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Wochenblatt Nr. 99. 1881. Dienstag, den 13. Dezember Erschc'nr wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag. Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mark Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf Jnscratenannahme Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. für die Königl. Amtshauptmannschaft zn Meißen, das König!. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff. Einundvierzigster .Jahrgang. Erscheint wöchentlich 2 Mal Dienstag und Freitag) AbonnementspreiS vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden Tagesgeschichte. Die Reichstagsverhandlungen nahmen in der abgclanfenen Woche im Allgemeinen weniger Interesse in Anspruch als die drei ersten Tage der zweiten Etats-Lesung. Dieser Umstano erklärt sich theils daraus, daß bereits in den ersten Tagen der zweiten Budgetsberathung dieRedner der verschiedenen Parteien Gelegenheit hatten, ihren Standpunkt gegenseitig zu präzisiren, theils boten die in der abgelausenen Woche verhandelten Materien nicht Stoff genug zu einer wiederholten Debatte im großen Stile. Demgemäß verliefen auch die Verhandlungen ziem lich rasch und erledigte der Reichstag in den verschiedenen Sitzungen ohne erhebliche Debatten die Etats des Reichs-Eiseubahnamtes, des Reichsschatzamtes, der Marine, der, der Budget-Kommission überwie senen, einzelnen Theile der Reichsheer-Verwaltung, bei welcher ver schiedene kleinere Abstriche gemacht wurden. Am Mittwoch genehmigte das Haus die der Budget-Kommission überwiesenen Theile des Marine- Etats nach den Kommissionsanträgen und ebenso die Spezial-Etats der Reichs - Post- und Telegraphcnverwalwng und den Etat der Reichs-Druckerei. Schließlich nahm das Haus noch die zum Bau eines Kaiserpalastes in Straßburg geförderte Position von 2 660 000 Mark mit allen gegen 20 Stimmen an und vertagte sich sodann bis Freitag, den 9. Dezember, an welchem Tage die erste Lesung der Vorlage über Erhebung der Berufsstatistik stattfand. — Das viel verbreitete Gerücht, daß der Reichstag wahrscheinlich noch vor Weih nachten seine Vorsession schließen werde, dürfte sich kaum bewahrheiten, da der Reichstag außer der dritten Lesung des Etats noch verschiedene andere Vorlagen (Rechenschaftsbericht über die Ausführung des So zialistengesetzes, kleinere elsässische Justizgesetze und dergl.) jetzt zu er ledigen hat. — Wie verlautet, soll die Ablehnung des Bolkswirth- schaftsrathes beim Reichskanzler eine größere Verstimmung hervor gebracht haben, als man anfangs vermuthet. Er soll die Ernenn nng eines Vizekanzlers ernsthaft betreiben und man bringt diese Nachricht mit der Audienz in Verbindung, die der Reichskanzler am Sonntag beim Kaiser hatte. Pu dem betreffenden Posten wäre der Minister v. Puttkanlmer ausersehen. In Folge der bekannten Rede des Fürsten Bismarck im Reichs tage, in welcher er zu beweisen suchte, daß der Liberalismus überall zum Republikanismus führe, und besonders auch die Verhältnisse in Italien für diese seine Behauptung anführte, war in Italien bis in das Parlament hinein einige Mißstimmung gegen Deutschland und speziell auch gegen unsern Reichskanzler entstanden, obgleich der italie nische Minister des Auswärtigen mit vieler Beredsamkeit darzuthun sich bestrebte, daß er in den Worten Bismarcks, welche er „in der Hitze der Diskussion um eine Frage rein innerer Politik" kein feindliches Merkmal gegen Italien oder seine Dynastie erblicken könne. In der Depntirtenkammer sprach man von einerNoteBismarcks, welche die Frage des Garantiegesetzes berühie, sich also in innere italienische Angelegen heiten mischt Jetzt hatte der Minister eine wirksame Waffe in einem soeben eingetroffenen Telegramm des Fürsten Bismarck, in welchem er die Ausführungen des italienischen Ministers als richtig bestätigt und seinen Sympathien für Italien und dessen Königshaus erneuerten Ausdruck verleiht. Die leichte Wolke, welche sich zwischen das immer so befreundete Deutschland und Italien gelegt hatte, ist hoffentlich nun wieder ganz verschwunden. Die Referenten der liberalen Parteien für das Unfallversiche rungsgesetz legten den Delegirten derselben den Entwurf zur Be- rathung vor. Wie ein Korrespondent der „Magdeb. Ztg." wissen will, ist Aussicht vorhanden, daß die Regierung gewillt ist, die Reichs und Landesversicherungsanstalten fallen zu lassen und statt dessen die Zwangsversicherung auf Grundlage der Bildung von Genossenschaften der verpflichteten Arbeitgeber einzuführen. Damit ist eines der wesent lichsten Hindernisse beseitigt, welche die Regierung bisher von den liberalen Parteien bezüglich des Unfallversicherungsgesetzes trennte. Wie weit die Hoffnungen und Wünsche der liberalen Parteien auf ein Zustandekommen des Gesetzes an der Hand ihrer Vorschläge und ihrer großen Annäherung an die frühere Vorlage sich erfüllen möchten, wird abzuwarten bleiben. Ueber die Kanzler-Soirse bringt die „Kreuzztg." folgenden Be richt: „Der Kanzler nahm in seiner üblichen Weise abwechselnd an verschiedenen Tischen Platz und erging sich in zwangsloser Unterhal tung mit seinen Gästen. Dabei äußerte er u. A.: Der Reichstag könne mit seinen Arbeiten unmöglich bis Weihnachten fertig werden; um einen Wechsel eintreten zu lassen, werde man zuvörderst den preu ßischen Landtag bald nach Neujahr einberufen. Zu den einzelnen noch zu erledigenden Vorlagen sich wendend, hob Fürst Bismarck her vor, wie unertbehrlich die Berufsstatistik sei als Grundlage für alle weiteren gesetzgeberischen Maßregeln auf dem Gebiete der Sozialreform. Das Unfallversicherungsgesetz sei ohne eine solche Statistik gar nicht fertig zu stellen. Man könne namentlich nicht die Gefahrklassen kon- struiren, die, wie er hoffe, die koiporntiven Genossenschaften jede in sich bilden sollten. — Auch auf das Tabaksmonopol lenkte sich die Unterhaltung. Der Kanzler sprach seine Ueberzeugung aus, daß wir dasselbe zu irgend einer Zeit erhalten würden. Ob er es erlebe, könne er nicht wissen. Möglich, daß ein konservatives Ministerium darüber falle; dann würde es der „Fortschritt" sofort selber einführen und hinterher die „dummen Vorgänger" verhöhnen, welche es nicht ver standen hätten, hinreichend Geld zu beschaffen. Ucbrigens ließe sich das Monopol sehr wohl stückweise einführen. Wenn man zunächst mit dem Roytabakmvnopot begönne und Fabrikation wie Handel vor- (Fortsetzung in der Beilage.) Indem wir auf das iu unserer heutigen Nummer befindliche Inserat des bekannten Damenmäntelgeschäfts von Rei»h»IS Ulbricht in DreS-en, Marienstraße 24 Hinweisen, können wir nicht unterlassen, unsere Leser noch ganz besonders mit einigen Worten auf diese Firma aufmerksam zu machen. — Wer in der Lage ist, sich oder einem der Seinigen ein Winter stück kaufen zn müssen, der nehme, wenn er es noch nicht kennt, das dortige Geschäft in Augenschein und sicherlich wird er alles von uns Gesagte bestätigt finden. — Alle Größen, alle Fanons, überhaupt Alles was jetzt modern ist, ist da zu finden. Daß aber neben dieser großen Auswahl auch eine Waare geboten wird, die ohne Tadel, möchten wir schon deshalb behaupten, weil das Geschäft seit seinem zehnjährigen Bestehen nnr immer mehr und mehr an Renommö und Zuspruch gewonnen hat, wie wir aus eigener Erfahrung wissen. — Besonders hervorhcben möchten wir den Hauptartikel dieses Jahres, *die ganz anschließenden Paletots, die sich wegen ihres ausgezeichneten Schnittes vorzüglich für junge Damen eignen. Die Ulbricht'schen sitzen wie „angegossen!" Darunter sind wunderhübsche reinwollene Sachen in hell, die statt 24—30 M. mit 15 M. abgegeben werden. — Nur hinten anschließende Paletots und Jaguetts, die sich wieder für Dienstboten rc. als Weihnachtsgeschenke eignen, sind in ebenfalls großer Auswahl und sehr billig zu haben. Die Regenmäntel für Damen und Kinder, die dieses Geschäft fabricirt, sind so bekannt, daß jedes Wort überflüssig wäre. Auch Kinder-Paletots sind in jeder Größe vorhanden. — Ehemänner aber, die ihren Gattinnen eine recht besonders große Weihnachtsfreude machen wollen, seien auf folgende zwei eleganten Kleidungsstücke hingewiesen: 1) Der Hamilton-Radmantel, das leichteste, wärmste, bequemste und immer modern bleibende Kleidungsstück. Warm wie Pelz und weich wie Federn ü Stück 75 M. 2) Plüsch-Paletots und Havelocks von der feinsten existirenden Waare. Mit Futter 90—110, mit Wattirung 140—180 M. in schwarz und braun. Dieser Plüsch wird auch nach Maß pro Mtr. 33 M. abgegeben, v. tt. G WWWWWW vD Usokler- kolstsrrrrökLlkAkriL, ALeisser», I'leiselierKasse 298, E empfiehlt sein anerkannt größtes W aller Arten Tischler- und Polstermöbel d U in nnr selbstqefertigter Waare, I sowie sein reichhaltiges Spiegel- und Nohrstuhl-Äager bei prompter und reeller Bedienung W> LL' geneigter Beachtung. 'M A «