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Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt' und Tageszeitlmg für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn DM» Zeitung erscheint täglich mit Ausnahme der gesetzlichen Sonn- und Feiertage «VvSpreiS: Bei Abholung 14 tägig 1.-RM., frei HauS1.10RM.einschl.Ab«. tSPf. HttLgerlohn. Postbezug monatl. 2.S0 NM. Die Behinderung der Lieferung rechtfertigt nmen Anspruch auf Rückzahlung des Bezugspreises. ZettungrauSgabe für Abholer nachmittags. Preise nnd Nachlaßsätze bei Wiederholungen nach Preisliste Nr. 5 — Für das Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummern und an bestimmten Plätzen keine Gewähr. Anzeigen sind an Herr ErscheinungStagen bts vorm. 10 Uhr aufzugeben. - Verlag: Mohr 8- Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann u. Gebrüder Mohr. Hauptschriftleiter: Walter Mohr, Pulsnitz; Stellv.: WÄter Hoffmann, Pulsnitz. Verantwortlich für Anzeigen, Heimatteil, Sport, Feuilleton, Kunstund Wissen Walter Hoffmann, Pulsnitz; für Politik, Bilderdienst und den übrigen Teil Walter Mohr, Pulsnitz. - Geschäftsstelle: Nur Adolf-Hitler-Straße 2 - Fernruf nur 551 Der Pulsnitzer Anzeiger ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen des Landrates zu Kamenz, der Bürgermeister zu Pulsnitz und Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Pulsnitz, sowie des Finanz ¬ amtes zu Kamenz Nr. 197 92. Jahrgang Freitag, den 23. August 1940 Der Wirrwarr in England Eine ergötzliche Geschichte aus Monmoutshire DMS. Genf, 23. 8. „Daily Herold" meldet aus Tredegar (Monmoutshire) folgende amüsante Geschichte, die ausgezeichnet Len Wirrwarr illustriert, der augenblicklich in England herrscht: Als Luftalarm ertönte, sprangen alle Männer der Frei willigen Feuerwehr in ihre Uniformen und machten sich auf Den Weg zum Spritzenhaus. Dabei wurden sie aber von der Heimatwehr aufgehalten, die die Vorzeigung der Identitäts karte verlangte. Da die Leute dies« Nicht bei sich Hatten, ver ¬ ging Lreiviertel Stunde (!), bevor sie wieder zurückkamen und ins Spritzenhaus gelangten. Der Feuerwehrhauptmann, der als Protest gegen dieses Vorgehen sein Amt niederliegte, er klärte, es sei anzunehmen gewesen, daß der Anzug der Feuer wehrleute (genügte, um Lie Männer durchzulafsen, umsomehr, als die meisten von ihnen Ler Heimatwehr bekanntgewesen seien. Er würde doch zu Hause auch nicht von feiner Frau die Identitätskarte verlangen. Einer schob es auf den andern Das völlig uninsormierte Jnformationsministerium — Vorwürfe des „News Chronicle" wegen des Neuter-Neinfalles vom Sonntag" DAV. Bern, 23. 8. Der große Reuter-Schwindel vom Sonntag mit dem völlig aus den Fingern gesogenen „großen Sieg" der englischen Luftwaffe, die fünf deutsche Divisionen an Ler französischen Küste ausrinandergetriebeN haben sollte, hat in der englischen Presse auch ein kleines interessantes Aachspiel. So schreibt „Aews Ehronicle", Ler sich ja sonst auch nicht genug in Lügen tun kann, vor wurfsvoll und verärgert über den blamablen Reinfall des englischen Aachrichtendienstes in einem Leitartikel über das „ministry vf no Information" u. a.: Am letzten Sonntag, kurz bevor die ersten Ausgaben Ler nationalen Zeitungen ausgedruckt werden sollen, verbreitetet eine Aachrichtenagentur die Meldung, die RAF. habe fünf an der französischen Küste massierte deutsche Divisionen bombar diert und so die Vorbereitungen einer Invasion in England vollkommen desorganisiert. Die Meldung war bereits von der Zensurabteilung des Jnformationsmmisteriums freigegeben. Wenn diese Aachvicht der Wahrheit entsprochen hätte, dann wäre der Gegenstand der Meldung die größte Sen sation des Krieges gewesen und hätte daher eine große Auf machung auf Ler ersten Seite verlangt, andernfalls hätte diese Art der Bekanntgabe einen schlechten Eindruck in der Oeffmt- lichkeit gemacht. „Aews Chvoniclr fragte deshalb beim Informations- Ministerium an, ob der gemeldete Vorgang wahr wäre. Das Ministerium wußte es aber nicht. Man bedauerte dies, konnte aber nicht helfen. Wan riet uns lediglich, sich mit dem Luft fahrtministerium in Verbindung zu setzen. Das Blatt schreibt dann weiter: „Man stelle sich Las mal vor: dann wären wir also gut genug gewesen, dem Jn- sormationsministerium mitzuteilen, was das Luftfahrtministerk- um sagte. Dem Jnformationsministerium kam aber eine neue Idee. Es telephonierte, die Geschichte sei nicht wahr. Llm diese Zeit erschien sie aber bereits in den ersten Ausgaben verschiedener Zeitungen. Das Ganze war eine schimpfliche Herausstellung der Träg heit und Unfähigkeit des Ministeriums. Eine seiner Auf gaben sollte es sein, Lie Presse über Lie Wahrheit solcher Meldungen aufzuklären. Das dies nach einem Krieg noch nicht der Fäll ist, ist ein Skandal." Wie packe ich einen deutschen Tank an? Ich springe ihn aus 10 Meter Entfernung an — Der englische König sieht ein altes Auto als Tank an DAB. Genf, 22 .8. Im „Daily Mirror" wird im Rahmen eines spaltenlangen „Wochenendkursus für Hecken- fchützen" den staunenden Lesern dargelegt, Wie sie feindliche Tanks vernichten können. Cs ist eine verblüffend einfache Sache, wie man gleich sehen wird, denn der Kursus lehrt: Lanks sind blind. Wenn man „ganz gelegentlich einen Echnh ans sie abfeuert, wagt Li« Besetzung nicht., die Sehschlitze freizumachen und geht schließlich an der schlechten Luft zugrunde". Schrotflinten mit grobkörnigem Schrot seien besonders zu empfehlen. Am wirkungsvollsten sei aber das Hinausspringen auf Tanks. Daher müsse man es so einrichten, Laß man bis auf 10 Meter ungesehen (!) an einen Tank herankommt — dann macht man einen kleinen Sprung und kann nun den Tank in aller Ruhe erledigen, ehe die einseschlosfene Mannschaft zum Schuh kommt. Die Hauptsache bringt der Kursus aber am Schluß: Wenn man «inen Tank auf Liese Weise «rl«digt hat, fall man sich nicht auf seinen Lorbeeren auSruhen, sondern gleich noch, den nächsten vornehmen. Wenn, ja wenn — so sängt übrigens jede Leichenrede nach einem verlorenen Skatspiel an. älnd auf diese Weise? Unsere Pak und unsere Panzerschützen werden sich nicht schlecht über ihre anstrengende Ausbildung ärgern, wo doch Lie Sache so einfach ist. Bloß noch den kleinen Sprung über 10 Meter auf den Tank müfsen sie noch lernen, dann sind sie auch für englische Begriffe in Hochform. And dann wären sie militärisch soweit fortgeschritten, um folgende Meldung des „Daily Tele graph" vom 20. 8. würdig zu können: „Der König wohnte Ler Vorführung eines Angriffes auf einen Tank mit Hilfe von „Molotow-Cocktail", d. h. Bomben aus Flaschen, bei. Ein altes Auto, das einen Tank darstellle, wurde mit den Flaschen beworfen und sing nach ein oder zwei Minuten an zu brennen. Der Tank wurde als erledigt (angesehen. Wir beglückwünschen den englischen König zu diesem zündenden Erfolg!" „Wir Werden in Wien einmnrschieren" Furchtbare Visionen des englischen Lustfahrtministers und anderer Propheten. Die größenwahnsinnigen Drohungen Edens und Chur chills haben auf den englischen Lnstfahrtminister Sinclair einen so starken Eindruck gemacht, daß er ans Mikrophon stürzte und ebenfalls mächtig in die Siegesfanfare blies. „In den kommenden Monaten", so rief er mit geschwellter Brust, „werden wir aus unserer Festung hcrvorbrechen und auf dem europäischen Kontinent den Schandfleck und den Schrecken des Gangsterregimes beseitigen." Darauf darf man allerdings gespannt «ein. Die Englän der sind ja schon einmal aus ihrer „Festung" hervorgebrochen und hatten lange genug Gelegenheit, Deutschland amuareifen. Sie baden es aber voraezoacn. sich hinter der Mäglnot-Linie versteckt zu halten. Und als die deuische Wehr macht zum Angriff überging, zogen sie sich schleunigst „erfolg reich" aus Dünkirchen zurück. Seit dieser Zeit scheu der furchtgcbietende Sinclair und die rsamte englische L-lrert- machtz soweit sie sich aus Flandern retten wnnte, aus ihrer ^Jnsel wie in einer Mausefalle - und „siegen" weiter. Man hat in England offenbar das dringende Bedürfnis, sich mit solchen Wmischtränmcn aus der harten Wirklichkeit zu ^"°Unte: diesen seltsamen Propheten tut sich die Wochen zeitschrift „Jllustradet" besonders herv r Unter dem TUel „Wenn England in Europa einsällt" veröffentlicht sie fol gende crh'eiterndc Sätze: „De Premierminister und andere verantwortungsvolle Männer haben genügend klar gelegt, daß Britannien, wenn die Zeil gekommen ist, zur Offensive gegen die Achsenmächte schreiten wird. Mit Hilfe unserer Flotte, einer riesigen Luftflotte und des Heeres wer den wir mit der größten Erfolgsmöglichkeit in Hitlers Europa einfnllcn. Deutschland ist plötzlich eine Insel (Nanu?) ge worden genau wie Großbritannien. Noch nie war ein Feind Englands so verwundbar. Bevor Europa in Britannien ein- fällt, wird Britannien in Europa ciufallcu. Wir werden ein großes Heer zur Landung an Velen Punkten Europas haben. Wir können Italien angreifen (wie in Somali, nicht wahr?) und seine Industrie zerstören. Neapel und Genua sind nicht uneinnehmbar. Rom kann von Ostia her besetzt werden. Die größte Möglichkeit aber haben wir Deutschland vom Nahen Osten (auch das noch!) auzuarcifen. Britische Kolonnen wer den eines Tages die Donau heraus us Wie» marschieren (das gibt einen Walzer von Strauß), andere Kolonnen werden durch das Rhein- und wahrscheinlich auch durch das Rhone- Ta! gegen die Städte an der Ruhr und nach München mar schieren." — „Unterstützt von Miseren Verbündeten in den Balkanländern (die übrigens britische Garantien" gründlich satt haben), kann England seinen eigenen Blitzkrieg führen. Der Stefausdom und die Reichsbrücke wären für die vor gehenden Kolonnen ein gutes Kennzeichen." Auf was für Gedanken einen die Rückzugsstrategie doch bringen kann! Ausgemachter Mdknn ! h" Neues plumpes Schwindelmanöver Englands „New York Daily News" meldet aus London, gutunter richtete Kreise des Londoner Auswärtigen Amtes erklärten, Deutschland werde, da der Plan einer Invasion Englands fehlschlage, ganz Frankreich besetzen. Die Deutschen sähen sich gezwungen, ihre Truppen entlang der französischen Seite des Kanals zurückzuziehen, da die Stellungen infolge der vernich tenden Angriffe durch die englische Luftwaffe unhaltbar ge worden seien. Diese Truppen sollten in den unbesetzten Teil Frankreichs verlegt werden. Um die Besetzung ganz Frank reichs sowie den „strategischen Rückzug" rechtfertigen und Deutschlands Prestige aufrechterhalten zu können, werde der unbesetzte Teil. Frankreichs von den Deutschen in politische Unruhen hineinlavieri. Es wären bereits deutscherseits mit dem früheren französischen Finanzminister Flandin Abma chungen getrosfen worden, daß dieser beim Ausbruch einer öffentlichen Revolte die „Reichswehr" anrusen solle, um die Ruhe und Ordnung wiederherzustellen. Die kürzliche Verabschiedung von 152 hohen französischen Offizieren durch Marschall Weygand sei der erste Schritt, um die Möglichkeit zu unterbinden, daß die Deutschen beim Ein marsch irgendwelche Widerstände, .vorfinden. -ueie warneuung ist ungefähr das blödeste Mach werk. das bisher in London fabriziert wurde. Ist es auch Unsinn, zeigt es doch Methode, nämlich die echt englische Me thode, von der militärisch und politisch immer hoffnungsloser werdenden Lage abzulenken und neue „Silberstreifen" am düsteren Horizont aufzuzeigen. Der vorliegende Wunschtraum ist auch in seinen Gedankengängen typisch englisch. Hier stoßen wir wieder auf die echt britischen Robfälschermanieren, dar unter auf den bereits in der ganzen Welt berüchtigt gewor denen „strategischen Rückzug" und auf das vielfach erprobte Hineinlavieren in politische Unruhen. Es mutz wirklich in England sehr trübe aussehen, wenn man schon in solchen ver rückten Lügenorgien schwelgt. Die Welt aber hat erfahren und wird weiter erfahren, daß die deuische Wehrmacht leine „sieg reichen Rückzüge" antritt. . F