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Mo ck end I M für Pulsnitz, KönigsörW, Kadeberg, Kadeburg, Moritzburg und Umgegend. Erscheint Mittwochs u. Sonnabends. Abonnementspreis: Vierteljährlich 10 Ngr., auch bei Bestellungen durch die Post. Inserate tverdesn mit 8 Ps. für den Raum einer gespaltenen EorpuS-Zeile be rechnet und sind bi» spatesten» Dienstag» und Freitags früh s Uhr hier auszugeben. Vtmts-lKtt der Königlichen Gerichtsbehörden und der städtischen Behörden zu Pulsnitz und Königsbrück. Drm»ldrm.WiBtt Jahrgang. Verantwortliche Nedaction, Druck und Verlag von Ernst Ludwig Förster in Pulßnitz. Geschäftsstellen für Königsbrück: bei Herrn Kaust». Moritz Tschersich, Dresden: An- noncenburau von Max Ruschpler, Leipzig: H. Engler, Leonhard u. Comp. daselbst Haasenstein und Bögler daselbst und Engen Fort daselbst. .M 46. SlnUltlbcnd den 10. Ium 1871. Von dein unterzeichneten Königlichen Gcrichtsamte soll den 2i). Juni 187R das dein Karl Gottlieb Petrasch in Thiemendorf eigenthümlich zugehörige Mühlengrundstück Nr. 47 des Katasters, Nr. 3 des Grund- und Hypv- thekenbuchs für Thiemendorf, sowie das Feld- und Wiesengrundstück Nr. V des Flurbuchs, Fol. 60 des Grund- und Hypothekenbuchs und der Grasgarten und Hutung Nr. 48 e., 48 ck., 48 s. und 48 l. des Flurbuchs, Fol. 78 des Grund-und Hypothekenbuchs für Friedersdorf, welche Grund stücke am L2. März und bez. II. April 1871 ohne Berücksichtigung der Oblasten, jedoch unter theil-weiser Berücksichtigung der anstehenden Aus saat und zwar Ersteres auf <>000 Thlr. —- —-, das zweite auf 600 Thlr. —- —-, das dritte auf 147 Thlr. —- —- gewürdert worden sind, uvthwendigcr Weise versteigert werden, was unter Bezugnahme auf den an hiesiger Gerichtsstelle aushüngenden Anschlag hierdurch bekannt gemacht wird. Putßnitz, am 25. April 1871. Das Königliche Gerichtsaml daselbst. - Fcllmer. Rundschau. War das Ende der Ecwmune auch "das Enke de? großen Dramas, das sick seit Jahr und Tag auf der Bühne Frankreichs vollzogen? Fast möchle man's^nken. Wenigstens kebrl wie in einem rezetrechl angelegten Schauspiele nach ver überraschenden Wendung in dem Schicksale der Haupt- verfo» das Ende gu dem Anfänge in drastischem Gegensätze zurück und bildet sich so ein geschlossenes Ganze; denn derselbe infernalische Chor, der vor noch richt Jahresfrist sein: Tod den Preußen! und: Auf nach Berlin! heulte, hat in dem rauchenden Paris und in dem gräßlichsten Kampfe gegen dieselben Regimenter, die er gegen die'Deutschen hetzte, die entsetzlichste Katastrophe herbeigeführt und — gesunden. Alan kann es dahingestellt sein lassen, ob ver Exkaiser damals der Treibende oder der Getriebene war; daö aber ist zweifellos, daß dieselben Elemente schon unter ihm wühlten und die furchtbare Explosion drohten und daß das entscheidende Entweder — Oder an ihn herantrat, den Ausbruch nach außen zu leiten oder nach innen zu dämpsen, aber keines von beiden ohne den blutigsten Kampf und ohne Einsatz seiner Dynastie. Er hat das Entweder gewählt und doch das Oder nicht verhütet; die Geschicke sollten sich einmal erfüllen. Frankreich schreitet an der Spitze der Eivilisation; dieses Wort des Uebermuthes und der Selbstverblendung sollte in gewissem Sinne zur traurigen Wahrheit werden. Alles Fortschreiten der Eivilisation ist begleitet von einem Ringen entgegen gesetzt strebender Kräfte, das anfänglich nur leise vernehmbar sich immer merklicher kund giebt und endlich zum entscheidungsvollen Conflicte führt. Der Kampf in Paris war nicht blos Frankreichs Sache; Frankreich hat ihn, wenn auch sehr gegen seinen Willen, für ganz Europa geführt. Wir würden unseren Feinden, mit denen wir jetzt — aus wie lange, wer weiß das ? — in Frieden stehen, ein bitteres Unrecht thun, wenn wir sagen wollten, daß nur sie solche Elemente in sich geborgen hätten, wie sie in der Commune zum Ausdruck gekommen sind, Feinde deö Besitzes, des Rechtes, des über legenen Geistes, der göttlichen und menschlichen Ordnung, kurz aller Grund- lagen unserer Cultur giebt eö in allen Ländern Europa'«; überall eine Classe von Menschen, -pjx Verführer oder Verführte das Heil der Zukunst nur in der Zerstörung der Vergangenheit und der Gegenwart erblicken und in der Gier nach Gütern, die ihnen entrückt sind, ihre Genugthuung in der Vernichtung derselben finden. Auch wir sind nicht frei davon und in jedem Buben, der ein ncuangestrjchenes Haus schändet, und in jedem rohen Gesellen, der dem Naturfreunde zum Leide einen Baum schält, steckt ein Stück Communeinsurgente, der nach Befinden auch die Brandfackel in die Kunst schätze eines Louvre schleudert. Noch ist kein Land der Erde so weit, daß die Cultur der einen Schicht die Bestialität der andern gänzlich zurückdrängle, und wer mag es abmessen, wie weit in Deutschland die Dinge gekommen wären, wenn nicht der Krieg mit Frankreich einen mächtigen Umschlag be wirkt hätte. Wie sandten die Vereine des Umsturzes aller staatlichen und -sittlichen Ordnung ihre Meister und Gesellen bereits nach allen Seiten als Apostel aus; wie hat noch nach dem Kriege, ja mitten in den Gräueln des Pariser VandeUsmuS einer ihrer größten Führer mit mehr als eiserner Stirne inmitten des Reichstags unserem ganzen staatlichen Wesen für eine nahe Zukunft den Krieg erklärt! Das moralische und bürgerliche Gesindel, das seine Verkommenheit, seine Arbeitsscheu, seine Gelüste des Genusses, des Raubes und der Zerstörung unter dem hohen Namen der Internationalen und Socialdemokraten der Mitwelt und vielleicht sich selbst zu verbergen meint, ist in seiner massenhaften Anhäufung ein bis jetzt in seiner Heilung noch nicht erkanntes Geschwür an dem Leibe gerade der vorgerücktesten Cultur- staaxen ; England dieSchweizundBelgiensindso wenig freidavon, alsDeutsch- land, Oesterreich und Frankreich. Daß es nur in dem letztern zur offenen Eiterung kam, lag nächst der größeren Ansammlung des giftigen Stoffes, wie sie das millionenreiche Paris bietet, in dem Zusammenbruche der staatlichen Gewalten und in der geringeren Gegenwirkung der übrigen Elemente, die durch das gewissenlose Cäsarenthum und, wie Trochu in diesen Tagen in der Nationalversammlung sich aussprach, durch englischen Luxus und italienische Sittenlosigkeit im innersten Wesen verderbt waren. So hat denn Frankreich seine traurige Mission erfüllt: es hat der erschreckten Welt in dem Feuerscheine seiner Paläste, wie seiner friedlichen Bürgerhäuser eine weithin strahlende Fackel angezündet, in deren Licht sich erkennen läßt, welches die letzten Ziele dieser Feinde aller Cultur sind, die das von ihnen verheißene Morgenroth neuer Freiheit, gleichen Rechtes und allgemeiner Wohlfahrt in den Gluth- schein der Brandfackeln verkehren die Mordbrennerbanden in die Häuser des Friedens und in die Temvel der Kunst und der Wissenschaft schleudern. Die Zerstörungsgräuel der Commune gehören wie zu den größten, so zu den scheuölichsten, welche die Welt kennt. Wenn eine wilde Barbarenhorde, die unter der geistigen Uebermacht eines Culturvolks lange geknirscht hat, durch phisische Gewalt endlich mühselig obsiegt und nun in schäumender Ueberfluthung alles Schöne und Herrliche, das der sinnende Geist und die schwielige Hand seines Todfeindes im Verlaufe von ganzen Jahrhunderten geschaffen, vernichtet und wezschwemmt oder wenn ein gebildetes Volk im Verzweiflungskampfe gegen Knechtung und Untergang selbst die kostbarsten Erbstücke des Fleißes und der Kunst seiner Väter dem Verderben preisgiebt, indem es sie zu Waffen seiner Vertheidignng macht, so können wir vas in dem einen Falle begreifen und in dem andern sogar bewundern, denn wir finden als innersten Kernpunkt solcher Vernichtung den Drang ächt mensch licher Gefühle. Aber wenn, wie von der Pariser Commune, nur zerstört wird, um zu zerstören, wenn keine höhere Idee, wenn nicht einmal der Trieb der Selbsterhaltung Las Wüthen gegen die kostbarste Hinterlassenschaft menschlichen Fleißes und Kunstsinns erklären läßt, da werden wir mit Grauen vor der Bestialität erfüllt, die in dem Menschen steckt und bei ihm zu noch roherem Ausbruche kommt, als bei dem Tigerthiere, das in seinem Würgen nicht einhält, auch nachdem.es gesättigt ist. Man könnte irre werden an der ganzen MenschennaMr, ließe nicht der Boden, der diese Gräuel sah, in der Erinnerung ein anderes, freundlicheres Bild aufsteigen, das uns "statt der französischen Banden, welche die Dendomesäule umstürzten und die Glanz punkte ihrer Hauptstadt von Pelroleumflammen verzehren lassen, den deutschen Soldaten zeigt, wie er aus dem von Franzosen zwecklos zusammenge-