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von Erdmanusdorff. s * k -t nicht nöthig zu haben, sich um das Schicksal seiner Stammesbrüder in den hart an der Reichsgrenze liegenden Ländern zu bekümmern, und es ist doch seine eigne Sache, um die dort gekämpft wird; selbst den billigen Preis, den der Beitritt zum Schulverein kostet, ist Manchem die Sache nicht werth. Bei Wein und Bier wird viel von deutschen Mannestugenden, von des Vaterlandes Größe und Herr lichkeit geredet und gesungen, aber wie wenige sind dazu bereit, freiwillig und gern Opfer zu bringen, um eine Volksthums-Unehre und eine Gefahr abzuwehren, die ja allerdings nicht für den allernächsten T,g droht. — Möge das anders werden! Möge das deutsche Volk kräftiger auch als bisher den für seine eigenste Sache kämpfenden Brüdern in Oesterreich zu Hilfe kommen. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. Infolge des am Montag den 20. d. M. in unserer Stadt stattfindenden Viehmarkles ist es laut Bekanntmachung des Stadtrathes vom 1. Juli 1892 ge stattet, die Geschäfte von Nachmittags '/zZ Uhr ab bis Abends 10 Uhr zum Verkauf offen zu halten. Pulsnitz. Nächsten Donnerstag veranstaltet der hiesige Reformverein eine Wanderversammlung im Guhr' scheu Gasthofe zu Oberlichtenau. Pulsnitz. Ueber die am Sonntag, den 5. März, vom hiesigen Reformverein im Schützenyaussaale abge haltene öffentliche Versammlung findet man in der frei sinnigen „Oberlausitzer Volkszeitung" unter „Niedersteina" ein von freisinniger Feder verfaßtes Referat, in welchem oem leitenden Vorstande der „bloße Schein monarchischer Ge sinnung" angedichtet und der Vortrag des Herrn Lotze als eine Hetz- und Schimpfrede bezeichnet wird. Die erstere Behauptung müssen wir, die wir besser darüber unterrichtet sind, als eine gehässige Unterstellung bezeichnen und hinsichtlich der zweiten Bemängelung weisen wir den Verfasser des betr. Referats darauf hin, daß wohl von keiner Seite gegen alle Ordnungsparteien mehr gehetzt und geschimpft worden ist und wird, als vom jüdischem Freisinn. — Um Stolpen mit elektrischer Beleuchtung zu versehen, wurde gestern Abend in der Sitzung des Stadt- gemelnderathes beschlossen, die Firma Siemens und Halske zu Berlin, welche mit der städtischen Behörde schon in Verbindung steht, zu ersuchen, einen Sachverständigen hier her zu senden, der hier einen öffentlichen Vortrag halten soll. — Eine unverzeihliche Fahrlässigkeit vieler Männer ist es, Streichhölzchen ohne Behälter in der Tasche zu führen. Ein junger Handwerksmeister in Meißen mußte dieser Tage diesen Leichtsinn in sehr unangenehmer Weise büßen. Derselbe hatte zwei Schachteln schwedische Zündhölzchen in seine Beinkleidertasche gesteckt. Eine die ser Schachteln war aber zerdrückt worden und hatte ihren Inhalt in die Tasche entleert. Plötzlich mag sich durch Reibung der Hölzer an der anderen Schachtel em Hölzchen entzündet und den übrigen Theil ebenfalls in Brand gesteckt haben, denn Plötzlich sprang der junge Mann auf, lief wie rasend in der Stube auf und ab und warf Hausschlüssel, Portemonnaie, Haarbürste u. s. w. aus der Tasche heraus. Schon züngelte die Flamme an der Weste empor, als der mitanwesende Geselle zu Hülfe sprang und das Feuer er stickte. Trotzdem hat sich der Meister beide Hände, beson ders aber die rechte, dermaßen verbrannt, daß er wohl Das bedrohte Deutschthum. Die Widerstandskraft in der Behauptung ihrer volks- thümlichen Eigenart und Sprache gegen Andrang fremden Wesens ist bei den Deutschen im allgemeinen iu geringem Grade vorhanden. Daher kommt es, daß, seitdem in den letzten Jahren in den meisten, selbst in den kleineren Völkern der Volksgeist mächtig geworden ist, das Deutsch thum überall, wo es außerhalb der Reichsgrenzen von anderen Völkern bedrängt wird, stetig zurückgeht. Be sonders zeigt sich dies m Oesterreich. Vom Norden in Böhmen und Mähren, wo die Deutschen mit der tschech ischen, bis zum südlichen Tyrol, wo sie mit der italien ischen Bevölkerung gemischt leben, aus allen Provinzen ertönen Klagen, daß die Deutschen an Boden verlieren, oder doch unter günstigeren Verhältnissen sich nur mühsam behaupten. In ganzen Landstrichen in Böhmen, wo früher die deutsche Sprache herrschte, wird jetzt nur tschechisch gesprochen; in Städten, die früher völlig deutsch Waren, haben jetzt die Tschechen die Oberhand; in Prag, wo noch vor vierzig Jahren auf der Straße kaum ein tschechisches Wort zu hören war, kann man sich mit Deutsch fast nicht mehr verständlich machen; selbst in Niederösterreich und in der deutschen Kaiserstadt Wien gehen die Tschechen angriffsweise vor und behaupten, es sei für sie eine Beleidigung, daß Wien noch eine deutsche Kaiserstadt genannt werde; ähnlich geht es in Krain und Steyermark; in Ungarn ist, mit Ausnahme der noch tapfer UM ihr Deutschthum kämpfenden Siebenbürger Sachsen die vormals so große deutsche Bevölkerung fast völlig im Magyarenthum aufgegangen, während doch ein früherer magyarischer Minister selbst gesagt hat: „Wären die Deutschen nicht so dumm, so gäbe es keinen Magyaren mehr in Ungarn." In den südlichen Thülern von Tyrol verdrängt die italienische Sprache immer mehr die deutsche. Der ausgesprochene Zweck der tschechischen Bewegung ist die Auflösung Oesterreichs: Böhmen mit seinen Neben ländern soll ein großer, mit dem übrigen Oesterreich nur lose verbundener slavischer Staat werden, die Vorhut des großen Slavenreiches im Osten, des heiligen Rußlands, dessen Angriff gegen Deutschland von den Tschechen mit Ungeduld erwartet wird, denn mit der Zertrümmerung des deutschen Reiches soll die große Zeit der slavischen Weltherrschaft anbrechen. Das sind die Endziele der Slavenbewegung in Rußland und in Oesterreich; trium- Phirend verkündeten vor Kurzem russische Zeitungen, als das österreichische Ministerium sich abermals vor den Tschechen gedemüthigt hatte: offenbar mache die politische Zersetzung Oesterreichs rasche Fortschritte; schon seien die Slaven dort an politischer Macht den Deutschen überlegen. Ge langt das Tschechenthum in Oesterreich zur Herrschaft, so ist Deutschland ringsum von Feinden umgeben. Verhüten kann dies nur die deutsche Bevölkerung Oesterreichs selbst, Wenn sie in angestrengter Thätigkeil ihre ganze Kraft einsetzt und ihr dafür große Geldmittel zur Verfügung stehen. An den Deutschen im Reiche ist eS — die Reichs- regierung kann nichts dabei thun, — ihren Landsleuten in Oesterreich beizustehen, sie durch ihre Theilnahme sitt lich zu kräftigen, sie zum Ausharren zu ermuthigen und sie reichlich mit Geldmitteln zu unterstützen. — Wie leicht Wäre das einem Volke von 45 Millionen, wenn es nur etwas von dem feurigen Volksgeiste seiner Feinde besäße! Aber, einen geringen Bruchtheil ausgenommen, glaubt es Bekanntmachung, vorzeitige Entlassung aus der Fortbildungsschule betreffend. Die Königliche Bezirksschulinspektion sieht sich veranlaßt, die Schulvorstände zur die Beurteilung von Gesuchen um vorzeitige Entlassung aus der Fortbildungsschule auf die gesetzlichen Be stimmungen hinzuweisen und deren Beachtung einzuschärfen: I., Die Befreiung von dem Besuche der Fortbildungsschule darf nur ausnahmsweise in besonderen und wirklich dringenden Falken von dem Schulvorstande genehmigt werden. Zu wichen Gründen sind häusliche und wirthschaftliche Geschäfte nicht zu rechnen. 2., Als besondere Fälle sind anerkannt worden: a., die Erlangung der nach dem Ziele der betreffenden Fortbildungsschule erforderlichen Reife. Darüber, ob diese Reife vorhanden, entscheidet in jedem einzelnen Falle der Lehrer mit dem Ortsschalinspektor. Hierbei ist zu beachten, daß die Reife auch die Heranbildung des Schülers zu einem sittlichen Charakter zur Voraussetzung hat (z. B. strengen Gehorsam gegen die Ordnungen der Schule, treue Erfüllung der bürgerlichen und kirchlichen Pflichten); b., besondere Lebens, und Erwerbsverhälmisse, welche die Befreiung wünschenswert machen, vorausgesetzt, daß der betreffende Schüler das 17. Jahr erfüllt hat. 3., Die Gesuche müssen schriftlich begründet und vom Lehrer und Ortsschulinspektor begutachtet sein. Der betreffende Beschluß des Schulvorstandes ist rechtzeitig an die Bezirksschul inspektion einzusenden. Das Zensurbuch des Schülers ist beizulegen. Kamenz, am 11. März 1893. Königliche Bezirks-Schul-Jnspektion. längere Zeit arbeitsunfähig sein wird. Am Oberschenkel befindet sich ebenfalls eine ziemlich starke Brandwunde. — Der Stadtrath und die Stadtverordneten zu Bautzen beschlossen die Aufnahme einer Anleihe im Betrage von einer Million Mark bei der Landständischen Bank daselbst. Die Hälfte davon ist vorgesehen für An legung einer neuen Wafferzuflußleitung auf Auritz-Strehla- Boblitzer Flur, 175,000 Mark sollen für Pflasterungen und Schleusenbauten dienen, 20,000 Mark für Erneuer ungen und Verbesserungen im Rathhause, 75,000 Mark kür Gasanstalts-Zwecke, 30,000 Mark für Armenhausbau, 160,000 Mark für Bau eines Frauenhospitals, außerdem sind noch eine Anzahl weiterer unvermeidlicher kleinerer Aufwendungen aus diesen Anleihemitteln vorgesehen. Dresden, 14. März. Gestern Vormittag 11 Uhr 8 Min. trafen die Offiziere des König!, preußischen Garde-Schützen Bataillons hier ein, um Sr. Königl. Ho heit dem Prinzen Friedrich August und dessen Gemahlin ihre Aufwartung zu machen. Unverzüglich begaben sich die Herren Offiziere, die ein zahlreiches Publikum umstand, nach dem Hotel Kaiserhof in Neustadt. Um 4 Uhr fand bei Sr. Königlichen Hoheit Prinz Friedrich August im Palais am Taschenberg Tafel statt, die auf das Prächtigste mit den Ehrengaben der Städte Dresden und Leipzig ausge stattet worden war. Theilnehmer waren außer dem Prin- zenpaar mit den Hofstaaten und den preußischen Offizieren: Se. Königl. Hoheit Prinz Johann Georg, Se. Exc. der Königl. preußische Gesandte Graf Dönhoff, Legationssekre tär Prinz Hans zu Hohenlohe - Oehrmgen, Durchlaucht, die obengenannte Offiziersdeputation des Schützenregiments und prinzlicher Adjutant von Haugk. Nach Besuch der Oper: „Maurer und Schlosser" im Altstädter Hoftheatcr vereinigten sich die Preußischen Kameraden mit den Offi zieren des Schützenregiments auf dem Königlichen Belvedere in freundschaftlichster Weise. Das Programm für heute lautet: Vormittags 11 Uhr 45 Min. Meldung bei Sr. Majestät dem Könige. 12 Uhr Einladung zum Frühstück im Königl. Schlosse. 6 Uhr, Mittagsessen im Offiziers casino des Schützenregiments. — Seit vielen Jahren hat der Dresdner Frühjahrs markt nicht solch' vortreffliche Witterung zum Begleiter gehabt als dieses Jahr. Die Wünsche von Hunderten, die in einem reichen Absatz ihrer Waaren gipfelten, sind damit in Erfüllung gegangen, ja in vielen Fällen über troffen worden. Unwillkürlich lud das sommerliche Wetter zum Kaufen ein. Der Besuch, namentlich seitens der Käufer aus der Provinz, war ein überaus zahlreicher. Oft stockte in den einzelnen Straßen vorgestern und gestern der Verkehr, und dabei gab es zur Freude der Fieranten mehr Kauf- als Laufpublikum. Alte Jahrmarktsbesucher und aufmerksame Beobachter unserer Märkte haben den diesjährigen Jahrmarkt, der auch in fast allen Branchen gute Preise erzielte, mit goldenen Lettern in ihren An nalen verzeichnet. Dresden. In der Abtheilung der hies. deutschen Colonialgesellschaft hielt in deren jüngster Versammlung Herr Professor Or. Peschuel-Lösche einen Vortrag über die „Entwickelungsfähigkeit Deutsch-Südwestafrika's". Der Redner, welcher Land und Leute aus eigenen Anschau ungen genau kennt, hält das südwestafrikanijche Colonial gebiet für durchaus entwickelungsfähig, nur müsse man Ausdauer haben und die erforderlichen Geldmittel auf wenden können. An der Hand zahlreicher, von ihm selbst Fink. Blatt Amts und des Stadtrathes des Aönigt. Amtsgerichts Druck und Verlag von E. L. Förste r's Erben in Pulsnitz. Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Inserate sind bis Dienstag u. Freitag, Borm. 9 Uhr aufzageben. Preis für die einspaltige Cor- puszeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. Geschäftsstellen) bei Herrn Buchdruckereibes. Pabst in Königsbrück, in den An- noncen-Bureaus von Haaskn stein L Vogler u. „Invaliden dank" in Dresden, Rudolph Moffe in Leipzig. Zu Uutsnih schenk >^fiir Pulsnitz, Lömgsbrück, Uadeberg, Nadeburg, Moritzburg und Umgcgcud Als Beiblätter: 1. Illustr. Sonntags- Statt lwöchentlich), r. Kins randwirth- ^fchafMche Mei läge (monatlich). Abonnements - Preis: Viert-ljährl.1M.2S Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zusendung. KimfuudviMzigflM Jahrgang. H"""" 15. März 18S3. Mittwoch.