Volltext Seite (XML)
porter W-ch-«blatt. Mittheilunzen über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Fünfter Jahrgarg. Prci« für den Jahrgang bei Bestellung von der Post 18 gr. SLchs., del Beziehung de« Blatte« durch Botengclegenheit IS Gr. SLchs. 33. Erscheint jeden Donnerstaj. 15. AUZ. 1839. Reflexionen über Zensur.*) (Eingcsendet) Zensur Ist ein schlimmes Wort. Fast möchte man fürchten, durch den blvsen Schall desselben, oder durch seine Schriftzüge schon in jeglichem Gemüthe Schrecken und Schauer zu erregen. Ler Grund hier von liegt aber nicht gerade in dem Worte und In der Sache, welche eS eigentlich bedeutet, selbst, sondern tn dem Mißbrauche vielmehr, welchen man seit langer Zeit mit der Zensur hierund da getrieben hat und noch treibt. Denn Zensur ist im eigentlichen Wortsinne nichts, als das öffentliche Urtheil des StaatS, verbun den mit Aufsicht, über öffentlich mitgcthcilte Gedan ken der einzelnen Staatsbürger. In den ältesten Zeiten wußte man allerdings von diesem Institute gar nichts; es ist bekanntlich eine Erfindung desPabst- lhums : allein die Sache verliert sich mit ihren Fäden doch bis ins graue Altcrthnm zurück. Denn die Zen sur ist nichts, als ein Theil der Polizei, von welcher ) Anmerkung der Redakzion. Sollte es auffallen, daß wir einem Aufsatze hier Naum geginnt haben, der dem An schein nach einem Institute, mit welchem wir unserer Seit« uns n i e befreunden können und werden, das Wort redet; so wollen wir dies damit entschuldigen, daß wir vorerst der Quelle, aus welcher das Manuskript uns zugckommen ist, nicht zutraucn können, daß dort keine Liebe zur Preßfreiheit zu finden sein sollte. Wäre dies aber auch wirklich nicht der Fall, sollten wir uns also getäuscht haben, so wird der ge neigte Leser darum doch auch der gcgentheiligen Meinung einmal einige Augenblicke Gehör schenken, zumal da er von uns überzeugt sein kann, daß wir nie und nimmer aufhören werden, Anhänger der Preßfreiheit zu sein. Um nun nicht nöthig zu haben, überall im Konzepte dieses Aufsatzes, wenn wir einer andern Meinung zugethan sind, dies durch beson dere Anmerkungen anzudculcn, haben wir diese allge meine Rote vorausgeschickt, indem wir uns zugleich Vorbe halten , bei der ersten besten Gelegenheit den vorstehenden Aufsatz einmal im Ganzen zu beleuchten. Die Redakzion d. Adorser Wochenblattes. allerdings, als einer besonderen, geregelten, auf ge wisse Prinzipien systematisch - gegründeten Anstalt die frühsten Staaten auch nichts gewußt haben! Doch hat es den ältesten Gesetzgebungen nicht an einzelnen Bestimmungen gefehlt, welche polizeiliche Zwecke vor Augen hatten, und wenn in Athen oder Rom obrig keitliche Beschlüsse gefaßt wurden, welche entweder allgemein »I schädliche Ereignisse verhüten (no guiä cletrimenti respubllca capiat) oder Gefahr - Und Verderbenbringende Handlungen Einzelner bestrafen sollten; so waren dieses nichts Anderes, als Akte der Polizei. Beispiele aber von Ausübungen der Zensur können mir darum tn der alten Geschichte nicht füg» lich gesucht werden, weil die Schreib - und Oruckver» hältnisse der Gegenwart erst den letzten 4. Jahrhun derten angchörcn, und vor Erfindung der Buchdruk- kerkunst noch keine Schrift den Charakter gefährlicher Leffcntlichkeit und öffentlicher Gefährlichkeit leicht an- nehmen konnte. Erst nachdem man das Geheimniß entdeckt hatte, niedergeschricbene Gedanken in kurzer Zeit der ganzen Welt mitzutheilen, mußten (?) die Staaten darauf denken, die Gefahren, welche aus einzelnen Gedanken, Ansichten und Grundsätzen für ihr Bestehen, ihre Sicherheit und Wohlfahrt befürch tet werden konnten, von sich abzuwenden, und da der Eifer, den man hierbei anwenden zu müssen glaubte, offenbar von der Furcht eingegcben wurde, von welcher man erfüllt zu sein Ursache hatte; so läßt es sich leicht erklären, warum gerade die Päbste hierin die Bahn gebrochen und diese Sorgfalt in der Abwendung drohender, wirklicher oder nur eingebilde ter Gefahren zu einem besonderen Institute ausge- -prägt haben, welches eben die Zensur ist. Besser wäre cs freilich, wenn dieses ganze Institut aufge- hoben werden könnte; allein da es unter Menschen, als Wcscn, welche stets zum Mißbrauche ihrer sitt lichen Freiheit geneigt sind, niemals dahin kommen wird und kommen kann, daß die Polizei etwas völlig