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Schriftleiter: I. W. Mohr inPul-nitz Geschäftsstelle: PulSnitz, Albertstraße N». > Druck und Verlag von S. L. Förster« Erben (Inh. I. W. Mvyr) 7». Jahrgang Nummer 217 Freitag, de« 16. September 1927 sten Wahlgang für die Dauer von ß auf unsere Herz itarbeit am Völker- London über die Wahl Kanadas erfreut London, 15. September. Die Wahl Kanadas als nicht ständiges Mitglied des Völkerbundsratcs hat in politischen Kreisen Londons große Befriedigung ausgclöst, während gleichzeitig das Ausscheiden Belgiens aus dem Rat bedauert wird. Man hofft, daß Belgien in der Aufforderung, Mitglied der ständigen Abrü> stungskommijfion zu bleiben, eine Genugtuung für seine Wahl niederlage erblickt. Im übrigen steht man auch in London in der Niederlage Belgiens einen Beweis dasür, daß die kleineren Mächte gewillt find, der von einer oder mehreren Großmächte gegebenen Linie nicht immer zu folgen. Der Eindruck der Genfer Ratswahlen Genf, 15 September. Zu den Neuwahlen in den Völker- bundsrat wird von deutscher Seite daraus hingewiesen, daß das Ergebnis der Wahlen als zufriedenstellend angesehen werden kann. Die Wahl Kubas sei lediglich aus die persönliche Stellung des ku banischen Delegierten zurückzusühren, der allgemeine Hochachtung genieße. Die Wahl Kanadas habe zweifellos prinzipielle Bedeu tung. Die Niederlage Griechenlands, das als ein aussichtsreicher Kandidat galt, wird allgemein aus die innerpolitischen Verhältnisse Griechenlands und aus die letzten Erklärungen des griechischen De legierten zurllckgeführt, die nicht überall als friedlich empfunden wurden. Vielfach hat besonders Verstimmung heroorgerufen, daß Griechenland nicht gesonnen Ist, die Verpflichtungen der Pangalos erklärungen anzuerkennen. Die Wahl Finnlands ist allgemein lebhaft begrüßt worden. Es ist zu erwarten, daß Finnland ebenso wie die anderen skandinavischen Mächte seinen Einfluß im Rat als neutrale Macht geltend machen wird. Da in Finnland soeben eine neue Regierung gebildet worden ist, steht noch nicht fest, wer Finn land im Rat vertreten wird. Zu der Ablehnung der Wiederwahl Belgiens wird daraus hingewiesen, daß Belgien seine Kandidatur zur Wiederwahl seinerzeit in Uebereinstimmung mit den Locarno mächten gestellt hat, um Belgien die Möglichkeit zu geben, an den Besprechungen der Locarnomächte, die bisher stets in Verbindung mit den Ratsfitzungen stattsanden, teilnchmen zu können. Bei den künftigen Besprechungen der Locarnomächte wird, wie erklärt wird, von den übrigen Mächten nach wie vor eine Teilnahme Belgiens erwünscht. nr Bank, Pulsnitz und Privat-Bank, Zweigstelle Pulsnitz Das Pulsnitzer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft u. des Finanzamtes zu Kamenz des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz sowie der Gemeinderäte Großnaundorf und Weißbach behördlicherseits bestimmte Blatt b»uptbl«tt uns Llteste Zeitung in den Ortschaften de« Pulsnitzer «mtsgrrichtsbezirks: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Großröhrsdorf, Bretnig, HauSwalde, Ohorn, Oberftetna, Niederstein», Weißbach, Over- und Riederlichtenau, FriederSdorf, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Slein-Dittm-nnSdors Im Falle höherer Gewalt — Krieg, S:reik »der sonstiger irgend welcher Störung des Betriebes der Zeitung oder der Beförderungteiurtchtungen — h«t l er Me»ieher keine» Anspruch aus Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder aus Rück zahlung des Bezugspreises. — Wöchentlich 0.65 KM bei freier Zustellung; bei Abholung wöchentlich 0.55 RM; durch die Post monatlich 2.60 NM freibleibend Französische Klagen über Belgiens Niederlage Paris, 15. September. Die Pariser Abendpresse beklagt sich einstimmig über das Belgien vom Völkerbund angetane Un recht, wobei sie allerdings beroorhebt, daß gerade Dr. Stresemann ostentativ seine Stimme sür Belgien abgegeben habe. Dennoch spricht der »Temps" von einem ungünstigen Eindruck, den Deutsch lands Anwesenheit im Völkerdundsrat Hervorrufe, während Belgien als erstes Opfer des Weltkrieges nicht an den Ratsfitzungen teil nehmen könne. Der offiziöse »Paris Parifien' äußert sich ähnlich und meint, man hätte Belgien, indem man ihm den ständigen Ratsfitz verweigert, die Wiederwahl versprochen. Was geschieht nun, so fragt das Blatt, mit diesem Versprechen, wenn sich die Voll versammlung gegen das Prinzip der Wiederwählbarkeit ausspricht. Finnland, Kuba und Kanada zu Ratsmitgliedern gewählt. Gens. Die Völkerbundversammlung trat am 15. September zusammen, um die Wahl der drei neuen nichtständigen Ratsmitglieder vorzunehmen. Der Saal war außerordentlich stark besetzt. Sämtliche Plätze der Delegierten sowie auch die Tribünen für die Zuhörer waren dicht besetzt. Als der Präsident der Versammlung, Guaui, die Herren vr. Stresemann und Chamberlain ersuchte, als Stimmzähler zu amtieren und die beiden Minister ihre Plätze einer gegenüber dem anderen auf der Tribüne einnahmen, brachte ihnen die Versammlung eine große Ovation dar. Daraus wurde zur geheimen Wahl der drei Ratsmit glieder geschritten. Der Präsident der Versammlung verkün dete sodann unter lautloser Stille des Ergebnis der Wahl. Es wurden gewählt: Kuba mit 4V Stimmen, Finnland mit 33 und Kanada mit 26 Stimmen. Die Das Wichtigste Die heutige Nachmittagssitzung des Reichskabinett dauerte bis in die späten Abendstunden. Wie verlautet, hat eine abschließende Beratung der Beamtenbesoldungsvorlage noch nicht erfolgen können, sodch mit einer Fortsetzung der Beratungen für heute, bezw. einer der nächsten Tage zu rechnen ist. Die aus Rowno berichtet wird, verspürte man dort gestern morgen mehrere Erdstöße, die so stark waren, daß die Mauern zahlreicher Häuser starke Riffe aufweisen. In London Derry brach gestern nachmittag in einem Konfektionshaus Großfeuer aus, bei dem vier Frauen und zwei Kinder ihr Leben verloren. Am späten Abend griff das Feuer auch auf die angren zenden Gebäude über. Aus Mittelfrankreich wird erneuter starker Temperatursturz gemeldet. In St. Etienne Hot eS Lerei's Frost gegeben. Die Berggipfel sind mit Neuschnee bedeckt. Gestern Nacht fiel in der Ta ra bei Zakopane erster Schnee. Die Tem peratur fiel plöglich auf 2 über Null. Der Rcparationsagent Parker Gilbert erstattete gestern dem Präsidenten Coolidge und Staatssekretär Mellon in Newyork Bericht über den Dawesplan, wobei er ein optimistisches Bild über die Arbeiten des Dawesvlanes entwickelte, daß im Gegensatz hervorragender Wirt schaftssachverständiger steht. > Aus Chikaqo werden 100 Grad Hitze (Fahrenheid) gemeldet. 20 Per sonen sind bereits dem Hitzeschlag erlegen. Sämtliche Schulen muß ten geschloffen werden. Belgiens Antrag auf Wicderwählbarkeit in den Bölkerbundsrat ist ab gelehnt worden. Der Reichstag wird erst Ende Oktober zusammentreten. Paris fordert die Abberufung des russischen Gesandten Rakowski. Die weltberühmte Tänzerin Isadora Duncan ist bei einem Autounfall tödlich verunglückt. - tinilicht und säch-scht Angelegeuhtilen Pulsnitz. (Erntedankfe st-Kirchenmusik.) Als Kirchenmusik zum Erntedankfeste werden geboten a) F. Men delsohn: Andante für Violine und Orgel (Herr Mitschke) d) Art. Hoppe: Preiset mit mir den Herrn. Motette für 2 stimmigen Frauenchor (Kirchenchor). Pulsnitz. (Warnung.) In hiesiger Stadt ist am i5. September in den Vormittagsstunden in einem Schnitt- Warengeschäft ein Unbekannter aufgetreten, der sich verschie dene Seitenstoffe und Gobelins zum Kauf hat vorlegen lassen. Durch gewandtes, sicheres Auftreten und Redefertigkeit hat verstanden, die Aufmerksamkeit des Verkäufers abzulenken and sich verschiedene Seidenstoffe und einen Gobelins rechts widrig anzueignen. Erst als der Unbekannte fort war, be merkte der Verkäufer den Verlust. Offenbar handelt es sich einen reisenden, gewerbsmäßigen Ladendieb. Er soll 30 ms 35 Jahre alt sein und langen, weiten, olivgrünen Mantel weichen Hut getragen haben. Sachdienliche Wahrneh mungen werden an die nächste Polizei- oder Gendarmerie stelle erbeten. — (Vorsicht beim Obsternten!) Infolge des Mnner stärker werdenden Kraftwagenverkehrs auf öffentlichen fraßen und Wegen haben sich Unfälle dadurch gehäuft, M auf den Straßen stehende Leitern angefahren wurden. M Sächsische landwirtschaftliche Berufsgenossenschaft weist "Mus hin, daß das Hinstellen von kleinen Schranken mit b'Ner Fahne auf der Pflückerseite einen wirksamen Unfall- Kutz darstellt. Einen wirksamen Unfallschutz stellt auch das Ostreichen der Obstleitern selbst dar, und zwar mit weißer Mbe bis 1,50 m Höhe und über diesem Anstrich in Höhe 30 bis 60 und 90 bis 120 cm je ein rotes Feld, wie Ms bei Eisenbahnschranken üblich ist. Durch diese kleine ^Hutzmaßregel dürfte viel Unheil vermieden werden. ». — (Sächsischer Militärvereins-Bund.) Der ^''chsische Militärvereins-Bund wird am Sonnabend, den und Sonntag, den 9. Oktober auf der herrlich im Erz- gelegenen Augustusburg eine Zusammenkunft der Mischen Militärvereinsjugend veranstalten. Am 8. Oktober uudet ein Begrüßungsabend im Saale des Lehngerichts statt. l»M Sonntag, den 9. Oktober, Gruppenvorsührungen im Ge- , M in der Umgebung der Augustusburg. Anschließend Feier mit Vorbeimarsch im Schloßhof der Augustusburg, m Tagung wird unter der Leitung des Landesjugend- ^'Mgers des Sächsischen Militärvereins-Bundes, Major a. D. stehen. Nähere Auskunft erteilt die Bundeskanzlei, kesden-A., Struvestraße 31. Am 15. und 16. Oktober Irin b" Sächsische Militärvereins-Bund im Windischhaus, »ein oberhalb Dippoldiswalde gelegenen Erholungsheim, Berlin. Das Reichskabinett hat am Donnerstag wieder die Besoldungsordnung beraten. Bei der Beratung fehlten die volksparteilichen Minister vr. Stresemann und vr. Curtius und der deutschnationale Minister Koch. Der preußische Finanzminister Höpker-Asch off nahm an den Beratungen Les Reichskabinetts teil, weil die Ver handlungen des Preußenkabinetts über die Besoldungs ordnung ergeben haben, daß noch eine große Reihe von Einzelfragen durch Verhandlungen zwischen dem Reich und den Ländern geklärt werden muß, ehe die Besoldungs ordnung abschließend vom Kabinett genehmigt werden kann. Das Kabinett wird zu einer neuen Beratung über die Besoldungsordnung zusammentreten, wenn vr. Stresemann aus Genf zurückgekehrt ist, zumal an den Verhandlungen am Donnerstag ein volksparteilicher Minister überhaupt nicht teilnahm. An der Sitzung des Kabinetts nahm auch der Reichs wehrminister vr. Geßler, der die Teilnahme an den Ma- növern abgebrochen lMe, teil, weil das Kabinett sich be sonders mit der Regelung der Besoldungsver- hältnisse für die Reichswehr beschäftigen will. Es handelt sich dabei nicht um eine Besserstellung der Reichs- wehr, sondern um die Anpassung der Besoldungsverhältnisse an die besonderen Lebensbedingungen, die durch die Kaser nierung und die in den unteren Klassen gemeinsame Ver pflegung gegeben sind. Bayern und die Beamtenbesoldungsreform. München. Die bayerische Regierung steht auf dem Standpunkt, daß sie zu der Besoldungsvorlage erst Stellung nehmen könne, wenn diese nach Verabschiedung im Reichs- kabinett dem Reichsrat zugängig gemacht worden ist. Wie verlautet, steht selbstverständlich die bayerische Regierung auf dem Standpunkt, daß die bayerischen Beamten nicht schlechter besoldet werden dürfen als die Beamten des Reiches. Was aber die Deckungsfrage angeht, so verweist man auf die mehr fachen Ministererilärungen, wonach Bayern nach der letzten Regelung des Finanzausgleichs nicht in der Lage sei, aus eigenen Kräften weitere Mittel aufzubringen und daß es daher Sache des Reiches sei, nun auch die für die Durch- führung der Beamtenbesoldung auch in Bayern notwendigen Mittel zu sichern. Reichsiagssitzung erst am Oktober Die zur Debatte stehenden Gesetzentwürfe noch nicht fertiggestellt. Berlin. Der Aeltestenratdes Reichstages hat die Einberufung des Reichstagsplenums für Ende Ok tober festgesetzt. Der Reichskanzler hatte dem Aeltestenrat mitteilen lassen, daß weder der Entwurf des Reichsschul gesetzes noch der Entwurf des Liquidationsschädengesetzes noch die neue Besoldungsordnung im Reichsrat vor dem 17. Ok- tober abschließend beraten sein könnte. Der Reichstag könne diese drei Vorlagen infolgedessen frühestens am 17. Oktober erhalten. Unter diesen Umständen wird Ende Oktober der Reichs tag eine Woche lang tagen und nur die drei Gesetzentwürfe behandeln. Daraufhin wird der Reichstag sich wahrschein lich bis Mitte November wieder "vertagen. Ob interfraktio nelle Besprechungen Wer das Reichsschulgesetz und über die Flaggenfrage vor dem 17. Oktober stattfinden- ist noch un gewiß. Belgien schei-ei aus -em Völkeröundrat aus. Der Antrag auf Wiederwählbarkeit abgelehnt. Genf. Auf der Tagesordnung der Völkerbundsitzung am Donnerstag stand nur die Abstimmung über den belgischen Anttag auf Wiederwählbarkeit. Die Abstimmung ergab von 48 abgegebenen Stimmen 29 für den belgischen Antrag, der damit abgelehnt ist, da er die notwendige Zweidrittelmehrheit, die 32 Sttmmen betragen hätte, nicht erhalten hat. Bandervelde erhob sich sofort nach der Bekannt gabe des Abstimmungsergebnisses und erklärte, er sei über zeugt, daß das Resultat nur der Ausdruck von Prinzipien sei, die die Völkerbundversammlung durchzusetzen gedenke, näm lich die Durchführung des Turnussystems. (Stürmischer Anzeigen-Grundz«hlen in RM: Die 42 wo, breite Petitzeile (Moffe'SZeilenmeffer 14) RM 0.25, in der AmtSh«uptm«nnsch»ft Kamenz RM 0.20. Amtliche Zeile RM 0.75 and RM 0.60. Reklame RM 0.60. Tabellarischer Satz 50«/, Aufschlag. — Bei zwangsweiser Einziehung der Anzeigengebühren durch Klage oder in SonkurSfSllen gelangt der aolle Recknungsbelrag unter Wegfall von Preisnachlaß in Anrechnung. Bis fl,10 Uhr vormittags eingehend« Anzeigen finden am gleichen Lage Aufnahme Ae KMWmiW iiM iiie WWMM mW bis zur Rückkehr Stresemanns ans Genf Finnland, Kuba und Kanada zu Ratsmitgliedern gewählt — London über die Wahl Kanadas erfreut — Französische Klagen über Belgiens Niederlage — Der Eindruck der Genfer Ratswahlen — Die Unwetterkatastrophe in Japan VulsnitzerFayeblait Bezirbsanzeiger Wochenblatt Beifall, der Vandervelde zeigen sollte, daß in der Tat die Gegner des Antrages nur von diesem Grundsatz geleitet wurden.) „Ich halte es für notwenoig, hinzuzufügen," er- klärte Vandervelde, „daß dieses negative Ergebnis unseres Anttages keinerlei Einfluß liche und aufrichtige Mit< bund haben wird. erforderliche Majorität waren 25 Stimmen. Somit wurden diese drei Länder im ersten Wahlgang für die Dauer von drei Jahre« als Ratsmitglieder gewählt.