Volltext Seite (XML)
Abonnement »tertelj. 1 M. 50 Pf. einschließl. de« „Jllustr. UnterhaltungSbl.' a. der Humor. Beilage ,Seifen dlasen' in der Expedition, bei unseren Boten sowie bet allen Reich-postanstulten. Telegr.-Lüressr: Amtsblatt. für de« öezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. -> - — n - s 57. Jahrgang. > - . Mittwoch, den 26. Januar Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn' und Feiertage für den fol genden Tag JnserlionspreiS: die kleinipaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Fernsprecher Nr. LIV Das im Grundbuche für Renfteide, Patr.-Ger.-Ant. Blatt 53 auf den Namen des Gastwirts lAIIartn» A«Ink»tck ILtnniuünLer eingetragene Grundstück soll am 18. März 1910, vormittags 10 Ähr an der Gerichtsstelle im Wege der Zwangsvollstreckung versteigert werde«. Das Grundstück ist nach dem Flurbuche 13,, Ar groß und einschließlich Inventar auf 28663 M. — Pf. geschätzt. Es besteht aus Wohnhaus mit Restauralionsbetrieb — — Brd.-Kat.-Nr. 8 6 —, (2 Gast- und l Vereinszimmer, Küche und 2 Wohnzimmer), Garten schankgebäude mit Schießstand und Acetylengasbereitungsanlage und liegt in Neuheide; die Brandkasse beträgt 16 900 M. Die Einsicht der Mitteilungen des Grundbuchamts, sowie der übrigen das Grundstück betreffenden Nachweisungen, insbesondere der Schätzungen, ist jedem gestattet. Rechte auf Befriedigung aus dem Grundstücke sind, soweit sie zur Zeit der Eintragung des am 9. Dezember 1909 verlautbarten Versteigerungsvermerkes aus dem Grundbuche nicht ersichtlich waren, spätestens im Versteiaerungstermine vor der Aufforderung zur Abgabe von Geboten anzumelden und, wenn der Gläubiger widerspricht, glaubhaft zu machen, wid rigenfalls die Rechte bei der Feststellung des geringsten Gebots nicht berücksichtigt und bei der Verteilung des Versteigerungserlöses dem Ansprüche des Gläubigers und den übrigen Rechten nachgesetzt werden würden. Wer ein der Versteigerung entgegenstehendes Recht hat, muß vor der Erteilung des Zuschlags die Aufhebung oder die einstweilige Einstellung des Verfahrens herbeiführen, wid rigenfalls für das Recht der Versteigerungserlös an die Stelle des versteigerten Gegenstandes tritt. Eibenstock, den 20. Januar 1910. Königliches Amtsgericht. Donner-tag, den 27. dsS. Mts-, am Geburtstage Sr. Majestät des Kaisers bleiben sämtliche RatScxpeVittonen geschlossen. Das Standesamt tst an diesem Tage für dringliche Angelegenheiten in der Zeit von 8 bis S Uhr vormittags geöffnet. Das Schauamt expediert von 5 biS 8 Uhr nachmittags. Ttadtrat Eibenstock, den 20. Januar 1910. H-ffe. M. Die Hnndebesttzer hiesigen Ortes werden hiermit veranlaßt, die Hundesteuer — 5 Mk. für jeden Hund — auf das Jahr 1910 bei Vermeidung des Zwangsvollstreckungsverfahrens bis zum Iv.,Februar ISlv an die hiesige Steuereinnahme abzuführen Der Gcmcinderat zu Schönheide. Das deutsche und das englische Wahlrecht. Die englischen Parlamentswahlen fordern zu ei nem Vergleich zwischen dem in England geltenden, Wahlrecht und dem deutschen Reichstagswahlrecht her aus. England einschließlich Schottland und Irland zählt bei 414/z Millionen Einwohnern 7 Millionen Wahl berechtigte, das deutsche Reich bei,60641000 Einwoh nern 13 353000 Wahlberechtigte. Somit sind in Eng land wahlberechtigt 16,8 Prozent der Bevölkerung, in Deutschland dagegen 22 Prozent der Bevölkerung. Es ist hierbei natürlich zu berücksichtigten, daß die Frauen und Kinder in beiden Ländern überhaupt das Wahl recht nicht besitzen. Wie sich das Verhältnis bei den männlichen Bewohnern über 21 Jahre gestaltet, da von gibt eine Statistik von 1901 Aufschluß England und Wales hatten damals 11693130 .männliche Be wohner über 21 Jahre; davon waren Wähler 5464231 — 47 v. H. Deutschland hatte im Jahre 19M 12700688 männliche Bewohner über 25 Jahre; davon durften daS Wahlrecht ausüben etwa 1188^000 93 v. H. Mithin hatte Deutschland fast die doppelte Anzahl Wäh ler als England, trotzdem der Engländer 4 Jahre frü her in den Besitz des Wahlrechtes gelangt. England, das von der Sozialdemokratie als Mu sterland der Freiheit bei jeder Gelegenheit vorgeführt wird, hat also kein allgemeines Wahlrecht. Dort dür fen alle Inhaber selbständiger Wohnungen das Stimm recht ausüben, sodann alle Aftermieter, die ein und dieselbe möblierte Wohnung mindestens ein Jahr lang imnehaben. Ferner Eigentümer mit lebenslänglichem Vertrag, deren Grundstück jährlich mindestens 100 Mk. Nutzen abwirft. In Deutschland dagegen kann jeder 25jährige Schlafbursche, der im Besitz der bürgerlichen Ehrenrechte ist, zum Reichstag wählen. Es ist klar, daß durch die einschränkende Bestimmung dies englischen Wahl rechts vorzugsweise die fluktuierende Bevölkerung, d. i. die arbeitende Klasse, betroffen whrd. Wenn man noch im Betracht zieht, daß in England noch ein Ober haus besteht, dessen Zustimmung bei allen Gesetzen not wendig ist, während wir im deutschen Reich kein Ober haus haben, dann kann es nicht zweifelhaft sein, daß nicht England, sondern Deutschland das freieste Wahl recht besitzt. Tagesgeschichte. Dextfchlaxv. — Der Kaiser in Weimar. Der Kaiser weilte am Sonntag in Weimar, wo er das jungvermählte Groß- herzogSpaar, das tags zuvor bei heftigem Schneetreiben seinen Einzug in Weimar gehalten hatte, begrüßte. Nach einer Familientafel im Schloß versammelten sich die hohen Herrschaften im Hoftheater, wo Shakespeares „Sommer nachtstraum" gegeben wurde. Noch am Sonntag reiste der Kaiser wieder ab. — In der Besetzung der Kommandan turen von Berlin und Potsdam soll zum Ge burtstag des Kaisers ein Personenwechsel eintreten. Die Stelle des jetzigen Stadtkommandanten von Ber lin Generäls von Boehm übernimmt General von Plüs- kow, bisher Kommandant von Potsdam. An dessen Stelle soll Oberst Freiherr von Willisen, bisher Kom mandeur des 1. Garderegiments zu Fuß treten. Der frühere Unterstaatssekretär der Reichs kanzlei von Löbell, der gleichzeitig mit dem Fürsten Bülow aus dem Reichsdienste schied und zum Ober präsidenten der Provinz Brandenburg ernannt wurde, hat seines leidenden Gesundheitszustandes wegen end gültig darauf verzichten müssen, sein neues Amt an zutreten. - Die Generalversammlung des Bun des der Industriellen, die in Berlin tagt, nahm eine Resolution gegen die Einführung von Schiffahrts abgaben auf natürlichen Wasserstraßen an, die von Preußen bekanntlich gefordert werden. Im Namen des Reichsamts des Innern begrüßte Geheimrat Wiedt- feld die Versammlung. Er teilte mit, daß die Beden ken der Industrie gegen den Entwurf einer Reichsver- sicherung'sordnung im wesentlichen anerkannt wordem sitnd. Bei der Krankenversicherung sind es die Wün sche wegen der Betriebskrankenkassen und deren Auf rechterhaltung, bei der Unfall-Versicherung die wegen der Rentenfestsetzung und des ausschließenden Streit verfahrens. Diese Mitteilungen wurden von der Ver sammlung mit großem Beifall ausgenommen. Auch der Staatssekretär des Reichsschatzamts ließ Grüß? und Wünsche überbringen. In seinem Namen wies Geh. Rat Hoffmann darauf hin, daß ohne Kampf kein Vor- wärtskommen möglich sei; daß aber der wirtschaftliche Kamps unseres Volkes so ausgesvchten werden möge, daß mir seiner froh werden. Der neue Direktor des Hansabudes Knoblauch, der darauf das Wort nahm, erntete stürmischen Beifall mit der Versicherung: Wir wollen den Wünschen und Bedürfnissen der Industrie auf parlamentarischem und gesetzgeberischem Gebiete sowie auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens mehr Geltung verschaffen und hoffen, daß die gemeinsame Arbeit die Einigung der Industrie und die Durchsetzung ihrer Wünsche herbeiführen wird. Die Fleischteuerung. Der Vorsitzende des Bundes der Viehhändler Deutschlands, Herr Hermann Daniel aus Dierdorf, Bezirk Koblenz, wurde, wie die „Deutsche Fleischer Zeitung" meldet, von dem Landwirt schaftsminister von Arnim in Berlin empfangen. Herr Daniel überreichte Vorschläge des Bundes zur Verliesse rung der Fleischerzeugung im Jnlände. Der Bespre chung wohnten noch bei: Unterstaatssekretär von Eon rad, Ministerialdirektor Küster und Geheimrat Hesse. Die Vorschläge gehen im wesentlichen darauf hinaus, die Grenzen nicht zu öffnen, dafür aber im Innern ei nen stärkeren Wettbewerb durch Unterstützung von Mast anstalten hervorzurufen. Verminderung der Hoboisten und Hilfsmusi ker. Bei der nächsten Neufestsetzung der Friedenspräsenzstärke des Heeres wird auch dem Be schlüsse des Reichstages nähergetreten werden, zu er wägen, inwieweit die Zahl der Hoboisten und Hilfs musiker bei den Jnfanterieregimcntern eingeschränkt werden kann. Tschechen-A usweisu n gen im Riesen gebirge. Die Regierung im Liegnitz hat in Hirsch berg und Umgebung einer großen Anzahl dort leben der Tschechen die baldige Ausweisung angekündigt. Auf der deutschen Seite des Riesengebirges hat ähnlich wie im sächsischen Elbtal die tschechische Einwanderung einen Umfang angenommen, der sie zu einer gefährlichen Konkurrenz für den deutschen Arbeiter und Handwer ker macht, den sie infolge ihrer auf geringerem Kul- turstand beruhenden niederen Lebenshaltung zu un terbieten vermag. Zumal kommen Schuhmacher, Schneider und Bäcker scharenweise als Gesellen von Böhmen herüber. Gelingt es ihnen, sich selbständig zu machen, so stellen sie immer wieder nur tschechische Gesellen ein. Besonders deutlich treten die Wirkun gen auf konfessionellem Gebiete zutage. In Orten wie Schreiberhau und Petersdorf, die früher eine ver schwindende Zahl von Katholiken hatten, ist ausschließ lich infolge tschechischer Zuwanderung der katholische Bevölkerungsteil so gewachsen, daß besondere latho lische Kirchen und Gemeinden errichtet worden sind. Die tschechische Zuwanderung wuchs in dem Maße, wie die Tschechisierung der österreichischen Riesengebirgs feite zunahm, deren Schuld hauptsächlich die dortigen Grundbesitzer, oft deutschen Namens und Blutes, wie z. B. Graf Harrach, tragen. Diese stellen nur tschechische Beamten und Arbeiter ein und verwenden ihren mäch tigen Einfluß in jeder Weise zur Stärkung des Tschr chentums. Die Folge ist, daß man drüben iü Orten, wo man vor 20 Jahren noch kein tschechisches Wort hörte und keine tschechische Aufschrift kannte, heute von tschechischen Klängen umgeben ist, und nur doppelspra chige oder gar ausschließlich tschechische Firmenschilder sieht. Die Regierung in Liegnitz tut nur ihre Pflicht, wenn sie unsere Grenzorte vor gleichem Schicksal schützen will und sie hat umsomehr ein Recht dazu, als die Tschechen im eigenen Lande jeden Deutschen, auch den Reichsdeutschen, unterdrücken und verfolgen. Vielleicht lernen, so schreiben die „Mitteilungen des Vereins für das Deutschtum im Ausland", die Herren Tschechen auf diesem Wege einsehen, daß es nicht an gängig ist, auf böhmischem Boden den deutschen Frem den, nur weil er deutsch spricht, zu insultieren, und auf der anderen Seite sich in dessen Lande zu Tausenden lohnenden Erwerb zu suchen. Das neue 25-P fen nig stück in der Kri tik des preußischen Abgeordnetenhauses. Die preußischen Abgeordneten gossen am Sonnabend bei der Besprechung; des Münzetats die volle Schale ihres Spottes über die neueste numismatische Errungen schäft des Reiches, das 25-Pfennigstück, aus. Jeder Redner hatte eine andere Bezeichnung für dieses Mon strum. Mit Spielmarken, Biermarken, Schiebermarken wurde diese schwächste Leistung unserer Münzexperten tituliert. Selbst Vergleiche mit Münzen aus dem Rei che der Mitte mußte sich dieses Wunderwerk deutscher Kleinplastik gefallen lassen, und verschiedene Redner hoben sämtliche Mängel, namentlich die Verwechselungs möglichkeiten dieses Geldstückes, das nicht einmal „eine Gegenwart, geschweige denn eine Zukunft" habe, hervor. Dr. Arend Mansfeld, der sich der schönen Bergbau taler sehnsüchtig erinnerte, beklagte dabei trauernd den Wandel der Zeiten, als man noch Geschmack und Kunst selbst bei mammonistischem Schaffen bewies. So viel ist sicher: das neue 25-Pfennigstück wird sich nicht lange halten können. Bald wird es als Kuriosum eines unpraktischen Kunstgeschmackes nur noch in Münzka kimetten zu finden sein. Und das von Rechts wegen. Oesterreich-Ungarn. — Im ungarischen Abgeordneten Hause wurde dem neuen Kabinett Khu en-H ? d e r v ary, gegen das sich die magyarischen Parteien einmütig verschworen hatten, der denkbar übelste Empfang zu teil. Sie kaiserlicher Knecht! so rief die Justhpartei, als die neuen Minister im Hause erschienen, dessen Sitzungssaal und Tribünen bis auf den letzten Platz ge füllt waren, während viele Hunderte, die keinen Eiw laß mehr hatten erhalten können, draußen warteten. Unter gewaltigem Toben der Oppositionsparteien über