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Erscheint wöchentlich 2 Mal Dienstag und Freitag. Abvnnementspreiß vierteljährlich l Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Ersche'nr wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag Abonncmentspreis vierteljährlich 1 Mark Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden Jnseratenannakme Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. Jnseratenannakmc Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. für die König!. Amtshauptumnuschnst zn Meißen/das König!. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wi!sdrnss 1881/ Nr. 28. Freitag, den 8. April Bekanntmachung. Das 2. Stück des Gesetz- und Verordnungsblattes für das Königreich Sachsen vom Jahre 1881 enthält: No. 5. Bekanntmachung, eine Anleihe der Actiengesellschaft „Bautzener Brauerei und Mälzerei" zu Bautzen betreffend; vom 21. Jan. 1881. No. 6. Bekanntmachung, die Concessionirung der Transatlantischen Feuerversicherungs-Gesellschaft zu Hamburg betreffend; vom 31. Januar 1881. No. 7. Verordnung, die Ausstellung von Heimathsscheinen für das Ausland betreffend, vom 26. Februar 1881. No. 8. Bekanntmachung, die gegenseitige abgabenfreie Behandlung des beweglichen Nachlasses Königlich Sächsischer und Kaiserlich Königlich Österreichischer Unterthanen betreffend, vom 26. Februar 1881. No. 9. Verordnung, die nach dem Reichsgesetze vom 23. Juni 1880 für die wegen Seuchen getödteten Thiere zu gewährenden Entschä digungen betreffend; vom 4. März 1881. Gedachtes Stück des Gesetz- und Verordnungsblattes liegt in hiesiger Nathsexpedition zur Einsicht aus. Wllsdruff, am 6. April 1881. Der StcMMmndcrath. Ficker, Brgmstr. Tagesgeschichte. Stürmische Austritte, die sogar ein energisches Einschreiten der Polizei nöthig machte, spielten sich in Berlin ans dem Anhalter Bahnhof bei Gelegenheit der Abreise der neuerdings 18 Ausgewiesenen ab. Zur Verabschiedung hatten sich die Angehörigen, Verwandte, Freunde und Bekannte auf dem Perron eingefnnden, um den Schei denden Lebewohl zu sagen und eine glückliche Reise zn wünschen. Hierbei ließen sich einige der Anwesenden verleiten, laute Hochrufe auf die Sozialdemokratie auszubringen, so daß schließlich, da auch der Betrieb gestört zu werden drohte, die Inspektion zur Räumung des Perrons Polizei requniren mußte. Die Aussichten für den günstigen und raschen Abschluß eines Handelsvertrags zwischen Deutschland und Oesterreich haben sich, wie mehrere Blätter mittheilen, in den letzten Tagen abermals getrübt. Die Oesterrcicher verlangen eine Veterinärkonvention, um darnach den für sie sehr wichtigen Viehexport nach Deutschland zu er möglichen, und bestehen darauf mit großer Hartnäckigkeit, während die deutsche Negierung starke Bedenken trägt, sich hierauf in der jen seits gewünschten Ausdehnung einzulassen. Sie glaubt, daß der Nutzen, den man von dem Viehseuchengesctz erhofft, durch einen solchen Ve terinärvertrag hinfällig werden dürfte. Anderseits fordert Deutschland von Oesterreich zollfreien Appreturverkehr, und diesem Ver langen scheint die österreichische Regierung nicht willfahren zu wollen. Wien. Sämmtliche Berichte aus Athen lauten kriegerisch. Auch in den Kreisen, welche der hiesigen griechischen Gesandtschaft nahe stehen, glaubt man, der Krieg sei unvermeidlich. Trotzdem sind die Wiener offiziellen Kreise nicht der Ansicht, daß Griechenland dem festen Beharren der europäischen Mächte Widerstand leisten könne, wenn diese nur einig bleiben. Aus Wien kommen verschiedene Nachrichten über einebevorstehende Kaiserzusammenkunft. Nach der „Deutschen Zeitung" soll der Czar beabsichtigen, im Mai dem Kaiser Wilhelm einen Besuch abzu statten und dann auf österreichischem Boden mit dem Kaiser Franz Josef zusammentreffen; dagegen wird einem englischen Blatte aus Wien telegraphier, daß im Herbst d. I. wahrscheinlich zu Ems eine Begegnung der Kaiser von Deutschland, Oesterreich und Rußland statt- finden wird. Die Hochzeit des österreichischen Kronprinzen ist auf den 10. Mai anberaumt. Auch die russische Presse nimmt von dem neuaugcbahntcn Freund schaftsverhältnisse zwischen Rußland und Deutschland Notiz. So hofft die deutsche „St. Petersburger Zeitung", daß sich daS Dreikaiser- Bündniß in alter Herzlichkeit erneuern werde. Sie schreibt: „Ließe sich das im Laufe der Zeit erzielen, so würden die internationalen Beziehungen eine veränderte Gestalt gewinnen. Der Alpdruck der Be fürchtung eines französischen Rachekrieges wäre Europa auf lange, wenn nicht auf immer abgenommen, die Abwickelung der orientalischen Frage ließe sich ohne allzu starkes Herzklopfen erwarten und es wäre vielleicht gar möglich, den Militärdruck der seufzenden Staaten Euro pas um ein Beträchtliches zu erleichtern. Letzteres wäre besonders für Rußland absolut nokhwendig, da nur durch Verringerung des Militärbudgets die nöthigen Summen beschafft werden können, um die gewaltigen Aufgaben im Innern erfolgreich in Angriff zn nehmen. Eine festere Zuziehung der Steuerschraube wäre bei diesen Verhält nissen kaum erfolgreich. Alles das ist ja einstweilen noch „Zukunfts musik", aber das Leitmoiiv derselben tönt bereits immer klarer und deutlicher in die Ungewißheit unserer Tage hinein. Wir meinen das gute Verhällniß Rußlands zu Oesterreich und Deutschland." Seit Petersburg steht und es einen Czaren giebt, ist es das erste Mal, daß dieser die Sicherheit seiner Person und Residenz dem Schutze der Bürger anvertraut. Diesem Dienste gilt zunächst der so eben errichtete Nath der 228 Hausmänner der Residenz; sie sollen die Polizei berathen und den Kaiser, wenn er ausfährt oder ausgeht, be- wachen helfen. Im Uebrigen ist der Kaiser verrathen und verkauft. Richt nur 5 Herren seiner höchsten geheimen Polizei, sondern auch 5 hohe Offiziere sind als Nihilisten verhaftet worden und geständig; ! "ngc Haussuchungen, während sie amtlich auswärts beschäftigt waren, x/5" Regi rung die Beweise in die Hand geliefert. Die Ge- mllchte der Käsebude mit den Minen wird immer interessanter. 4)er ingenieur-General der Polizei erklärte, der Küsekrämcr und seine Frau seien so artige Leute gewesen und hätten ihn so zuvorkommend überall herumgeführt, daß es ihm der Anstand verboten hätte, Miß trauen zu zeigen. So fand er nichts Verdächtiges oder wollte nichts finden und wurde dann verhaftet. Nun zeigts sich, daß Krämer und Frau wirklich charmante Leute und nichtsweniger als Küsekrämer waren. Der betreffende Budiker war nämlich der Nihilist Hartmann, der in Moskau Alexander II. in die Luft zu sprengen versncht hatte, und die Budikerin war die Nihilistin Sophie Perowski, die Gehülfin Hart manns und Tochter eines Gouverneurs. Sie waren beide nach dem Attentate verschwanden und wurden in Odessa verhaftet. Der angeb liche Hartmann heißt Kobosew. Um gründlich aufzuräumen, muß der neue Kaiser noch höher greifen. Sind doch zwei kaiserliche Onkels des Nihilismus re. verdächtig. Großfürst Konstantin hat seinen Ad miralsposten verloren und wird nächstens für einige Zeit ins Ausland d. h. in die Verbannung geschickt werden; dem Großfürsten Nikolaus, dem anderen Onkel, steht ein ähnliches Schicksal bevor; er ist seinem Neffen, dem Kaiser, verhaßt wegen der schmutzigen und großartigen Unterschleifshändel im letzten Türkenkriege. Viel gilt jetzt Großfürst Wladimir, der energisch und bekanntlich für alle Fälle zum Regenten der kaiserlichen Söhne eingesetzt ist; die Gemahlin Wladimirs ist eine Deutsche und Tochter des Schweriner Großherzogs, sie ist gilt deutsch gesinnt und auch Protestantin geblieben. Beide üben großen Einfluß. Ob es wahr ist, daß der Kaiser nach jedem Ausgang Diohbriefe in seiner Rocktasche findet, wer wills sagen oder bestreiten? London. In Anbetracht des schweren Verbrechens des Redac teurs der „Freiheit", Most, hat die Behörde das Gesuch, denselben gegen Kauston auf freien Fuß zu setzen, abgelehnt. Die bei Most gefundenen Notizbücher waren zum größten Theil in Chiffern geschrie ben. Der Schlüssel dazu fand sich unter den in seiner Wohnung konfiscirten Papieren. Es sollen dadurch der Polizei nicht nnr die Namen der gefährlichsten Sozialisten in Deutschland und Oesterreich, sondern auch die Fäden einer Verschwörung bekannt geworden sein, welche in Berlin angezettelt war und deren Zweck ein neues Attentat bildete. Wie es heißt, werden dadurch auch einige den höher» Krei sen angehörende Personen stark kompromittirt und wird namentlich auch eine in Leipzig stadtbekannte Persönlichkeit genannt, die mit den Berliner Vorgängen eng verflochten sein soll. — Ob Most verur- theitt wird, ist sehr fraglich. Wahrscheinlich wird man ihn von hier ausweisen. Ihren kleinen Krieg müssen auch ohne Eilgenie die Franzosen immer haben. Den nächsten kriegen sie vielleicht mit ibren algierischew Nachbarn in Tunis. Mit dem Bey von Tunis haben sie schon länger ans schlechtem Fuß gestanden, weil sich dieser, wie es im Tunesischen heißt, vor'm Gefressenwerden fürchtet. Vorige Woche aber haben wilde tunesische Stämme im Süden von Assimu den sranzösischen General Plätters, der mit einer starken Begleitung von Ingenieuren und Soldaten Vermessungen für die Sahara-Bahn unternahm, über fallen und zum größten Theil niedergemetzelt. Die Hülfstruppen, die ihm aus Algerien nachgeschickt wurden, kamen zu spät. Die Fran zosen nehmen die Sache sehr ernst. Der in Spanien in der Verbannung lebende Ex-Marschall Ba- zaine hat den'französischen Botschafter in Madrid zum Zweikampf auf Pistolen gefordert. Anlaß dazu gab die Thatsache, daß der Bot schafter wiederholt plötzlich die Salons verließ, 'sobald Bazaine in denselben erschien. Wie man versichert, hat der Geforderte die Her ausforderung Bazaine's gar nicht beantwortet. In Spanien richteten in Granada, Sevilla und Cordova Ue- berschwemmungen großen Schaden an. In den Vorstädten dieser Orte siebt das Wasser mehrere Meter hoch. Der Eisenbahnverkehr nach Kadix und Murcia ist unterbrochen. Garibaldi liegt auf d-r Insel Caprera im Sterben. Seit Wochen konnte sein Leben nur durch starke Reizmittel erhalten werden. Smyrna, 4. April. Auf der Insel Chios hat ein starkes Erd beben stattgesunden, durch welches drei Viertel der Stadt zerstört wurden; die Anzahl der bei dem Erdbeben ums Leben gekommenen Personen läßt sich noch nicht bestimmen. Das Flachland und die gegenüberliegende Stadt Tscheschme haben stark gelitten. Ein tür kisches und ein fränzösisches Stationsschiff sind mit Lebensmitteln nach Chios abgegangen. In Berichten ans Chios wird die Zahl der durch das Erdbeben getödteten oder verwundeten Personen auf 3000 ange-