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Pulsnitzer Anzeiger Anzeiger Ohorner MM, täglich S—0 Uhr nachmittags. Preise und Nachlaßsätz« tet Wiederholungen nach Preisliste Nr. 0 — Für das Erscheinen von Anzeigen in bestimmte« Nummern und an bestimmten Plätzen keine Gewähr. Anzeigen sind an den Erschetnuugetagrn bi« vor». 10 Uhr aufzugeben. — Geschäftsstelle: Nur Abolf-Hitler-Straß« 1 — gernruf nur SSt. Dies« Zeitung erscheint täglich mit Ausnahme der gesetzlichen Sann- «ch geirrt«?». «eplgSpret»: »et Abholung 14 tägig 1.— NM., frei Hau» 1.10 RM. etnscht W tch.1I Pf. Trägerlohn. Postbezug monatl. 2.S0 NM. Die Behinderung der Lief«««? rechtfertigt keine« Anspruch auf Rückzahlung des Bezugspreise«. ZeitungSauSgade fär Adhaler Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Der Pulsnitzer Anzeiger ist das zur Veröffeutlichuug der amtliche« Bekauutmachungen des Landrates z« Kamenz, der Bürgermeister zu Pulsnitz und Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt «ud e«thült Bekauutmachnuge« des Amtsgerichts Dulsnitz sowie des Finanzamtes z» Kamenz Nr. 68 Freitag, den 21. März 1941 93. Jahrgang Ein riesiges Flammenmeer Zerstörungen schwerster Art im Londoner Hafen- und Industrieviertel Nach den bisher vorliegenden Meldungen hat der Eroß- angriss, den die deutsche Luftwaffe in der Nacht zum 20. März gegen London durchführte, in den Zentren des Hafen- und In dustrieviertels Zerstörungen schwerster Art angerichtet. Besonders wirksam wurden die Royal-Albert- und King- Eeorae-V.-Docks mit Bomben aller Kaliber belegt. Die in dem berühmten Themsehufeisen gelegenen massierten Hafen- und Speicheranlagen lagen im Mittelpunkt des deutschen Angriffes. Zahllose Brandbomben, die azls diesen Abschnitt des Hafenge bietes niedergingen, erzeugten ein Flammenmeer, das jede Em- zelbeobachtung unmöglich machte. Mehrere Gasometer explodier ten mit gewaltigen Stichflammen. Aus der Themse trieb ein brennendes Schiff wie eine lodernde Riesenfackel. Unter der Ueberschrift „Furchtbare Bombennacht in London — Schwerster Angriff des Jahres" meldet der Londoner Korre spondent von „Aftonbladet", die britische Hauptstadt habe soeben die schlimmste Nacht des Jahres erlebt. Selbst das stärkste Ab wehrfeuer habe die deutschen Kampfmaschinen nicht daran bin dern können, unablässig ihre Kreise über London zu ziehen. Während man versuchte, die in großen Mengen abgeworsenen Brandbomben zu löschen, sei ein wahrer Regen von Spreng, bomben niedergegangen. Es wurde, so teilt der Berichterstatter weiter mit. großer Materialschaden angerichtet, Feuersbrünste brachen aus. Zwei Saswerle in Flammen aulgegangen London veröffentlicht durch das britische Luftfahrt- und Sicherheitsministerium am 20. März, daß der in der vorausae- gangenen Nacht erfolgte Großangriff sehr starker deutscher Kampfoerbände sehr heftig war und gibt zu, daß große Schäden an öffentlichen Gebäuden und Verkehrseinrichtungen hervorge rufen worden sind. Das Gaswerk Beckton sowie ein weiteres Gaswerk ostwärts des Themse-ll-Boaens sind in Flammen auf gegangen. Außerdem sind schwere Schäden in den Western-Docks entstanden. Nachrichten aus den USA zufolge ist der deutsche Luftan griff aus Rüstungsbetriebe von Hull der heftigste gewesen, den diese wichtige Hafenstadt bisher erlebt hat. Amerikanische Be- obachter melden, die deutschen Bomben seien so zahlreich herab- aeprasselt, daß man den Eindruck gehabt habe, als verschwinde die Stadt vom Erdboden. Sämtliche Flugzeuge unversehrt zurüügelehrt Bon dem Großangriff aus London in der Nacht zum 20. März, an dem. wie der Bericht des Oberkommandos der Wehrmacht bereits gemeldet hat. sehr starke Kampsoerbände der deutschen Luftwasfe beteiligt waren, sind sämtliche Flugzeuge unversehrt in ihre Flughäfen zurückgekehrt. Britische Illusionen jäh zerplatzt Die Inkraftsetzung des Engiandhilsegesetzes ist von der britischen Agitation benutzt worden, um in der Insel- bevölkerung neue Sicherheit hervorzurufen. Die wahren Hintergründe der Hilfe aus Amerika sind dabei dem eng lischen Volke wohlweislich verschwiegen worden. Tat sächlich aber ist diese ganze Aktion, woraus heute die Agenzia Stefani nachdrücklichst hinweist, nur ein Raubzug, bei dem die Plutokratie der Vereinigten Staaten von Eng land möglichst viel erben will. Im Zuge der Stimmungs- vmache wurden dann auch noch geheimnisvolle Ankündi gungen über neue Luftschutz Maßnahmen ge macht, wobei versichert wurde, daß in dieser Situation die englische Bevölkerung endlich jedeFurchtvor Bom bardements verloren habe. Aber, wie schon so oft in der Vergangenheit, so sind auch jetzt wieder alle Illusionen, die in den britischen Hirnen spukten, von der Gewalt der harten Tatsachen jäh zerplatzt. Verbände der deutschen Luftwaffe, von denen der OKW.-Bericht sagt, daß sie sehr stark waren, unternahmen einen Angriff auf die Hafen- und Dockanlagen sowie auf das Industrie- viertel der britischen Hauptstadt. Sechs Stunden hindurch donnerten die Motore der deutschen Flug zeuge über London, krachten Sprengbomben aller Kaliber, regneten Brandbomben hinab, kündeten gewaltige Feuers brünste von der Wucht des deutschen Angriffs! Lebenswichtige Werle getroffen Angesichts der Härte dieses neuen Schlages der deut schen Luftwaffe haben sich dieses Mal auch die Briten da- zu bequemt, die Schwere des Angriffs zuzugeben. Die Reuter-Agentur bezeichnete so den Angriff als „d e n , heftigsten feit dem letzten Sonntag des Balten Jahres". Einige Stunden hindurch seien „Zehntausende von schweren Bomben und Brandbomben aus London herabgeregnet". Die Feuerwehr habe die ganze Rächt zu tun gehabt. Nach Reuter sollen mehrere hundert Bomber an dem Angriff teilgenommen haben. Aehnlich bezeichnet ein Bericht des britischen Nachrichtendienstes die >n London angerichteten Schäden als „beträchtlich", und ein amtlicher Bericht gesteht sogar ein, daß „an einigen Punkten lebenswichtige Werke getroffen" sind. Wer die Taktik der britischen Berichterstattung kennt, weiß, daß damit der deutsche Angriff von durch schlagender Wirkung gewesen sein muß. Haben >vir nicht nach den Angriffen auf Liverpool und Glasgow in einer ersten Mitteilung gelesen, daß „n u r leichte Schäden" verursacht worden seien? Jetzt aber aören wir aus England, daß es bei den Angriffen auf Liverpool und Glasgow in jeder Stadt immerhin etwa u> o Tote und 800 Schwerverletzte gegeben hat. Wo London also von leichten Schäden spricht, wird damit ein Ereianis umschrieben, das ein Vernich ¬ tungswerk größten Ausmaßes einschließt. Wie viel größer aber muß die Zerstörung da sein, wo sich die Briten selbst zu Eingeständnissen bequemen! Die Verant wortung für diese Zerstörung aber hat die britische Re gierung zu tragen, weil sie es war, die den Krieg gewollt und die alles getan hat, um den Konflikt auszuweiten und auszudehnen. Angriffsziele vei guter Erdsicht Nar ausgemacht Wie in Ergänzung der Mitteilung des Oberkomman dos der Wehrmacht berichtet wird, konnten die angreifen den deutschen Kampsverbändc die befohlenen Angriffsziele bei guter Erdsicht klar ausmachen. Schon nach der ersten Stunde der Angriffe waren in den Werft- und Dockanlagcn und in einem Industrieviertel zahlreiche Brände ausge brochen, die den folgenden Wellen die Rich- tung wiesen. Auch die Berichterstatter der New- Yorker Presse lassen keinen Zweifel darüber, daß die Zer störungen vor allem in den Londoner Docks, in den Lager häusern und Vorratsspeichern sowie in den Werken der um London massierten Rüstungsindustrie außer ordentlich schwer sind. ErMriinde und heftige Explosionen Alle deutschen Flugzeuge vom Angriff auf Hull zurückgekehrt Der in der Nacht zum !9. März durchgeführte Angriff aus Hull Hal größte Schäden in den kriegswichtigen Anlagen der Stadt hervorgerufen. Drei Grotzbrände wurden im Nordosten der Stadt beobachtet. Heftige Explosionen mit nachfolgenden Bränden entstanden ferner in Dock- und Lager- Häusern des Hafcngeüietcs. Rasch um sich greifende Feuer mit starker Rauchentwicklung lasten darauf schließe«, daß bei den Angriffen einige der großen Oelmühlen und Ge treidespeicher Bombenvolltrcffer erhielten. Von diesem mU .einigen hundert Flugzeugen in rollendem Einsatz durch- gcführten Angriff, der über fünf Stunden andauerte, lehrten alle Flugzeuge zu ihren Heimathäfen zurück. Churchill will Bungalows bauen Um die durch Lustangrisse obdachlos Gewordenen aufzu- nehmc», sollen in Großbritannien, wie der Londoner Nach richtendienst meldet, sogenannte Bungalows gebaut wer den. Diese Bungalows sollen wasser- und schalldicht sein. Es soll dabei kein Holz oder anderes knappes Material verwendet werden. Ob der Bau dieser Bungalows noch rechtzeitig durchgesührt werden kann, ist zweifelhaft. Englilche »randdomben aul Dänemark Wie Ritzaus Büro meldet, haben englische Flugzeuge in der Nacht zum Mittwoch Teile Dänemarks überflogen. Es wurden einige Brandbomben abgeworsen, die jedoch nur sehr geringen Schaden anrichteten. Auf der Insel Fünen wurden auf einem Bauernhof einige Scheiben zerschlagen nnd eine Kuh getötet. DasLondonerHafengebiet Eigentliches Londoner Hafengebiet beginnend bei London* Bridge. Dies ist die älteste und erste der Londoner Brücken. Ausdehnung bis Gravesend und bei der Themse-Mündung. Insgesamt sind die Hafenanlagen rund 40 Kilometer lang (im engeren Sinne bis zur östlichen Grasschaftsgvenze auch noch 10,5 Kilometer). Londoner Hafen dreifache Bedeutung: als Export-, Im port- und Umschlaghafen. Menge, Verschiedenheit und Wert hier aus allen Teilen der Welt zusammenkommender Waren — in normalen Friedenszeiten — ungeheuer. Ettoa ein Drittel des gesamten englischen Imports und ein Viertel des Exports über London. Wichtigste gehandelte Produkt«: Wolle, Korn, Fleisch. Leder, Pelze, Zucker, Alkohol, Holz, Kaffee, Kakao und Toy, Tabak, Gummi, Gewürze, und.sämtliche landwirtschaftliche Produkte neben einer starken industriellen Rohstoffeinsuhr. (Besichtigung von Häfen und Docks übrigens auch im Frieden nicht allgemein frei.) Hafenanlagen bestehen vor allem aus Dockanlagen auf beiden Themfeufern. Die wichtigsten: St. Catharine-Docks für Schiffe mit Tiefgang bis zu 6 Meter, London Dock, Westindia-Docks, Dillwall-Docks (hier werden etwa zwei Fünf tel Les gesamten in London eingeführten Getreides ausge laden), Eastindia-Docks sowie die größten Docks der Welt; Rohal Victoria, Albert und King George V.-Docks, die mit einander in Verbindung stehen. Schließlich Tillbury-Dvcks — diese als wesentlichste. Rund um diese Docks zahllose große- Lagerhäuser und Speicher. London besitzt mehrere besondere große Oelbunkerstativnen, darunter besonders erwähenswert Thameshaven, eines der größten Oellager der Welt. Thameshaven liegt am Rordufer Ler Themse und gleichzeitig an mehreren wichtigen Eisenbahn strecken zur Küste: in unmittelbarer Rähe große Sprengstoff- sabriken, zum größten englischen Lhemietrust, der Imperial Chemical Industries Ltd., gehörig. 2n den letzten Jahren sind aber im Zuge der Aufrüstung um ganz London, nicht nur am Ostrande, zahlreiche Großbetriebe, vor allem für Rüstungs aufgaben entstanden. Wichtigste, London vorgelagerte Kriegshäfen: Sheerneh« Chatham, Hauptflugplätze um London neben Croydon, Horn- church, Hendon, Northolt, etwas weiter entfernt, südwestlich. Farmborough. Tag der Wehrmacht — Tag der Treue! 22. und 23. März 1941 England; SchWml U schwerer Krise England muß aus USA-Werften reparieren Wie der USA.-Marineminifter Knox in einer Pressekonfe renz erklärte, hat die britische Regierung vor drei Tagen den offiziellen Antrag gestellt, britische Kriegsschiffe auf amerika nischen Werften reparieren zu lassen. Diese Mitteilung von Knox läßt die Krise des englischen Cchiffsbaues in ihrer ganzen Schärfe erkennen. Der riesige Be darf an Neubauten für die Kriegs- und Handelsflotte, die Ver stopfung der Docks durch die beschädigten und durch Brand zer- störlen Handelsschiffe, der Facharbeitermangel und vor allem die verheerenden Wirkungen der deutschen Luftangriffe aus die enqlischen Werst- und Dockanlagen haben dazu geführt, daß der britische Schiffsbau den Forderungen des Krieges allein nicht mehr gewachsen ist. Wie Reuter meldet, wurde in einer Geheimsitzung des Unterhauses bei einer Besprechung über die Lage der Handels marine wieder einmal heftige Kritik an den Schiffahrtverant- wortlichen geübt und auf die Ernennung jüngerer Kräfte ge drängt. Nach Associated Preß wurde dabei eine Besprechung über die Bedingungen des amerikanisch-britischen Zerstörerhan dels gegen Flottenbasen verlangt. Schließlich gibt der Londoner Nachrichtendienst bekannt, oaß Churchill in einer Geheimsitzung des Unterhauses versprach, der Staatshaushalt solle noch vor Ostern besprochen und oerabschie del werden. Das genaue Datum werde in einer Eeheimsitzung bekanntgegeben. . Werfen schon die angeschnittenen Probleme ein bezeichnendes Licht auf Englands Lage zur See sowie auf seine Finanznöte, so wird die wachsende Unsicherheit und Verzweiflung der briti schen Kriegsmacher völlig klar durch die Tatsache, daß alle diese Besprechungen hinter verschloßenen Türen stattfanden. Churchills Spiel muß verteufelt schlecht stehen, wenn er durch Eeheimsitzungen ängstlich zu verhüten sucht, daß die Oeffentlich- keit einen Blick in seine Karten werfen könnte.