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Verschärfte Krisis in Gens Der Aufnahmeausschuß für Deutschlands Eintritt — Opposition Spaniens und Brasiliens Vermittlungsversuche Chamberlains — Dr. Külz im Reichstag Deutschlands Aufnahme einstimmig genehmigt. Gens. Die Aufnahmekommission des Völkerbundes genehmigte debattelos den Beschluß ihrer Unterkommlssio», daß Deutschland sämtliche Voraussetzungen erfüllt habe, die für seine Aufnahme in den Völkerbund erforderlich seien. Damit sind die vorbereitenden Verhandlungen für die Auf nahme Deutschlands in den Völkerbund abgeschlossen und es steht nunmehr der Vollversammlung offen, die Aufnahme Deutschlands mit Zweidrittelmehrheit zu beschließen. Von den «eiteren Verhandlungen über die Erweiterung des Rats wird die Einberufung dieser Versammlung abhängen. Fünf Fragen des Aufnahmeausschusses. In der Unterkommission waren folgende Fragen über die Aufnahme Deutschlands gestellt worden: 1. Ist der deutsche Aufnahmeantrag in den Völker bund ordnungsgemäß? 2. Ist die deutsche Regierung äe jure und äe taoto anerkannt und von welchen Regierungen? 3. Ist die Regierung des Deutschen Reiches unab hängig? 4. Wie steht es mit den Erklärungen der Reichs regierung gegenüber ihren internationalen Verpflichtun gen und den Vorschriften der Friedensverträge sowie 5. den Bestimmungen des Völkerbundes über die Rü stungen? Der Unterausschuß hatte bereits festgestellt, daß die Frage I zweifellos mit ja beantwortet werden müsse und daß gegen die Fragen 2, 3 und 4 keine Einwände erhoben werden könnten. Zu Frage 5 hat sich der Rat durch die ständige beratende Militärkommission des Völkerbundes ein Gutachten abgeben lassen, das dahin lautet, daß die Frage der Abrüstung durch den Versailler Vertrag geregelt sei und nicht weiter durch die Kommission geprüft zu werden brauche. Gleichzeitig lag dec Aufnahme kommission eine Erklärung der Botschafterkonferenz vom 4. März über die deutsche Abrüstung vor. Zum Bericht erstatter vor der Vollversammlung wurde Sir Austen Chamberlain, der Vorsitzende der Aufnahmekommis sion, ernannt. Rückzugsgefecht in Genf. Die Delegationen holen neue Instruk tionen ein. Genf. Der konzentrische Druck, der auf die deutsche Delegation seit einigen Tagen in Genf ausgeübt wird, hat noch an Intensität zugenommen. Trotzdem ist nicht das ge- ringste Anzeichen dafür vorhanden, daß der Reichskanzler und vr. Stresemann die Absicht haben, auch nur im ge ringsten nachzugeben. Es sind die letzten Anstrengungen, die von der Gegenseite gemacht werden, Deutschland zum Nachgeben zu zwingen. Aber nicht nur Deutschland hat diesen Druck zu er tragen, er richtet sich in gleichem Maße auch gegen den schwe dischen Außenminister, weil es allen in Genf weilenden Mächten klargeworden ist, daß Deutschland nicht der Schul dige an der latenten Völkerbundkrise ist. Die bisherigen Ratsmitglieder sind ja unter sich in der Frage der Erweite- rung des Rates uneinig. Da Deutschland es ablehnt, auf die eine oder die andere Seite zu treten und aktiv Stellung zu nehmen, so wird dieser Streit jedenfalls durch Deutsch land nicht verschärft. In der letzten Sitzung mußten sich alle diejenigen, di« die Schuld aus Deutschland Weben wollten, hiervon über- zeugen. Denn als sie nacheinander mit ihren Forderungen hervortrate» und ihre« Austritt aus dem Völkerbund an drohte«, falls sie keinen stSudigen Ratssitz erhielten, da wurde ihnen vom schwedischen Außenminister geantwortet, daß die schwedische Regierung trotz aller möglichen Folgen an ihrem Standpunkt sesthalten werde. N«n gilt es für die auf eine» Ratssitz Anspruch erhebenden Mächte, von ihren Regierungen neue Instruktionen einzuholen, da die in Genf anwesende« Staatsmänner die Verantwortung allein nicht auf ihre Schultern nehmen wolle». Fortdauernd« Krisis. Genf. Troß vieler Verhandlungen ist die Lage der Krisis um die Ratsfrage immer noch unverändert. Aeußer- lich haben die Staatsmänner des Völkerbundes die Ver handlungen zur Aufnahme Deutschlands etwas weiter- gesührt, indem die erste Kommission mit einer gewissen Zart heit alle kritischen politischen Fragen ausgeschaltet und kurzer- Hand die Empfehlung der Aufnahme an die Vollversamm lung beschlossen hat. Mit dem Eintreffen Briands sind die Verhandlungen keineswegs leichter geworden. Briands politische Stellung in Frankreich ist nicht so fest, wie aus naheliegenden propagandistischen Gründen in den letzten Tagen behauptet wurde. Man kann in Genf auch von fran zösischer Seite hören, daß Briand eine Vorstellung seines Kabinetts vor der Kammer absichtlich vermieden hat, weil er einen neuen Sturz hätte befürchten müssen, und daß Briand ein gewisses Interesse daran hat, mit einer für Frankreich günstigen Lösung nach Hause zu kommen. Die Verhandlungen betreffen noch immer das alte Problem. Spanien erklärt, gegen die Aufnahme Deutschlands in den Völkerbundrat zwar nicht stimmen zu wollen, aber aus dem Völkerbund ausscheiden zu müssen, wenn Spanien nicht gleichzeitig mit Deutschland einen ständigen Ratssitz erhält oder wenigstens von Deutschland eine Zusage für September gegeben wird. Brasilien hat die schärfere Taktik gewählt und will seine Zusage für den ständigen Ratssitz Deutschlands zurückziehen. Brasilien würde seine offizielle Note an Deutschland zurücknehmen. Briand bemüht sich, Brasilien und Spanien zu ver trösten und den Gedanken eines Komitees des Rats mit dem Auftrag zur Nachprüfung aller Anträge durchzusetzen. Der Reichskanzler vr. Luther hat den tschechoslowa kischen Außenminister Benesch und darauf den ersten Delegierten Brasiliens, Mello Franco, empfangen. Ob durch diese Besprechung eine Klärung eingetreten ist, ist noch nicht festgestellt. Selbstverständlich hat aber die deutsche Delegation von ihrem Standpunkt nichts preisgegeben. VulMiherFayeblatt Kernsprecher 18. Tel.-Adr.: Tageblatt Pulsnitz «ostscheck-Konto Dresden 2138. Giro-Konto 146 — — — Erscheint an je»«« Werktag — — — Im Falle höherer Gewalt — Krieg, Streik oder sonstiger irgend welcher Störung des Betriebes der Zeitung oder der Beförüerungseinrichtungen — hat der Bezieher keinen Anspruch aus Lieferung oder Nachlüferung der Zeitung oder auf Rück zahlung des Bezugspreises. — Wöchentlich 0.65 RM bei freier Zustellung; bei Abholung wöchentlich 0.55 RM; durch die Post monatlich 2.60 RM freibleibend Bank-Konten: Pulsnitzer Bank, Pulsnitz und V »op " AIVAUTT Commerz- und Privat-Bank, Zweigstelle Pulsnitz Anzrigen-Gnindzahlen in RM: Die 42 mm breite Petitzeile (Mosse'sZeilenmcsicr 14) RM 0.25, in der Amtshauptmanuschast Kamenz RM 0.2V. Amtliche Zeile RM 0.75 und RM 0.60. Reklame RM 0.60. Tabellarischer Satz 50°/, Ausschlag. — Bei zwangsweiser Einziehung der Anzeigengebühren durch Klage oder in KonkurssSllcn gelangt der volle Recknungsbetrag unter Wegfall von Preisnachlaß in Anrechnung Bis i/,10 Uhr vormittags eingehende Anzeigen finden am gleichen Tage Aufnahme Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Kamenz, des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz sowie der Gemeinderäte Großnaundorf und Weißbach Hauptblatt und älteste Zeitung in den Ortschaften des Pulsnitzer Amtsgcrichtsbezirks: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalde, Ohorn, Obersteina, Niederstem», Weißbach, Ober- und Niederlichtenau, Friedersdorf, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-Dittmannsdorf Geschäftsstelle: Pulsnitz, Albertstraße Nr. 2 Druck und Verlag von E. L. Försters Erben (Inh. I. W. Mohr) Schriftleiter: I. W. MohrinPulSnitz Nummer 80 Freitag, de« LS. März 1928 78. Jahrgang Amtlicher Teil mmigme« M Aki Forstamt Langebrück. Dresden. in dem „Pulsnitzer Tageblatt" find von denkbar bestem Erfolg. Holzverfteigerung. NUtiwoch, den 24. März 1928, oorm. 11 Uhr im Fremdenhof Hause in Grotzröhradorf. . 577 N^b. - Stümme —/i5 cm -- 9280 km; 670 dgl. 16/19 cm ----- 202,86 km; 804 dgl. A/22 cm ----- 13782 km; 222 dgl. 23/29 cm 142,01 km; 7 dgl. 30/36 cm ---- D5 81 km; 513 Ndh.- «löge 7/29 cm --- 34,18 km; Abt. 41 --- Kadlschl., 8, 11, 15, 18, 23, 25, 29 -- Emzelh. Das Wichtigste Dar Reicksarbeitsministerlum hat den Länderregierungen den Neu- rntwurs de» Arbeitsschutzgesetzer unterbreitet. Der Entwurf, der das gesamte Arbeitsschutzrecht neu regelt, geht auch aus das Problem der allgemeinen Arbeitszeilregelung rin. Wie in Zentrumskreisen verlautbarte, sollen unmittelbar nach der Rückkehr de» Kanzlers aus Gens die parlamentarischen Bespre» chungen über die Wahlrechtsreform und da» neue Reichsschul- grsetz ausgenommen werden. Drr deutsche Weltmeisterschaft,schwimmer Radrmacher hat in Amerika seinen Weltrekord im Dierhundrrtmeter - Brustschwimmen ver- bessert, indem er diese Strecke in 5 Min. 50,2 Sek. zurücklegte. Dem »Journal du Peuple' zusolge, hat die Fraktionsfitzung der sozialistischen Kammerfraklion Frankreichs abgelehnt, eine be sondere Erklärung sür Deutschland» Alleinausnahme in den Völkerbundrat zu beschließen. Nach einer Meldung au» Beirut haben Drusenabteilungin, denen r» gelungen war, in die Vorstädte von Damaskus einzudrin gen, eine schwere Niederlage erlitten. Drr Kampf dauerte meh- rrre Stunden Die Verluste sollen 500 Mann übersteigen. Nach einer Meldung aus Liewno (Serbien) hat dort ein furcht barer Wirbelsturm 75 Häuser zerstört. Der Schaden wird aus drei Millionen Dinar geschätzt. Menschenleben scheinen nicht ums Leben gekommen zu sein. In einem Artillertrlagrr in Siedler (Polen) ereignete sich eine schwere Granatenexplofion, wobei zwei Soldaten ums Leben kamen und rtnr größere Anzahl Soldaten schwer verletzt wurden. Die Ursache der Explosion ist nicht bekannt. MW md sächsische Angelegenheiten. — (Landwirte, laßt Eure Stuten decken!) Durch die schwere wirtschaftliche Krise, die im letzten Jahre über Deutschland lag und den Absatz jeder Art Produkte so außer ordentlich erschwerte, hat auch die Pferdezucht sehr ge litten. Der Geldmangel verhindert, daß die Pferde konsu mierenden Kreise die notwendigen Anschaffungen an Pferden Machen konnten. Es waren in den Jahren vor 1925 auch ju viele Stuten dem Hengste zugeführt worden, denn bei dem Pferdemangel nach dem Kriege war die Pferdezucht ein sehr gutes Geschäft und die Züchter ließen sich verleiten, jede, auch die mäßigste und nicht zuchttaugliche Stute dem Hengste zuzuführen. Unter dem Absatzmangel und der großen, jetzt gestopsten Pferdeeinfuhr ist im Jahre 1925 die Zahl der von Beschälern der preußischen Gestütsverwaltung ge deckten Stuten um 30°/. zurückgegangen. Die Zahl der jungen Pferde wird in den nächsten Jahren sehr gering sein Und es ist zu befürchten, daß der große Rückgang an ge deckten Stuten Ursache eines großen Pferdemangcls in den nächsten Jahren sein wird. Das Pferd wird in der Land- Mirtschaft niemals durch den Motor ersetzt werden können. Es wird auch im Verkehrsleben seine Rolle weiterspielen. Dazu kommt die steigende Ausfuhr Deutschlands an Pfer den, denn die Produkte der deutschen Pferdezuchten werden im Auslande mehr und mehr geschützt. Es darf in Deutsch land nicht zum Mangel an guten Pferden kommen. Ein Mangel an guten Pferden würde die Regierung zwingen, eine Ein fuhr von Pferden in großem Maße zuzulassen. Daher, deutsche Landwirte, führt das, was Ihr an guten Zucht stuten besitzt, in diesem Frühjahr unbedingt zum Hengste. Ein Jahr schlechten Absatzes wird die dauernde Rentabilität der Pferdezucht nicht verhindern können. Wir dürfen nicht dahin kommen, daß wir in einigen Jahren Mangel an Pfer den haben. — (Kundgebung für die Freizeit der Ju gend.) Die vom Rechtsausschuß der Jugendverbände ge meinsam mit 27 anderen Organisationen kürzlich in Berlin im Plenarsaal des Landwirtschaftsrates veranstaltete Kund gebung für die Freizeit der Jugend wurde von dem Jugend- Pfarrer Suderow geleitet, der in überzeugender Weise die