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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich I Mark 20 Pf. prwnninoronäo. Inserate werden bis spätesten Mittags des vorhergehende» Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltcnzcile mit w Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend Qrgan für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. .E s«. Dienstag, den 23. März 1880. 5- Jahrg. Dank. Bei dem gestrigen Brande ist uns beim Ausräumen und Löschen von den Nachbargemeinden Niederzwönitz, Kühnhaide, Dorfchemnitz und Grünhain reichliche Hilfe geworden, wofür wir hierdurch unseren Dank öffentlich zum Ausdruck bringen. 'Namentlich danken wir den mit ihren Spritzen schnellstens herbeigeeilten Feuerwehren Niederzwönitz, Kühnhaide und Dorfchemnitz, die durch kräftiges Einschreiten, Ausdauer und Unerschrockenheit wesentlich zur Beseitigung der Gefahr mit .beitrugen. Nicht minder müssen wir der hiesigen Feuerwehr wegen ihrer bewiesenen Bravour und der Wachmannschaft von der hiesigen priv. Schützengilde wegen ihres tactvollen Auftretens unsere vollste Anerkennung aussprechen. Zwönitz, am 21. März 1880. Der Stadtgemeinderath. Schönherr, Bürgermeister. Tagesgcschichte. Deutschland. Wie verschiedenerseits jetzt gemeldet wird, hat der Kronprinz am Mittwoch Abend dem Kaiser und der Kaiserin die Verlobung seines Sohnes, des Prinzen Wilhelm, mit der Prin zessin Augusta Victoria Friederike Louise Feodore Jenny von Schles wig-Holstein SonderburgAugustenburg officiel angezeigt. Die Ver lobung kann noch nicht öffentlich gefeiert und proclamirt werden, da sich die Braut wegen des vor einigen Wochen erfolgten Todes ihres Vaters, des Prinzen Friedrich Christian von Augustenburg in tiefer Trauer befindet. — Das deutsche Reich wird nach An nahme der Militär-Vorlage durch den Reichstag, woran übrigens nicht mehr zu zweifeln ist, über folgende Kräfte zu verfügen haben: Die Neuformation von 11 Infanterie Regimentern und 40 Batterien setzt Deutschland in den Stand, 20 Linien-Armeecorps innerhalb 8—10 Tagen au seinen Grenzen zn concentriren; die Ausbildung der Ersatzreservisteu erster Klasse verstärkt innerhalb drei Jahren die Zahl seiner kriegstüchtigen Soldaten um ca. 150,000 Mann, liefert ihm also das Material, seine Infanterie-Regimenter auf die Stärke von vier Bataillonen zu bringen und aus diesen vier Bataillonen wiederum sechs neue Armeecvrps zu formiren. Was ferner die Landwehr anlangt, so können die Regimenter der älteren preußischen Provinzen im Kriegsfall sofort auf drei Bataillone gebracht werden, so daß selbst nach Abzug der zum Festungsdienst erforderlichen Bataillone aus der Landwehr zwölf Armeecorps hergestellt werden können. Hinter dieser Armee, die nicht weniger als 38 Armeecorps in sich schließt, stehen mehrere Hunderttausend Ersatzmannschasten und der Landsturm, der immerhin eine halbe Million kriegsgeübter Soldaten zählt. Frankreich. Den Ableugnungen einer bekannten Thatsache gegenüber, daß die Nihilisten, welche Paris in seine 'Mauern ausge nommen hat und denen Frankreich Gastfreundschaft und Schutz ge währt, vollkommen organisirt sind rind regelmäßige Versammlungen halten, versichert der „Figaro", daß diese Organisation in Wirklichkeit besteht und daß alle Paris bewohnenden Russen die Versammlungs orte dieser Mordbrenner genau kennen. Der Verein besteht aus 200—250 Personen; außer diesem Hauptverein bestehen noch mehrere Zweigvereine. Rntzland. Das ganze Souterrain des Winterpalastes in Petersburg, die Bodenräume, das Dach und alle bewohnten und unbewohnten Räume, auch die Wände und Kamine sind, wie die „Köln. Ztg." schreibt, untersucht worden imd es hat sich heraüsge- stellt, daß man keinerlei Befürchtungen über neue Attentate daselbst zu hegen braucht, vorausgesetzt natürlich, daß die Wachen ihre Schuldigkeit thnn und der alte Schlendrian nicht wieder eiureißt, was leicht möglich. Kaiser Alexander schläft jede Nacht in einem an deren Zimmer. Das Leben, welches er gegenwärtig führt, ist geradezu bejammeruSwcrth. Er geuießt keine Speisen, die ihm nickst vorge- kostet, und keinen Wein, der ihm nicht vorgetrunken wird, die Bäder muß der Leibmedicus untersuchen, und jeden Abend, ehe er sich zur Ruhe begiebt, findet sorgsame Revision des Schlafraumes und der angrenzenden und darunter und darüber liegenden Zimmer statt. Er ist zehr nervös, will von nichts mehr hören, sogar die Paraden, denen er sonst mit Freuden beiwohnte, machen ihm kein Vergnügen mehr. Die Nichtauslieferung Hartmanns hat ihn noch mehr verstimmt und gegen die französische Republik, der er bekanntlich niemals sehr grün war, erbittert. Auch auf den Thronfolger soll diese Angelegen heit ihre Wirkung nicht verfehlt und den Rest von Freundschaft für französisches Wesen, der noch in ihm wohnte, erstickt haben. Mrales und Sächsisches. Zwönitz, 20. März. Heute früh ^/z1 Uhr wurden unsere Be wohner durch Feuerrufe, Feuersignale und durch Stürmen vom Nathhause her geweckt. Es brannte das Eberlein'sche Haus am Keorgenplatz. Hierauf fing das Günther'sche, dann das Otto Hahn'sche und das August Fischer'sche Haus an zu brennen. Das Weber'sche Wohnhaus wurde weggerissen um weiteren Umsichgreifen Einhalt zu thun. Die Wohnhäuser des Gastmirths Otto Hahn und des Schuh machermeisters Fischer brannten total nieder, während von den anderen theilweise die Grundmauern noch stehen. In der Waarenkammer des Korbmachers H. ist das Feuer ausgekommen; Entstehungsursache ist noch nicht ermittelt. Die anwesenden Feuerwehren arbeiteten um sichtig und mit großer Bravour. Chemnitz. Ucber das bereits in vor. Nr. kurz gemeldete Schaden feuer iu dem Herrn Friedrich Hermann Duderstädt gehörigen, an der Ecke der äußeren Johannisstraße und Zschopauerstraße gelegenen Grundstück erfahren wir nachstehende Details. Das Feuer ist kurz nach 2 Uhr Morgens ausgebrochen und wurde zufällig von einem der Hartmann'schen Feuerwehr augehörigen Feuerwehrmann Namens Hoyer entdeckt, welcher oen Nachtwächter veranlaßte, den Brand auf der Feuerwache zu melden, und fodann den Hausbesitzer weckte. Das Feuer hatte so rasch um sich gegriffeu, daß trotz möglichst schneller Ankunft der Feuerwache in der dritten Etage und in der Mansarde Menschenleben in Gefahr waren. Auf Anordnung des Herrn Brand meisters Kluge wurde sofort die seit einem Jahre angeschasftc und bei diesem Brand zum erstell Mal benützte Schiebcleiter geholt. Währenddeß war Herr Branddirector Weigand eingetroffen. Der selbe versuchte zunächst in eigener Person die Rettung der gefähr deten Menschen auf der Treppe, konnte aber nur bis in die dritte Etage dringen, und den dort verspäteten Personen gelang es, sich noch über die mit Rauch und Gluth erfüllte Treppe zu retten. In der vierten Etage aber waren noch ein Haudluugsreisender und 2 Lehrlinge vollständig abgeschnitten. In ihrer Todesangst warfen dieselben die Matratzen lind Betten zum Fenster hinaus, um herunter- zuspringen. Das flehende Zurufen der unten stehenden, zum Retten , ohnmächtigen Menge veranlaßte dieselben, von diesem tollkühnen, ihr Leben gefährdenden Beginnen abzulassen lind noch zu warten. Und zu ihrem Glück; denn jetzt kam die Schiebeleiter, deren Aufstellen bis zur vierten Etage der Herr Branddirektor selbst leitete. Der selbe versuchte nochmals, auf der Treppe, eigene Lebensgefahr nicht achtend, vorzndringen und die drei Personen, welche, um nicht zu ersticken, ihre Köpfe weit ins Freie streckten, zu veranlassen, auf der Leiter sich zu rette». Doch das Feuer wehrte ihm den Zutritt zur Mansarde und, um die Menschen zu retten, wagte er das fast Un-