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27. Jahrgang Sindenburg hat sich liir Schleicher entschiedea SWMIWS W UchiiiWMM Folgm EaalandL Rote an Amerika LnL'A«N;L"s ^^"ung der Nationalsozialisten den Rückhalt eine» «adt. nett» Schleicher Lei den bürgerlichen Parteien nicht für stärker, al» den eine, Kabinett» Papen. Menn auch da» Zentrum lieber ein Kabinett Schleicher kommen sehe, so würde dieser Gewinn so sage man, ausgewogen durch di« kaum ««rhehlte Gegnerschaft der Deutschnationalen. Die „Germania", die ebenfalls mit einer Wiederbetrauung von Papens rechnet, sagt, man müsse der weiteren politischen Entwicklung mit der grössten Skepsis entgegensehen. Sehr eindringlich warnt die „D. A. Z." vor einer Berufung Papen», die da» Blatt als eine Erfüllung de» heißesten Wunsche» von Dr. Göbbels bezeichnet, der In der NSDAP, den agitatorischen Einschlag am stärksten vertrete. Nach dem Scheitern de» Plane«, die nationalsozialistische Bewegung an der Berantwortung zu beteiligen, müsse eine Lösung gesucht werden, die wenigsten» für später nicht alle Möglichkeiten der Wiedevanknüsfung töte. Gazen Schleicher werde die Opposition der NSDAP, wesentlich ander» aussehen als bisher. Das Blatt behauptet in diesem Zusammen» Hang auch, daß eine Anzahl hervorragender Mitglieder des alten Kabinett», u. a. Dr. Bracht, ihre Aemter unter diesen Umständen zur Verfügung stellen würden. Die Forderungen der Gewerkschaften Ein Bries des ADGB. an de» Reichswehrminister Berlin, 1. Dezember. Der „Vorwärts" veröffentlicht in seiner heutigen Abendausgabe «in Schreiben des ADGB. an den Reichswehrminister, das, wie erläuternd hinzugefügt wird, nach der Besvrochung des Vorstandes des Allgemeinen Deutschen Ee» werkschasrsbundes mit General von Schleicher auf dessen Wunsch hin versaht wurde, um die in der Unterredung ausgestellten For derungen der freien Gewerkschaften darzulegen und zu begründen. Das Schreiben trägt das Datum vom 28. November und erklärt vor allem: .Die Verordnung de» Reichsarbettsminister» vom 8. September 1S32 ist außer Kraft zu setzen. Die in der Berord. nung vom 4. September 1932 für Neueinstellungsprämien zur Verfügung gestellten 7VV Millionen RM. sind unverzüglich zur Finanzierung öffentlicher Arbeiten zu verwenden". Der Allge meine Deutsche Eewerkschaftsbund beruft sich dann in dem Brief weiter auf die Erhebungen von 19 Zentralverbänden, aus denen hervorgeh«, daß der Anreiz der Prämiensteuergutscheine keinerlei nennenswerte Wirkung gehabt habe. — Zu U. durch die Verord. nung vom 8. September den Unternehmern gegebenen Recht, die Löhne für die Sl. bi» 48. Stunde zu kürzen, wird erklärt, dies habe eine große Beunruhigung in den Betrieben und zahlreiche Streiks verursacht, obwohl ein großer Teil der Unternehmer auf die Ausnutzung dieses Rechts von vornherein verzichtete. — Da, Schreiben fordert weiter: Die Verkürzung der Arbeitswoche auf 40 Stunden mutz unverzüglich als gesetzliche Maßnahme durchge führt werden, was damit begründet wird, daß der durch die er wähnte Verordnung geschaffene Anreiz zur Verkürzung der Ar- beitswoche auf 40 Stunden versagt habe, angesichts der Massen- internationale Schulden Mr in der Fnm von Waren oder Dien sten gezahlt werden. Vertrauen und Kredit können nicht wirder aufleben, bi» den Versuchen, den Strom des Kapitals zu zwingen, bergauf zu fließen, ein Ende gemacht ist. Die Erfahrung habe ge zeigt, daß die Zahlungsfähigkeit des Schuldners nur zwe trangige Bedeutung besitze gegenüber der Fähigkeit der Welt, die wirt- schaftlichen und finanziellen Folgen, di« di« TransseNerungen mit sich bringen würden, zu ertragen. E» werde einem Gläubigerland nicht» nützen, «in paar Millionen Pfund oder Dollar» zu sammeln, wenn es dadurch die Weltunordnung verlängere, und eine Kriegs- schuldenregelung, wie großzügig st« auch immer sein möge, würde ich über und über durch den Beitrag bezahlt machen, den sie an der Wiedererholung der Welt leisten würde. E» liege in der Macht der Reaierunaen der Welt und besonder« der Vereinigten Staaten wenn sie sich zur Zusammenarbeit zusammenfinden, den ersten und wesentlichen Schritt «mf dem Wege zur Abwendung de» finanziel len, wirtschaftlichen und politischen Unheils zugchen. In dem der Lausanner Regelung gewidmeten Abschnitt der Note heißt e»: Wenn di« Zahlung de, für die britische Krieg-schuld a« di« vereiniaten Staaten fälligen Summen wird«, ausgenom men «er^nM ft würde di. Lrttisch, Regierung verpflichtet sein, ?ft »E d«r 3-hlung.n ihrer .igenen Schuldner wieder zu «- öÜer^ Dt! Schuldn,rländ.r würd.n ihr.rf.it» Zahlungen Deutschlands zu fordern hauen, «n Washington, 1. Dez. DK britische Schuldennote ist in Washington eingetroffen. London, 1. Dezember. Der Wortlaut der neuen britischen Note an Amerika liegt nunmehr vor. Die 20 Folioseiten um- fastende Note betont besonders eindringlich die tiefe Ueberzeugung der britischen Regierung, daß eine Wiederaufnahme der Kriegs- schuldenzahlungen, wi« sie vor dem Hoover-Moratorium bestand, unvermeidlich die Depression im Welthandel verschärfen und ver hängnisvolle Folgen für jede Nation zeitig«» werd«. D e britische Regierung glaubt, daß eine Erörterung der Angelegenheit mit der afrikanisch«« Regierung fruchtbare Ergebnis,« Ar da» Meder- aufleben der Weltwohlfahrt zeitigen könne und ist überzeugt, daß die Aussichten de- Erfolge» wesentlich durch die ««rschisbung der Dezember-Rate gebessert werden würden. Die Note legt sehr em- gehend di« Gründe dar, die zu der Anregung «AW"d«erung der Dezember-Rate führten, und gibt eine ausführliche Darstri- ftn« d-E jrrisenphasen. Die N°t« «eist mit Nachdruck darauf hin, daß da» System der zwischenstaatlichen Schulden «inen ?,fbeitslosigkeit aber verlängerte Arbeitszeit und Ueberstunden über 40 Wochenarbeitsstunden hinaus nicht länger geduldet wer- den könnten. Sodann wird verlangt, datz das System der Steuer, gutscheine dahin umzugestalten sei, daß entsprechende Steüersch«ine al, Grundlage für die Finanzierung öffentlicher Arbeiten ver- wende werden könnten. Hier heißt e» in d«r Begründung: Di« btsherlge Auswirkung de» System» der Steuergutscheine läßt zwei Tatsachen unstreitig erkennen. S» hat sich insofern bewährt, al» es bewiesen hat, daß eine öffentliche Kreditschöpsung in gewissen Grenzen möglich und mit keiner Jnflatftnsgefahr verbunden ist Es hat insofern versagt, als es ein« fühlbare Erweiterung der Produktion und Verringerung der Arbeitslosigkeit nicht gezeitigt hat. — Diese angeregten Maßnahmen, so wird erklärt, machten etwa 1,78 Milliarden ohne geringste Jnflationsgefahr zur Arbeits beschaffung frei und ermöglichen die WIederbeschästigung von einer Million Arbeitsloser. Abschließend zählt der Brief noch folgende Forderungen auf: Die durch die früheren Verordnnngen herbeigeführten Verschlechterungen d«r Soztalletstungen müssen im Rahmen der Möglichkeit rückgängig gemacht werden. . Die Ver sorgung der Arbeitslosen mutz namentlich in dem bevorstehenden Winter ausreichend verbessert werden. Jeder weitere Angriff auf die Löhne und di« Rechte der Arbeiter mutz unterbleiben. Di« Unabdingbarkeit der Tarifverträge, die durch die Verordnung vom 8. September aufgehoben war, muh für i« Zukunft unangetastet bleiben. Hitler kommt nicht nach Berlin Weimar, ,1. Dez. Die Reich-Pressestelle der NSDAP, teilt mitt „Gegenüber den von politisch interessierter Seite systematisch in die Öffentlichkeit gebrachten Meldungen, wonach Adolf Hitler zugesagt, mitgeteilt oder auch nur beabsichtigt habe, .zu Ver handlungen über die Regierungsbildung mit irgendwel chen amtlichen Stellen nach Berlin zu kommen, wlrv Hiermat parteiamtlich festgestellt, daß alle diesbezüg lichen Meldungen frei erfunden sind, um die öffentliche Meinung LU verwirren. Zu derartigen Verhandlungen mit den zurzeit in Berlin mit der Kabinettsbildung be faßten Persönlichkeiten lag und liegt für di« NSDAP, keinerlei Anlaß Vor, da ja Adolf Hitler bereits am 28. November dem Herrn Reichspräsidenten seinen, der Oessentlichkeit bekannten, fest umrissenen, klaren und eindeutigen Vorschlag zur Lösung der Regierungs krise in allerkürzester Frist unterbreitet hat. Die Ent scheidung über Annahme oder Ablehnung dieses Vor schlages lag und liegt nicht bei der NSDAP., deren gradlinige Haltung seitdem tagtäglich durch Pie na tionalsozialistische Presse in aller nur wünschenswerten Deutlichkeit zum Ausdruck gebracht worden ist.. Dem gemäß hat sich auch Adolf Hitler am Dienstag abend programmmäßig nach Weimar begeben, um in den thü ringischen Gemeindewahlkampf ernzugreifen. Alle andersgearteten Meldungen, insbesondere auch über Unstimmigkeiten innerhalb der nationalsozialistischen Führerschaft, sind unwahr." Berlin, 2. Dezember 1SS2. Wie von zustLndkger Stelle mltgetellt wird, hat der SleichsprLstdent den General von Schleicher mit der Neu bildung des Kabinetts beauftragt. Die voraussichtliche Zusammensetzung des Kabinetts Schleicher Berltn, 2. Dez. Das Kabinett Schleicher wird voraussichtlich wie folgt auSsehen: Kanzler und Wehrmacht: General von Schleicher. Aeutzeres: Freiherr vonNeurath. Inneres: Dr. Bracht. Finanzen: Graf Schwerin v. Krosigk. , Justiz: Dr. Gürtler. Verkehr und Post: Eltzv. Rüben« ch. Offen find das WirtschaftSministerum und das ArbeitS- Ministerium. Man nimmt in politischen Kreisen an, daß dem General von Schleicher die Kabinettsbildung gelingen wird. Jedoch dürsten sich die Verhandlungen einige Tage hinztehen. Die Muatloa vor der Beauftragung Berlin, 1. Dez. Die angekündigte Besprechung beim Reichspräsidenten, an der wie üblich Reichskanzler von Papen, Netchöwehrminister von Schleicher und Staats- sekretär Dr. Meißner teilnehmen, hat um 6 Uhr abends begonnen. Die Konferenz beim Reichspräsidenten dauerte etwa 1^4 Stunden. Nach den Auskünften, die bisher zu erlangen waren, hat ste eine Entscheidung noch nicht gebracht. ES wird htnzugefügt, daß di« Entscheidung wahrscheinlich mor gen mittag Lekanntgegeben wird. Daraus läßt sich vielleicht entnehmen, daß zunächst morgen vormittag noch weiter Besprechungen stattstnden sollen. Rein stimmungsmäßig muß man heu'« abend den Eindruck haben, daß wieder alles offen ist, ^uch was die Frage der zu beauftragenden Kanz ler-Persönlichkeit anbelangt. Zu der heutigen Abendkonferenz beim Reichspräsiden ten ist noch zu erfahren, daß über die sachlichen Fragen des Programms der künftigen Regierung ein abschließendes Ergebnis erzielt worden sein dürste. Die Frage der Per sönlichkeit des neuen Reichskanzlers ist vollkommen offen. Die Chancen für Reichskanzler von Papen und General von Schleicher werden in politischen Kreisen mit 1:1 ge- kennnZeicknet. In diesem Zusammenhang« wird auch betont, daß die Antwort der NationalsogiMsten vollkommen negativ aus gefallen ist, so daß nicht mehr die geringste Wahrscheinlich keit eine Unterstützung oder Tolerierung eines Kabinetts von Schleicher erwarten läßt. Daraus ergibt sich wohl, daß nnn General von Schleicher nicht mehr allein im Vorder- gründe ist, sondern die Aussichten sich auf ihn und Herrn von Papen gleichmäßig verteilen. ES steht schon jetzt fest, daß die neue ReichSregteruna eine Politik macht, die nicht mehr davon abhängig ist, welche der beiden Persönlichkeiten an ihrer Spitze stchen wird. Daraus darf man wohl an nehmen, daß auch das RegierungSproavamm des Herrn von Papen sich fast ausschließlich auf die wirtschaftlichen Fragen konzentrieren dürfte. Morgen mittag wird mm noch Geheimrat Hugenberg vom Reichspräsidenten empfangen werden, und dann soll im Laufe des Nachmittags endgültig di« Entscheidung auch in der Personenfrage fallen. Die «erliaer Prelle rar Lage Berlin, r. Dezember. In den Erörterungen der Morgen- ««ter üLer die gestrige Entwicklung d«r ^-rpoliti^n Ntu°tton spielt di« Auffassung die Hauptrolle, datz durch di« ablehnende Haltung der Nationalsozialisten nunmehr wirder «in» Kanzler schaft Papen- an Wahrtzheinlichftit gewonnen hat. In einer ganzen Reihe von Zeitungen wird heroorgehoven, bah gegen eine Kandidatur Schleicher, die "«teder etwas in de« Hintergrund getreten sei", vor allem «,«gewendet »trd'dah Reich»kanzleramt und Rrich-wehrmtntsftrium nicht in einer Hand »«>—v- «W, «II d« -M?» « b-rn tz«»n Forderung«« seien ft »sttgohon», vag fthlft-rich halt. MN. -MM Anzeiger Dr )as Erzgebirge /rmrsgerlcht» Mu». fwu in»,,- ,»», bonnabenä» 6en 3. Dezember 1932