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Nr. Dresden/ den 24. May 1809. 57. Neber Zeichen und Werth der Ge sundheit und die hauptsächlich sten ZerstörungS mittel der selben. 3^ächst dem Besitze des Lebens selbst kann dem Menschen wohl nichts näher am Herzen liegen, als G e sn nd h e i t, freie ungehin derte Ausübung aller einzelnen Vermögen und Kräfte, die allein den vollständigen Ge nuß deö Lebens zusichern, allein dem Besitze des Lebens selbst feinen Werth geben kann. Unbesonnene, die ihr eure Gesundheit vielleicht zu wenig achtet, die ihr durch Schwelgereien und Ausschweifungen aller Art in dieses edelste Gut eures Lebens cin- stürmet, die ihr rasrics an den Wurzeln eu res Daseyns naget, um es zu untergraben, ihr wißt nicht, versenket in den Taumel der Gegenwart, welche Leiden euch in der Zu kunft erwarten, die ihr mit eigener Hand frevelhaft euch bereitet. Jetzt ergötzet cs euch, die vollen Pokale in steigendem Maaße zu leeren, den Schwelgereien der Tafel den größern Theil der Zeit zu widmen, die Näch te in rauschendem Zirkel zu durchrasen, und die Gesitze der Natur verhöhnend, mehr träumend als schlafend (denn der sanfte ru hige Schlaf fliehet aus dem Wohnsitze des Taumels) den Tag über mit erschlaffter Kraft still hinzubrüten, bis ein neuer Sturmwind am Abend euch zu neuen Vergnügungen hin- trcibt. So werden nun allerdings mehrere Jahre im Wahne des Taumels unter dem Wechsel der Zerstreuungen herzhaft durchlebt. Aber welches sind die Folgen? Wenige Jahre genügen ost den Wahn zu enthüllen. Fraget solche Unglückliche, die den Lohn ihrer Un besonnenheiten schon davon tragen! Schwä che des Körpers und der Seele, schlechte Ver dauung, Kopfschmerzen, Engbrüstigkeit, Bluthusten, Gliederreißen, Trübsinn und alle Qualen der Hypochondrie folgen den Aus schweifungen der Jugend auf dem Fuße nach und überraschen den Jüngling ost noch in der Mitte des Taumels, wo er in irrigem Wah ne, erst noch recht leben zu wollen, sich rühmte. Und wären es nicht entscheidende Krankheiten, die ihn gänzlich aufs Kranken lager hinwerfen, so ist es ein nicht minder empfindliches beständiges Kränkeln, der Ver lust der Jugendkraft, jenes üppigen Hervor tretens in der Welt, womit der gesunde Jüngling, ahndend seinen innern Adel und