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Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung fiir die Stadt und de« Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohom Zeitung erscheint täglich mit, Ausnahme der gesetzliche« Sonu- und Feiertage. Ler Bezugspreis beträgt bei Abholung wöchentlich 45 Rpf., bei Lieferung frei Hau« M Rpi. Postb-Mg monatlich 2L0 RM. Im Falle höherer Gewalt ober sonstiger ««riebSstörungen ha» der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder u Bezugspreises. — Preise und Nachlaksätze Lei Wiederholungen nach retSltste Nr. 8 — Für das Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummern und an bestimmten Plätzen keine Gewähr. Anzeigen stad an deu ErfcheiuungStagen "E- 1V Uhr aufzugeben. - Verlag: Mohr L Hoffmaun. Druck: Karl Hoffmann Gebrüder Mohr. Hauptschriftletter: Walter Mohr, Pulsnitz; Stellv.: Walter Hoffmaun, PulSuch. Verantwortlich für den Heimatteil, Sport u. Anzeigen Walter Hoffmann, PuLnttz; für Politik, Bilderdienst und den übrigen Teil Walter Mohr, Pulsnitz. D. A. IX.: 2M0. Geschäftsstellen: Albertskatze 2 und Adolf-Httler-Straße 4. Fernruf »8 und SSO ^er Pulsnitzer Anzeiger ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast M Käme«), das tadtrates zu Pulsnitz und des Gemernderates zu Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amts ¬ gerichts Pulsnitz, sowie des Finanzamtes z« Kamenz 88. Jahrgang Nr. 246 Dienstag, den 20. Oktober 1936 Verordnung «iss kükrsrs Hermann Göring mit der Durchführung des Bierjahresplanes beauftragt Der F ü h r e rmn dReichkanzler hat ffolgende Verordnung erlassm: „Verordnung zur Durchführung des Vierjahrrsplanes. V o m A 8. Oktober 1 936. „Die Verwirklichung des von mir auf dem Parteitag der Ehre verkündeten neuen Vierjahresplanes erfordert eine einheitliche Lenkung aller Kräfte des deutschen Volkes und die straffe Zusammen fassung aller einschlägigen Zuständigkeiten in Partei und Staat. Die Durchführung des Vierjahrcsplanes übertrage ich idem Ministerpräsidenten Generaloberst Göring. Ministerpräsident Generaloberst Göring trifft die zur Erfüllung der ihm gestellten Aufgabe erforderlichen Matz- nahmen und hat soweit die Befugnis zum Erlaß von Rcchtsverordnungen und allgemeine» Verwaltungsvor schriften. Er ist berechtigt, alle Behörden, einschließlich der obersten Neichsbchörden, und alle Dienststellen der Partei, ihrer Gliederungen und der ihr nngcschlossenen Verbände anzuhörcn und mit Weisungen zu versehen. Berchtesgaden, den 18. Oktober 1936. Der Führer und Reichskanzler (gez) Adolf Hitle r." Ms der Führer in Nürnberg die großen Ideen des neuen Vierjahresplanes verkündete, als er die Grundsätze entwarf, die dem deutschen Volk eine neue wirtschaftliche Lebensbasis geben werden, da erklärte er: „Die Ausfüh rung wird mit nationalsozialistischer Energie und Tatkraft erfolgen.'" Energie und Tatkraft, sie waren das Geheimnis der nationalsozialistischen Erfolge, sie werden es auch künftig bleibenl Ebenso wie damals, als der Führer seinen ersten Vierjahresplan verkündete, so folgt auch diesmal der gro ßen Planung die zielbewußte Durchführung unmittelbar auf dem Fuß. Nach alten und bewährtem Grundsatz des Nationalsozialismus ist einem Mann die Ausgabe und die Verantwortung übergeben worden; einem Mann frei lich, der seine Entschlossenheit und Tatkraft nicht erst bewei sen braucht. . Generaloberst Göring hat als Nationalsozialist und alter Getreuer des Führers schon manche große staatsmän nische Aufgabe sowohl vor der Machtübernahme wie nachher mit der ganzen Kraft seiner Persönlichkeit in Angriff ge nommen und gelöst. Nunmehr ist er vom Führer erneut in einer entschei- dend-en Frage der deutschen Zukunft an ver antwortungsvollster Stelle eingesetzt worden; denn es ist eine große Aufgabe, die Hermann Göring übertragen wurde. Der nationalsozialistische Gedanke von der Arbeitsgemein schaft der Nation, der in dem vergangenen Jahr in Deutsch land zum Leben erweckt worden ist — jetzt wird er unter entschlossener Führung und unter zielbewußtem Einsatz der Kräfte in der entscheidungsvollsten Frage der deutschen Zu kunft seine Bewährungsprobe abzulegen haben. Wir wissen es: Auch dieses Ringen, das Ringen um den neuen Vierjahresplan, wird wieder ein Sieg werden; ein Sieg vor allem aber auch deshalb, weil das deutsch« Volk mit starkem Vertrauen dem Führer und seinem Beauf tragten Hermann Göring ein lebendiger Helfer fein wird bei dem Werk, das wiederum dem Wohle und der Lrast der Ration dient. Nicht umsonst find die Nationalsozialistische Partei und ihre Gliederungen in der Verfügung des Führers besonders genannt und hervorgehoben: Sie, die politische Führungs- organisation der deutschen Nation, wird in vorderster Front stehen beim Kampf für dieses Werk, sie wird stolz und freu- dig ihrem alten Vorkämpfer und Frontaenossen, dem Natio nalsozialisten Hermann Göring, helfen, die ihm vom Führer übertragene nationalsozialistische Aufgabe zur Tat werde« zu lassen. Wieder ist ein Ruf an Deutschland ergangen und wie der wird unser deutsches Volk zeigen, daß es ihn hört. Es wird mit Disziplin, mit Tat und Einsatz dem Führer für seine große Idee und ebenso für seine energischen und ziel bewußten Entschlüsse Dank sagen. Besuch des Grafen Ciano Gast der Reichsregierung Der italienische Außenminister Gras Eiano wird am heutigen Nachmittag als Gast der Reichsregicrung zum Besuch des Reichsaußenministers Freiherrn von Neu rath in Berlin eintreffen. In Begleitung des italienischen Staatsmannes befinden sich der Generaldirektor für die europäischen Angelegenheiten, Gesandter Buti, der Gene raldirektor für die allgemeinen Angelegenheiten, Gesand ter Graf Vitetti, der Generaldirektor für den Dienst der ausländischen Presse, Eomm. Grazzi, sowie der persönliche Referent des Außenministers, Comm. Anfuso. Im Anschluß an einen mehrtägigen Aufenthalt in der Reichshauptstadt wird sich Graf Ciano nach Süddeutsch land begeben, um einer Einladung des Führers und Reichskanzlers zu folgen. * Graf Galeazzo Ciano del Conti di Cortellazzo wurde als Sohn des Admirals und Staatsmanns Grafen Constanzo Ciano in Livorno am 18. März 1903 geboren. Er studierte in Rom Rechtswissenschaften und trat dann 1925 in den diplo matischen Dienst ein; hier war er zunächst in Rio de Janeiro und dann in Buenos-Aires tätig. Nachdem er sich im Mai 1930 mit Edda Mussolini, der ältesten Tochter des Duce verheiratet hatte, ging er nunmehr als Generalkonsul nach Schanghai. Diese Stellung hatte er während der bedenklichen chinesisch-japanischen Auseinandersetzungen inne. Als damals die Familien der fremden Diplomaten zu ihrem Schutz auf Kriegsschiffe gebracht wurden, weigerte sich Edda Ciano, die unterdessen zwei Kindern das Leben gegeben hatte, ihren Ggtlen zu verlassen und blieb in der gefährdeten Stgdh Wäh rend der Beschießung Schanghais spielte sie mit ihrem ältesten Kinde Karten. Im Jahre 1933 nahm Graf Ciano als Mitglied der italie nischen Delegation an der Weltwirtschaftskonferenz in London teil. Als Mussolini im Juli 1934 ein Pressebüro neu errichtete, das in enger Verbindung mit den Ministerien des Aeutzeren und des Inneren arbeiten sollte, berief er seinen Schwiegersohn an die Spitze dieses Büros. Wenige Monate später ernannte er ihn zum Unterftaatssekrelär für Presse und Propaganda. Mit der Erhebung des Büros zu einem besonderen Ministe rium wurde am 25. 6. 1935 Graf Ciano zum Minister er nannt. Im August 1935 meldete sich Graf Ciano freiwillig in seiner Eigenschaft als Fliegerhauptmann der Reserve an die abessinische Front. Dort zeichnete et sich als Führer eines Bombengeschwaders besonders aus. Am Tage vor dem Einmarsch der italienischen Truppen in Addis-Abeba, als die ses noch von abessinischen Truppen besetzt war, versuchte er mit seinem Flugzeug eine Landung auf dem dortigen Flug platz, konnte aber nur knapp mit durchlöchertem Tank wieder nach Dessie zurückkehren. Aber nicht nur als Flieger, sondern auch als Propagandachef mit seinem Sekretär de la Porta leistete Graf Ciano Wichtiges, indem es ihm gelang, den Ras Gugsa zum Uebenritt zu bewegen. Als Mussolini ain 9. Juni 1936 eine Umbildung seines Kabinetts vornahm, gab er das bisher von ihm selbst gesührte Außenministerium an seinen Schwiegersohn ab, indem er gleichzeitig den bisherigen Unterstaatssekretär des Auswär tigen, Suvich, zur Disposition stellte, bevor er ihn zum Bot schafter in Washington ernannte. Bedeutsame Wende Die italienische Presse zum Berliner Besuch Cianos. Zu der Reise des italienischen Außenministers Graf Galeazzo Ciano nach Berlin veröffentlicht der Direktor des „Giornale d'Italia" unter der Ueberschrift „Die europäische Politik an einer bedeutsamen Wende — eine politische Zusammenkunft" einen bemerkenswerten Aufsatz. Die Besprechungen des Grafen Ciano in Deutsch land, so heißt es dann, gingen von klar formulierten Vorsätzen aus und strebten konstruktive Ziele zur Verwirk lichung einiger fester Punkte in den Beziehungen der bei den Länder wie in den allgemeinen Beziehungen Europas an. Die Begegnung bezwecke weder Blockbildungen noch Einschüchternngsversuche, sie wolle eine Bekräftigung des Friedens sein, den Italien unter Aufbietung aller seiner produktiven Kräfte dem Imperium geben wolle und den Deutschland für die Fortsetzung seines gigantischen inne ren Aufbauwerkes benötige. Das halbamtliche Blatt untersucht dann die euro päische Lage. Die Rückkehr Belgiens zu einer klas sischen Neutralität werde weitgehende politische und auch juristische Rückwirkungen auf die internationalen Be ziehungen haben. Der Grundsatz des Locarnogedankens sei im Begriff, Schiffbruch zu erleiden. Auch das Völkerbundsproblem, soweit es die durch den Sanktionsartikcl gesicherte kollektive Sicherheit betreffe, habe sich, so führt das Blatt dann aus, erneut verschärft. Die Stellung Deutschlands und Italiens dem Völkerbund gegenüber weise heute ebenfalls eine innere Verwandt- Graf Ciano. (Wagenborg-Archiv.) schäft auf. Deutschland habe den Völkerbund endgültig verlassen, Italien habe seine Mitarbeit de facto, wenn auch noch nicht de jure eingestellt. Das Fernbleiben beider Großmächte gehe aus die gleiche Art von Gründen zurück, nämlich auf eine nnaus- rottbare Verständnislosigkeit des Genfer Instituts fiir die Lcbcnsiutcrcssen beider Staaten. Diese Verständnis losigkeit bestehe weiter und habe sich sogar noch verschärft. Weitere Elemente der europäischen Unordnung seien in den Ereignissen in Spanien und in dem lärmenden Auf treten Svwjetrußlands im Londoner Nichteinmischungs- komltec sowie in der immer mehr um sich greifenden kom- mumstlschcn Zersetzung und in dem Versuch zu sehen, den Klasscniampf, der in Italien, Deutschland und anderen Landern zum Glück ihrer Völker ausgerottet worden sei,