vielen inhaltlich analogen Szenen aus den Opern Tschaikowskis. VORANKÜNDIGUNGEN: Sonnabend, den 25., und Sonntag, den 26. Dezember 1971, jeweils 20.00 Uhr, Kulturpalast 4. AUSSERORDENTLICHES KONZERT Dirigent: Kurt Masur Solist: Peter Rösel, Dresden, Klavier Werke von Schumann, Chopin und Strauss Freier Kartenverkauf Freitag, den 31. Dezember 1971, und Sonnabend, den 1. Januar 1972, jeweils 19.00 Uhr, Kongreßsaal 5. AUSSERORDENTLICHES KONZERT Dirigent: Ernst Märzendorfer, Österreich Werke von Johann und Josef Strauß Freier Kartenverkauf Programmblätter der Dresdner Philharmonie — Spielzeit 1971/72 — Chefdirigent: Kurt Masur Redaktion: Dr. habil. Dieter Härtwig Die Einführung zu Tschaikowskis „Sturm" entnahmen wir dem von Karl Schönewolf heraus gegebenen Konzertbuch II, Berlin 1960 Druck: veb polydruck Werk 3 Pirna - 111-25-12 3 ItG 009-104-71 (•hillnamnoni 3. AUSSERORDENTLICHES KONZERT 1971/72