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p«l«üherZa-eb1att 8-rnsprrchcr 18. Tcl.-Adr.: Tayeblati Pulsnitz Postscheck»Konto Dresden 2138. Giro-Konto 146 Bank-Konten: Pulsnitzer Bank, Pulsnitz und V »»A ßkll V »IT » 3 Commerz- und Privat Bank, Zweigstelle Pulsnitz Anzeigen-Grundzablen in Die 41 mm breite Zeile (Mosse's Zeilenmesser 14) 1 mm Höhe 10 FA/, in der Amtshauptmannschaft Kamenz 8 <AZ; amtlich 1 mm 30 und 24 Reklame 25 O/. 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S., Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalde, Ohorn, Obersteina, Niedersteina, Weißbach, Ober- und Niederltchtenau, Friedensdorf, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-Dittmannsdorf Geschäftsstelle: Pulsnitz. Albertstraße Nr. 2 Druck und Verlag von E L. Förster - Erben (Inh. I. W Mohr) Schriftleiter: I. W. Mohr in Pulsnitz NuMmer 83 Manta«, den 2S April 1828 88. Jahrgang Das Wichtigste Die deutschen Ozeanfliegcr beabsichtigen, mit der „Bremen,, wieder heimzufliegen. Nordschleswig hat einen Aufruf zur Selbsthilfe erlassen. In Mailand wurden im Zusammenhang mit der Untersuchung des Attentats auf den König wieder 100 Personen verhaftet. Nach einer Meldung aus Moskau werden am 1. Mai 30 Flugzeuge der Rorcn Armee übergeben werden. Im Juni erfolgt eine weitere Uebcrgabe von 1S Flugzeugen, die alle in russischen Werken gebaut werden. Wie der „Montag" aus Newyork meldet, befindet sich an Bord des Fordflugzeuges, das am Sonntag früh mit den Ersatzteilen für die „Bremen" von Murray Bay nach Greenly Island abgeflogen ist, außer den Fliegern Schiller und Balchen noch ein Zeitungsbericht erstatter, zwei Mechaniker und Major Fitzmaurice. Deutsche Luftfahrt voran! Unter dem Wahlspruch: Deutsche Fliegerei voran! wurde am 23. April im deutschen Luftverkehr der L-ommerslugplan in gegenüber den Vorjahren wie derum verbessertem und vermehrtem Umfange aus genommen. Auch dieses Ereignis ist ein Zeichen der Wiedererstarkung Deutschlands und der Unbeugsam- keit deutschen Willens, das, was Gewaltverträge uns verboten, wieder einzuholen. Die erste gelungene Ueberquerung des Attantischen Ozeans in der Ost-West-Richtung, die deutsche Flieger mit deutschem Flugzeug und deutschem Motor durchführten, ist ein neuer schöner Beweis für den unbeugsamen Entwick- lungsrmllen der deutschen Luftfahrt. Trotzdem sie bis vor wenigen Jahren noch fast gänzlich geknebelt war, hat sie doch in der kurzen Zeit, die seit den Ende 1925 eingetretenen Er leichterungen verstrichen ist, ganz Erstaunliches geleistet und sich schon zu einem in vieler Beziehung ebenbürtigen, ja sogar überlegenen Gegner der Luftfahrt fremder Staaten entwickelt. Allerdings ist dem deutschen Volke noch immer die Militärluftfahrt völlig verboten, und in bezug aus die Ausbildung von Militär- und Polizeipersonen zu Flugzeugführern, die Zahl der Flugplätze und den Ver kehr im besetzten Gebiet sowie den Sportflug bestehen nach wie vor scharfe Einschränkungen. Lediglich der zivile Luft verkehr ist mit ganz geringen Ausnahmen endlich frei von allen Fesseln, er hat sich denn auch in den letzten Jahren zu einer auch für das Ausland vorbildlichen Einrichtung aus gestalten können. Der diesjährige Haushaltsplan des Reiches sieht aller dings für die staatliche Unterstützung des deutschen Luftver kehrs nicht unwesentliche Verminderungen vor. Wenn trotz dem auch der kommende Sommerluftverkehr, der jetzt aus genommen ist, wiederum eine erhebliche Verbesserung und eine bedeutungsvolle Erweiterung erfahren hat, so kann man das als ein gutes Zeichen für die gesunde und stetige Entwicklung ansehen, die unser Luftverkehr nach den ersten Jahren des Erfahrungsammelns nimmt. Auf etwa 9 0 ver - schiede nen Flug st recken im Inlands und nach dem Ausland werden in diesem Sommer täglich rund 60 000 Flugkilometer zurückgelegt werden; eine Leistung, die bei dem verhältnismäßig kleinen Gebiets umfang des Deutschen Reiches recht beachtlich ist. Von aus schlaggebender Bedeutung sind natürlich vor allem die gro ßen Linien, die unsere großen Städte mit den Hauptstädten der anderen europäischen Staaten verbinden. Ihre weitere ! Ausgestaltung war in erster Reihe zu berücksichtigen. Die ! Verbindung nach Madrid besteht ja schon seit dem Januar, f neu wird jetzt eine direkte Verbindung nach Mailand hinzu- . kommen. Auch im Secflugverkehr ist eine bemerkenswerte j neue Linie von Lübeck nach Kalmar und Stockholm vorge- ! sehen. Ganz allgemein ist das Bestreben erkennbar, durch möglichste Beschleunigung, Verminderung der Zwischenlan dungen und günstige Anschlußgestaltung die Verbindungen immer besser und damit den Luftverkehr immer wirtschaft licher zu machen. Diesem Zweck dienen auch die neu eingerichteten soge nannten V-Linien, die von Berlin aus nach Zürich, Wien und Frankfurt an: Main ohne Zwischenlandungen führen, ferner die Neuschaffung besonderer Frachtlinien nach dem deutschen Westen und darüber hinaus nach London und Paris, und schließlich auch die Vermehrung der Nachtflugstrccken, deren technisches Problem an sich längst gelöst ist, und deren Durch führung wegen der Bodenorganisation lediglich eine Geld frage ist. Daß im innerdeutschen Verkehr auch in diesem Sommer wieder großer Wert auf die Bäderstrecken und den Wochenendverkehr gelegt worden ist sei hier nur nebenbei bemerkt. Der einzige Mangel, der unserem Luftverkehr vielleicht noch anhaftet und der möglichst bald aus Gründen der Wirtschaftlichkeit beseitigt werden mußte, ist die Verkehrs ruhe an den Soyn- und Feiertagen. W M «mit Ser,Jemen" mm W MW Die „Bremen" erst Donnerstag in New Jork — Briand sabotiert den amerikanischen Friedenspaktvorschlag — Wahlauf ruf der Wirtschaftspartei — Wahlaufruf der Deutschen Volksparni — Die elsässischen Wahlen, ein Bekenntnis zum hei matlichen Volkstum — Ergebnisse der französischen Wahlen New York. Rach weiteren Depeschen der Lanadian Preß ans Lake St. Agnes erklärte Köhl dem Korrespondenten der Lanadian Preß, James Stanton: „Sobald unser Flugzeug ausgebessert ist, fliegen wir nach New Bork, wie zuerst beabsichtigt war. Unterwegs besuchen wir höchstwahrschein lich Murray Bay und Montreal. Danach hoffen wir, den Flug von New Jork nach unserem Heimatland ausführen zu können." Die Absicht der deutschen Ozeanflieger, mit der „Bremen" nach Deutschland zurSckzufliegen, verursacht in Amerika ungeheures Aufsehen. Die Blätter brachten Extraausgaben heraus, in denen die sensationellen Aeußerungen Köhls, die übrigens mit Andeutungen von Fitzmaurice und Hünefeld übereinstimmen, veröffentlicht wurden. Wenn es der „Bremens-Besatzung gelänge, ihre Absicht zu verwirklichen, so würde der Flug Berlin — New Dork — Berlin die größte fliegerische Leistung dar st eilen, die bisher überhaupt vollbracht wurde. Auf Mitchellfield ist schon alles für den Empfang der deutschen Flieger bereit. Große Absperrungen werden dafür Sorge tragen, daß die Landung nicht durch die Menschenmassen behindert wer den soll. Ein starkes Polizeiaufgebot und Truppen werden die Ruhe und Ordnung sowie die geregelte Abwicklung des Verkehrs sichern, da man mit einem nach vielen Zehntausen- den zählenden Andrang rechnet. In New Jork befestigten Arbeiter an jedem Laternenpsahl der 5. Avenue Schilder mit den Aufschriften: „v^elcome, Köhl!", „v^eleome, Hüne feld!" oder „Relcom«, Fitzmaurice!". Ueber jedem Schilde sind die deutsche, die irische, die amerikanische und die New- Vorker Flagge angebracht. Die Schwierigkeiten bei der Landung. Fitzmaurice beschreibt in der New Park Times die Schwierigkeiten, die die Flieger hatten, um das Flugzeug, das an der Landungsstelle in das Eis eingebrochen war und mit den Nädern im Wasser stand, wieder an Land zu bringen. Obwohl ihnen drei Inselbewohner zu Hilfe kamen, ging die Arbeit nur langsam vonstatten. Als dann die „Bremen" schließlich herausgezogen war, rutschte sie wieder zurück. Auch die Verankerung der Maschine war sehr schwierig, weil keine Werkzeuge vorhanden waren. Schließlich wurde sie an Fässern festgebunden. Köhl hat nach der ungeheuren Kraftanstrengung nur vier Stunden geschlafen. Dann setzte er sich zu Tisch, um seine wissenschaftlichen Er fahrungen solange niederzuschreiben, als er sie noch frisch im Gedächtnis hatte. Damit habe er aber ein glänzendes Zeug nis seiner ungeheuren Willenskraft, Arbeits liebe und seines Konzentrationsvermögens abgelegt. Erst am nächsten Tage haben sie bemerkt, daß auch die Achse der „Bremen" gebrochen ist. Dadurch seien sie dann verhindert gewesen, den Flug fortzusetzen und hätten um Ersatzteile telegraphieren müssen. Deutsche Flugspende zu Ehren der Oreanflieger. Der Deutsche Luftfahrt-Verband teilt mit: „Der glück hafte Europa—Amerika-Flug des Junkers-Flugzeuges „Bremen" unter Führung des Hauptmanns a. D. Köhl un feiner Begleiter Fitzmaurice und v. Hünefeld hat das ganze deutsche Volk mit Dankbarkeit und Stolz erfüllt und die ganze Welt zur Bewunderung fortgerissen. Wir wenden uns deshalb an das ganze deutsche Volk mit der Bitte, dgß jeder nach seinem Können sein Scherflein beiträgt zum Ausbau des deutschen Flugsportes und damit zur Förderung der deutschen Luftfahrt und zur Fortführung der Mission des Flugzeuges als Werkzeug friedlicher inter nationaler Zusammenarbeit. Spenden nehmen entgegen alle Flugleitungen der Deut schen Lust Hansa, außerdem können Zahlungen erfolgen auf Postscheckkonto Berlin 130198 „Deutsche Flugspende". * Der Wohnort Hauptmann Köhls, die Gemeinde Berlin- Tempelhof, will eine Straße nach dem erfolgreichen Ozean flieger benennen. In Le Bourget landete das neue Iunkersflugzeug „Her- mann Köhl" unter Führung des Piloten Wende. Der Ein decker, der als das größte im Derkehrsdienst befindliche euro päische Flugzeug gilt, fand in Le Bourget große Be wunderung. Die „Bremen" erst Donnerstag in New Port. New Jork. Der Pilot Bennet hat sich eine schwere Erkältung zugezogen und mußte sich in ärztliche Behand lung begeben. Der Pilot Bernt Balchen ist ebenfalls er- kältet, jedoch hoffte er, den Weiterflug antrete» zu können. Bennet hingegen kann unmöglich teilnehmen und wird durch den Piloten Duke Schiller ersetzt werden. Das Hilfs flugzeug wird alle notwendigen Teile, die zur Reparatur der „Bremen" erforderlich sind, mit sich führen. Allerdings wird der Brennstoff für einen Ohnezwischenlandungsslug der „Bremen" nach New York nicht ausreichen, so daß die „Bre men" in Seven Islands eine Zwischenlandung zwecks Aufnahme neuen Brennstoffes machen wird. Man glaubt jetzt, daß die „Bremen" voraussichtlich am Witt- woch nachmittag oder Donnerstag in New Nork eintreffen wird. Briand sabotiert den amerikanischen FriedenSpakt« Vorschlag. Berlin. Der nunmehr veröffentlichte französische Ent wurf eines Kriegsächtungsvertrages ist als eine offensichtliche Durchkreuzung des Kellogg-Vorschlages anzusehen. Der Ent wurf unterscheidet sich dem amerikanischen gegenüber durch auffällige Klausulierungen und Komplikationen. Zunächst ist als wesentlicher Unterschied festzustellen, daß der fran zösische Entwurf ausdrücklich den Verteidigungskrieg von der allgemeinen Aechtung des Krieges ausnimmt, was im amerikanischen Entwurf als eine Selbstverständlich- keit weggelassen worden ist. Bezeichnend ist hierbei aber, daß die Franzosen sich ausdrücklich darauf berufen, daß nach den bestehenden Verträgen die Verletzung gewisser Vertrags bestimmungen einem feindlichen Akt gleichgestellt werden kann. Also auch für diesen Fall nehmen die Franzosen das Recht der Kriegführung in Anspruch. Den interessantesten Teil des französischen Entwurfs stellt jedoch zweifellos der Artikel 6 dar, der die Rati fikationsbestimmungen 'enthält. Der französische Entwurf zieht den Kreis der Voraussetzungen ganz wesentlich weiter, indem er auch die Zustimmung aller bis zu einem gewissen Zeitpunkt beitretender neuer Staaten für die Ratifizierung verlangt. Wahlaufruf der Wirtschaftspakte». Die Reichspartei des deutschen Mittelstandes erläßt einen Wahlaufruf, in dem sie darauf hinweist, daß die ver sprochene Hilfe für den selbständigen Mittelstand leere Worte geblieben sind. Knebelung, Niederknüppelung und Ausplünderung seien statt dessen erfolgt, die Steuergesetz gebung habe Ersparnisse, Hab und Gut geraubt und die selbständigen Existenzen vernichtet. Die bürgerlichen Par teien seien Hilfstruppen des sozialistischen Totengräbers ge worden. Es gelte, endlich einen Strich unter diese Politik zu ziehen und zu erkennen, daß die Gesundung Deutschlands von einem kräftigen Mittelstand komme. Vertreter des Mittelstandes müßten mehr denn je in die Parlamente. Wahlaufruf der Deutschen Volkspartei. Der Aufruf geht von einem Rückblick auf die bisher ge leistete Arbeit der Partei aus und weist auf die rastlose Arbeit in allen Kabinetten hin. Die Außenpolitik Or. Stresemanns brachte uns eine in der Welt geachtete und gefestigte Stellung und führte zu fühlbaren Erleichterungen im besetzten Gebiet, darüber hinaus wird die völlige Befreiung der Rheinlands, Rückgabe des Saargebtets, erträgliche Gestaltung der Reparationsverpflichtungen und Beseiti gung der unmöglichen Ost grenze gefordert und koloniale Betätigung verlangt. Innenpoli tisch muß eine Minderung des Steuerdruckes, Sicherung der Rentabilität der Landwirtschaft und steuerliche Entlastung des Mittelstandes verlangt werden. Die Rentner brauchen ein Versorgungsgesetz, das Berufsbeamtentum muß erhalten bleiben, die Reichswehr muß gefestigt werden. Bei dem Reichsschulgesetz ist die Antastung der staatlichen Schulhoheit zu verhindern, evenso wie eine Klerikalisierung des Schul wesens. * In einer Berliner Wahlkundgebuna svrack nack ein-