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m. nä >0. Erscheint wöchentlich drei Mas und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich l Mark 20 Pf. privnumvrnnäo. Anzeiger für Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit io Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stadtgemeinderath, den Kirchen-- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. Dienstag, den LZ. Zuni 1880.5. Jahrg. Bekanntmachung, die Landtags Wahlliste betreffend. Gemäß 8 24 des Gesetzes vom 3. December 1868 imd § 11 der Ausführungsverordnung hierzu vom 4. December 1868 ist die Landtagswnhlliste revidirt und liegt von jetzt ab 14 Tage lang und zwar bis zum 25. d. M. an Nathsstelle zur Einsicht aus. . Reklamationen gegen dieselbe sind bis dahin bei dem Unterzeichneten anzubringen. Zwönitz, am 11. Juni 1880. D e r B ü r g e r m e i st e r. Schönherr. Bekanntmachung. Der erste diesjährige Jahrmarkt wird Montag den SI. Jnni «. abgehalten. Zwönitz, am 10. Juni 1880. Der Stadtgemeinderath. Schönherr. Tagesgeschichte. Deutschland. Die Commission des Abgeordnetenhauses hat die kirchenpolitische Vorlage abgelehnt. — Nach Verlegung der Elb- zollgrenze nach Cuxhaven ist zur Befreiung der Seeschifffahrt nach Hamburg von belästigenden Zollformalitäten in der letzten Sitzung des BundesratHS vom preußischen Finanzminister die Erklärung ab gegeben, daß die fraglichen Seeschiffe lediglich eine Zollflagge auf zuziehen haben werden. Das werden wohl die Hamburger auch aushalten können. — Nach einer Zeitungsmeldung wird der König von Bayern anläßlich des Heuer stattfindenden Wittelsbacher-Jubiläums eine Amnestie für politische Delicte ertheilen. Es ist dies höchst wahrscheinlich, doch dürfte die Amnestie eine Ausdehnung auch auf andere Delicte erfahren. — Auf den 15. Jnni ist eine Konferenz der Nheinnferstaaten nach Berlin einberufen, welche eine internationale Regelung der Fischereipolizei im Rhein herbeiführen soll. — In wie bedenklicher Weise die Theilnahme des Volkes an dem politischen Leben abnimmt, zeigt die Thatsache, daß sich in der Nachwahl im V. Berliner Wahlkreise, welche am letzten Freitag stattfand, kaum 25 pCt. der stimmberechtigten Wähler betheiligten. In Berlin betrug die Zahl der fruchtlosen Exekutionen wegen Nichtbezahlung der direkten Staatssteuern 185,000, eine Summe, welche fast der Hälfte. der Zahl aller Einkonunensteuerpflichtigen gleichkommt. Es bezeugt die von Jahr zu Jahr gestiegene Masse der Pfändungen, namentlich die der fruchtlos ausgefallenen Exeku tionen, einen hohen Grad socialen Elends und beweist aufs Neue, daß die gesetzlichen Einkommensütze der Steuerstufen den Ber liner Lebensbedürfnissen gegenüber zu hoch bemessen sind; nach An sicht des Negierungsrath Bökh dürfte nichts übrig bleiben, um eine Ermäßigung der der städtischen Verwaltung überaus lästigen, zugleich aber auch einen großen Theil der Berliner Bevölkerung empfindlich treffenden massenhaften Exegnirungen zu vermeiden, als daß die Einfchätzungskommissionen von der gesetzlich zulässigen Rücksicht auf die Leistungsfähigkeit der Censiten beeinträchtigenden Verhältnisse einen möglichst ausgedehnten Gebrauch machen. — Die amtlich publicirte Uebersicht der in den deutschen Münz stätten bis Ende v. M. stattgehabten Ausprägesummeu von Reichs- Gold- und Silbermünzen ergiebt folgende Zahlen: Im vorigen Monat sind geprägt worden (in Berlin, Stuttgart, Karlsruhe, Ham burg) 1,377,000 Kronen, sowie auf Privatrechnung 1,375,000; 632,000 Zweimarkstücke und 283,400 Einmarkstücke. In Gold ist bisher im Ganzen ausgeprägt 1,724,263,450 M., Silber 427,088,356 Mk. Oesterreich. Während diesseit der Leitha siebzehn Einzelland tage an der inneren Verwaltung hcumdoctyren, macbt sich in Ungarn die Corruption in stets bedenklicher werdender Weise breit. Unter schlagungen, Fälschungen, Selbstmorde, Flucht und Jnmguen sind ! neuerdings in Ungarn tagtägliche Ereignisse; das Schlimmste wird meist gar nicht bekannt. Da sehen wir zum Bespiel drei Stuhl richter, welche in kurzer Zeit etwa 50,000 Gulden aus öffentlichen Geldern entwendet haben. Zwei der Defraudanten sind mit dem Tode abgegangen, ein dritter sitzt im Gefängnisse. Die Erregung, niit der die unabhängige Presse alle diese Ereignisse bespricht, ist nnr zu begreiflich, aber die magyarischen Biedermänner lassen sich dadurch nicht sonderlich beirren. Frankreich. Der 14. Juli ist nicht blos dazu bestimmt, zum Nationalfesttage des französischen Volkes erhoben zu werden; an diesem Gedenktage, wo einst die Bastille erstürmt wurde, sollen nicht blos die Regimenter der französischen Armee neue Fahnen erhalten, sondern die zu der Fahne Ganibctta's schwörenden Opportunisten, zu welchem ja auch mehr oder minder das Ministerium Freycinet gehört, halten diesen Tag auch für den geeignetsten, um allgemeine Amnestie zu verkünden. — In parlamentarischen Kreisen heißt es, der Minister des Innern hätte dem Ministerrathe bereits vorgeschlagen, bei den Kammern die Ertheilung der Amnestie zu beantragen und der Ministerrath sei dem Anträge des Ministers nahezu beigetreten. Diese Nachricht erscheint durchaus nicht unbegründet: Gambetta will es und folglich wird es so durchgehen. Die Republik ist nach Ansicht der Opportunisten stark und Paris ruhig genug, um den Nest bes Mordgesindels absorbircn zu können, der noch in Neu- caledonien sitzt, oder in der Schweiz sein Wesen treibt. Allerdings ist es richtig, was die „Republique" den Verdächtigen heut zuruft: „Wenn die Amnestie warten soll, bis es in Frankreich keine über spannten Köpfe mehr giebt, so würde man besser thun, gleich heute zu erklären: Niemals!" In Schottland ist ein Staatsanwalt mit 1000 Pfund öffent lichen Geldern nach Amerika durchgebrannt. Solch ein Fall dürste nicht ost vorgekommen sein. Belgien. Obwohl der Gewinn der Liberalen bei den letzten Wahlen nur ein geringer ist, erlangte die Negierung doch daraus Krast, eine lange geplante Maßregel zur Durchführung zu bringen. Sie hebt nämlich die belgische Gesandtschaft beim päpstlichen Stuhle auf nachdem dieser Posten schon seit Langem unbesetzt war. Portugal. Eine dreihundertjührige Jubelfeier lenkt den Blick wieder einmal auf das kleine Land am westlichen Ende Eu ropas, eine Feier, die uns in das Gedächtniß znrückruft, daß Por tugal einst eine ruhmreiche Rolle in der Weltgeschichte gespült hat. Vom 7. bis 10. Juni feierten diese Portugiesen seinen großen Dichter Camoens und den von diesem in seinem Gedicht „Die Lusiaden" (d. i. „die Portugiesen") besungenen Seefahrers Vasco da Gama, dem Entdecker des Seeweges uach Ostindien. (Camoens starb arm und elend am 10. Jnni 1580 in Madrid.) Das Königliche Haus und die Vertreter der fremden Mächte wohnten den Feierlichkeiten bei.