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Blatt Amts und des Stadtrathes des Königl. Amtsgerichts -LbonnementS - Preis «lerteljahrl. 1 M 25 Pf. Äuf Wuns» unentgeltliche Zu sendung. Borm. 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor- puSzeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. AlS Beiblätter: l Jllustrirtes Sonntagsblatl (wöchentlich); 2 Landwirthschaftliche Beilage (monatlich). KescHästssteiren: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, Carl Daberkow, Groß röhrsdorf. Annoncen-Bureaus vonHaasen- stein L Vogler, Jnvalidendank. Rudolph Mosse und. G. L, Daube L Comp Crfchenn: Miitwock und ZonnabenX Königsbrück, Kadeberg, Kadeburg, Moritzburg und Umgegend. Inserate > ' ' sind bis Dienstag und Freitag Druck und Verlag von E. L. Förfter's Erben in Pulsnitz. Reunundvierzigster Jahrgang. 21. April 18S7. Mittwoch. Sonnabend, den 24. April 1897, Vormittags 9 Uhr findet öffentliche Bczirksausschußsitzuug statt. Die Tagesordnung hängt m der Ämtshauptmannschaft aus. Königliche A m t s h a u p t m a n n s ch a f t Kamenz, am 14. April 1897. von Erdmanttsdorff. Sonnabend, den 24. April" 1897, Nachmittags 4 uhr, gelangen im hiesigen Schüizcnhause 1 Bettstelle mit Matratze unv 4 gute Berren gegen Baarzahlung zur Lersteigerung. P u l s n i tz, den 20. April 1897. Sekretär Kunath, Ger.-Vollz. Transvaal und die Delagoabai treten in den Vordergrund der politi- tischen Erörterung und werden in nächster Zeit die Auf merksamkeit in noch höherem Maße auf sich lenken, obwohl gerade jetzt der türkisch-griechische Streit eine ernstere Ge stalt anzunehmen scheint. England plant einen Anschlag auf die Südafrikanische Republik und hat alle möglichen Vorbereitungen dazu getroffen. Ein britisches Geschwader von zehn, meistens großen Schiffen ist angeblich unterwegs, „um eine Demonstration in der Delagoabai zu machen." Die Kaffern im Gozalanle sind wieder zu einem Ausstande gebracht worden und beschäftigen, so hoffen die Engländer, die Portugiesen auf lange Zelt im vollen Maße. Ferner scheinen auch die Basutos künstlich in Aufregung versetzt Worden zu sein ; sie sollen den Oranje-Freistaat beschäftigen, so daß Transvaal von dort aus keine Hilfe erhalte. So dann soll außer C. Rhodes auch General Wolseley nach Südafrika unterwegs sein, um den Oberbefehl über die ge- sammten englischen Streitkräfte dort zu übernehmen. Dieser General hat bekanntlich vor klingen Wochen aus Befragen erklärt, daß 20000 Mann englischer Truppen für einen Kampf mit Transvaal genügen würden. Damit steht er allerdings in einem scharfen Gegensätze zu ankeren mili- tärischen Autoritäten, die 60 000 Mann dazu für nöthig erachten. Neuerdings meiden nun , angesehene englische Blätter, daß 37 000 Mann englischer Truppen nach Süd afrika gebracht werden sollen. Die Zahl mag zunächst unerörtert bleiben, zumal es nicht lange mehr dauern kann, bis der wirkliche Bestand englischer Truppen in Südafrika bekannt werden wird. Die Hauptfrage in Bezug auf die englischen Absichten ist, was für Demonstrationen das Geschwader in der Delagoabai ausführen soll, wenn es die Insel Jnyak nicht okkupiert. Der nächste Gedanke ist der, daß das Geschwader nach dem Muster von 1894 eine größere Truppe ausschifft und den Hafen von Lourenco MarqueS besetzt. Man könnte wieder den Schutz englischer Interessen als Vorwand anrufen, da ja wie damals die Kaffern angeblich in großer Zahl gegen das Gebiet heran- rückcn. Eine solche Begründung würde den Protesten Portugals sowie den etwaigen Anfragen anderer Mächte gegenüber dem völkerrechtswidrigen Vorgehen Englands eine Art ernstlicher Grundlage geben; deshalb hat diese Methode des Vorgehens einige Wahrscheinlichkeit sür sich. Von anderer Seite wird angenommen, daß das englische Ge schwader den Verkehr nach Transvaal unterbinden und die Republik gleichsam aushungern wolle. Las Land bringt seinen Bedarf nur zum kleinsten Theile selbst auf und be zieht den größten Theil seiner Nahrungsmittel, wie über haupt die meisten Bedürfnisse über die Delagoabai. Ein solches Aushungerungssystem wäre mithin eine ernste Ge fahr sür Transvaal, doch läßt sich der Gedanke nicht ab weisen, daß die Engländer bei einem solchen Verfahren nicht die Vorbereitungen zum Erwürgen der Republik nöthig gehabt hätten. Die wichtigste Frage in allen diesen Fällen ist die: wie wild sich daszzunüchst geschädigte Portugal Verhalten? Wird die Lissaboner Regierung im wirklichen Interesse Portugals jedes Eingreifen der Engländer in die Sphäre entschieden zurückweisen oder wird Portugal sein bisheriges kühles Benehmen gegen Transvaal sortsetzen? In letzterem Falle ist nach verschiedenen Aeußerungen an zunehmen, daß die Buren aus eigene Hand offensiv ein greifen, denn hier handelt eS sich um die Existenz der auf blühenden Republik. Eine Entscheidung der gesammten südafrikanischen Frage steht offenbar nahe bevor. Damit tritt in der gesammten englischen Kolonialpolitik ein Wende- Punkt ein. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Beiträge für diesen Theil werden gegen Vergütung dankend angenommen. Pulsnitz. Wie wir hören, hat vor einigen Tagen eine Besprechung von Mitgliedern der städtischen Kollegien über die hier einzuführende Gemeindediaconie stattqefunden und es sind dieselben dahin schlüssig geworden, die letztere durch die städtische Verwaltung hier ins Leben zu rufen und auf Kosten der Stadtgemeinde zu erhalten, so lange dies als im Interesse der letzteren liegend erachtet wird. Zunächst soll an den maßgebenden Stellen Erkundigung über die erwartenden Beihülsen und Unterstützungen ein gezogen und durch freiwillige Gaben aus der Mitte der Bürgerschaft ein Fond gegründet werden, dessen Zinsen zu dem gedachten Zweck mit verwendet werden sollen. Pulsnitz. Die Witterung an den vergangenen beiden Osterfeiertagen zeigte uns so recht, zu welchen launen haften, wilden Gesellen sich der Monat April aufspielen kann. Sonnenschein wechselte mit Regenschauer, Graupel wettern und Schneegestöber, die ein eisiger Nordwest über die in jungem Grün prangenden Fluren dahinjagte. In Aussicht genommene Ausflüge in die nähere oder weitere Umgebung mutzten unter diesen Umständen unterbleiben, gewiß zum großen Leidwesen der Gastwirt'.,e, die auf den Besuch von Feiertagsgästen gerechnet hatten. Ein reger Verkehr machte sich hingegen in den Restaurationslokalitäten der Stadt bemerkbar. — Das am 1. Feiertag Abend im Saale des Hotels Grauer Wolf stattfindende Concert unsrer Stadtcapelle war gut besucht. Herr Musikdirektor Frenzel hatte durch Hinzuziehen fremder Kräfte seine Capelle verstärkt und erntete durch den guten Vortrag des so vor- tresflich gewählten Programmes reichen Beifall. Pulsnitz. Die diesjährige Bezirks-Versammlung der Königlich sächsischen Militär-Vereine des Bezirks Kamenz findet Sonntag, den 30. Mai a. v. in Königsbrück statt. PulSnitz. Der hiesige Kgl. Sächs. Militär Ver ein begeht die Feier deS Geburtstages Sr. Maj. des Königs nächsten Sonntag, den 25. dieses Monats durch Concert (Jnstrumentalvorträge der Siadtcapelle, Gesangsvorträge des Militärgesang-Vereinssund Ball im Saale des Schützen hauses. Königsbrück, 16. April. An dem vom König!. Ministerium des Innern mit Ausschreibungen vom 1. August 1896 eröffneten Wettbewerb sür Entwürfe land- wirthschaftlicher Gehöstebauten des Klein- und bäuerlichen Grundbesitzes im Königreiche Sachsen haben sich 65 Be werber mit 83 Entwürfen und 191 Plänen rc. betheiligt. DaS aus den Herren Oberregierungsrath Münzner als Kommissar deS Ministeriums des Innern, Architekt A. Grote-DreSden, Architekt Käppler-Leipzig, Landbauinspektor Schmibt-DreSden, Rittergutsbesitzer Andrä auf Braunsdorf, Gutsbesitzer Täweritz zu Steina und Gutsbesitzer Schön herr zu Niederlauterstein, gebildete Preisgericht hat die in einem Schulzimmer der Königlichen Baugewerkenschule in DreSden-Neustadt, Niedergraben Nr. 5, II. Obergeschoß aufgestellten Arbeiten geprüft und die als am zweckmä ßigsten befundenen Entwürfe mit 12 Preisen von 600 bis 100 Mk. prämiirt. Das Ministerium des Innern wird die preisgekrönten Entwürfe, die in sein Eigenthum übergehen, mit Nennung der Urheber veivielfältigen lassen und sie einzeln zu einem billigen Preise Interessenten im Wege deS Buchhandels zur Versügung stellen. Kamenz, 14. April. Bei der am 12. April Vor mittags stattgefundenen Stutenmusterung und Fohlen'chau gelangten 41 Zuchtstuten zur Vorführung. Zur Prämii- rung wurden 34 einjährige und 49 zweijährige Fohlen vorgesührt und befanden sich darunter sehr werthvolle und gut gehaltene Thiere. Von der PrämiirungS-Commission wurde Herrn Rittergutspachter H. Bole-Reichenbach sür die beste Gesammt-Leistung auf dem Gebiete der Fohlen zucht ein erster und Herrn Rittergutspachter P. Warnatzsch- Kriepitz für die nächste Leistung ein zweiter Silberpreis zuerkannt, nachdem Herr Rütergutspachter Blümich-Räckel- witz, welcher schon wiederholt prämiirt worden, auf die Zuerkenung eines zweiten Silberpreises für eine Gesammt- leistung freiwillig verzichtet hatte. Diese Silberpreise wa ren ein Geschenk des adeligen Clubs zu Kamenz, welcher schon wiederholt dergleichen Preise gestiftet hat. Die üb rigen Preise bestanden in Fohlentrensen (12 Stück), Frei- dcckscheinen, Anerkennungsdiplomen und Broschüren. — Un ter den 34 einjährigen Fohlen befanden sich 3 Fohlen mit der Classification rl, 14 mit der Classification L, die üb rigen mit der Cl. 0. Unter den zweijährigen Fohlen be fanden sich 6 ^.-Fohlen, 25 L-Fohlen, die übrigen erhielten Classification 0. — Einige Fohlen mußten leider von der Prämiirung zurückgewiesen werden, da sie die Erscheinungen zu frühzeitigen Einspannens an sich trugen. Zu frühzei tiger Gebrauch kann vom züchterischen Standpunkte aus nicht genug getadelt werden, da dergleichen Fohlen hier durch der Schönheit und Elasticität ihrer Bewegung ver- lustigt gehen. Schonung in der Jugend macht sich im Alter doppelt bezahlfi Die Prämiirungs-Commission be stand aus folgenden Herren: 1., Landstallmeister Grafen zu Münster aus Moritz! urg; 2., Rittergutsbesitzer M. Möbius aus Lehndorf; 3, Gutsbesitzer I)r. Weitzmann- Pulsnitz; 4., Königlicher Bezirksthierarzt B. Weigel von hier. K. W. — In der Sitzung vom 13. April der ersten Straf kammer beim Landgericht Bautzen wurde auch gegen den Gärtnerlehrling Robert Friedrich Richter aus Oschatz, zuletzt in der Gärtnerei des Rittergutes Bischheim beschäftigt, ein bisher noch nicht bestrafter, aber schon dem Trünke ergebener Mensch, verhandelt. Richter ist geständig, am 4. März 1897 vorsätzlicher Weise und nur aus Vergnügen am Anblick eines Brandes, eine dem Herrn Kammerherrn von Bünau gehörige Scheune in Bischheim in Brand ge steckt zu haben. Dadurch entstand ein großer Schaden sür den Besitzer. Mit Rücksicht auf die Gemeingesährlich- keüswird der Angeklagte zu drei Jahren Gefängniß verurtheilt. — Wie bereits am Sonnabend mitgetheilt ward, wird Se. Majestät der Kaiser auch zum diesjährigen Ge burtstage Sr. Majestät des Königs zu dessen persönlicher Beglückwünschung in Dresden eintreffen. Die Ankunft Sr. Majestät deS Kaisers in Dresden-Strehlen erfolgt am 23. April Vormittags 10 Uhr, die Abreise am näch sten Tage Vormittags 9 Uhr 5 Min. — Die steinerne Fassade der Bahnhofs-Neubauten inDresden wird bereits abgerüstet, die Eckthürme zeigen sich schon in ihrer architektonischen Schönheit. Sobald der eiserne Turm-Dachstuhl eingedeckt sein wird, kann der Jnnenbau der Wartesäle rc. beginnen. Dieser Ausbau muß sehr solide vorbereitet werden, da ja eine Erneuerung, Wie sie auf Dresdens Straßen so oft nöthig wird, aus geschlossen ist; denn die Räume werden unentbehrlich sein. Ein Jahr ist sür diese Jnnenarbeit vorgesehen, und am 22. April 1898 wird, vor Königs Geburtstag, das Ge- jammtbauwerk festlich eingeweiht und am 23. April 1898 in den öffentlichen Gebrauch gegeben. Gerade zu Ostern wurde der letzte Bogen zur Südhalle geschlagen, so daß zum Feste die Residenz Dresden seine neue Sehenswür digkeit stolz vorsühren konnte. — In Dresden treffen jetzt zahlreiche ausländische Arbeiter mit Kind und Kegel ein, um daselbst auf Bauten rc. Albert zu suchen. Man begegnet den verschiedensten Nationalitäten, Böhmen, Polen, Italienern u. s. w. Sieben Polen, vier Männer und drei Frauen hatten in der letzten Nacht ein eigenartiges Donucil zur Niederlassung gewählt. Man traf die Obdachlosen unter dem Georgenther cam- pirend an und brachte sie einstweilen unter Dach und Fach.