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WsmtzerMckeiMN kernkpreclie? kp. ir Erscheint Dienstag, Donnerstag und Sonnabend. Im Falle höherer Gewalt - Krieg oder sonstiger irgend welcher Störung des Betriebes der Zeitung oder derBeförderungseinrichtungen - hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lie ferung oder Nachlieferung der Zeitung oder : ans Nt-ckzahlung des Bezugspreises. : Bier!e jähnich M 2 30, bei freier Zustellung; bei Abholung oierteljährl. M2.—.monatl. 70 Pf., i—> du^ch die Post bezogen M 2.40 : veM-AeiW mii> zeikuili Blatt i veIegp.-8-l'.: rvocfienblatt Pulsnit» des Amtsgerichts und des Ttadtrates z« Pnlsn Postscheckkonto Leipzig 24127 Inserate sind bis vormittags 10 Ub" aut, w geben. Die sechsmal gespaltene Petitze..« (Mosse's Zeilenm. 14) 25 Pf., im Bezirke der Amtshauptmannschaft 18 Pf. Amtliche Zeile 85 Pf-, außerhalb des Bezirks 65 Pf., Reklame : 60 Pf. Bei Wiederholungen Rabatt, r—i Zeitraubender und tabellarischer Satz mit 25 Aufschlag. Bei zwangsweiser Einziehung der Anzeigegebühren durch Klage oder in Kon- kurssällen gelangt der volle Rechnungsbetrag unter Wegfall von Preisnachl. in Anrechnung. fnss klon ÜMsHsiopililthllMipK llnlqnjst umfassend die Ortschaften Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Vollung,Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalde, Ohorn, Obersteina, Niedersteino, NMtvüiUtl jllt Voit NU!tOsju1ttll1vvv)irll vUlvililj Weißbach, Ober- und Niederlichtenau, Friedersdorf - Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein > Dittmannsdorf Druck und Verlag von E. L. Försters Erben (Inh. I. W. Mohr). Geschäftsstelle, Pulsnitz, Bismarckplatz Nr. 265. Schriftleiter: I. W. Mo hr in Pulsnitz. Nummer 138 Dienstag, den IS. November 1918. 70. Jahrgang Amtliche Bekanntmachung:» befinden sich auch auf der Beilage. Amtlicher Teil An das sächsische Volk! Das imperialistisch - militaristische System ist unter den Wirkungen des völker- mordenden und kulturvernichtenden Weltkrieges zusammengebrochen. Ein neues Zeitalter ist im Werden, indem sich der Uebergang von der kapitalistischen in die sozialistische Ge- ellschastsordnung vollzieht. Die Monarchie ist beseitigt. Die öffentliche Gewalt ist in die Hände der Arbeiter klasse Übergeoangen. Die Aufgabe dee neuen Negierung geht dahin, das Land über die großen Schwierigkeiten der gegenwärtigen Lage hinauszuführen, die demokratischen Errungenschaften sicherzustellen und wirtschaftliche Umgestaltungen nach sozialistischen Grund sätzen zu verwirklichen. Die Arbeiterklaffe braucht nicht nur politische Rechte, sondern ebenso die Befreiung aus ökonomischer Bedruckung, die in vollem Umfange nur der Sozialismus bringen kann. Die neue sächsische Regierung erstrebt die Beseitigung der veralteten bundesstaat lichen Verfassung und die Einordnung Sachsens in die einheitliche groß - deutsche Volks republik, an die auch Deutsch-Oesterreich seinen Anschluß vollziehen möge. Den einzelnen Teilgebieten des neuen Groß - Deutschland soll weitgehende Selbstverwaltung und Schutz der Kulturinteressen gesichert werden. Die Regierung will In Uebereir.stimmung mit der neuen Reichslntung wirken. Sofern Anordnungen der Reichslettung unseren Beifall nicht finden, werden wir unsere Auffassung dagegen geltend machen. Dir von der Reichslettung mit Gesetzeskraft erlassenen Verfügungen werden wir für Sachsen durch Vorschriften ergänzen, denen gleichfalls Gesetzes. Kraft zukommt. Die Arbeiter- und Soldatenräte, die Träger der revolutionären Be wegung, haben die Ausgabe, die sozialtftische Dolksregierung zu stützen und zu kontrollieren. Ihre Zuständigkeit in den einzelnen Orten wird ein unverzüglich zusammentretcnder Landesrat der Arbeiter und Soldaten umgrenzen. Mit Beendigung der Demobilmachung und mit Frirdensschlutz soll an Steile des stehenden Heeres die Dolkswehr treten. Die öffentliche Ordnung und Sicherheit wird gewährleistet. Die Beschränkungen im Vereins- und Dersammlungsrecht sind gefallen. Die Preßfreiheit ist im vollen Umfange gesichert. Die Gestndeordnung ist aufgehoben. An ihrer Stelle gelten die Bestimmungen des Bürgerlichen Gesetzbuches über den Dienstvertrag. Die Arbeiterschutzdestimmungen für gewerbliche Arbeiter und Arbeiterinnen, die bei Beginn des Krieges aufgehoben wurden, find wieder in Kraft gesetzt. Der achtstündige Maximalarbeilstag soll am 1. Dezember ds. Is. in Kraft treten Unternehmer, die dieser Vorschrift nicht Folge leisten, haben streng« Bestrafung zu gewärtigen. Um die Arbeitsgelegenheit zu steigern, läßt die Regierung in den einzelnen Der- waltungszweigen seststellen, welche Arbeiten unmittelbar in Angriff genommen werden können. Sie ist bemüht, Rohstoff« für die Ausnahme der Arbeit sreizumachen. Die Sicherstellung der Vvlksernährung ist in unserem Lande besonders schwierig. Die Regierung wird die Interessen Sachsens an Reichsstclle mit größtem Nachdruck vertreten. Sie wird mit den schärfsten Mitteln gegen unberechtigte Zurückhaltung von Lebensmitteln, gegen Wucher und gewerbsmäßigen Schleichhandel eintreten. Di» Wohnungsnot soll durch Bereitstellung von Wohnungen und durch schleunigen Bau neuer Wohnungen bekämpft werden. Die Trennung der Kirche vom Staat ist durchzusühren, den Rcligionsgemeine schäften wird volle Freiheit gewährt. Dis Schule ist von politischer und kirchlicher Bevor- munvung zu befreien. Die Volksschule ist unter fachmännischer Aussicht zur Einheitsschule auszugestalten. Bildungs und Kunstinstitute sollen gefördert werden. Krongut ist für staatliche Zwecke, insbesondere sür Dolksbilvungs- und Dolksgesundheitswesen zur Der- fügung zu stellen Die Verkehrsmittel, insbesondere die Eisenbahnen, sollen mit möglichster Be schleunigung auszebeffert und weiter ausgebaut werden. Die landwirtschaftliche Produktion bedarf der sorgsamsten Pflege zur Ueberwindung der ihr zugesügten Kriegsschäden. Die Rechtspflege ist zu modernisieren und zu demokratisieren. Es wird alsbald eine weitgehende Amnestie erfolgen, vornehmlich für Personen, die aus Notlage sich gegen Gesetze oder Kriegsoerordnungen vergangen Haden. Zur Deckung der Ausgaben find die großen Vermögen und Einkommen, vor allem die Kriegsgewinne, heranzuziehen. Die Beseitigung jedes auf Ausbeutung beruhen den Einkommens ist zu erstreben, desgleichen die Vergesellschaftung der dazu geeigneten kapitalistischen Unternehmungen in Landwirtschaft, Industrie, Handel und Verkehr. Derwoltungsrcformen grundsätzlicher Art bleiben vorbehalten. Für die Gemeinden ist volle Selbstverwaltung durchzusühren. Die bestehenden Gemeindevertretungen können zunächst im Amt bleiben. Für di« Erneuerung der Gemeindevertretungen werden nähere Anweisungen demnächst erfolgen. Für die bisher ungünstig besoldeten Beamten und Staatsarbeiter soll sobald als möglich zum Ausgleich der bestehenden Teuerungsverhältniffe eine gründliche Reform der Besoldungs- und Lohnverhältnisse erfolgen. Zur Ueberleitung aus dem Kriegs- zum Friedenszuftand und zum Neu aufbau des Wirtschaftslebens bedarf es des Aufgebots aller Kräfte. Vornehmlich haben die Organisationen der Arbeiterklasse ihr äußerstes einzusetzen, um der Schwierigkeiten Herr zu werden. Nur so kann das Gespenst des Hungers gebannt und eine bessere Zukunft angebahnt werden. Schwer ist die Not der Zeit. Jeder tue seine Pflicht. Ist die gefahrvolle Ueber- gangszeit überstanden, dann wird das deutsche Volk vermöge der unvergänglichen Kräfte, die in ihm leben, in demokratisch-sozialistischer Entwicklung sich zu neuer Blüte entfalten. Vorwärts! Aufwärts! Das Gesamtmiuisterium. DieBolksbeauftragteu Buck, Fleißner, Geyer, Gradnaue«, Sipiuski, Schwarz. Verteilung von Nahrungsmitteln. Dom Freitag, den 22. November d. I. ab kommen zur Verteilung: 1. auf Abschnitt 27 der allgemeinen (gelben) NSHrmittelknrte (Personen im Alter von über 4 Jahren) V, Pfund Marmelade und Pfund Gri«ß. 2. auf Abschnitt 29 der Kinder- (roten) Nährmittelkarte (Kinder chis zum vollendeten 4 Lebensjahr«) Pfund Marmelade und 1Pfund Grieß. 3. auf Abschnitt 11 der Alters-(weißen) Nährmittelkarte '/, Pfund Grieß. Kamenz, am 16 November 1918. Die Amtshauptmannschaft für den Kommunalverband. Der Arbeiter- und Soldatenrat. Die Forderungen der neuen Zeit. Die Säulen d«» alten Reicher find in wenigen Lagen zusamwengestürzt. Die Arbeiter und Soldaten Deutschlands haben durch ihr« »ilionersnchen Kräfte ein« Umwälzung herbeigesührt, »elche niemals rück- gängig gemacht werden kann. Da gilt es in groß- zügiger Weise und unter Ausschluß aller Engherzig leit und Gehässigkeit die großen Forderungen der neuen Zett zu erkennen. Diese Forderungen find all- gemeiner Natur und zwar auf die Erneuerung und Sicherstellung des neuen deutschen Staatswesens ge richtet, sie haben aber auch eine» durchaus aktuellen Charakter für die Lösung gewaltiger Aufgaben in der Gegenwart und für die nächsten sechs bis acht Wo- chen. Die ungeheure Spanvxng nach außen und nach innere da» Ertragen und Durchsetzen der harten 8ried«n»bedtnguug«n und die Einleitung der Friedens- Verhandlungen !mit den Feinden, sowie gewaltige Sorgen im Innern unseres Vaterlandes stelle» drin- gende Forderungen in den Vordergrund. Wir müssen unbedingt die Ruhe und Ordnung ausrechterhalten. um d«n Feinden Vertrauen in unser« »«u« Regtrrung und di« beginnende Neuordnung unserer staatlichen Verhältnisse einzuflößen, damit di« Einleitung der Jriedentverhandlungen gefördert und- die Friedens Verhandlungen stallfinden können. Wir müssen uns daher in Deutschland darüber klar werden, daß unser politisches und wirtschaftliches Leben sowohl von al len reaktionären Bestrebungen als auch von bolsche- wtstischen Strömungen sreigehalten werden muß. Wir wollen weder eine Reaktion noch eine Diktatur, sondern die neue Regierung soll in Erfüllung der dringenden Aufgaben de» Tages die Grundlagen sür den Wiederaufbau des Staates und der Gesellschaft ficherstrllen. Durch die Demobilisierung unseres Hee re» und die allem Anscheine nach doch vielfach über stürzte Rückkehr unserer Soldaten find di« furchtbaren Gefahren im Innern wegen der Berkehrsmängel und der Lekensmittelnot noch wesentlich erhöht worden. Wenn wir da bis jetzt noch in ziemlicher Ordnung durchgekommen find, so ist dies da» Verdienst der neuen Regierung. Aber Millionen Männer und Frauen, welche durch di« Resolut on überrascht und wohl auch erschreckt wurden, dürfen derhalb'nicht in ihrer Bestürzung verharren und tatenlo» abseit» stehen. Die dringende Not der Stunde erfordert, daß alle, alle Deutschen di« durch di« Revolution neugeschaffe- nen Tatsachen in Bezug auf den Ntederbruch der al- len Staat»säulen anerkennen und entschlösse» für den Neubau Mitwirken. Nach unserer Meinung find durch den Steg der Revolution seit dem 9. November auch alle alten Parteien Deuischlünd» in ihren bt»h«rigen Formationen zusammengebrochen, und e» müssen so- f«rt neue der Zett entsprechende Parteisormen gebildet werden, soweit di« deutschen Bürger nicht bereit» in den Parteien der siegreichen Revolution vertreten find. E» erscheint derhalb dringend notwendig, daß sofort in Deutschland von den bürgerlichen Parteien eine große neue demokratische Partei gebildet wird, denn diese neue große demokratische Partei kann sofort den Grundsatz aufstellen, daß sie sich auf den Boden der republikanischen Staat»form stellen, den Staat gegen jede Reaktion und jeden radikalen Umsturz verteidigen will und in einer einberufenden Nationalversamm lung die ganz dringrnd gewordrne Ausgabe lösen hel fen will, wie die neue Reichraerfassung gestaltet wer- den soll. Auch muß die Forderung der Freiheit und der politischen Gleichberechtigung aller Staat»ange- hörigen ganz besonder» auch in der Gegenwart betont werden, damit überschäumende Kräfte da» politische Leben nicht auf eine schiefe Ebene drängen und neue Umstürze oder gar Bürgerkriege vorbereiten. Die stärkste Erfassung der Krieg»g«winne und auch ge. wisse notwendizgewordene Wirtschaftsreformen können auch al» die zeitgemäßen dringenden Forderungen bezeichnet werden, an deren Erfüllung sich möglichst alle deutschen Bürger beteiligen möchten, denn je grö-