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Erscheint wöchentlich drei Rat »n- zwtir Dienst»«;, Donnerstag und S»nnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich I Mark 20 Pj. proeniimorsnäo. ÄWlger für Inserate werden KS spätesten« Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltent«»le nut tO Pf., unter „Eingesandt^ mit 20 Pf. betechnet. Zwönitz und Umgegend. Qrgan für den Stadtgemeinderalh, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. .E IS. Dienstag, den 3. Februar 1880. 5. Jtchrg. Tägcsgeschichte. Deutschland. Tie Conferenzen zwischen dein Kronprinzen und dem Reichskanzler sollen sehr ernster Natnr gewesen sein. Alich sollen sich dieselben nicht blos aus die allgemeine europäische Lage erstreckt haben. Der Kronprinz soll den Wunsch geäußert haben, bei seiner längeren Abwesenheit von Berlin genau von der Lage der Tinge unterrichtet zu sein. Atan uinunt an, das; dem Kronprinzen eine be sondere Sendung nach Rom übertragen sei, theils zur Unterhand lung mit dem König von Italien, theils zu einer solchen mit dem Papst. In Centrumskreisen hält man die letzte Eventualität nicht für ausgeschlossen und erklärt, daß der Kronprinz sich einer ganz besonders freundlichen Ausnahme seitens des Papstes versichert halten könne. Als gewiß nimmt man an, daß die Angelegenheiten der mit der Kurie schwebenden Unterhandlungen zwischen dem Kaiser, dem Kronprinzen und dem Reichskanzler zur Sprache gekommen sind. — Zwischen Deutschland, England und Frankreich finden gegenwärtig über die Anerkennung Rumäniens Besprechungen statt. Es werden namentlich die Erklärungen Rumäniens geprüft, welche die Regier ung jenes Landes über die Ausführung der Judenemancipation ge geben hat. — Wie man hört, werden dein Reichstage von den Steuervor lagen zunächst die Entwürfe einer Börsensteuer und die Erhöhung der Brausteucr zugehen, die bereits an den Bnndesrath gelangten. Hinsichtlich der weiteren Steuerprojecte scheint noch nicht das letzte Wort gesprochen. Die Brausteuer, im wesentlichen dem vorjährigen Entwürfe entsprechend, soll einen Ertrag von 8—9 Millionen er zielen, womit man das Mehrerforderniß an Matrikularbeiträgen zu decken gedenkt. Oesterreich-Hugarn. Wenn man in den besseren Kreisen Wiens Jemanden zufällig ans die Hühneraugen tritt, darf man ge trost sagen: „Um Vergebung Ercellenz!" denn entweder war der Getretene bereits Minister, oder ist es noch, oder aber wird es viel leicht morgen schon. In Oesterreich werden ungeheuer viel Minister gebraucht. Das gegenwärtige Eabinet befindet sich schon wieder in der Krisis. Stremayr, Horst und Korb sollen ihre Entlassung ge geben und einem mehrfach auflauchenden (allerdings auch mehrfach widersprochenem) Gerücht zufolge erhalten haben. — Dem unga rischen Eabinet geht es nicht besser; die fortwährenden Skandale, die politischen Duelle, die von Tisza im Großen getriebene Mohren wäsche, — Alles trisft zusammen, um dem Eabinet Tisza das letzte Stündlein schon für die nächste Zukunft Voraussagen zu können. Frankreich. Der deutsche Botschafter Fürst Hohenlohe hatte eine Unterredung mit Freycinet, wobei letzterer erklärte, daß er in der neuen deutschen Militärvorlage für Frankreich nichts Beun ruhigendes erblicke. — Wie erst jetzt bekannt wird, hat die Regier ung unmittelbar nach dem Hinscheiden des Herzogs von Gramont desien Papiere mit Beschlag belegen lassen. Es hat sich nämlich her- ausgestellt, daß im Archive des Ministeriums des Aeußern eine ge wisse Anzahl von Actenstücken fehlte, die der verstorbene Diplonrat an sich genommen haben muß. Unter dem Kaiserthum hatten die am Ruder befindlichen Staatsmänner die Theorie ausgestellt, das; alle Documentc, die sich auf vom Kaiser selbst geleitete Angelegenheiten beziehen, nicht Staatseigenthum seien, und daß ste mit denselben nach Belieben verfahren dürften. Die Anzahl der in den verschiedenen Archiven fehlenden Aktenstücke ist eine ungeheure, und da an Stelle der abhanden gekommenen Nummern auf einem weißen Blatt Papier j der Name der Persönlichkeiten angegeben ist, an welche das Tocu- > ment ausgeliefert wurde, so dürfte die gegen Gramunt's 'Nachlaß ; ciugeleitete Maßregel wohl nicht vereinzelt bleiben, sondern auch ans - andere in Frankreich lebende napoleonische Staatsmänner ausgedehnt werden. England. Die ParlamentSeröffnnng unmittelbar bevorstehend und Lord Veaeonsfield plötzlich erkrankt; ein Gichtanfall fesselt ihn an's Zininier. Hat der arme Mann somit schon alle Veranlassung, sich vor Zugwind zu schützen, so schützt ihn wiederum seine Krank heit vor dem Sturme, den die Liberalen des Unterhauses gegen das Eabinet losbrechen lassen wollen. — Nach einer neueren Nachricht aus Kabul haben die in Ghuzni zusammengezogenen Insurgenten General Roberts sagen lassen, sie seien sämmtlich entschlossen, den Kampf bis zum Aeußersten fortzusetzen, wenn nicht Jacub Khan zu- rückbcrufen lind wieder auf den Thron gesetzt würde. Dieser Ent schluß ist das Resultat einer geheimen Berathung der Führer. Rußland. In dem Chersoner Millionendiebstahlsproceß sand am 39. v. Ak. die Publikation des kriegsgerichtlichen Erkenntnisses statt. Nach demselben werden vier Personen der Theilnahme an einer gesetzwidrigen Gesellschaft, eine unter diesen, nämlich Helene Rossi- kosi, außerdem des Diebstahls in der Rentei, und sechs andere der Mithilfe an demselben schuldig erkannt. Drei Angeklagte wurden zu fünfzehnjähriger Zwangsarbeit, die Urheberin des Diebstahls, Helene Rossikoff, zu Zwangsarbeit auf unbestimmte Zeit, weitere vier An geklagten zu Gefängnißstrafen, einer zur Dienstentlassung vcrurtheilt. Zwei Personen wurden freigesprochen. Der Generalgouverneur hat das Urtheil bestätigt. Der eigentliche Dieb, eine mysteriöse Person, die unter dem Namen Saschka vielgenannt wird, ist entkommen. Rumänien. Eine Feuersbrunst, angeblich das Werk von Brandstiftern, zerstörte den Regierungspalast m Jassy. Das Gebäude ist mit 800,000 Fr. versichert. Aus der westlichen Wallachei werden ebenfalls viele Brandstiftungen gemeldet. — Der Minister des Aus wärtigen hat an die Deputirtenkammcr das Ersuchen gerichtet, die Vorlagen wegen Abschlusses des Handelsvertrages mit Griechenland und wegen Errichtung einer Gesandtschaft in Belgien in den Sektionen ! zn berathen. — Die Unabhängigkeit Rumäniens ist von den Nieder landen anerkannt worden. UskaLco und Sächsisches. Dresden, 30. Januar. Beide Kammern hielten heute Sitzungen. Die Erste Kammer berieth in ihrer heutigen Sitzung das k. Dekret, betreffend die Verlegung der Dresdner Militäretablissements, bezüglich dessen die 3. Deputation durch deu Oberbürgermeister Dr. Georgi Beitritt zu dem Beschlusse der Zweiten Kammer Vorschlag, sich durch die gegebenen Mittheilungen für befriedigt zu erkläret!. — Die Zweite Kammer erklärte sich auf Antrag der Finanzdepntation (Abth. 13) mit den in den Jahren 1877 und 1878 vorgenommenen Aen- derungen am Staatsgut«: einverstanden und erledigte sodann eine Reihe von Petitionen. Von denselben veranlaßte eine längere Dis- cujsion nur eine Petition von Ernst Oberdörfer in Neubau bei Frei berg, welcher durch Gesetz die Einkommensteuer als einzig zulässige Kommunalanlage festgesetzt wissen wollte. Die Beschwerde- und Pe titionsdeputation hatte beantragt, diese Petition auf sich beruhen zu lassen. Leipzig, 29. Januar. Eine in der Ullrichsgasse wohnhafte ledige, 40 Jahre alte Frauensperson verunglückte am gestrigen Abende aus eine eigenthümliche Weise. Als dieselbe nämlich in ihrem Quartier mit einer brennenden Lampe herumging, wurde dieselbe, ivie schon mehrfach geschehen war, von Krämpfen befallen und stürzte dabei besinnungslos zn Boden. Hierbei verlöschte nnn aber die Lampe nicht, entzündete vielmehr die Kleider der Aermsten, und als dieselbe wieder zur Besinnung kam, waren ihre Kleider bis auf geringe Theile total verbrannt. Tie Brandwunden, welche die arme Person erlitten hatte und welche beinahe den ganzen Körper bedeckten, waren schauderhaft und machte sich der Transport der Verletzten mittelst Liechkorbeü in's Krankenhaus nothwendig. Dort ist dieselbe heute früh ihren Leiden erlegen. Chemnitz, 30. Januar. Heute Abend 5^' Uhr brach beim