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Für die Zeit vom 31. Juli 1932 bi« zum Ablauf des 10. August 1932 find alle öffentlichen politischen Bersamm- lungen verboten. Als polittsch im Sinne dieser Vorschrift Diese Verordnung tritt mit dem 31. Juli 1932 in Kraft. Neudeck, 29. Juli 1932. tUnterschristen.) ttn können, sonder» fußend aus! unzulänglichen Bo- richten in eine« »riefe vom SS. Juli schwere Angriff« gegen ihn gerichtet. Was ich in Freiburg gesagt -ab«, 'st. so erNSrt« Lr. Brüning, folgende«, Gegenüber den AusfWrungen, die Herr Dr. Schacht in der ,2«ut> schen Allgemeinen Zeitung" gemacht hat, wonach da« von mir geleitete Kabinett die Vorbereitungen zur Lau sanner Konferenz nicht au« dem «eiste de« Kämpfen», sondern au« dem «eiste de« Dulden« getroffen hab«, werde ich furz auf die Vorgeschichte de« Aounaplane» eingehen, was die Verantwortlichkeit de« Herrn Dr. Schacht feststem. Ich habe auf die zu früh« Inangriff, nähme der Revision-Verhandlungen de« DaweSplane» htngewiesen und auf die später bet den Verhandlung«, in Pari» gemachten gehler. Diese Auffassung must ich aufrecht erhalten, denn sie entspricht der historische« Wahrheit, wie sie au« den beim Reichlarchip nieder, gelegten Urkunden festgestettt werden kann. «« war «in gehler, die Verhandlungen am Ende einer deutschen Hochkonjunktur zu beginnen, und «» bleibt in meine« Augen ein gehler, dast «in feste« Angebot in Pari» feiten« de» Herrn Dr. Schacht gemacht worden ist. Rach, dem durch Die Arbeit meine« Kabinett« e» gelungen war, schrittweise die Welt davon zu überzeugen, dast eine weiter« Reparationszahlung unmöglich «ar, must ich e» auch angesichts de» auch von Herrn Minister». Präsident Dr. Held neulich in «bln festgestellten öffent lichen Eintreten» de» Herrn Dr. Schacht für den jyoung. plan al» eine« unerhörten Vorwurf betrachten, wenn gerade diese Persönlichkeit derartige Angriffe gegen da« von mir geführte Kabinett erhebt, wenn Herr Dr. Schacht über die späteren Verhandlungen spricht, di« ich in greiburg nicht erwähnt habe, ob e» richtig go> wesen sei, im Jahre 1929/80 den Poungplan abzu lehnen und auf die Befreiung de» Rhetnlande« auf Jahre hinaus nachträglich hu verzichten, so sind da« Fragen, die sich zum Teil zwangsläufig entwickelt ha- ben und über die auch di« Auffassung de» Herr« Dr. Schacht mehrfach gewechselt hat. Ich must daher den Vorwurf der bewustten Unwahrheit auf da« schärfst« zurückweisen. Im wetteren Verlauf seiner Rede hat Dr. Brü ning dann auch noch auf die Angriff« d«» gührrr« der Deutschnational«« BolkH»artet, Dr. Hugenberg, geant- wort«t und dessen Beschuldigung mit der gleichen Schärfe zurückgewiesen. Mann ist gestern eingestellt worden, und zwar besteht sie aus ausgesuchten Männern der GS. und TA. Brvalas antwortet Schacht Berlin, 29. Juli. In seiner Rede im Berliner Sportpalast hat Reichskanzler a. D. Dr. Brüning u. a. auch.auf. die bekannten Angriffe Dr. Schacht» geant- wortet. Er verwies zunächst darauf, dast Dr. Schacht bet ihm angefragt habe, ob die in der Presse auszugs weise veröffentlichten Meusterungen au» seiner JrM- burger Rede den Tatsachen entsprächen, und dast. er darauf Dr. Schachst am S8. Juli habe Mitteilen lassen, er würde versuchen, ihm nach, seiner Rückkehr nach Berlin den authentischen Text seiner Freiburger Rede zur ver- ftigüng zu stellen. D«. Schachst habe da» nicht abwar. Französische AWrage wegen der Schleicher-Rede Keine Meinungsverschiedenheiten im Kabinett Berlin, 29. Juli. Von zuständiger Seite wer- den die Zeitungsmeldungen bestätigt, dast der franzö sische Ministerpräsident Herriot bet dem deutschen Bot schafter in Paris von Hoesch Rückfrage wegen der Rund, sunkrede dök ReichSwührministerS gehalten hat. Bot- schafter von Hoesch hat Mer seine Unterredung mit dem französischen Ministerpräsidenten nach Berlin berichtet. Much der französische Botschafter in Berlin Franeoi». Poncet hat bei seinem Beileidsbesuch beim Reichsaußen« Minister wegen der „Niobe"-Katastrophe nach der Trag, weite der Rede des General» von Schleich,er gefragt. Dieser Schritt de» französischen Botschafters ist offen. Lar au» persönlicher Initiative und ohne Auftrag der französischen Regierung erfolgt. Dem Botschafter ist die Antwort geworden, dast da» ganze Kabinett hinter dieser Rede stehe und daß diese Red« auch dem über wiegenden Teil der Öffentlichen Meinung Deutschland» entspreche. Wie au» dieser Erklärung dem französischen Bot. schafter gegenüber hervorgeht, besteht über di« Rund- funkrede des Generals von Schleicher im Kabinett voll- kommens Einmütigkeit. Die Behauptungen eine» Ber liner Vormittagsblattes über Divergenzen zwischen dem Neichswe'hrmintster einerseits und dem Reichskanzler und anderen Mitgliedern de» Kabinett» andererseits sind völlig unzutreffeM. Der Reichskanzler spricht am Sonnabend im Rundfunk Berlin, 29. Juli. Reichskanzler von Papen spricht morgen abend von 19.30 bis 20 Uhr für alle deutschen Sender. Antrag auf Ungültigkeitserklärung der kommenden ReichStagSwahl Halle a. d. S., 29. Juli. Die Partei der Land- «wirte, HauS- und Grundbesitzer, Sitze Halle a. d. 'S, hat wegen Nichtzulassung ihres WchlvorfchlageS im Wahl- kreis 29, Leipzig, und der Verfügung über Anschlusterklä- rung beim Staatsgerichtshof in Leipzig durch ihren Rechst», beistand Klage eingereicht und beantragt, die Reichstags- wähl vom 31. Juli 1982 für ungültig zu erklären. rvttMkma der -löeMksWexVslirei- beftiiM dm» SS.- «ad SA. LeMe Oldenburg, 29. Juli. Der oldenburgffche Mni- sterpräfident «Märte, daß sich die oldenburgische Regierung gezwungen gesehen habe, in Anbetracht der außerordent lichen Ueberlastuna der staatlichen Polizei diese tn ihrem Bestand zu verstärken. Bei der heute vorli^nden Küsen- gelten alle versammlmrgen, die zu politischen Zwecken oder von politischen Bereinigungen veranstaltet werden. 8 2. „ ,Di« Bestimmungen der Zweiten Verordnung de« Reichsministers de« Innern über Berfammlungon und Auf- -üg« vom 18. Juli 1932 in de, Fassung der Dritten Ber- ordnung des ReichSministers des Innern über Versamm lungen und Aufzüge vom 22. Juli 1932 bleiben mit der Maßgabe unberührt, daß für die Zeit vom 31. Juli 1932 bi» zum Ablauf des 10. August 1932 auch alle politischen Versammlungen unter freiem Himmel, die in fest umfriede- ten, dauernd für Massenbesuch eingerichteten Anlagen statt- finden sollen, verboten find. 83. Wer ein« Versammlung, die nach den Bestimmungen dieser Verordnung verboten ist, veranstaltet, leitet, in ihr al» Redner auftritt oder den Raum für sie zur Verfügung stellt, wird mit Gefängnis bestraft, neben dem auf Geld strafe erkannt werden kann. Wer an einer solche» Bersamm- lung teilntmmt, wird mtt Geldstrafe bi« zu 150 RM bestraft. v, rlln, gv. Jnli. «etch^anzler mm Pape» hielt heut« um re Uhr für da» international« Radioforum und di, National Broadcasting To. in Neuyork in englischer Sprache ein« Rede, di« in deutscher UeLerfetzung u. a. lautet: Ich bin mir bewußt, daß es für ausländische Beobachter nicht leicht ist, sich durch da» Labyrinth der politischen Entwicklung in Deutschland seit dem Ende de» Kriege» hindurchzustnden. Ich er greife daher gern die Gelegenheit, in meiner Eigenschaft al» ver antwortlicher deutscher Staatsmann einig« Wort« an die ameri- kanische OeffMlichleit zu richten. Ein amerikanischer Schriftsteller, Mr. George N. Shuster, hat in seinem kürzlich erschienenen Buch über Deutschland festgestellt, daß da- Wesen de, deutschen Einheit in der Berschiedenhett besteht. Da» mag zutreffen, «ndererfeit» bildet aber da. Streben nach Ordnung und Autorität einen Grund- zug de» deutschen Tharakter». Alle Deutschen stimmen Friedrich, de» Großen klassischen Ausspruch ^Ordnung muß sein" voll und ganz zu. Diese angeborene Ordnungsliebe de» Deutschen hat sich in den Ereignissen der letzten Wochen erneut gezeigt, und Ordnung und Sicherheit in unseren innerpolittschen Angelegenheiten stick» auch tatsächlich di, wichtigste« Erfordernisse der Stunde. Di, Außenwelt ist sich anscheinend noch nicht ganz ^r Tatsache bewußt, daß tnsolg« der zunehmenden Spannung zwischen den Anhängern der äußersten Rechten und de, äußersten Linken über Deutschland di, Gefahr ein,» Bürgerkrieg»- schwebte. Der Kammunimnu» muß al» «ine revolutionäre Bewegung und «in» Gefahr für d« Land und di» Welt bezeichnet werden. Den Kommunisten ist «- gelungen, im ganzen preußischen Staat starke Kampfeinheiten ,« bilden. Di, Ruhestörungen der Setzten Zeit find mit sehr wenigen Ausnahmen aus ihr« gesetzwidrig« Tätigkeit zurückzuführen. Keine Regierung hätte diesen Zustand länger dulden können, ohne ihre eigene Autorität aufzugeben, wie au- den «n'chten der Prch. bekannt ist, ist die Ordnung nun in ganz Deutschland wieder -er- gestellt l? D. R.). Di« jetzige Regierung wird dafür sorgen, daß dies, Ordnung unter keinen Umständen wieder gestört wird. Seit meiner Ernennung p»m.Retch-Ianzler find im Au-land, «ffürch- tungen »um Au«dr»ck gekommen, daß diese Regierung btt Errich- tuns einer Diktatur in Deutschland begünstigen noch mein« Kollegen in d», Regierung ««den «tue» solche» Mer Tageblatt LZM Attzrjgrr Mk öas EkMEmr -NS Sonntag, äen 31. stuli 1S32 Papen an Amerika Schritt «nterstütz«n. wenn man di« Lag, verstehen will, in der sich Deutschland befindet, so muß man sich darüber klar «erden, daß der Urgrund all« Verzweiflung und Unzufriedenheit im Vertrag« von versaille» liegt. E» gibt keinen Deutschen, welcher die Be stimmungen de» vertrage», di« Deutschland in «iue Stellung min deren Recht, gebracht haben, al» gerecht anerkennen würde. Die» trisft in erster Linie für di« deutsch« Jugend zu, die infolge der jetzigen traurigen Wirtschaftlage den härtesten Entbehrungen ausgesetzt «st und umsoweniger versteht, warum sie weiterhin für da» uns durch diesen Vertrag zugefügte Unrecht leiden soll. Dies« Jugend, di« kein« Hoffnung auf die Zukunft hat, ist darin beson- der« empfindlich. Da« deutsche voll wünscht nicht- sehnlicher, al, in Frieden zu leben, um all« ihm innewohnenden Kräfte den großen Aufgaben zuzwendrn, welch» die Rachrrttg-zeit für den Wiederaufbau der Welt gestellt hat. Abe« e» P «nerträgltch für da, deutsche Volk, daß ihm he»tt, 14 Jahre nach dem Kriege, sein Anspruch auf Gleichberechtigung,,» dem «, sich al, groß, Kultur. Nation berechtigt fühlt, durch die diikrimtnterrnden vestimmungen de, Versailler Vertrag« immer noch vorenthalten wtrd. Ich diu überragt, da- gerade da, «roß, Land, zu dessen Vüvgttn ich -eutt sprechen darf, dttse Gefühl« völlig verstehen ui» würdigen Recht und Gerechtigkeit find dtt «rund,ätz«, die immer in der wett herrschen müssen. Laßt un, von der «"gangerchett lernen ne» eine beste« Zukunft aufbauen, indem, wir dtt Welt durch Selbst. Überwindung überwinden, mit Gotte- Hilfe im Geist« Ler Zusam menarbeit für da, allgemein« Wohl. Ausgezeichneter Empfang de» Kanzlerrede in «.SA. Vteuhork, 29. Juli. Dtt Rundfunkrede de» Reichskanzler» von Papen wurde dank der sch« klaren Übertragung ausgezeichnet verstanden. Dtt Rede wurvg auf sämtliche Sender der Vereinigten Staaten und Ka nadas übernommen. Von allen Setten wird bestätig, daß der Empfang schr gut gewesen ist. Dtt «ede d^ Reichskanzler« wurde Von dem wichst grüßte» unsicht bare« Auditorium der Welt anMirt. 27. Jahrgang 10 Tage Burgfrieden nach der Wahl Umzugs- unä Versammlungsverbot — Zur Beruhigung! cker Leiäenfchaften — Ruhepause für äie Polizei Ne ÄekVköllUllg des XeWZVkWdeUleN Versammlungen. dtt «1 volitttcken Kmecken oder! Berlin, 29. Juli. Der Herr Reichspräsident hat durch eine auf Grund des Artikels 48 der Reichsverfassung erlassene Verordnung ein mtt dem Wahltage in Kraft treten des Verbot aller öffentlichen politischen Versammlungen, auch solche in geschloffenen Räumen, erlassen, das zu dem in Kraft bleibenden Demonstrationsverbot htnzutritt. Das Verbot aller öffentlichen politischen Versammlungen ist auf die Tage vom 31. Juli bi« 10. August befristet. Nach der starken politischen Erregung, welche Vie Mahlzeit mit sich gebracht hat, soll das Verbot den politischen Frieden för- dern. ES ist der Wunsch des Herrn Reichspräsidenten und der ReichSregierung, daß nach durchfochtenem Wahlkampf die politischen Leidenschaften wenigstens einige Tage lang ruhen sollen. Die letzten Wochen haben, wie der Bevölke rung bekannt ist, außerdem an den Dienst der Polizeibeam- ten so ungewöhnlich hohe Ansprüche gestellt, daß auch ihnen eine Ruhe- und Erholungspause gegönnt werden muß. Berlin, 29. Juli. Auf Grund des Artikels 48 Abs. 2 der ReichSverfaffung wird folgendes verordnet: