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Erscheint wöchentlich drei Mol und zw«r Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Pormittag). AbonnementspreiL beträgt vierteljährlich l Mark 20 Ps. I>r!snnmvi anäa. ÄiijtiM für Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit io Pst, unter „Eingesandt" mit 20 Pst berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stadtgemeinderalh, den Kirchen-- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 13.Donnerstag, den 29. Januar I88V. 5. Jahrg. Oeffentttche Sitzung -es Sta-tgemein-eraths zn Zwönitz Freitag, den 30. Januar o., Nachmittags 6 Uhr, im Verhandlungssaal des Nathhauses. Tagesordnung ist am Verhandlungstage von Vormittags 9 Uhr an in der Hausflur des Rathhauses öffentlich ausgehängt. Bekanntmachung. Nach 8 2 des hierorts bestehenden Regulativs über Erhebung der Hundesteuer ist bis zum 20. Januar eines jeden Jahres die Hundesteuer uneriunert zu bezahlen. Da eine größere Anzahl hiesiger Einwohner dieser Verpflichtung noch nicht nachgekommen ist, so wird hierdurch nochmals an die sofortige Bezahlung der Hundesteuer erinnert. Wer am 31. d. M. noch in Rückstand verblieben, hat sich nach Befinden der ungesäumten executivischen Beitreibung zu gewärtigen. Zwönitz, am 27. Januar 1880. Der B ü r g e r m e i st e r. Schönherr. Tagesgeschichte. Deutschland. Officiös verlautet, daß die Verhandlungen mit Oesterreich-Ungarn wegen eines definitiven Zoll- und Handelsver trages in kürzester Zeit wieder ausgenommen werden sollen. — In der Angelegenheit des in Südamerika beschlagnahmten deutschen Privatdampfers „Luxor" hat die Neichsregierung ihren festen Willen kundgegeben, auf die Freigabe des Schiffes zu bestehen. Sie wird dabei durch die österreichisch-ungarische und die englische Regierung unterstützt, welche ihren Vertretern in Südamerika den Auftrag ge geben haben, die Schritte ihres deutschen College» zu unterstützen. Denn die Beschlagnahme des Dampfers durch den höchsten Gerichts hof in Lima wird als eine dreiste Verletzung des Völkerrechts be trachtet. Nach Nachrichten aus Panama vom 14. d. M. soll der „Luxor" bereits freigegeben worden sein. Berlin. Kaiser Wilhelm ertheilte am Montag dem abbcrufenen russischen Botschafter Oubril Abschiedsauoienz. Saburoff, der neue Botschafter, ist am Montag früh in Berlin eingctroffen. — Der Reichskanzler Fürst Bismarck ist Montag von Varzin in Berlin eingetroffen. Mau erwartet nicht, daß der Fürst direct in die parlamentarischen Verhandlungen eingreifcu wird, indessen darf man sich schon von seiner Anwesenheit in Berlin einen fördernden Einfluß auf die Kaminerarbeiten versprechen, wie denn dieselbe auch in gewissen und großen Fragen für die Verständigung mit den Par teien zweifellos von Vortheil sein wird. — Die neue Militär-Vorlage bildet den hervorragendsten Theil der Besprechung des In- und Auslandes. Die Biehrzahl der Blätter benrtheilt die Vorlage in durchaus sachgemäßer und besonnener Weise. Unsere liberalen und conservativen Blätter begegnen sich in gleichem Patriotismus und erkennen die Nothwendigkeit der Erhöhung des Heeres an und «rachen auch selbst gegen die abermalige Bewilligung des Militär-Etats für 7 Jahre keine Opposition; die Blätter des Centrums verhalten sich abwartend, während die fortschrittlichen Or gane in gewohnter Weise gegen den Entwurf Sturm laufen. Oesterreich-Ungarn. Die Verhandlungen mit Serbien wegen des durch den Berliner Vertrag stipulirten Handelsvertrages nehmen endlich einen beschleunigteren Gang an. Eigenthümlich ist dabei, daß, während alle übrigen Parteien in der Frage fest zur Negierung stehen, die Czechen den serbischen Standpunkt vertheidigeu. Dafür erwerben sie sich natürlich den Dank Rußlands. — Die Pester Slraßentumnlte sollten am Mittwoch im ungarischen Abgeordneten hause besprochen werden. Ministerpräsident Tisza hat den Antrag auf Besprechung bekämpft. Tisza selbst soll vor wenigen Tagen ge äußert haben, er wünsche nur noch eine ehrenvolle Niederlage, um dann zurücktreten zu können. Frankreich. Die Verhandlungen, welche von zwei Gruppen der Republikaner behufs Gründung einer großen republikanischen Partei gepflogen wurden, können als gescheitert betrachtet werden. Die „republikanische Vereinigung" hat nämlich beschlossen, daß allen Republikanern der Eintritt in die Partei gestattet werden solle, und damit fiel das ganze Projekt in's Wasser. England. Wie bereits kurz gemeldet worden, ereignete sich am 21. d. ein furchtbares Unglück in der Kohlenzeche Fair-Lady zu Apedale, zwischen Newcastleunder-Tyne lind Coewe (Eigrnthum der Lewcett-Coal- u. Jron Compagny) durch eine Explosion schlagender Wetter. Um 8 Uhr Morgens stiegen etwa 75 Bergleute in den Schacht hinab; Vs Stunde später erfolgte die Explosion. Rettungs mannschaften begaben sich sofort nach dem Schauplatze der Katastrophe, wo sich die schlimmsten Befürchtungen verwirklicht hatten. Einige Bergleute wurden noch lebend angetrosien, aber in so verbrannten nnd verstümmelten Zustande, daß alle Hoffnung auf ein Wiederauf kommen aufgegcben wurde, und es kau« keinem Ziveifel unterliegen, das mindestens 70 Menschen ihr Leben verloren haben. Die an's Tageslicht geförderten Leichen waren bis zur Unkenntlichkeit ver stümmelt; eine war kopflos, andere zu Zunder verbrannt. Die Wenigen, die lebend an's Tageslicht gefördert wurden, verschieden rasch. Tie Ursache des Unglücks ist noch nicht genau ermittelt; aber mau glaubt, sie sei der gashaltigen Natur des Kohlensaumes zu zuschreiben. Spanien. Der Vcrtheidigcr des Attentäters Otero beantragte, daß Sachverständige mit der Untersuchung des Geisteszustandes des selben betraut würden. Der Untersuchungsrichter hat diesem Anträge Folge gegeben. Die Sachverständigen erklären nun, daß Otero ganz verständig sei und einen hohen Grad von Verschmitztheit rind Energie besitze. Der Untersuchungsrichter ließ ferner konstatiren, daß die erste Kugel vor den, Kopfe der Königin vorbei in die Luft ging, während die zweite Kugel das Mauerwerk des königlichen Palastes beschädigte. Türkei. Der englische Botschafter Layard unterhält aus seine» Bibelconflicts-Batterien das Feuer und kämpft mit Savas Pascha um das der Polizei zusteheude 'Recht, jeden bei der Verübung eines Verbrechens auf frischer That ertappten Ausländer zn verhaften und alle etwaigen Belastnngsstücke mit Beschlag zu belegen. Unter dessen hat auch der sranzösische Botschafter den Kampf gegen die Pforte eröffnet, und jetzt droht der Pforte von Paris direct her ein gewitterschwangcres Wölkchen. Dort haben 3000 Besitzer türkischer Fonds die Unterstützung des Staatsoberhauptes der französischen Republik gegen das finanzielle Abkommen der Pforte mit den Bauqiers von Galala angerufeu. Tie drängenden Gläubiger erklären Grovy, daß sie im Falle der Verweigerung dieser Unterstützung die Einsetz ung einer auf Grund des Berliner Vertrages zusammenberufenden internationalen Commission beantragen werden, um ihre thatsächlich verletzten Interessen zu wahren.